Karl August von Hardenberg

„Herr von Hardenberg hatte die Gutmütigkeit und Freundlichkeit sanguinischer, genußliebender Menschen, einen Verstand, der leicht faßte, Tätigkeit, ein vorteilhaftes Äußeres. Es fehlte aber seinem Charakter sowohl an einer moralischen, religiösen Basis als an Größe, intensiver Kraft und Festigkeit, seinem Verstand an Tiefe, seinen Kenntnissen an Gründlichkeit, daher seine Schwäche, sein Übermut im Glück, seine weinerliche Weichheit in Widerwärtigkeiten, seine Oberflächlichkeit, die, durch seine Sinnlichkeit, Stolz und Falschheit geleitet, so vieles Übel verursachten. Er entfernte alle tüchtigen Menschen, umgab sich nur mit mittelmäßigen, oft schlechten, die ihn mißbrauchten und unanständig behandelten, seine Lieblingsunterhaltung waren unzüchtige Reden; der vertraute Umgang mit nichtswürdigen Weibern, die mit seinen grauen Haaren, seinem Stolz, seiner Würde kontrastierten, machte ihn noch verächtlicher; er untergrub den alten preußischen Geist der Sparsamkeit und des Gehorsams, und als er starb, hinterließ er die Finanzen zerrüttet und die Staatsgeschäfte in den Händen einer Überzahl schlecht ausgewählter Beamten. Nicht nach dem Großen und Guten strebte er um des Großen und Guten willen, sondern als Mittel zu eigenem Ruhm, daher begriff er es nicht, erreichte es nicht und ging dahin, nicht geachtet, nicht betrauert.“ (Karl vom Stein)

Reichlich streng geht da unser Freiherr vom Stein mit seinem Nachfolger Karl August von Hardenberg ins Gericht. Wir Panzertiere sind da weniger streng. Denn als unser Hardenberg Anno 1810 an die Spitze es preußischen Staates trat, schwebte dieser in beständiger Gefahr von Napoleon ausgelöscht zu werden. Umso mehr als unser General Gerhard von Scharnhorsts heimlich an seiner Heeresreform werkelte. Ob sich unser Stein besser geschlagen hätte, wissen wir nicht. Da er aber von Napoleon geächtet und in die Verbannung gehen mußte, so hätte er leicht Anno 1812 den Heißspornen beitreten und mit Rußland den Verzweiflungskampf gegen Napoleon aufgenommen. Ein Sieg über Napoleons 600,000 Mann starke große Armee wäre aber unmöglich gewesen. Selbst wenn Preußen sein Heer von 40,000 auf 250,000 Mann hätte bringen können, was nicht zu erwarten stand. Denn Napoleon wäre rasch mit seiner Hauptmacht erschienen und die bis die Russen aus den Tiefen ihres Landes herangekommen wären, würde die Entscheidung gefallen sein. Der Ausgang der Schlacht von Ligny stimmt nicht gerade zuversichtlich, daß Blücher und Gneisenau in der Unterzahl gesiegt hätten. Daher mußte man in den sauren Apfel beißen und wer die Feldzüge Napoleons studiert hat, der konnte dessen Schwachstelle – die Vernachläßigung des Nachschubwesens und der Mangel an Fürsorge für die eigenen Truppen – durchaus erkennen. Ob unser Hardenberg das tat wissen wir nicht. Seine zögerliche Haltung Anfang Anno 1813 spricht dagegen, wobei man das Ausmaß der Niederlage Napoleons erst erblicken mußte, bevor man die Scharnhorstsche Truppenvermehrung in Kraft setzen konnte… Anno 1750 wurde unser Hardenberg im sächsischen Essenrode geboren. In Göttingen und Leipzig studierte er die Rechtskunde und war für Hannover, Braunschweig und Ansbach tätig, bevor er in den preußischen Dienst getreten ist. Als Außenminister zeigte er sich nur bedingt glücklich und so ereilte unser altes Preußen Anno 1806 sein Unglücksjahr. Gar zu sehr hatte man sich auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen ausgeruht. Auf dem Wiener Kongreß setzte unser Hardenberg die Erwerbung des Rheinlandes durch Preußen durch und gründete mit Metternich den Deutschen Bund und die Heilige Allianz mit Rußland. In Preußen wollte er eine landständische Verfassung einführen, die ihm unser Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Dritte aber nicht genehmigt hat. Ob diese den liberalen Parlamentsunfug nach Anno 1848 verhindert hätte, wissen die Nornen allein. Bezüglich des Familienlebens ist unser Hardenberg aber wahrlich nicht zu loben. Da zwei seiner drei Ehen geschieden wurden und er auch nur zwei – legitime – Kinder hatte. Unser Geburtstagskind soll natürlich auch selbst zu Wort kommen. Aus der Rigaer Denkschrift gibt es die Überlegungen zum Umgang mit Napoleon und Rußland: https://archive.org/details/denkwrdigkeite04harduoft

„III) Überhaupt zeige man Charakter. Dieser muß dem Staat wieder aufhelfen, so wie der Mangel daran ihn gestürzt hat. Wesentliche Schritte dazu sind geschehen. Preußen hat durch sein Betragen im Unglück und durch treue Beharrlichkeit einen großen Teil der verlorenen Achtung wieder erworben und sich rein gewaschen von den alten politischen Sünden. Man übe eine ehrliche, gerade, treue Politik, ohne List und Trug, die entgegengesetzte Napoleons, aber mit großer Konsequenz. Nur dieses kann Vertrauen geben, und nur erst auf Vertrauen in Rechtlichkeit und Konsequenz kann Achtung gegründet werden, statt deren der Übermächtige Furcht gebietet. Nur Achtung kann dem Staat Ansehn und Sicherheit verschaffen, der durch Furcht nicht imponieren kann. Auch im Unglück kann man Würde behaupten und einen edlen festen Ton beibehalten. IV) Alle Verwickelungen vermeide man aufs allersorgfältigste und gebe keinen Anlaß zum Streit, damit man Zeit gewinne, sich zu verstärken. V) Insonderheit ist hierin mit Napoleon die größte Vorsicht nötig, da noch so viele Gegenstände mit ihm auszugleichen sind und er das Messer noch über uns zuckt. Vor allen Dingen wende man alles an, die französischen Truppen ganz aus dem Lande zu entfernen und scheue allenfalls ein neues Opfer nicht, um dahin zu gelangen. Freilich bleiben sie uns nur zu nahe; indeß ist doch vorerst viel gewonnen, wenn sie fort sind. Aber um alles in der Welt schmeichle man Napoleon nicht kriechend, wie ehemals. Damit würde man gewiß den Zweck verfehlen, wie wir ihn verfehlt haben. Napoleon weiß recht wohl, was er von solchen Zuvorkommenheiten und Schmeicheleien zu halten hat, und nur seine Achtung kann frommen. Man hüte sich mit ihm zu streiten, so lange es irgend möglich ist; man beleidige ihn nicht, aber auch gegen ihn benehme man sich mit Würde und Festigkeit und Konsequenz. Von sehr guter Hand ist mir versichert worden, daß man in Paris die Briefe des Königs an Napoleon les Elegies de Frederic Guillaume nannte. VI) Preußen muß sich jetzt Frankreich nicht nähern und sich ja nicht um die Allianz Napoleons bewerben, gegen die er sogar Abneigung geäußert hat. Es muß sich von ihm suchen lassen, und nur dahin trachten, zu verhüten, daß er es nicht zwinge, unter seinen Fahnen zu fechten. Nur im Notfall kann Preußen sich mit Frankreich alliieren und nur dann, sollte dieser eintreten, wenn es zugleich mit einer andern großen Macht, mit Rußland oder Österreich geschehe, also womöglich nie allein, es sei denn daß es von den andern Mächten verlassen oder angefallen würde. Die Folgen einer jeden Allianz mit Frankreich werden immer großer eigener Kriegsaufwand und Schaden durch die alliierten Truppen, ohne baren Ersatz, sein, von einer Allianz mit Frankreich allein – Abhängigkeit. VII) Dem Rheinbunde muß Preußen ja nicht beitreten, weil es dadurch der Abhängigkeit das Signal ausdrücken und sich zum Vasallen Napoleons stempeln würde. Es bewahre wenigstens den Schein der Independenz, bis es die Wirklichkeit wieder an die Stelle setzen kann! Selbst angebotene Vorteile dürfen Preußen nicht hierzu bewegen. VIII) Laut darf es Preußen jetzt freilich nicht aussprechen, daß es dem französischen System nicht hold ist, aber eben so wenig sich für solches erklären. Dieses würde ohnehin bei Napoleon keinen Glauben finden. Er hat zu wenig Achtung und Rücksicht für Preußen gezeigt . um solchem je wahre Zuneigung zuzutrauen. Es konnte nur dann rätlich sein, sich dem französischen politischen System anzuschließen, wenn es die Not erheischte, wenn der Staat dadurch eine Existenz erhielt, die seine Macht und Unabhängigkeit sicherte; nur dann, wenn dieses noch je der Fall sein könnte, würde sich solches noch rechtfertigen. Jetzt erhalte man vorsichtig bei den übrigen Mächten den Glauben an Konsequenz und Beharrlichkeit in den Grundsätzen, sich selbst aber, so wie bei ihnen, Vertrauen und Hoffnung aus wechselseitige Hilfe. IX) Rußland hat Preußen schändlich verlassen. Um aber den Charakter der russischen Treulosigkeit, das künftige Benehmen gegen diese Macht und den Grad des Vertrauens richtig zu bestimmen, das man aus sie setzen kann, ist es durchaus nötig, aus die Umstände Rücksicht zu nehmen und aus die Personen, welche dabei gewirkt haben. Sie sind zu bekannt, als daß es erforderlich wäre, hier in eine umständliche Auseinandersetzung hinein zu gehen. Der Kraftlose, der ausgerüstet mit großer Macht den Umständen gar nicht gebieten kann und bei dem ersten widrigen Geschick jenen schwach unterliegt, ist und bleibt ein unzuverlässiger Freund, aber man traue ihm nur das zu, wozu sein Charakter berechtigt: man benutze seine gute Absicht und das, was man nach dem Maße seiner Kraft von ihm erwarten kann, Preußen muß Rußlands Nachbarschaft und Macht immer scheuen und schonen. Jetzt muß es solches so fest als möglich an der Allianz und den durch die Bartensteiner Konvention eingegangenen Verbindlichkeiten, an den mündlich und schriftlich, so oft und so heilig wiederholten Versicherungen des Kaisers halten, sich desselben als Stütze gegen Frankreich, als Vermittler streitiger Punkte bedienen und von seiner Freundschaft den möglichen Ersatz des erlittenen Verlusts und Erfüllung der übernommenen Verbindlichkeiten fortgesetzt begehren. So manche Betrachtungen müssen ihn bewegen, hierauf Rücksicht zu nehmen und glücklicher Weise fordert es das eigene Interesse seines Reichs. Ob es rätlich sei, die 1808 ablaufende Allianz wieder zu erneuern, läßt sich jetzt noch nicht gewiß bestimmen: die Umstände müssen es ergeben. Indeß scheint es allerdings so, vielleicht mit angemessenen Modifikationen…“

