Die Schlacht bei Bar an der Aube

Anno 1814 wurden die Welschen vom Fürsten Schwarzenberg bei Bar an der Aube geschlagen, zwar nicht vernichtend, aber immerhin. Denn der Schwarzenberg war ein übervorsichtiger Zauderer wie er im Buche steht, den man eigentlich nicht gegen einen angriffslustigen Gegner wie den Napoleon antreten lassen sollte. Doch hatte damals der besagte Napoleon seine Kriegsmacht in Rußland und Deutschland zugrunde gerichtet und vermochte aus dem Welschenland keine gleichwertige neue mehr aufzustellen. Daher konnte Schwarzenberg bei Bar an der Aube mit 35,000 Österreichern und Bayern gegen 18,000 Welsche antreten und diese zum Rückzug zwingen. Um die Schlacht bei Bar an der Aube geschichtlich und strategisch richtig einordnen zu können, tragen wir Panzertiere die strategische Betrachtung des Carl von Clausewitz über den Feldzug von 1814 im Welschenland vor: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„Der Feldzug von 1814 in Frankreich ist mehr als ein anderer geeignet, das strategische Denken an einem Beispiele klar zu machen. Erstens gehört er einer Periode an, in welcher das kriegerische Element sich rasch und mit seiner natürlichen Kraft bewegt, und wenn auch das Handeln der Alliierten nicht frei ist von diplomatischen Rücksichten, die wie fremdartige Teile das rasche Feuer schwächen, so ist doch die ganze Ansicht vom Wesen eines Krieges und von den Zwecken desselben nicht so durchaus diplomatisch, wie in den meisten neueren Kriegen vor der französischen Revolution. Denn beide Teile haben einen großen Zweck, der sie treibt, und beide denken nicht an das gewisse Temporisieren, womit man sonst auf eine anständige Weise die Zeit zu verbringen pflegte. Zweitens ist dieser Feldzug ausgezeichnet durch die großen Streitmassen und die großen Resultate, welche er in einem sehr kleinen Raume und in kurzer Zeit konzentriert. Drittens stehen Offensive und Defensive in ihm sehr geschieden da. Viertens haben notwendige und zufällige Umstände eine mannigfaltige Teilung der Kräfte herbeigeführt, welche dem eigentlichen strategischen Manövrieren besonders zugesagt haben. Fünftens, Basis, Verbindungslinien, Volksbewaffnung werden von der einen oder andern Seite in Anspruch genommen. Endlich sechstens sind die moralischen Größen, die in allen Kriegen eine so wichtige Rolle spielen, gleichwohl aber bei dem Anfange derselben in den meisten Fällen eine so unbestimmte und unsichere Erscheinung darbieten, hier sehr stark ausgesprochen, denn Feldherren und Heere sind sich ihrem Charakter und Wesen nach gegenseitig bekannt, so daß sie mit Fug und Recht in den Kalkül gezogen werden können. Jeder Plan zu einem Feldzuge ist die Auswahl eines Weges unter tausend denkbaren. Je größer die kriegführenden Staaten sind und die Massen, welche sie in Bewegung setzen, um so größer ist die Zahl der möglichen Kombinationen, und es wird, wenn man aufrichtig reden will, dann ganz unmöglich, alle zu erschöpfen. Darum bleibt man auch mehr oder weniger immer dabei stehen, einen fertigen Plan hinzustellen und es dem Takt des Urteils zu überlassen, das Treffende wie das Fehlerhafte desselben herauszufühlen. In vielen Fällen wird dadurch alle weitere Entwickelung der Gründe unnötig, denn einem geraden das heißt unverdrehten Verstande wird die Wahrheit und das Richtige schon in der bloßen Zusammenstellung im Augenblick klar; ein solcher Verstand hat eine Art von musikalischem Gefühl für die Wahrheit, welches unreine Verhältnisse wie Mißtöne leicht unterscheidet. – So ist es im praktischen Leben. – Hier aber, wo wir an einem Beispiele die Anwendung der Theorie klar machen wollen, muß uns freilich daran gelegen sein, den Faden der Vorstellungen einmal genau zu verfolgen, den Plan aus unsern Grundsätzen klar zu konstruieren und ihm dadurch gewissermaßen die Notwendigkeit zu geben, welche jede philosophische Wahrheit hat. Es braucht uns Niemand daran zu erinnern, daß wir uns auf einem Felde befinden, welches für absolute Wahrheit sehr wenig geeignet ist; wir sind weit entfernt, unsere Grundsätze der Kriegskunst für absolute Wahrheiten zu halten, und eben so wenig das Resultat, welches sich in einem Beispiele aus ihnen ergibt; beide unterscheiden sich von den gewöhnlichen Räsonnements über solche Gegenstände bloß darin, daß sie aus dem Streben nach einem absolut Wahren hervorgegangen sind, daß das Resultat sich unmittelbar auf die Grundsatze stützt, die Grundsätze auf die Erscheinungen, aus denen sie gezogen sind. Diese Art, die Sache in diejenigen Formen des Denkens zu bringen, die in den strengen Wissenschaften herrschen, ist hauptsächlich der Art von Räsonnements entgegengesetzt, die in der Theorie des Krieges allzu gewöhnlich ist, daß der Autor, ohne sich um den Anfang der ganzen Vorstellungsweise zu bekümmern, aus irgend einem ihm besonders angenehmen Standpunkte heraus rückwärts und vorwärts demonstriert, das Nächste für das Wichtigste hält und so eine Art von Panorama von dem Gegenstande entwirft, das weder Anfang noch Ende hat, und in welchem Pro und Contra, Wenn und Aber, wie Wirbelwinde ihre Strudel in der Luft kräuselnd ziehen. Nicht was wir gedacht haben, halten wir für ein Verdienst um die Theorie, sondern die Art, wie wir es gedacht haben. Übrigens wiederholen wir noch einmal, daß hier, wie in allen praktischen Dingen, die Theorie mehr da ist, den praktischen Mann zu bilden, sein Urteil zu erziehen, als ihm in der Ausübung seines Geschäfts unmittelbar beizustehen…“

