Anno 1814 wurden die Welschen vom Fürsten Schwarzenberg bei Bar an der Aube geschlagen, zwar nicht vernichtend, aber immerhin. Denn der Schwarzenberg war ein übervorsichtiger Zauderer wie er im Buche steht, den man eigentlich nicht gegen einen angriffslustigen Gegner wie den Napoleon antreten lassen sollte. Doch hatte damals der besagte Napoleon seine Kriegsmacht in Rußland und Deutschland zugrunde gerichtet und vermochte aus dem Welschenland keine gleichwertige neue mehr aufzustellen. Daher konnte Schwarzenberg bei Bar an der Aube mit 35,000 Österreichern und Bayern gegen 18,000 Welsche antreten und diese zum Rückzug zwingen. Um die Schlacht bei Bar an der Aube geschichtlich und strategisch richtig einordnen zu können, tragen wir Panzertiere die strategische Betrachtung des Carl von Clausewitz über den Feldzug von 1814 im Welschenland vor: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003
„Der Feldzug von 1814 in Frankreich ist mehr als ein anderer geeignet, das strategische Denken an einem Beispiele klar zu machen. Erstens gehört er einer Periode an, in welcher das kriegerische Element sich rasch und mit seiner natürlichen Kraft bewegt, und wenn auch das Handeln der Alliierten nicht frei ist von diplomatischen Rücksichten, die wie fremdartige Teile das rasche Feuer schwächen, so ist doch die ganze Ansicht vom Wesen eines Krieges und von den Zwecken desselben nicht so durchaus diplomatisch, wie in den meisten neueren Kriegen vor der französischen Revolution. Denn beide Teile haben einen großen Zweck, der sie treibt, und beide denken nicht an das gewisse Temporisieren, womit man sonst auf eine anständige Weise die Zeit zu verbringen pflegte. Zweitens ist dieser Feldzug ausgezeichnet durch die großen Streitmassen und die großen Resultate, welche er in einem sehr kleinen Raume und in kurzer Zeit konzentriert. Drittens stehen Offensive und Defensive in ihm sehr geschieden da. Viertens haben notwendige und zufällige Umstände eine mannigfaltige Teilung der Kräfte herbeigeführt, welche dem eigentlichen strategischen Manövrieren besonders zugesagt haben. Fünftens, Basis, Verbindungslinien, Volksbewaffnung werden von der einen oder andern Seite in Anspruch genommen. Endlich sechstens sind die moralischen Größen, die in allen Kriegen eine so wichtige Rolle spielen, gleichwohl aber bei dem Anfange derselben in den meisten Fällen eine so unbestimmte und unsichere Erscheinung darbieten, hier sehr stark ausgesprochen, denn Feldherren und Heere sind sich ihrem Charakter und Wesen nach gegenseitig bekannt, so daß sie mit Fug und Recht in den Kalkül gezogen werden können. Jeder Plan zu einem Feldzuge ist die Auswahl eines Weges unter tausend denkbaren. Je größer die kriegführenden Staaten sind und die Massen, welche sie in Bewegung setzen, um so größer ist die Zahl der möglichen Kombinationen, und es wird, wenn man aufrichtig reden will, dann ganz unmöglich, alle zu erschöpfen. Darum bleibt man auch mehr oder weniger immer dabei stehen, einen fertigen Plan hinzustellen und es dem Takt des Urteils zu überlassen, das Treffende wie das Fehlerhafte desselben herauszufühlen. In vielen Fällen wird dadurch alle weitere Entwickelung der Gründe unnötig, denn einem geraden das heißt unverdrehten Verstande wird die Wahrheit und das Richtige schon in der bloßen Zusammenstellung im Augenblick klar; ein solcher Verstand hat eine Art von musikalischem Gefühl für die Wahrheit, welches unreine Verhältnisse wie Mißtöne leicht unterscheidet. – So ist es im praktischen Leben. – Hier aber, wo wir an einem Beispiele die Anwendung der Theorie klar machen wollen, muß uns freilich daran gelegen sein, den Faden der Vorstellungen einmal genau zu verfolgen, den Plan aus unsern Grundsätzen klar zu konstruieren und ihm dadurch gewissermaßen die Notwendigkeit zu geben, welche jede philosophische Wahrheit hat. Es braucht uns Niemand daran zu erinnern, daß wir uns auf einem Felde befinden, welches für absolute Wahrheit sehr wenig geeignet ist; wir sind weit entfernt, unsere Grundsätze der Kriegskunst für absolute Wahrheiten zu halten, und eben so wenig das Resultat, welches sich in einem Beispiele aus ihnen ergibt; beide unterscheiden sich von den gewöhnlichen Räsonnements über solche Gegenstände bloß darin, daß sie aus dem Streben nach einem absolut Wahren hervorgegangen sind, daß das Resultat sich unmittelbar auf die Grundsatze stützt, die Grundsätze auf die Erscheinungen, aus denen sie gezogen sind. Diese Art, die Sache in diejenigen Formen des Denkens zu bringen, die in den strengen Wissenschaften herrschen, ist hauptsächlich der Art von Räsonnements entgegengesetzt, die in der Theorie des Krieges allzu gewöhnlich ist, daß der Autor, ohne sich um den Anfang der ganzen Vorstellungsweise zu bekümmern, aus irgend einem ihm besonders angenehmen Standpunkte heraus rückwärts und vorwärts demonstriert, das Nächste für das Wichtigste hält und so eine Art von Panorama von dem Gegenstande entwirft, das weder Anfang noch Ende hat, und in welchem Pro und Contra, Wenn und Aber, wie Wirbelwinde ihre Strudel in der Luft kräuselnd ziehen. Nicht was wir gedacht haben, halten wir für ein Verdienst um die Theorie, sondern die Art, wie wir es gedacht haben. Übrigens wiederholen wir noch einmal, daß hier, wie in allen praktischen Dingen, die Theorie mehr da ist, den praktischen Mann zu bilden, sein Urteil zu erziehen, als ihm in der Ausübung seines Geschäfts unmittelbar beizustehen…“