Feldmarschall Albrecht von Roon

„Roon aber war der einzige unter meinen spätern Kollegen, der bei meinem Eintritt in das Amt sich der Wirkung und des Zweckes desselben und des gemeinsamen Operationsplanes bewußt war und den letzteren mit mir besprach. Er war unerreicht in der Treue, Tapferkeit und Leistungsfähigkeit, womit er vor und nach meinem Eintritt die Krisis überwinden half, in welche der Staat durch das Experiment der neuen Ära geraten war. Er verstand sein Ressort und beherrschte es, war der beste Redner unter uns, ein Mann von Geist und unerschütterlich in der Gesinnung eines ehrliebenden preußischen Offiziers. Mit vollem Verständnis für politische Fragen wie Eulenburg, war er konsequenter, sicherer und besonnener als dieser. Sein Privatleben war einwandsfrei. Ich war mit ihm von meinen Kinderjahren her, als er, mit topographischen Aufnahmen beschäftigt, sich im Hause meiner Eltern aufhielt, persönlich befreundet und habe nur unter seinem Jähzorn zuweilen gelitten, der sich leicht bis zur Gefährdung seiner Gesundheit steigerte.“ (Otto von Bismarck)

Anno 1803 wurde unser Feldmarschall Albrecht von Roon in Pleushagen – einem Dorf im Herzogtum Pommern – geboren. Sein Vater war Offizier und besaß ein Landgut und so trat er in dessen Fußstapfen. In Kulm und Berlin besuchte unser Roon die Kadettenschule und erhielt Anno 1821 sein Offizierspatent. Es folgte der Besuch der allgemeinen Kriegsschule und die Berufung in den Großen Generalstab. Unser Roon unterrichtete zudem unseren Prinzen Friedrich Karl von Preußen, der mit zu unseren größten Feldherren der Einigungskriege gehört. Selbst ins Feld zog unser Feldmarschall Anno 1849 und zwar als Generalstabschef unseres ersten preußischen Heerhaufens. Dessen Aufgabe in der Niederschlagung der liberalen Aufstände am Rhein bestand. Anno 1856 wurde unser Roon zum Generalmajor befördert und erhielt Anno 1858 das Kommando über unsere XIV. preußische Division. Anno 1859 ernannte Wilhelm der Große unseren Roon zu seinem Kriegsminister. Gemeinsam mit unserem Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck führte er die preußische Heeresvermehrung durch und trug dafür Sorge, daß es dem Hohenzollernheer in unseren deutschen Einigungskriegen an Nichts fehlte. Geehrt wurde unser Roon mit dem Roten und dem Schwarzen Adlerorden, dem Eisernen Kreuz, dem Hohenzollernhausorden und dem Verdienstorden Friedrichs des Großen. Anno 1836 hatte unser Feldmarschall die Klerikertochter Bertha Rogge geheiratet. Die Nornen sollten dem Paar sieben Kinder vergönnen. Zu lesen gibt es von unserem Roon auch etwas und zwar „Grundzüge der Erd-, Völker- und Staatenkunde“, „Militärische Länderbeschreibung von Europa“ und „Die iberische Halbinsel“. Das preußische Herrenhaus stimmt nun für die Heeresvermehrung – wie uns Sohnemann Waldemar („Kriegsminister von Roon als Redner“) zu berichten weiß: https://archive.org/details/kriegsministerv02roongoog