Kaiser Ferdinand der Erste

Anno 1568 wurde unser alter deutscher König Ferdinand der Erste zum Kaiser gewählt. Seine eigenständige Regierung dauerte bis Anno 1564. Sein Bruder Karl der Fünfte hatte ihn bereits Anno 1531 zu seinem Mitregenten in Deutschland gemacht. Immerhin war der gute Mann zugleich auch König von Spanien und hätte sich wohl ohne die Hilfe seines Bruders der Umtriebe der Gallier und Päpste schlecht erwehren können. Man fühlt sich hier nicht wenig an die Burgunderkönige im Nibelungenlied erinnert… Zur Welt kam unser Habsburger Anno 1503 in Madrid als Sohn Philipps des Schönen und der Johanna von Spanien. Anno 1521 erhielt er das Herzogtum Österreich und alle Besitzungen der Habsburger in Deutschland mit Ausnahme der Niederlande. Berühmt ist die erste Verteidigung Wiens gegen die Türken Anno 1529 und segensreich war der Augsburger Religionsfrieden, mag dieser später auch zum Zankapfel geworden sein. Anno 1521 ehelichte Ferdinand der Erste Anna von Böhmen, in deren Namen er nach der Ersten Schlacht von Mohacs Anspruch auf Ungarn erhob und dessen Westteil gegen die Türken behaupten konnte. Er hatte mit ihr elf Töchter und vier Söhne. Bei unserem Geschichtsforscher Franz Bernhard von Bucholtz in der „Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten“ erhebt der Papst nun Einspruch gegen die Kaiserwahl: https://archive.org/details/bub_gb_IWkIAAAAQAAJ

„- Gleich nach dieser – Handlung sandte Ferdinand seinen Oberstkämmerer Martin Gußmann nach Rom, um dem Papste Bericht davon zu erstatten, wie auch denselben seines Gehorsams und seines Schutzes zu versichern, und eine baldige Gesandtschaft zum Begehren der Krönung anzukündigen. Allein Paul IV., obwohl derselbe nicht lange zuvor aus der Bedrängnis des Krieges mit König Philipp von Spanien, in welchen er sich in übereilter Weise großenteils durch den Ehrgeiz der statt seiner regierenden Nepoten hatte verwickeln lassen, herausgekommen war, setzte der Anerkennung Ferdinands als Kaiser ganz unerwartete Hindernisse entgegen. Er untersagte dem Gußmann den Einzug in Rom, ehe erst gewisse Fragen, die er mit den Kardinälen überlegen müßte, entschieden wären. Diese enthielten: I) ob der Gesandte nicht schuldig sei, die Ursachen anzuzeigen, wegen deren Karl das Kaisertum aufgegeben? – II) ob solche Abdankung ohne des apostolischen Stuhles Einwilligung gültig sei? III) ob Ferdinanden die schlimme Erziehung seines Sohnes Maximilian, der meist mit Lutheranern umgeben sei, zur Erlangung des Kaisertums nicht hinderlich sei? und IV) was von der Wahlfähigkeit der Kurfürsten, die zur Häresie getreten, zu halten? – Diese Punkte trug Papst Paul sieben dazu erwählten Kardinalen in einer Rede vor, worin er dazu noch einige ungeziemende Ausdrücke soll gebraucht haben, namentlich, daß Carls Vollmacht, die er seinem Gesandten erteilet, ungültig sei, weil er damals nicht mehr bei ungetrübtem Verstande gewesen. – Das Gutachten dieser Kardinäle ging zum Teil von den übertriebensten Vorstellungen über päpstliche Rechte hinsichtlich des Kaisertums aus, welche selbst auf dem Gipfel der hierarchischen Verhältnisse nie anerkannt worden waren, und welche Innozenz III. in seinen Entscheidungen über die Rechte von Kaiser und Gegenkaiser nicht gebraucht hatte. – „Gleichwie die Resignation des kleinsten Benefizium nicht anders als in die Hände des Obern geschehen könne, also um so weniger jene des Kaisertums, welches von jeher zu Rom als ein Leben des päpstlichen Stuhles angesehen worden sei. – Es entstehe auch, meinte man ferner, durch den von einem Kaiser der römischen Kirche geleisteten Eid eine wechselseitige Verbindung, die nicht anders als durch die Einwilligung beider Teile könne gehoben werden. – Außerdem sei die eine Hälfte der Kurfürsten, da sie in die Häresie gefallen, ihres Wahlrechtes verlustig geworden. Ferdinand aber habe durch Einwilligung in den Religionsfrieden, welcher fast in allen Artikeln mit dem göttlichen Rechte und den Kirchengeboten streite, Verdacht in Glaubenssachen wider sich erweckt, zumal da er häretische Prediger in seinen Landen dulde, und sogar für den Glaubensunterricht seines eigenen Sohnes nicht zur Genüge gesorgt habe. – Es sei demnach nötig, daß Ferdinand in dieser Sache sich des Papstes Urteil unterwerfe, und denselben um Vergebung bitte, zugleich allem dem entsage, was zu Frankfurt gehandelt, und das Weitere von des Papstes Gutbefinden erwarte. Die Schrift der Kardinäle wurde dem Gußmann mitgeteilt, welcher eine andere dagegen einreichte, worin er vorzüglich, ohne in andere bestrittene oder ihm nicht aufgetragene Fragen einzugehen, das einleuchtende Argument hervorhob, daß die Abdankung und Übertragung von Seiten Karls nur auf denjenigen geschehen sei, welcher ohnehin schon rechtmäßig zum römischen Könige und Nachfolger gewählt, gekrönt, als solcher von dem päpstlichen Stuhle anerkannt und bestätigt sei, und der von Rechtswegen in dem Kaisertume, es möge erlediget werden, wie es wolle, sukzedieren müsse. Auf den Bericht über