„In Übereinstimmung mit dieser Auffassung erklärte der Berichterstatter der Kommission, Freiherr von Vincke, in seiner nachfolgenden Rede unter anderm ausdrücklich, die Regierung könne zum Beispiel auch Regimentskommandeure und Offiziere für die neuen Linienregimenter ernennen, sie könne auch neue Kavallerieregimenter errichten – nur müsse sie darauf gefaßt sein, daß jene Offiziere und diese Formationen eventuell auf den Aussterbeetat kämen, wenn der Landtag bei definitiver Beratung die Beibehaltung jener Stellen und Truppenteile budgetmäßig ablehnen sollte. Roon für seine Person beteiligte sich an der Debatte nicht; er hatte dazu auch in der Tat keine Veranlassung, denn durch das abgeschlossene Kompromiß waren seine Vorschläge – vorläufig wenigstens auf das Niveau einer Finanzfrage herabgedrückt und seine Einrede gegen das Provisorium wäre vergeblich geblieben. Mit finanziellen Fragen oder auch mit deren staatsrechtlicher Auslegung hatte er sich als Kriegsminister nicht zu befassen. So konnte er sich denn in jener Sitzung auf wenige Worte beschränken, bei denen es ihm nur darauf ankam, die Kritik Vinckes, welcher gewisse Maßregeln der Militärverwaltung für „ungeschickt“ erklärte, zurückzuweisen. In denselben Tagen waren nämlich die im Herbste 1859 aus dem mobilen Zustande übernommenen „Landwehrstammbataillone“ auf Allerhöchsten Befehl zu kombinierten Infanterieregimentern zusammengefaßt und damit ein weiterer Schritt zur Durchführung der Armeereform getan worden. Roon verwahrte die Regierung in ernsten Worten gegen eine derartige Beurteilung ihrer Maßregeln; und nach kurzer Diskussion, an welcher sich auch der Präsident beteiligte, wurde der Zwischenfall für erledigt erklärt. Mit der ungeheuren Majorität von 315 Stimmen, bei 322 anwesenden Abgeordneten, wurde schließlich der oben zitierte, für den Kompromißvorschlag entscheidende Paragraph des Kommissionsantrages angenommen; damit war diese Angelegenheit für dieses Jahr im Abgeordnetenhause erledigt. Im Herrenhause wurde dieselbe Kreditvorlage nebst den übrigen zur Deckung des außerordentlichen Geldbedarfs erforderlichen Finanzgesetzen am 22ten Mai einstimmig angenommen. In der vorangehenden Debatte war von mehreren Seiten lebhaft bedauert worden, einmal daß durch den Gang der Verhandlungen dem Herrenhause die Möglichkeit genommen worden sei, in nachdrücklicher Weise für die Prinzipien der von der Regierung ursprünglich gemachten Vorlagen einzutreten und zweitens, daß die Staatsregierung selbst, gewissermaßen den Rückzug antretend vor dem Kommissionsberichte des Abgeordnetenhauses, darein gewilligt habe, den Kampf um die Grundlagen der so heilsamen Militärgelege auf 14 Monate zu vertagen. Um die Unklarheit der Lage, wie sie durch das Provisorium geschaffen war, und dieses selbst noch schärfer zu verurteilen und dasselbe anderseits im Sinne des Herrenhauses zu deklarieren, wurde ferner ohne Widerspruch (in namentlicher Abstimmung votierten sämtliche 102 stimmende Mitglieder dafür) folgende Resolution angenommen: „Das Herrenhaus hat nur mit Befriedigung entnehmen können, daß die königliche Staatsregierung Entschließungen gefaßt hat, welche zur wesentlichen Kräftigung des Heeres zu führen geeignet sind, und hofft mit Zuversicht, daß sie auf diesem Wege beharren und alle zur Reorganisation des Heeres erforderlichen Maßregeln energisch in Ausführung bringen, zu diesem Behufe auch soweit, als dieselben nicht schon kraft der Prärogative des Kriegsherrn durchgeführt werden können, die erforderlichen gesetzlichen Bestimmungen seiner Zeit einbringen werde.“ Auch der anwesende Finanzminister von Patow widersprach mit keinem Worte dieser Resolution, also auch nicht der in derselben ausgedrückten Auslegung und Auffassung des „Provisoriums“, und auch sämtliche anwesende liberale Mitglieder des Herrenhauses (zum Beispiel Hasselbach und andre Bürgermeister) hatten ihr Votum für die obige Resolution abgegeben. Bemerkt sei noch, daß die Wortführer im Herrenhause trotz ihrer mehrfachen Bemängelung der Maßregeln der aktuellen Regierung während der Debatte doch jede Gelegenheit benutzten, um ihrer warmen Sympathie und ihrem vollen Vertrauen für die Person des Kriegsministers und für seine Amtsführung Ausdruck zu geben. In der Session 1860 hat sich Roon dann noch einmal an den Verhandlungen des Abgeordnetenhauses zu beteiligen gehabt. Dies geschah in der Sitzung vom 18. Mai bei Beratung des Militäretats, speziell als es sich darum handelte, eine von der Regierung beantragte Erweiterung des Kadettenkorps zu befürworten. Nachdem mehrere Redner für und wider zu dieser Sache gesprochen und meist die prinzipielle Bedeutung der Kadettenkorps für die Ergänzung des Offizierkorps erörtert hatten, wobei der als wissenschaftliche Autorität und erfahrener Soldat gleich hoch geachtete, greise Abgeordnete General von Brandt mit großer Wärme für die Kadettenerziehung und ihre guten Resultate eingetreten war, ergänzte Roon die Ausführungen des vom Kriegsministerium bestellten Kommissars, Oberstleutnant von Hartmann, in nachstehender Rede): „Meine Herren! Ich habe dem, was der Kommissarius der Königlichen Staatsregierung über diese Angelegenheit gesagt hat, nur einige wenige Worte hinzuzufügen. Ich habe mich nicht entbinden können, in dieser Sache meine Stimme zu erheben, wiewohl ich weder eine Gewähr dafür habe, daß ich die entgegenstehende Ansicht bewältigen werde, noch eine Gewähr dafür, daß diese Sache überhaupt eine der Regierung günstige Wendung nähme; es ist aber Mannespflicht, das Nötige zu tun, man mag Aussicht auf Erfolg haben oder nicht. Was der Regierungskommissarius über die Berufswahl der jungen Leute, die in das Kadettenkorps eintreten, gesagt hat, ist vollständig richtig; es fehlt durchaus jeder Zwang. Seitdem aber jeder Vater für seinen Sohn Erziehungsbeiträge zahlt, die normiert sind nach den verschiedenen Verhältnissen der Eltern von 30 Reichstalern bis zu 150 Reichstalern, seitdem hat auch der Zwang aufgehört; es kann jeder in jedem Jahre austreten und einen andern Lebensweg einschlagen. Es ist der Lektionsplan der Realgymnasien für die Kadettenkorps akzeptiert; es ist also der übertritt in andre Schulen in keiner Weise mit Nachteil verknüpft. Sodann ist noch gesprochen worden davon, daß das Kadettenkorps eine Einseitigkeit in die Bildung der jungen Leute bringe. Ja, meine Herren, ganz im allgemeinen will ich das durchaus nicht leugnen. Eine Einseitigkeit im besseren Sinne ist aber nach meiner Meinung ein Vorzug, und eine jede Berufsbildung ist eine einseitige, und daß hier eine Berufsbildung beabsichtigt wird, liegt auf der flachen Hand. Eine jede derartige Einseitigkeit aber hat den Vorzug, daß sie für den Zweck dieser Einseitigkeit eben schneidiger wird als jede Universalität, die sich eben nicht eines bestimmten Zieles bewußt ist…“

Oswald Spengler

Anno 1880 wurde unser großer deutscher Denker Oswald Spengler geboren und daher gibt es heute nicht nur Met zu trinken, sondern auch Auszüge aus dessen Werken zu lesen. Gegenstand derselbigen ist die Geschichte, deren tiefere Hintergründe unser Spengler untersucht und beleuchtet. Ich will zwar mal hoffen, daß er Unrecht bezüglich der Geburt und des Todes der Kulturen, aber gegenwärtig sieht es leider so aus als ob die deutsche (abendländische oder faustische Kultur – wie unser Spengler sagen würde) in der Tat tot ist und nun durch eine Zivilisation ersetzt wird. Über dem geschichtlichen Abfall lasse ich nun unseren Oswald Spengler nun den Stab brechen: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Spengler,+Oswald/Der+Untergang+des+Abendlandes

„Aber eben deshalb kämpft diese geistig weit überlegene Minderheit mit geistigen Waffen und sie darf es, weil Weltstädte reiner Geist, wurzellos und an sich schon zivilisierter Gemeinbesitz sind. Die gebornen Weltbürger und Schwärmer für Weltfrieden und Völkerversöhnung – im China der kämpfenden Reiche, im buddhistischen Indien, im Hellenismus und heute – sind die geistigen Führer des Fellachentums. Panem et circenses – das ist nur eine andere Formel für Pazifismus. Ein antinationales Element ist in der Geschichte aller Kulturen stets vorhanden gewesen, ob wir davon Kunde haben oder nicht. Das reine auf sich selbst gestellte Denken war immer lebensfremd und also geschichtsfeindlich, unkriegerisch, rasselos. Es sei an den Humanismus und Klassizismus, an die Sophisten Athens erinnert, an Buddha und Laotse, um von der leidenschaftlichen Verachtung alles nationalen Ehrgeizes durch die großen Verteidiger priesterlicher und philosophischer Weltanschauungen zu schweigen. Diese Fälle mögen noch so verschieden sein, sie gleichen sich darin, daß das Weltgefühl des Rassemäßigen, der politische und deshalb nationale Tatsachensinn – right or wrong, my country! –, der Entschluß, Subjekt und nicht Objekt der historischen Entwicklung zu sein – denn etwas Drittes gibt es nicht –, kurz der Wille zur Macht durch eine Neigung überwältigt wird, deren Führer sehr oft Menschen ohne ursprüngliche Triebe, aber desto mehr auf Logik versessen sind, in einer Welt der Wahrheiten, Ideale und Utopien zu Hause, Büchermenschen, welche das Wirkliche durch das Logische, die Gewalt der Tatsachen durch eine abstrakte Gerechtigkeit, das Schicksal durch die Vernunft ersetzen zu können glauben. Es fängt an mit den Menschen der ewigen Angst, die sich aus der Wirklichkeit in Klöster, Denkstuben und geistige Gemeinschaften zurückziehen und die Weltgeschichte für gleichgültig erklären, und endet in jeder Kultur bei den Aposteln des Weltfriedens. Jedes Volk bringt solchen – geschichtlich betrachtet – Abfall hervor. Schon die Köpfe bilden physiognomisch eine Gruppe für sich. Sie nehmen in der „Geschichte des Geistes“ einen hohen Rang ein – eine lange Reihe berühmter Namen ist darunter –, vom Standpunkt der wirklichen Geschichte aus betrachtet, sind sie minderwertig…“

Da schaut der Theodor W. Arschdorne und seine Hanswurstschule und wer es mit seinen Jüngern zu tun bekommt, der sollte diesen unbedingt diese schönen Worte Spenglers an den Kopf werfen.

Die Frühjahrsschlacht von Charkow

„Die Menschen, sagte König Ferdinand von Aragonien, machen es wie gewisse kleine Raubvögel, die auf die von der Natur ihnen angewiesene Beute mit solcher Heftigkeit zustoßen, daß sie den größern Raubvogel, der um sie zu töten über ihnen schwebt, nicht gewahr werden.“ (Niccolo Machiavelli)

Diese klugen Worte des großen italienischen Staatslehrers passen sehr schon auf die zweite Schlacht von Charkow. Anno 1942 wollten hier die Russen unsere deutsche Front durchbrechen, fielen jedoch selbst unserem Gegenangriff zum Opfer. Ein weiteres Cannä hat unser Feldmarschall Fedor von Bock bei Charkow errungen. Mit 760,000 Kriegsknechten traten die Russen gegen 350,000 deutsche Recken und Hilfstruppen an. Ebenso sah es beim Kriegsmaterial aus: 1500 russische Panzer und Sturmgeschütze gegen 500 deutsche Panzer und Sturmgeschütze und 920 russische Flugzeuge gegen 590 deutsche Flieger. Anfangs geriet unsere deutsche Front schwer ins Wanken, aber sobald der Gegenangriff anrollte, vertauschen Jäger und Gejagter ihre Rollen. Und so verloren die Russen 240,000 Gefangene und 1250 Panzer. „Die Frühjahrsschlacht von Charkow“ nennt sich unser Schlachtbericht – verfaßt von unserem Panzergeschichtsschreiber Selle – und darin entspannt sich nun die Lage unter dem Einfluß unseres Gegenangriffs: http://doi.org/10.5169/seals-25881