den ganzen Vors gang befahl Ferdinand dem Gußmann, daß wenn er drei Tage nach dem Empfang der Weisung keine Audienz erhalte, er mit Hinterlassung einer Protestation den Rückweg nehmen möge mit dem Beisatze, daß Ferdinand dieser Sache wegen die Kurfürsten unverweilt zu Rate ziehen, und sich darin so verhalten wolle, wie er es seiner Hoheit gemäß erachte. – Gußmann ging nun, unter dem Vorwande seiner Andacht zu pflegen, als Privatmann nach Rom, und begehrte und erhielt als solcher auch beim Papste Audienz, welcher versprach, nächstens einen Legaten an Ferdinand, zu senden, der ihm die Ursachen seines Handelns näher entwickeln werde. – König Philipp von Spanien glaubte in einem Schreiben an den Kardinal Pacheco seinen Vater das mit entschuldigen zu müssen, daß derselbe, was er getan, in der besten Meinung und im geringsten nicht aus einer Geringachtung des Papstes getan habe. Dessen ungeachtet fand Vargas, Philipps Gesandter zu Venedig, den er eigens deswegen nach Rom schickte, nicht nur kein geneigteş Gehör, sondern man wollte auch den Statthalter von Mailand Figeroa, der zu gleichem Ende hinkam, nicht einmal in die Stadt lassen, unter dem Vorwande, daß derselbe wegen Mißhandlung eines päpstlichen Boten ins Interdikt gefallen sei. Nach der Zurückkunft des Gußmann machte Ferdinand in einem Schreiben vom 5. September 1558 den Kurfürsten von den Einwendungen des Papstes eine vorläufige Mitteilung. Gegen des letzteren erwähnte Prätensionen stellte dann unter andern der Reichsvizekanzler Seld ein merkwürdiges und zum Teil in starken Ausdrücken geschriebenes Gutachten, worin er, indem er sich dogmatisch entschieden als Katholiken bekannte, zugleich die Grenzen der päpstlichen und weltlichen Gewalt weniger aus eigner neuer Untersuchung des Wesens der Sache, als mit Anwendung von Begriffen, die sich in den alten Kämpfen der Kaiser mit den Päpsten ausgebildet hatten, behandelte. Doch bemerkte er, „Christus in der Glorie bedürfe keines Stellvertreters auf Erden. Sei aber der Papst, wie auch er glaube, Stellvertreter Christi, so gelte das nur in derselben Weise, als Christus selbst auf Erden habe erscheinen wollen, also ohne zeitliche Gewalt.“ – Übrigens behandelte er das Verhältnis des Papsttums und Kaisertums in 24 Artikeln, worin er als Richtschnur vorzüglich die vor den Wirren des Mittelalters anerkannt gewesenen Konstitutionen aufstellte.“ Die Schlüsselgewalt sei allerdings dem Petrus und seinen Nachfolgern gegeben, obwohl im Namen und von wegen des ganzen Apostolats, als dem der das Bild oder die Figur der Kirche trage. Er sei aber das Haupt zur Erhaltung der Glaubenseinheit, habe in Übung und Administration der geistlichen Gewalt die Präeminenz; und Gott habe in solcher Art alle Übrigen zur Teilnahme am Sakrament der Weihe berufen, daß er solches im Petrus vorzüglich (principaliter) begründet. Hiernach sei allerdings in geistlichen Sachen der Papst und alle Kirchen überhaupt, vom Kaiser unabhängig. (Obwohl auch Buben Päpste gewesen, und künftig noch fern könnten, ändere das nichts an dem Wesen des Amtes.) Früher hätten wohl Kaiser einzelne Päpste abgelegt, was man aber nach den alten Kanonen für unbillig ansehe: Die Verstoßung der Priester habe Gott sich vorbehalten. – Auch gegen Appellationen an den Papst in bloß geistlichen Sachen werde Ferdinand nichts haben. – Und auch daß der Papst die Kaiserwahl prüfe, ob ein Kaiser in Zwietracht oder Eintracht erwählt, ob er ein Tempelräuber, ein Exkommunizierter, ein Tyrann, ein Häretiker, ein Heide, ein Meineidiger, ein Verfolger der Kirche, ein Narr sei? – halte er (Seld) nicht für unbillig…“