„Der 19. Mai begann verheißungsvoll. Die Luftaufklärung meldete die ersten rückläufigen Bewegungen vor der Front des VIII. Armeekorps, das daraufhin den Befehl erhielt, die CCCV. Infanteriedivision nordostwärts Krasnograd so zu versammeln, daß sie im weiteren Verlauf der Schlacht nach SE antreten konnte. – Generaloberst von Kleist erreichte die Linie Südrand Isjum – Kamyshevaja und überschritt die Bereka südwestlich Petrovskoje, dort einen Brückenkopf bildend. Seine Absicht war, am 20. 5. mit scharfer Linkswendung nach Westen vorzustoßen, den dort in Versammlung gemeldeten Feind zu zerschlagen und dann am 21. 5. seinen Angriff nach Nordwesten fortzusetzen. Der Feind warf auch am 19. 5. an der Front der VI. Armee weitere starke Panzerkräfte in den Kampf, führte aber offensichtlich seine Angriffe weniger zusammenhängend. Sie wurden daher größtenteils abgewiesen, nur nordostwärts Charkow nahmen die Kämpfe bei Nepokrytaja und Grafovka einen Verlauf, dessen Ausgang am Abend für Freund und Feind noch nicht zu übersehen war. In Gegend Sankt Saltow wurde der Abmarsch russischer Panzer nach Osten erkannt. Die VI. Armee blieb vorerst noch in der Abwehr, hielt sich aber bereit, den Angriff der Armeegruppe Kleist durch Vorstoß über den Donez zwischen Andrejewka und Balakleja zu unterstützen. Südlich Charkow hatte das VIII. Armeekorps am 20. 5. zu halten, während ein Angriff im Norden das wieder verloren gegangene Ternovaja entsetzen und in Aufrechterhaltung des Befehls vom Vortage die Hauptkampflinie zwischen Ternovaja und Mumm durch das LI. Armeekorps wiedergewonnen werden sollte. Am Abend des 19. 5. verdichtete sich beim Armeeoberkommando der Eindruck, daß die Angriffskraft des Feindes ihren Höhepunkt überschritten hatte. Der lähmende Druck der letzten Wochen wich zuversichtlicherer Stimmung. Der russische Durchbruch auf Charkow war zum Stehen gebracht. Die drohende Niederlage war verhindert. Im bisherigen Verlauf der Schlacht hatten einzelne Soldaten Beweise hoher Bewährung gegeben. So schossen der Feldwebel Banze von der Sturmgeschützabteilung CCXLIV an einem Tage 13, Oberwachtmeister Müller 11 Panzer ab…“

Der Erstflug unserer Messerschmitt 109

Anno 1935 erfolgte der Erstflug unserer Messerschmitt 109 und da diese die Hauptjagdwaffe unserer Luftwaffe und das bevorzugte Schlachtroß unserer Fliegerasse war, so wollen wir heute unsere Me 109 ein wenig feiern. Von dieser wurden 33,000 Stück gebaut und an Ausführungen gab es diese von A bis K; also von 680 bis 2000 Pferdestärken und von zwei Maschinengewehren zu zwei 13mm-Geschützen und einer 30mm-Kanone. Mit unserer Me 109 erzielten unser Erich Hartmann 352, unser Gerhard Barkhorn 301, unser Günther Rall 275, unser Hans-Joachim Marseille 158, unser Werner Mölders 130 Abschüsse oder unser Adolf Galland 104 Abschüsse. In seinem Panzerfliegerbuch „Die Ersten und die Letzten“ kommt unser General Adolf Galland immer mal wieder auf unsere Me 109 zu sprechen. Und berichtet uns beispielsweise davon wie sich unser Oberst Mölders mit unserer Me 109 umgehend an die Spitze unserer Jagdflieger in Spanien setzte:

„Unter Mölders Führung rüstete meine alte Staffel wie die I. und II. auch auf Me 109 um, während vorher schon eine vierte als Schlachtfliegerstaffel mit unseren alten He 51 aufgestellt worden war. Mölders kämpfte sich in den wenigen Monaten, die der Spanienkrieg nur noch dauerte, an die Spitze der Condor-Jäger. In Spanien hatte ich ihn zuerst als Schlachtflieger eingewiesen. Ein paar Jahre später flog ich mit ihm meine ersten Jagdeinsätze über dem Westwall und lernte gern von seiner Erfahrung und glänzend klaren Art der Verbandsführung. Er war damals der jüngste Gruppenkommandeur.“

Dazu werfen wir noch einen kleinen Blick in unser Panzerfliegerbuch „Mölders und seine Männer“ (geschrieben von unserem Panzergeschichtsschreiber Fritz von Froell):

„Wir folgen nun wieder dem Erlebnisbericht des Tagebuches: „22. Juli. Am nächsten Tage zeigte sich nichts an der Front, aber schon am 17. Juli sah ich auf dem Rückfluge aus Richtung Valencia wieder zwei Curtiss-Staffeln daherkommen. Ich ging mit meiner Staffel zum Angriff über, und schon beim ersten Ansatz schoß Unteroffizier Bauer neben mir seine erste Curtiss ab. Der feindliche Pilot kam schon nach dem ersten Feuerstoß aus seiner Maschine heraus und sprang mit dem Fallschirm ab. Kurz hinterher gelang es mir, meine MGs ebenfalls auf eine Curtiss los zu hämmern. Die Maschine fing bald an zu brennen, Baldachin und rechte Tragfläche montierten ab, und als lodernde Fackel ging der Rest abwärts. Mein Gegner muß gleich oben tot gewesen sein. Bei diesem Angriff gelang es auch Leutnant Oesau wieder, eine Maschine abzuschießen. Der nächste Tag verlief wiederum ohne Feindberührung; dann aber, am 19. Juli nachmittags, hatte wieder die Staffel den Auftrag zum Schutz der Kampfstaffel. Als ich kurz vor dem Rückflug an der italienischen Frontecke feindliche Bombeneinschläge erkannte und bald darauf etwa achtzehn Martin-Bomber abfliegen sah, begleitet von drei Rata-Staffeln, kam es zu unserem ersten Luftkampf mit Ratas, und wir machten alle die Erfahrung, daß diese Hummeln doch verdammt schnell sind und außerdem keineswegs so ohne weiteres kniffen. Lippert, Bauer und Goy mußten ziemlich drücken, als plötzlich einige von oben her hinter ihnen saßen. Leutnant Ebbighausen schoß beim ersten Angriff seinen ersten Gegner ab, und Leutnant Tietzen und ich konnten beim zweiten Angriff je einen abschießen. Dem meinen mußte ich eine ordentliche Ladung in den Leib jagen, ehe er anfing zu qualmen. Tietzens Gegner zerplatzte. Mich freute das besonders für Jakob Tietzen, der an diesem Tage Geburtstag hatte. Obergefreiter Hien schoß ebenfalls bei dieser Kurbelei seinen ersten Gegner an, und das gleich noch bei seiner ersten Feindberührung. Er war maßlos aufgeregt hinterher: „Ich weiß gar nicht, ob es eine Curtiss oder Rata war, Fahrgestell war keines da, aber oben drauf dicke tote Punkte – na, und da schoß ich eben!“ erzählte er mit erregten Lippen. Mir persönlich fuhr ein Schreck durch die Glieder, als weit hinten über Feindgebiet kurze Zeit mein Motor kotzte und ich nachträglich feststellte, daß ich kaum noch im Gleitflug nach Hause käme. Glücklicherweise „bekriegte“ sich der treue Vogel wieder. An den nächsten Tagen waren ruhige Einsätze. Nur Schellmann schoß überraschend am 20. Juli zwei Ratas ab, seine siebente und achte, die ihm beim Unterfliegen einer Wolke vor die Läufe geschaukelt kamen…“

Oberleutnant Otto Carius

Anno 1922 wurde unser Panzerheld Otto Carius im pfälzischen Zweibrücken geboren. Im Sechsjährigen Krieg schoß er 150 Feindpanzer ab, überwiegend mit seinem Tigerpanzer. Ein paar hat er aber auch mit seinem Jagdtiger erlegt. Anno 1940 meldete er sich freiwillig zum deutschen Heer und wurde anfangs dem Fußvolk zugeteilt. Jedoch wechselte er bald zur Panzerwaffe und brauste Anno 1941 mit seinem Beutepanzer 38(t) gen Rußland. Anno 1943 bekam er seinen Tigerpanzer. Er war im Bereich unserer Heeresgruppe Nord eingesetzt und kämpfte in den Schlachten vor Petersburg und bei Narwa. Anno 1945 gab es dann einen nagelneuen Jagdtiger, um den Vormarsch der VS-Amerikaner im Westen aufzuhalten. Da bei den Geburtstagsfeiern immer auch das Geburtstagskind zu Wort kommen soll, so erzählt uns nun unser Otto Carius de ein oder anderen Panzerschwank: https://www.youtube.com/watch?v=v8aWqZHWyos (Leider wurde die Tonspur mit der englischen Übersetzung überschrieben.) In seinem Panzerbuch „Tiger im Schlamm“ wird unserem Carius sein Beutepanzer weggeschossen und er nimmt an der Kesselschlacht von Smolensk teil:

„Am 8. Juli erwischte es uns dann. Ich mußte zum erstenmal ausbooten. Wir fuhren Spitze. Es war bei dem völlig niedergebrannten Ulla, wo unsere Pioniere eine Pontonbrücke neben der gesprengten Dünabrücke gebaut hatten. Dort durchbrachen wir die Dünastellung. Kurz vor dem Waldrand jenseits des Flusses knallten sie uns ab. Es ging blitzschnell: Ein Schlag gegen unseren Panzer, ein metallisches Krachen, der Schrei eines Kameraden, und aus war es! Beim Funkersitz war ein großes Stück der Panzerplatte eingebrochen. Wir stiegen ohne Aufforderung aus. Erst als ich mir beim Zurückkriechen im Straßengraben einmal über das Gesicht fuhr, stellte ich fest, daß es auch mich erwischt hatte. Unser Funker hatte den linken Arm verloren. Wir verfluchten die Qualität des spröden und unelastischen tschechischen Stahls, mit dem die russische 4,7cm-Pak so wenig Mühe hatte. Weit mehr Schaden als die Splitter des Geschosses hatten die Stücke der eigenen Panzerung und die Nieten angerichtet. Meine angeschlagenen Zähne lagen bald im Abfalleimer des Hauptverbandsplatzes, die Splitter im Gesicht blieben an Ort und Stelle, da sie – wie man richtig spekuliert hatte von selbst wieder ans Tageslicht kamen. Per Anhalter fuhr ich wieder nach vorne. Brennende Dörfer wiesen die Richtung, bis ich vor Witebsk die Kompanie traf. Die brennende Stadt färbte den Nachthimmel blutig rot. Als wir Witebsk am nächsten Tag genommen hatten, fühlten wir, daß jetzt der Krieg langsam begann. Vormarsch, Abwehrkämpfe, Vernichtungsschlachten, Verfolgungskämpfe wechselten jetzt einander ab. Die Ereignisse von drei Wochen sind nur mit wenigen Zeilen in meinem Tagebuch vermerkt: 11. 7. – 16. 7.: Vorstoß zur Einschließung der im Raum Witebsk-Smolensk stehenden Feindkräfte über Demidow – Duchowschtschina auf Jarzewo (Autobahn Smolensk-Moskau). Kämpfe um den Dnjepr-Übergang bei Ratschino. 17.7. – 24. 7.: Abwehrkämpfe um Jarzewo und am Wop. Abwehrkämpfe in der Wop-Wotrja-Stellung. Vernichtungskämpfe gegen die im Kessel von Smolensk eingeschlossenen Feindkräfte. 25. 7. – 26. 7.: Verfolgungskämpfe an der oberen Düna.. 27.7. – 4.8.: Abwehrschlacht bei Jelnja und Smolensk. Abwehrkämpfe am Wop und vor Bjeloj. Hinter dieser nüchternen Aufzählung von Gefechtsdaten verbergen sich Strapazen, die lediglich der ermessen kann, der sie mitgemacht hat. Ihre Schilderung könnte bei Außenstehenden nur den Verdacht der Übertreibung erwecken. Es sei mir daher erlassen, näher darüber zu berichten, zumal ein Ladeschütze, aus dessen Perspektive ich all diese Kämpfe miterlebte, nicht in der Lage ist, einen Überblick über die damaligen Operationen zu geben. Jeder von uns streckte sich und nahm alle Widrigkeiten in Kauf, weil er überzeugt war, daß es ein Gelingen nur geben kann, wenn alle nach besten Kräften mittun. Manchmal platzte uns aber doch der Kragen, wenn einzelne ihre Aufgaben und Pflichten nicht kennen wollten. So fluchten wir nicht schlecht, als nach einem heißen Kampftag, an dem unsere ausgedörrten Kehlen vergeblich auf Trinkwasser gewartet hatten, durchsickerte, daß sich der Abteilungskommandeur mit unserem Kaffeewasser ein Bad hatte bereiten lassen. Dieses unglaubliche Verhalten eines Vorgesetzten ging uns über den Verstand. Aber die Vorstellung eines badenden Vorgesetzten bietet soviel Anlaß zu Witzeleien und derben Soldatenspäßen, daß wir der Sache bald die heitere Seite abgewannen…“

Oberstleutnant Oskar-Heinrich Bär

Anno 1913 erblickte im sächsischen Sommerfeld unser Oberstleutnant Oskar-Heinrich Bär das Licht der Welt. Im Sechsjährigen Krieg schoß er 221 feindliche Flieger ab und befindet sich daher auf dem achten Platz unserer Panzerfliegerbestenliste. Sein Vater war Bauer, aber die Luft war das Element unseres Oberstleutnants Bär. Anno 1933 trat er in unsere deutsche Wehrmacht ein und dürfte sich ab Anno 1935 bei unserer Luftwaffe betätigen. Diese bildete ihn zum Jagdflieger aus und als solcher kämpfte er zuerst über dem Welschenland. Luftkämpfe über England, Rußland, Nordafrika, Italien und unserem alten deutschen Reich sollten folgen. Meist mit unserer Me 109 und unserer Fw 190, zuletzt aber auch mit unserer Me 262, mit der er immerhin 16 Abschüsse erzielte. Unser Oberstleutnant Bär kämpfte mit unseren Jagdgeschwadern LII, LCCVII und I sowie unserem Jagdverband XLIV. Neben dem Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern bekam er das Deutsche Kreuz in Gold, den Luftwaffenehrenpokal und das Eiserne Kreuz beider Klassen verliehen. Von den Waffentaten unseres Fliegerhelden beim Westfeldzug Anno 1940 berichtet uns nun unser Panzergeschichtsschreiber Franz Kurowski („Oberstleutnant Heinz Bär. Als Jagdflieger an allen Fronten“):

„Als durch einen dummen Irrtum kurz vorher die Focke-Wulf Weihe des Jagdfliegerführers von einer Messerschmitt Bf 109 des Geschwaders abgeschossen wurde, verlief dies noch glimpflich. Generalmajor Döring hatte einen Steckschuss im Gesäß und sein Adjutant Hauptmann Barnekow einen Splitter im Kopf. Für den Spott brauchte Oberst Osterkamp nicht zu sorgen. Einer der umgehenden Sprüche lautete sogar: Der Osterkamp will Jagdfliegerführer werden. Er lässt alles was in der Rangstufe vor ihm steht, abschießen.“ Beim Start aller drei Gruppen am frühen Morgen des 10. Mai zum Angriff auf die wichtigsten holländischen Flughäfen war auch Feldwebel Heinz Bär dabei. Er flog mit der I. Gruppe gegen Rotterdam. Am nächsten Tag schoss Oberst Osterkamp seinen ersten Gegner ab. „Onkel Theo“, wie er von seinem Geschwader genannt wurde, wurde bei seiner Landung über den Platz getragen. Es gab Champagner und „alle brausten sich einen hinter die Binde“. Vom Startplatz in Bönninghardt verlegte das Jagdgeschwader LI nunmehr rasch nach Eindhoven. In den nächsten Tagen wurden Stuka-Geleitflüge absolviert. Dann aber ging es in die Vollen. Oberleutnant Philipp und sein Rottenflieger schossen je eine Hurricane ab. Oberleutnant Oesau eine dritte. Der Vormarsch durch Frankreich ging zügig weiter und bei Dünkirchen kam es Ende Mai zu turbulenten Luftkämpfen gegen einen Gegner, der alles daran setzte, seine Truppen aus Frankreich auf die Insel zurückzubringen. Am ersten Tag der Luftkämpfe schoss Theo Osterkamp wieder drei Gegner ab: Eine Blenheim, eine Hurricane und die erste Spitfire. Als es darum ging, alles für die Luftschlacht über England vorzubereiten, fuhr Oberst Osterkamp zur Küste. In Wissant wurde der Gefechtsstand eingerichtet. Als er zurückkam, hatte eine Staffel Spitfires den eigenen Platz tüchtig umgeharkt. Auf dem Rückflug wurde diese Spitfire-Staffel von einem Verfolger entdeckt und gemeldet. Oberst Osterkamp setzte alle freien Maschinen darauf an. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass der Gegner soeben gelandet sein musste. Er war sicher beim Auftanken. Das war Grund genug, ihnen einen Gegenbesuch abzustatten. „Angriff auf den Platz, Trautloft und falls keine Erdabwehr, landen!“ So lautete sein Befehl. Die I. Gruppe kam als erste zu dem versteckt liegenden Platz des Gegners, der dank der „Luchsaugen“ von „Pips“ Priller entdeckt wurde. Im Luftkampf schoss Priller eine der noch nicht gelandeten Maschinen ab und dann ging es im Tiefflug hinunter und über den Platz hinweg. Das Feuer aus den Bordwaffen setzte die Stabsgebäude und eine Reihe Maschinen in Brand. Auch Feldwebel Bär hatte Anteil an diesem handstreichartigen Überfall nach dem zwei Spitfires zerschossen auf dem Platz lagen. Weitere acht waren bereits in einer Reihe auf ihrem Liegeplatz gewesen und ebenfalls zerstört worden. An der anderen Seite des Platzes brannten vier Breguets und eine Potez. Trautloft war – als der Widerstand erlosch – mit der Stabskette auf dem Platz gelandet. Seine Gruppe landete dich hinterher und Heinz Bär war froh, dass sie nicht mit Feuer aus den noch immer drohend emporgereckten Flakrohren empfangen wurden. Die Spitfires hatten – das ging aus den Gefangenenaussagen hervor – mit dem Angriff auf den Platz des Jagdgeschwader LI ihren letzten Einsatz geflogen. Sie sollten sich mit den Breguets am Abend nach Bordeaux absetzen. Das Bodenpersonal war bis auf die Tankwagen bereits fort. Der nächste Platz war Liegescourt. Der zweite Teil des Frankreichfeldzuges hatte begonnen. Am 12. Juni erhielt das Geschwader Befehl, gemeinsam mit den Heinkel He 111 des Kampfgeschwader XXVII die militärischen Anlagen und Flugplätze um Paris zu vernichten. Alle drei Gruppen starteten am Morgen des 13. Juni in Richtung Paris. Die Heinkel He 111 warfen ihre Bomben zielsicher. Einige Feindflugzeuge, die in der Luft waren, wurden abgeschossen oder abgedrängt. Dann griff noch eine Stuka-Gruppe ihre Punktziele an. Im Tiefflug jagte Heinz Bär mit seiner Staffel über einen der noch belegten Flugplätze. Er nahm die Aufklärer und Jäger ins Visier und eröffnete mit den Kameraden das Feuer. Flugzeuge brannten. Es gab Explosionen und weitere Brände, dann waren sie schon darüber hinweg. Beim Rückflug aber kam es ostwärts von Paris zu einigen schweren Luftkämpfen. Es schien ein ganzes französisches Geschwader zu sein, das hier mit allem Einsatz kämpfte, aber gegen die Messerschmitt Bf 109 E keine Chance hatten. 22 französische Jäger wurden abgeschossen. Dem Gegner gelang es, acht Kampfflugzeuge und fünf Jäger herunterzuholen. Am nächsten Tag verlegte das Geschwader auf den Platz von Buc bei Versailles. Es war Osterkamp, der die Sinnlosigkeit der Zerstörungen vom Vortage brandmarkte, als er sagte: „Gestern machten wir alle Flugplätze zur Sau. Heute sitzen wir selber in den Trümmern. Gestern haben die Stukas moderne Fabriken zerschmissen, heute könnten wir sie brauchen. Gestern waren Kraftwerke und Wasserwerke unsere Ziele und heute wissen wir nicht, was wir ohne Wasser und Elektrizität machen sollen.“ (Siehe Theo Osterkamp: „Durch Höhen und Tiefen jagt ein Herz“) Hier gab es mit dem Eisernen Kreuz II. auch die erste Auszeichnung für Feldwebel Bär…“