König Wenzel

Anno 1361 wurde in Nürnberg unser alter deutscher König Wenzel geboren. Der Sohn Kaiser Karls des Vierten und der Anna von Schweidnitz saß von Anno 1378 bis Anno 1400 auf dem deutschen Thron. Sein spöttischer Beiname der Faule bezeichnet seine Herrschaft sehr treffend. Aufgrund seiner Unfähigkeit befehdeten sich die Fürsten und Städte lange Jahre, was im Allgemeinen (mit Ausnahme der Schweiz) mit dem Sieg der Fürsten endete. Gegenkönige gab es in deutschen Land wohl schon früher, aber meistens wehrte sich der bisherige Throninhaber doch gegen seinen Sturz. Nicht so Wenzel der Faule, der Anno 1400 kampflos Ruprecht von Bayern das Feld überließ. Trotz zweier Ehen brachte Wenzel der Faule keine Nachkommenschaft zustande. Er überließ sein Hausgut Böhmen schließlich seinem Halbbruder Sigismund. Ein Grund für die Faulheit oder Schwäche Wenzels ist wohl in der Unzulänglichkeit seiner Hausmacht zu finden. Alle deutschen Regierungen, die zumindest halbwegs glücklich waren, stützen sich auf eine starke Hausmacht: Die Karolinger auf die Franken, die Ottonen auf Sachsen, die Salier auf Franken, die Staufer auf Franken, die Wittelsbacher auf die Pfalz und Bayern, die Habsburger auf Österreich und die Hohenzollern auf Preußen. Die Luxemburger aber auf Böhmen und damit hatten sie sprichwörtlich auf Sand gebaut. Wie wir später bei den Hussitenkriegen sehen sollten. Unser Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch kommt passend dazu nun auf Wenzels böhmische Hausmacht zu sprechen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„König Wenzels Schicksale in Böhmen. – Die ersten zwölf Jahre von Wenzels Regierung in Deutschland waren, bei allen seinen Fehlern, doch durch das Bestreben, den Landfrieden auszurichten, löblich und teilweise nicht ohne Erfolg gewesen; seine bessere Natur hatte ihn hier doch meistenteils zu besonnener und milder Handlungsweise geführt. In Böhmen trat er auch anfangs mit löblichen Vorsätzen aus; er hielt streng aus den Landfrieden, bestrafte den Straßenraub, üble persönlich in seiner Hauptstadt die Polizei, indem er die Brot- und Fleischladen besuchte, Betrügereien bestrafte, und selbst des Nachts verkleidet die Scharwachen begleitete, um Vergeben gegen die Sicherheit der Bürger und gegen die Sitten zur Strafe zu ziehen. Auch begünstigte er die Universität durch manche gute Anordnung, und sie blühte unter ihm fort. Allein bald wurde sein Verfahren gewaltsamer, despotischer und zuletzt grausam. Wohl mag die Ansicht, daß die rohere und unbändigere slawische Natur auch stärkerer Mittel zu ihrer Bändigung bedürfe, ihn geleitet haben, allein sein eignes launenhaftes und mit dem zunehmenden Alter immer jähzorniger werdendes Wesen trieb ihn über alles Maß, selbst einer nötigen Strenge, hinaus. Es wirkten hierbei mancherlei unglückliche Ereignisse mit. In der letzten Nacht des Jahres 1386 wurde ihm seine tugendhafte Gemahlin Elisabeth aus eine schreckliche Weise entrissen; indem sie ausstand, fiel einer der großen wütenden Hunde, welche Wenzel als leidenschaftlicher Liebhaber der Jagd aus allen Ländern herbeiholen ließ und selbst des Nachts in seinem Schlafgemache hielt, übel sie her und erwürgte sie, ehe Hülse kommen konnte. Wenzel hielt die Art ihres Todes geheim, aber sicher machte dieses schreckliche Ereignis einen zerrüttenden Eindruck aus ihn, den er durch Betäubungen aller Art zu verwischen suchte. Zwar vermählte er sich später, nach sechs Jahren, wieder mit der Tochter des Herzogs von Brabant, Sophie, allein sie scheint keinen Einfluß aus ihn gewonnen zu haben; auch erfreute er sich keiner Nachkommenschaft, und der Gram darüber mochte auch aus die Verwilderung seines Gemütes mitwirken. Ebenfalls starben die treuen und verständigen Räte seines Vaters, die er geerbt hatte, und er geriet in die Hände schlimmer Menschen, besonders des wüsten Erzbischofs von Prag, Johann von Jenzenstein, der an Jagden, Turnieren und Tänzen mehr Vergnügen fand, als an den Pflichten seines Amtes. Von seinen Brüdern und Vettern hat Wenzel auch keinen Beistand zur Herstellung des Gleichgewichts in seinem Gemüte erfahren, vielmehr haben sie mit dazu beigetragen, sein Leben zu verwirren. Durch Karls IV. Verkeilung hatte Wenzel Böhmen und Schlesien, Sigmund die Mark Brandenburg, Johann die Niederlausitz und Schweidnitz erhalten; Mähren besaßen Jobst oder Jodocus und Prokopius, Söhne von Karls IV. Bruder Johann Heinrich, den wir als Gemahl der Margaretha Maultasch kennen gelernt haben und der nach der Scheidung von dieser sich wieder vermählt hatte. Das Erbland Luxemburg war, nach dem kinderlosen Tode von Karls IV. jüngstem Bruder Wenzel, wieder an Böhmen gefallen. Sigmund war von seinem berechnenden Vater schon als Knabe mit Maria, der Tochter des Königs Ludwig von Ungarn, verlobt und in Ungarn erzogen worden, und erbte im Jahre 1382 wirklich nach Ludwigs Tode die Krone dieses Landes. Zu ihrer Behauptung gegen viele Widersacher bedurfte er aber großer Geldsummen und verpfändete, um sie zu erhalten, einen Teil der Mark Brandenburg an seine Vettern Jobst und Prokopius von Mähren, die das eben wieder beruhigte Land jedoch schmählich vernachlässigten. Zwischen Wenzel und Sigmund, welcher immer von jenem Hülse in seinen ungarischen Händeln forderte, von dem trägen Bruder aber nicht erhielt, bildete sich nach und nach ein feindliches Verhältnis, welches später zu Wenzels Unglück ausschlug, indem auch seine Stellung zu seinen eignen Untertanen immer übler wurde…“