Richard Wagner

Anno 1813 wurde unser großer deutscher Tondichter Richard Wagner in Leipzig geboren. Um 110 Werke hat er unsere deutsche Musik vermehrt und besonders seine Bühnenwerke verschaffen ihm einen Ehrenplatz in dieser. „Der Ring des Nibelungen“ (Das Rheingold, Siegfried, Die Walküre und Götterdämmerung), „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“, „Lohengrin“, „Die Meistersinger von Nürnberg“, „Tristan und Isolde“, „Der Fliegende Holländer“, „Die Feen“, „Das Liebesverbot oder Die Novize von Palermo“, „Rienzi, der Letzte der Tribunen“ oder „Parsifal“ lauten deren Namen und gehört haben sollte man schon das ein oder andere Werk unseres Tondichters. Musik tut wahrlich zum Geburtstag Richard Wagners not. Als Spielmann suche ich mir für Wagners Geburtstagsfeier natürlich dessen der „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ aus, in welchen unser Wagner unsere alten Meistersänger sich einen kleinen Wettstreit liefern läßt: https://www.youtube.com/watch?v=36g3-teFoSM Wir Spielleute müssen schließlich in diesen finsteren Zeiten der VS-amerikanischen Fremdherrschaft zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Unser Wagner war übrigens nicht nur Tondichter, sondern auch Denker und hat so manche lesenswerte Schrift – etwa gegen die fremdartigen Einflüsse in der Musik – geschrieben. Ebenso verfaßte er eine Lebensbeschreibung mit dem treffenden Namen „Mein Leben“ und in diese werfe auch ich nun einen kleinen Blick: http://www.zeno.org/Literatur/M/Wagner,+Richard/Autobiographisches/Mein+Leben

„Diese für alle, die sie kennenlernten, merkwürdig gebliebene Frau stellte ein eigentümliches Gemisch von bürgerlich-häuslicher Rührigkeit und großer geistiger Empfänglichkeit bei durchaus mangelnder gründlicher Erziehung dar. Über ihre Herkunft hat sie sich gegen keines ihrer Kinder umständlich vernehmen lassen. Sie stammte aus Weißenfels, und gab zu, daß ihre Eltern dort Bäcker gewesen seien. Schon in betreff ihres Namens äußerte sie sich aber mit einer sonderbaren Befangenheit, indem sie diesen als „Perthes“ angab, während, wie wir wohl herausbekamen, er in Wahrheit „Petz“ hieß. Auffallend war, daß sie in einer gewählten Erziehungsanstalt zu Leipzig untergebracht war und dort die Sorge eines von ihr sogenannten „hohen väterlichen Freundes“ genoß, als welchen sie uns später einen weimarischen Prinzen nannte, der sich um ihre Familie in Weißenfels Verdienste erworben hatte. Ihre Erziehung scheint in jener Anstalt durch den plötzlichen Tod dieses väterlichen Freundes unterbrochen worden zu sein. Sehr jung lernte sie meinen Vater kennen und heiratete ihn, den ebenfalls sehr früh gereiften und zur Anstellung gelangten, im jugendlichsten Mädchenalter. Ihr Haupt-Charakterzug scheint ein drolliger Humor und gute Laune gewesen zu sein, und es ist wohl nicht zu glauben, daß nur das Pflichtgefühl gegen die Familie eines hinterlassenen Freundes, sondern eine wirklich herzliche Neigung auch zu dessen Witwe den trefflichen Ludwig Geyer bewog, mit der nicht mehr ganz jugendlichen Frau in die Ehe zu treten. Ein Porträt von ihr, welches Geyer noch während ihrer ersten Ehe gemalt, stellt ihr Äußeres sehr vorteilhaft dar. Von da an, wo sie deutlich in meine Erinnerung tritt, war sie bereits durch ein Kopfleiden genötigt, stets eine Haube zu tragen, so daß ich den Eindruck einer jugendlichen und anmutigen Mutter nicht mehr von ihr erhalten habe. Der sorgenvoll aufregende Umgang mit einer zahlreichen Familie (deren siebentes lebendes Glied ich war), die Schwierigkeiten, das Nötige zu beschaffen und bei sehr beschränkten Mitteln eine gewisse Neigung für äußern Anschein zu befriedigen, ließen nicht jenen behaglichen Ton mütterlicher Familienzärtlichkeit bei ihr aufkommen; ich entsinne mich kaum je von ihr geliebkost worden zu sein, wie überhaupt zärtliche Ergießungen in unsrer Familie nicht stattfanden; wogegen sich ein gewisses hastiges, fast heftiges, lautes Wesen sehr natürlich geltend machte. Unter solchen Umständen ist es mir als Epoche machend in der Erinnerung geblieben, daß, als ich eines Abends schläfrig zu Bett gebracht wurde und die Augen weinerlich nach ihr aufschlug, die Mutter mit Wohlgefallen auf mich blickte und gegen einen anwesenden Besuch sich mit einer gewissen Zärtlichkeit über mich äußerte. Was mich hauptsächlich ihrerseits beeinflußte, war der seltsame Eifer, in welchem sie vom Großen und Schönen in der Kunst mit fast pathetischem Tone sprach. Mir gegenüber wollte sie aber hierunter niemals die theatralische Kunst gemeint haben, sondern nur Dichtkunst, Musik und Malerei, wogegen sie mir häufig fast mit ihrem Fluche drohte, wenn auch ich jemals zum Theater gehen wollte. Dabei war sie von sehr religiösem Sinne; sie hielt uns oft mit einem gefühlvollen Pathos längere, Predigt-ähnliche Reden von Gott und dem Göttlichen im Menschen, in denen sie sich gelegentlich wohl auch, mit plötzlich herabgestimmtem Tone, in humoristischer Art durch einen Verweis unterbrach. Namentlich seit dem Tode des Stiefvaters versammelte sie jeden Morgen die übriggebliebene Familie um ihr Bett, in welchem sie den Kaffee trank, jedoch nicht eher, als bis von einem unter uns ein Lied aus dem Gesangbuch vorgelesen worden, wobei in der Wahl es nicht peinlich genau genommen wurde, bis denn einst aus Versehen meine Schwester Klara ein „Gebet in Kriegsnöten“ zu so ergreifendem Vortrag brachte, daß die Mutter sie mit den Worten unterbrach: „Na, nun höre auf! Gott verzeih‘ mir meine Sünde, in Kriegsnöten sind wir doch gerade nicht!“ Trotz aller Beschwerlichkeit des Auskommens ging es dann und wann bei Abendgesellschaften heiter und, wie es mich Knaben dünkte, glänzend her. Aus den Zeiten meines Stiefvaters, welcher in den letzten Jahren seines Lebens durch sein Glück als Porträtmaler seine Einkünfte auf eine – für die damalige Zeit – ziemlich ansehnliche Höhe gesteigert hatte, waren uns angenehme und den besten Ständen angehörende Bekanntschaften verblieben, die sich auch jetzt zuweilen bei uns vereinigten. Namentlich bildeten damals die Mitglieder des Hoftheaters selbst anmutige und geistig belebte Kreise, von denen ich später in Dresden keine lebendigen Erinnerungen mehr vorfand. Besonders beliebt waren gemeinschaftliche Landpartien in die schöne Umgegend Dresdens, bei welchen kollegialische künstlerische Heiterkeit vorherrschte. Ich entsinne mich eines solchen Ausfluges nach Loschwitz, wo eine Art Zigeunerwirtschaft aufgeschlagen wurde, welcher Carl Maria v. Weber in der Funktion eines Koches seinen Beitrag widmete. Auch ward bei uns musiziert; meine Schwester Rosalie spielte Klavier; Klara begann zu singen. Von den verschiedenen Theater-Aufführungen, welche früher an Geburtstagen der Eltern zu gegenseitiger Überraschung oft mit großen Vorbereitungen veranstaltet wurden, blieben mir schon zu jener Zeit nur noch die Erinnerungen, namentlich an Aufführungen von einer Parodie der Grillparzerschen Sappho, in welcher ich selbst im Chor der Gassenbuben vor dem Triumphwagen Phaons mitwirkte. Diese Erinnerungen suchte ich mir durch ein schönes Puppentheater aufzufrischen, welches ich in der Hinterlassenschaft des Vaters auffand, und zu welchem er selbst schöne Dekorationen gemalt hatte. Ich beabsichtigte, die Meinigen durch eine glänzende Aufführung auf diesem Theater zu überraschen. Nachdem ich mir mit größtem Ungeschick verschiedene Puppen geschnitzt, für ihre Kleidung durch Verfertigung von Kostümen aus heimlich entwendeten Kleiderlappen meiner Schwestern notdürftig gesorgt hatte, ging ich auch an die Abfassung eines Ritterstückes, dessen Rollen ich meinen Puppen einstudieren wollte. Als ich die erste Szene entworfen hatte, entdeckten meine Schwestern das Manuskript und gaben es unmäßigem Gelächter preis: die eine Phrase der geängstigten Liebhaberin, „ich höre schon den Ritter trabsen“, ist mir lange zu meinem größten Ärger mit Pathos vorrezitiert worden…“

Den Übelständen im Musikschaffen seiner Zeit ging unser Wagner in dieser kleinen Schrift auf den Grund, deren Namen wir aber besser nicht aussprechen… https://archive.org/details/WagnerRichardDasJudentumInDerMusik186941S.

Die Schlacht bei Aspern

Anno 1809 besiegte unser Erzherzog Karl bei Aspern den gallischen Wüterich Napoleon und fügte diesem damit die einzige Niederlage gegen eine gleichstarke Streitmacht zu. Mit 109,000 Recken und 290 Feldgeschützen war unser Erzherzog Karl bei Aspern zum Angriff angetreten. Napoleon trat ihm mit 80,000 Mann und 150 bis 400 Feldgeschützen entgegen. Zwei Tage wurde gekämpft und dann mußte Napoleon das Schlachtfeld räumen. Der Sieg bei Aspern blieb leider folgenlos. Denn unser Erzherzog Karl konnte den verunglückten Feldzug von Anno 1809 nicht mehr wenden und so obsiegte Napoleon noch einmal. Verloren hat unser Erzherzog Karl bei Aspern 23,000 Verwundete und Gefallene, während er Napoleon einen Verlust von 44,000 Mann an Toten, Gefangenen und Verwundeten beigebracht hat. Unser aller Geschichtsschreiber und Ritter Maximilian von Hoen berichtet uns in seinem Buch „Aspern“ nun von den Kämpfen um das gleichnamige Dorf am ersten Schlachttag: https://archive.org/details/aspern00hoen

„Dem Marschall Massena wurde mit der Division Molitor die Verteidigung von Aspern, dem Marschall Lannes mit der Division Boudet und der ganzen, vom Marschall Bessieres befehligten Reiterei die Festhaltung von Eßling und der Zwischenräume gegen Aspern und die Donau übertragen. Der sonst günstige Stützpunkt Groß-Enzersdorf sollte ohne Kampf geräumt werden, weil die Truppenzahl eine Beschränkung gebot. Die Division Legrand bildete die Reserve und hatte hinter der Division Molitor längs des vom Südosteck von Aspern gegen die Donau ziehenden Grabens, Front nach Westen, Stellung zu nehmen. Napoleon, der nun keinen Grund mehr hatte, Kavallerie zum Aufsuchen des Feindes herbeizuziehen, ordnete an, daß nach Passieren der Division Sankt Sulpice wieder die frühere Übergangsdisposition in Kraft zu treten habe, insofern ein Fehlgriff, als nun nach der Division Carra Sankt Cyr des 4. Korps wieder Kavallerie, die Kürassierdivision Nansouty, daran kam. Gleichzeitig wurde der Artillerie der Garde, zwei reitende Batterien, zwölf Geschütze, der Befehl gesendet, ehe baldigst in die Lobau zu ihrem Korps einzurücken. Sie bewirkte gleich nach Sankt. Sulpice den Übergang. Während Napoleon zur kleinen Brücke zurückritt und, ein früheres Versäumnis gut machend, vor der Brückenschanze einen etwas geräumigeren Brückenkopf mit vorgelegtem, 300 Schritt breitem Verhau trassierte, sprengten die verschiedenen Kommandanten in die zugewiesenen Abschnitte. Es war etwa halb drei Uhr nachmittags und für Massena und Molitor die höchste Eile geboten, da der Vortruppenkampf bei Aspern bereits eine ernste Wendung nahm. Schon kurz nach halb zwei Uhr nachmittags waren die ausgeschwärmten Patrouillenreiter der Hessen und Badenser auf österreichische Husaren gestoßen, eben als diese aus Stadlau und Hirschstetten debouchierten. Während es hier zu einer Plänkelei kam und die Husaren allmählich über Hirschstetten zurückgedrängt wurden, war der Vortrab der I. Kolonne, Bataillon Warasdiner-Sankt Georger mit Husaren, längs der Donau über Stadlau hinaus gerückt. Das Gros der Vorhut, zwei Bataillone Gyulai Nummer LX, ein halbes I. Wiener Freiwilligenbataillon, fünf Eskadronen Liechtenstein-Husaren, näherte sich dem Weg Hirschstetten – Stadlau. Nun fanden es die hessisch-badensischen Patrouilleure an der Zeit, den Rückzug anzutreten; ihr Detaschement am Graben war längst zurückgegangen, sie hielten sich aber noch mit dem Abdecken der Brücke auf, während welcher Zeit die Husaren ein Geschütz vorbrachten, das den eilig zurück jagenden Reitern einige Kugeln nach sandte. Es waren dies die Kanonenschüsse, die den Entschluß Napoleons beeinflußten. Mittlerweile waren die Husaren des Vortrabes auf die Vedetten der Feldwache am Donauufer gestoßen, man schoß sich einige Zeit herum, endlich, kurz nach zwei Uhr nachmittags, zwangen die Husaren die Feldwache zum Rückzug. Als sie aber nachdrängten, wurden sie aus den Gräben und Gebüschen von den Infanterievorposten derart mit Feuer empfangen, daß sie schleunigst umkehren mußten. Die Feldwache, durch die zwei in Reserve gehaltenen Eskadronen verstärkt, jagte verfolgend nach. Schon war indessen die Infanterie herangekommen. Generalmajor Nordmann wies die Sankt Georger an, längs des Ufers gegen die Auen vorzugehen, eine Division (zwei Kompanien) des II. Bataillons Gyulai Nummer LX sollte links davon gegen die Gebüsche vorrücken, das Regiment folgte gestaffelt längs des Südrandes des Hirschstettener Grabens. Das halbe I. Bataillon Wiener Freiwillige war rückwärts zur Sicherung am Donauufer abwärts Stadlau zurückgelassen worden. Dem Angriff der tiraillierend vorgehenden Vortruppen mußten die Feldwache und die Infanterievorposten am Rande der Au bald weichen. Kaum war der Gegner soweit zurückgedrückt, daß die Brücke, auf welcher der Weg nach Aspern den Graben übersetzte, hinter der Front lag, als Generalmajor Nordmann dem Major Czarnoczy den Auftrag erteilte, mit den anderen vier Kompanien des II. Bataillons den augenscheinlich nur schwach besetzten Ort Aspern zu erstürmen. Trotzdem die Brücke vom feindlichen Gewehrfeuer stark bestrichen war, drängte das brave Bataillon unaufhaltsam hinüber. „Deployieren! Fahne und Tambours vor die Front. Sturmstreich!“ Mit Ungestüm warfen sich die Ungarn auf den vor dem Westausgang gelegenen starken Stützpunkt, Kirche und Friedhof, verjagten den Feind und wandten sich gegen den Ort. Im selben Augenblick kamen aus der entgegengesetzten Richtung im Sturmschritt französische Bataillone, Divisionsgeneral Molitor mit der Brigade Viviez, drei Bataillone Nummer 37, zwei Nummer 67. Diesem Stoß vermochte Czarnoczy nicht zu widerstehen. Das Bataillon ging bis über den Graben zurück, wo es sich in guter Ordnung dem Gegner entgegenstellte. Molitor drängte im Kampfeseifer nach, doch schon war Massena mit zwei Geschützen reitender Artillerie herbeigeeilt und wies Molitor angesichts des Anmarsches starker feindlicher Kräfte an, sich auf die Behauptung des Ortes zu beschränken…“