Karl May

Anno 1842 wurde unser großer deutscher Dichter Karl May in Ernstthal im Sachsenland geboren. Einiger seiner Abenteuergeschichten kennt hoffentlich ein jeder. In seinen jungen Jahren drohte er auf die schiefe Bahn zu geraten, einige Jahre im Kerker belehrten ihn aber eines Besseren und so wirkte er ab Anno 1874 als freischaffender Dichter. Seine Herzensdame Emma Pollmer ehelichte er Anno 1880 und Anno 1903 heiratete er ein zweites Mal und zwar Klara Plöhn. Von seinen Werken habe ich mir die Erzählung „Old Surehand“ ausgesucht, in welcher uns unser Karl May einmal mehr in den Wilden Westen versetzt: https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/reise/surehand/gr14/gr14-txt.pdf

„Auf meinen vielen Reisen und weiten Wanderungen habe ich, besonders unter den sogenannten Wilden und Halbzivilisierten, sehr oft Menschen gefunden, die mir liebe Freunde wurden und denen ich noch heute ein treues Andenken bewahre und bis zu meinem Tode weiter bewahren werde. Keiner aber hat meine Liebe in dem Grade besessen wie Winnetou, der berühmte Häuptling der Apatschen. Alle meine Leser kennen ihn, den edelsten der Indianer; sie wissen, wie ich mit ihm bekannt geworden bin, und daß meine Anhänglichkeit für ihn mich immer und immer wieder, selbst aus dem fernen Afrika und Asien, zu ihm hinübergetrieben hat in die Prairien, Wälder und Felsengebirge Nordamerikas. Selbst wenn meine Ankunft drüben eine nicht vorher bestimmte war und wir also kein Stelldichein hatten verabreden können, wußte ich ihn doch bald zu treffen. Entweder ritt ich in solchen Fällen nach dem Rio Pecos zu dem Sonderstamme der Apatschen, dem er entstammte, und hörte dort, wo er sich befand, oder ich erfuhr dies von den Westmännern oder Indianern, die mir begegneten. Winnetous Taten sprachen sich sehr schnell herum, und so oft er sich wo sehen ließ, wurde es bald in weitem Umkreise bekannt. Oft aber konnte ich ihm beim Scheiden sagen, wann ich wiederkommen würde, und dann wurde Ort und Zeit unsers Zusammentreffens genau vorher bestimmt. ich richtete mich dabei nach dem Datum, während er sich der indianischen Zeitbestimmung bediente, und so unzuverlässig dieselbe zu sein scheint, er war stets auf die Minute an Ort und Stelle, und es ist niemals vorgekommen, daß ich auf ihn zu warten hatte. Nur ein einzigesmal hatte es den Anschein, aber auch nur den Anschein, als ob er nicht pünktlich sei. Wir mußten uns hoch oben im Norden an dem sogenannten Couteau trennen und wollten uns vier Monate später unten in der Sierra Madre treffen. Da fragte er mich: „Mein Bruder kennt das Wasser, welches Clearbrook (Heller Bach) genannt wird?“ „Ja.“ „Wir haben dort mit einander gejagt. Besinnst du dich auf die Lebenseiche, unter welcher wir damals des Nachts lagerten?“ „Ganz genau.“ „So können wir uns nicht verfehlen. Der Wipfel dieses Baumes ist verdorrt, und wächst also nicht mehr. Wenn grad um die Mittagszeit der Schatten der Eiche fünfmal die Länge meines Bruders hat, wird Winnetou dort ankommen. Howgh!“ Ich hatte dies natürlich in unsere Zeitrechnung zu übersetzen, und war zur bestimmten Zeit dort. Es war weder Winnetou noch eine Spur von ihm zu sehen, obgleich die Schattenlänge der Eiche genau fünfmal die meinige betrug. Ich wartete mehrere Stunden lang; er stellte sich nicht ein. Ich wußte, daß ihn nur ein Unfall hindern konnte, ein einmal gegebenes Wort zu halten, und wollte darum schon besorgt um ihn werden; da kam mir der Gedanke, daß er schon hier gewesen sein und einen triftigen Grund gehabt haben könne, nicht auf mich zu warten. In diesem Falle hatte er mir ganz gewiß ein Zeichen hinterlassen. Ich untersuchte also den Stamm der Eiche, und richtig! es steckte in demselben in Manneshöhe ein kleiner, verdorrter Fichtenzweig. Da eine Eiche keine Fichtenzweige hat, so mußte er mit Absicht angebracht worden sein, und zwar schon vor längerer Zeit, weil er vollständig vertrocknet war. Ich zog ihn heraus und mit ihm ein Papier, welches um sein zugespitztes, unteres Ende festgewickelt war. Als ich es aufgerollt hatte, las ich die Worte: „Mein Bruder komme schnell zu Bloody-Fox, den die Comantschen überfallen wollen. Winnetou eilt, ihn noch rechtzeitig zu warnen.“ Diejenigen meiner Leser, welche Winnetou kennen, wissen, daß er sehr wohl lesen und auch schreiben konnte. Er führte fast stets Papier bei sich. Die Nachricht, welche ich hiermit von ihm erhielt, war keine gute; sie machte mich um ihn besorgt, obgleich ich wußte, daß er jeder, auch der größten Gefahr gewachsen sei. Auch um Bloody-Fox wurde mir bange, denn er war sehr wahrscheinlich verloren, wenn es Winnetou nicht gelang, ihn noch vor der Ankunft der Comantschen zu erreichen. Und was mich selbst betrifft, so war auch meine Lage nichts weniger als unbedenklich. Bloody-Fox hauste auf einer, ja wohl der einzigen Oase des öden Llano estakado, und der Weg dorthin führte durch das Gebiet der Comantschen, mit denen wir oft feindlich zusammengeraten waren. Wenn ich in ihre Hände fiel, war ich sicher für den Marterpfahl bestimmt, zumal dieses Indianervolk vor längerer Zeit „die Kriegsbeile ausgegraben“ und mehrere viel Beute einbringende Raubzüge unternommen hatte. Unter diesen Umständen wäre ein anderer wohl zunächst auf seine eigene Sicherheit bedacht gewesen und hätte es wahrscheinlich für geraten gehalten, der Aufforderung Winnetous nicht zu folgen; mir aber kam dieser Gedanke gar nicht in den Sinn. Winnetou hatte sich mir voran ganz unbedenklich in dieselben Gefahren begeben, die mir bevorstanden, wenn ich ihm jetzt folgte. Sollte ich weniger Mut zeigen als er? Als er seine Aufforderung in den Stamm des Baumes steckte, war er überzeugt, daß ich derselben sofort nachkommen werde. Sollte ich dieses Vertrauen täuschen? Konnte ich ihm jemals wieder ruhig und offen in die Augen sehen, wenn ich mich jetzt feig aus dem Staube machte? Niemals! …“