Sämund der Weise

„Aus demselben Grunde behaupten auch alle, daß die Götter durch einen König regiert werden, weil sie selbst teils jetzt noch, teils früher unter Königen standen. Wie nämlich die Menschen die Gestalten der Götter nach sich selbst abbilden, so auch deren Lebensformen.“ (Aristoteles, „Staatskunst“)

So weit unser alter Grieche und da unsere altdeutschen Götter, die Asen und Wanen, den Olympiern – wie sie uns Homer und Hesiod schildern – gar sehr gleichen, denken wir ähnlich von den Göttern. Ob diese sind oder nicht, wissen wir Sterblichen freilich nicht. Doch wirken unzweifelhaft die Kräfte, welche ihnen zugeschrieben werden, in der Welt. Eine Erneuerung des Heidentums kann also nicht schaden und füllt zudem die religiöse Leere, welche der Untergang des Christentums im Abendland hervorgerufen hat. Neben einigen vagen Nachrichten bei unseren möglichen Erschaffer Julius Cäsar und dem Tacitus verdanken wir die Kunde unserer alten Götter vor allem der Edda, deren älterer Teil dem isländischen Gelehrten Sämund dem Weisen zugeschrieben wird. Der ging heute Anno 1133 heim und so benutzen wir Panzertiere die Gelegenheit, um aus der Älteren Edda vorzulesen und unsere altdeutschen Götter dem Volk wieder ein wenig in Erinnerung zu rufen. Viel vom Leben Sämunds des Weisen wissen wir nicht. Um Anno 1055 wurde er auf Island geboren und studierte in seiner Jugend in Rom, Paris und Köln. Seinen Dichterruhm verdankt er seinem Landsmann Brynjolfur Sveinsson, der ihm die Ältere Edda zugeschrieben und diese Sämund-Edda genannt hat. Einen oder eine unserer alten Götter soll bei unserer heutigen Panzergedenkfeier vorgestellt werden. In der Edda zu finden ist unsere Landesgöttin Germania zwar nicht, aber erstmals taucht sie um die Zeitenwende auf. Etwas voreilig hatte nämlich der römische Kaiser Augustus Münzen schlagen lasse, welche die Aufschrift trugen „Germania capta“. Seinen Irrtum erkannte der Augustus schon bald darauf in der Schlacht im Teutoburger Wald. Seitdem ist unsere Germania als Verkörperung unseres deutschen Vaterlandes auf Erden unterwegs… Aus der Älteren Edda trage ich den „Hrafalnagaldr – Odins Rabenzauber“ vor: http://www.zeno.org/Literatur/M/Anonym/Liederb%C3%BCcher/%C3%84ltere+Edda/1.+G%C3%B6ttersage/4.+Hrafnagaldr+%C3%94dhins/Odhins+Rabenzauber

„Allvater waltet, Alfen verstehen,

Wanen wissen, Nornen weisen,

Iwidie nährt, Menschen dulden,

Thursen erwarten, Walküren trachten.

Die Asen ahnten übles Verhängniss,

Verwirrt von widrigen Winken der Seherin.

Urda sollte Odhrörir bewachen,

Wenn sie wüste so großem Schaden zu wehren.

Auf hub sich Hugin den Himmel zu suchen;

Unheil fürchteten die Asen, verweil er.

Thrains Ausspruch ist schwerer Traum,

Dunkler Traum ist Dains Ausspruch.

Den Zwergen schwindet die Stärke. Die Himmel

Neigen sich nieder zu Ginnungs Nähe.

Alswidr läßt sie oftmals sinken,

Oft die sinkenden hebt er aber empor.

Nirgend haftet Sonne noch Erde,

Es schwanken und stürzen die Ströme der Luft.

In Mimirs klarer Quelle versiecht

Die Weisheit der Männer. Wißt ihr was das bedeutet?

Im Tale weilt die vorwißende Göttin

Hinab von Yggdrasils Esche gesunken,

Alfengeschlechtern Idun genannt,

Die Jüngste von Jwalts ältern Kindern.

Schwer erträgt sie dieß Niedersinken

Unter des Laubbaums Stamm gebannt.

Nicht behagt es ihr bei Nörwis Tochter,

An heitere Wohnung gewöhnt so lange.

Die Sieggötter sehen die Sorge Nannas

Um die niedre Wohnung: sie geben ihr ein Wolfsfell.

Damit bekleidet verkehrt sie den Sinn,

Freut sich der Auskunft, erneut die Farbe.

Wählte Widrir den Wächter der Brücke,

Den Giallarertöner, die Göttin zu fragen

Was sie wiße von den Weltgeschicken.

Ihn geleiten Loptr und Bragi.

Weihlieder sangen, auf Wölfen ritten

Die Herscher und Hüter der Himmelswelt.

Odin spähte von Hlidskialfs Sitz

Und wandte weit hinweg die Zeugen.

Der Weise fragte die Wächterin des Tranks,

Ob von den Asen und ihren Geschicken

Unten im Hause der Hel sie wüsten

Anfang und Dauer und endlichen Tod.

Sie mochte nicht reden, nicht melden konnte sie’s:

Wie begierig sie fragten, sie gab keinen Laut.

Zähren schoßen aus den Spiegeln des Haupts,

Mühsam verhehlt, und netzten die Hände.

Wie schlafbetäubt erschien den Göttern

Die Harmvolle, die des Worts sich enthielt.

Jemehr sie sich weigerte, je mehr sie drängten;

Doch mit allem Forschen erfragten sie nichts.

Da fuhr hinweg der Vormann der Botschaft,

Der Hüter von Herians gellendem Horn.

Den Sohn der Nal nahm er zum Begleiter;

Als Wächter der Schönen blieb Odins Skalde.

Gen Wingolf kehrten Widrirs Gesandte,

Beide von Forniots Freunden getragen.

Eintraten sie itzt und grüßten die Asen,

Yggrs Gefährten beim fröhlichen Mal.

Sie wünschten dem Odin, dem seligsten Asen,

Lang auf dem Hochsitz der Lande zu walten;

Den Göttern, beim Gastmal vergnügt sich zu reihen,

Bei Allvater ewiger Ehren genießend.

Nach Bölwerks Gebot auf die Bänke verteilt,

Von Sährimnir speisend saßen die Götter.

Skögul schenkte in Hnikars Schalen

Den Met und maß ihn aus Mimirs Horn.

Mancherlei fragten über dem Male

Den Heimdal die Götter, die Göttinnen Loki,

Ob Spruch und Spähung gespendet die Jungfrau –

Bis Dunkel am Abend den Himmel deckte.

Übel, sagten sie, sei es ergangen,

Erfolglos die Werbung, und wenig erforscht.

Nur mit List gewinnen ließe der Rat sich,

Daß ihnen die Göttliche Auskunft gäbe.

Antwort gab Omi, sie Alle hörten es:

„Die Nacht ist zu nützen zu neuem Entschluß.

Bis Morgen bedenke Wer es vermag

Glücklichen Rat den Göttern zu finden.“

Über die Wege von Walis Mutter

Nieder sank die Nahrung Fenrirs.

Vom Gastmal schieden die Götter entlaßend

Hroptr und Frigg, als Hrimfaxi auffuhr.

Da hebt sich von Osten aus den Eliwagar

Des reifkalten Riesen dornige Rute,

Mit der er in Schlaf die Völker schlägt,

Die Midgard bewohnen, vor Mitternacht.

Die Kräfte ermatten, ermüden die Arme,

Schwindelnd wankt der weiße Schwertgott.

Ohnmacht befällt sie in der eisigen Nachtluft,

Die Sinne schwanken der ganzen Versammlung.

Da trieb aus dem Tore wieder der Tag

Sein schön mit Gestein geschmücktes Ross;

Weit über Mannheim glänzte die Mähne:

Des Zwergs Überlisterin zog es im Wagen.

Am nördlichen Rand der nährenden Erde

Unter des Urbaums äußerste Wurzel

Gingen zur Ruhe Gygien und Thursen,

Gespenster, Zwerge und Schwarzalfen.

Auf standen die Herrscher und die Alfenbestralerin;

Die Nacht sank nördlich gen Nifelheim.

Ulfrunas Sohn stieg Argiöl hinan,

Der Hornbläser,zu den Himmelsbergen…“