Feldmarschall Edwin von Manteuffel

Anno 1809 wurde in Dresden unser Feldmarschall Edwin von Manteuffel geboren. Er trat Anno 1827 in unser preußisches Heer ein und stieg bis Anno 1861 zum Generalleutnant auf. Anno 1866 befehligte er ein Korps und focht in der unglücklichen Schlacht von Langensalza, in welcher unsere Preußen von unseren Hannoveranern geschlagen worden sind. Anno 1871 befehligte er unser Erstes preußisches Armeekorps und nahm mit diesen an der Einschließung von Metz teil. Bei Nouilly wehrte er den großen Ausbruchsversuch der gallischen Rheinarmee ab und besiegelte damit deren Schicksal. Nach deren Waffenstreckung half unser Feldmarschall von Manteuffel bei der Belagerung der gallischen Hauptstadt Paris mit. Man übertrug ihm den Oberbefehl über unsere Erste Armee. Bei Amiens schlug er den Galliern ebenso aufs Haupt wie an der Hallue. Damit empfahl sich unser Feldmarschall von Manteuffel für höhere Aufgaben und erhielt Anno 1871 den Oberbefehl über unsere neue Südarmee. Mit dieser kam er zwar zur Schlacht an der Lisaine zu spät, nahm aber die Verfolgung der gallischen Ostarmee auf und zwang diese zur Flucht in die neutrale Schweiz, wo diese festgesetzt und entwaffnet wurde. Bis Anno 1873 blieb unser Feldmarschall von Manteuffel in Gallien, um die Bezahlung von deren Kriegsentschädigungen zu überwachen und übernahm Anno 1879 die Statthalterschaft im Herzogtum Lothringen. An Orden erhielt er den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen, das Eiserne Kreuz, den Roten und den Schwarzen Adlerorden und den Hausorden der Hohenzollern. Anno 1845 heiratete unser Feldmarschall von Manteuffel zu Berlin Hertha von Witzleben. Vier Kinder waren den beiden von den Nornen vergönnt. Bei unserem Geschichtsschreiber Hanns von Zobeltitz („Dreißig Lebensbilder deutscher Männer aus neuerer Zeit“) kommen wir nun zur Neutralisierung der gallischen Ostarmee durch unseren Feldmarschall von Manteuffel: https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/hd/content/titleinfo/3997488

„Es war in der Tat eine höchst schwierige Lage, welcher der Heerführer sich gegenüber befand. Während Werder voraussichtlich schon in den nächsten Tagen mit dem übermächtigen Feinde in engere Berührung kommen mußte, galt es für Manteuffel, möglichst schnell dessen Verbindungen zu treffen. Es galt einen gefährlichen schnellen Marsch über die bergige, schneebedeckte Cote d’Or, zwischen noch vom Feinde besetzten Festungen hindurch, in getrennten Kolonnen. Fast unmittelbar an der Marschstraße stand in Dijon der alte, in französische Dienste getretene Freischarenführer Garibaldi mit einem Heerteil von fast 30000 Mann; ihn fesselte Manteuffel durch einen geschickten Scheinangriff, welcher den „Alten von Kaprera“ vollständig täuschte. So ging der gefährliche Marsch glücklich von statten, und während der gute Garibaldi seinen Freischärlern einen vermeintlichen Sieg mit den höchst komischen Worten verkündete: „Wieder einmal, ihr jungen Soldaten der Freiheit, habt ihr die Fersen der schrecklichen Krieger des Königs Wilhelm gesehen!“ – brach Manteuffel bereits mit seinen Heersäulen aus dem Cote d’Or hervor und begann in das Talgebiet der Saone hinabzusteigen. Hier empfing er die frohe Kunde von dem Ausgang der dreitägigen Schlacht an der Lisaine und traf sofort – am 19. Januar – alle Anordnungen zur völligen Ausnutzung dieses Sieges: General von Werder, so befahl er, solle dem geschlagenen Gegner unmittelbar folgen und möglichst festzuhalten suchen; er selbst aber änderte seine eigene Marschrichtung, schwenkte mit seiner ganzen Armee rechts und legte sich in Eilmärschen dem Feinde derart vor, daß demselben der Rückzug nach dem Herzen Frankreichs versperrt wurde. „Die Maßnahmen des Generals von Manteuffel“, äußerte auf die Nachricht von diesen Anordnungen Feldmarschall Moltke, „sind äußerst kühn und gewagt, aber sie können zu den größten Erfolgen führen. Falls er einen Unfall erleidet, darf man ihn nicht tadeln; denn um Großes zu erreichen, muß etwas gewagt werden.“ In der Tat kühn war das Unternehmen Manteuffels, aber es bot die einzige Möglichkeit, den Gegner völlig zu vernichten, ihm ein zweites Sedan zu bereiten. Indem Manteuffel der Armee Bourbakis den Rückweg verlegte und sie gleichsam in ein gewaltiges Fangnetz eingarnte, dessen eine Seite seine eigenen Corps, dessen anderes Glied der nachdrängende Werder bildete, indem er gleichzeitig den inneren Halt des Gegners durch eine Reihe scharfer Gefechte vom 23. Januar bis zum 1. Februar völlig brach zwang er jenen schließlich, sich der drohenden Umfassung durch die Benutzung des einzigen, ihm noch geöffneten „Loches“: der Schweizer Grenze zu entziehen: am 1. Februar 1871 trat die Armee Bourbakis, deren Führer sich der Verantwortung durch einen Selbstmordversuch zu entziehen suchte, auf Schweizer Gebiet über immer noch eine Masse von nahezu 100,000 Mann mit fast 300 Geschützen! War sie somit unschädlich gemacht, so hatte Manteuffel auch seinen zweiten Feind, den Signor Garibaldi, nicht vergessen. Sobald er einige Regimenter entbehren konnte, sandte er ihrer vier gegen Dijon der alte Freischärler wartete deren Ankunft jedoch nicht ab, sondern setzte seine Rothemden und Blaublusen schleunigst auf die Eisenbahn und dampfte von dannen! So fielen die letzten großen Entscheidungen im Kriege gegen Frankreich. Hatte sich Manteuffel durch seine bisherigen Taten als ein umsichtiger, energischer Führer gezeigt, so stellte der kühne Plan zu seiner ausschlaggebenden Unternehmung und dessen glückliche Durchführung unseren Helden fortan in die erste Reihe der hervorragenden Feldherrn. Das Großkreuz zum eisernen Kreuze lohnte den Sieger. Der glorreiche Friedensschluß, welcher Deutschland zum mächtigsten Reiche Europas machte und uns die so lange geraubten Provinzen Elsaß-Lothringen wiedergab, schuf für General von Manteuffel sofort eine weitere Aufgabe. Der Kaiser hegte zu seinen bewährten militärischen und bedeutenden diplomatischen Fähigkeiten ein so unbedingtes Vertrauen, daß er ihn zum Oberbefehlshaber der vorläufig, bis zur völligen Abtragung der französischen Kriegsentschädigung noch in Frankreich verbleibenden Okkupationsarmee ernannte. In dieser Stellung verstand er es geradezu meisterhaft, die deutschen Interessen mit möglichstem Entgegenkommen der Bevölkerung und der französischen Regierung gegenüber zu verbinden. Erst am 16. September 1873 verließ er mit den letzten deutschen Soldaten den Boden Frankreichs, um am folgenden Tage der Weihe des Metzer Forts beizuwohnen, welches der dankbare Kaiser seinen Namen verliehen hatte. Sei unbesiegbar, wie der Mann, dessen Namen du trägst“, rief bei dieser feierlichen Handlung der Gouverneur von Metz dem stolzen Bollwerk zu…“

Wilhelm Grimm

„Den Tod König Athaulfs, der mit seinen Westgoten Spanien eingenommen hatte, erzählt die Sage verschieden. Nach einigen nämlich soll ihn Wernulf, über dessen lächerliche Gestalt der König gespottet hatte, mit dem Schwert erstochen haben. Nach andern stand Athaulf im Stalle und betrachtete seine Pferde, als ihn Dobbius, einer seiner Hausleute, ermordete. Dieser hatte früher bei einem andern, von Athaulf aus dem Wege geräumten Gotenkönig in Dienst gestanden und war hernach in Athaulfs Hausgesinde aufgenommen worden. So rächte Dobbius seinen ersten Herrn an dem zweiten.“

Diese und viele andere Sagen sammelten unsere Gebrüder Grimm und so wie wir Panzertiere deren Märchen am Geburtstag des älteren Bruders vortragen, so nützen wir den des jüngeren Wilhelms zum Vortrag unserer deutschen Sagen. Anno 1786 kam unser Wilhelm Grimm in Hanau zur Welt und Er studierte in Marburg die Rechtskunde und ergatterte Anno 1814 eine Stelle in der Kassler Bücherei. In Göttingen erhielt er Anno 1831 einen Lehrstuhl und wechselte Anno 1841 nach Berlin. Stets war arbeitete er mit seinem älteren Bruder zusammen. Anno 1825 ehelichte er Henriette Wild, mit der er eine Tochter und drei Söhne hatte. Nicht nur deutsche Sagen und Märchen sammelten unsere Gebrüder Grimm, sondern schrieben auch so manches kluges Buch. Die „Deutsche Mythologie“ ist wohl eines der wichtigsten davon: https://archive.org/details/deutschemytholo01grimgoog

„Von Asiens westlichster Küste hatte sich das Christentum gleich herüber nach Europa gewandt; der breite Boden des Weltteils, in dem es entsprungen war, konnte ihm nicht lange Nahrung geben, und auch im Norden Afrikas schlug es nur flache Wurzel. Bald wurde und blieb Europa sein eigentlicher Sitz und Herd. Es ist beachtenswert, daß die Richtung, in welcher der neue Glaube von Süden nach Norden um sich griff, dem Strome der Wanderung gerade entgegensteht, die von Osten und Norden nach Westen und Süden damals die Völker hintrieb, wie dorther geistiges Licht eindrang, sollte von hieraus das Leben selbst erfrischt werden. Das ermattete Weltreich der Römer war zugleich in seinem Innersten aufgeregt und an seiner Grenze überschritten. Aber mit derselben gewaltigen Lehre, die ihm eben erst seine alten Götter gestürzt hatte, konnte das unterwürfige Rom sich von neuem seine Sieger unterwerfen. Dadurch geschah der Flut jener Bewegung allmählich Einhalt, die neubekehrten Länder begannen sich zu festigen und ihre Waffen umzukehren gegen die im Rücken gebliebenen Heiden. Langsam, Schritt vor Schritt, wich die Heidenschaft der Christenheit. Fünfhundert Jahre nach Christus glaubten an ihn noch die wenigsten Völker Europas; nach tausend Jahren die meisten und bedeutendsten, aber nicht alle. Die Nialssage (Kapitel 101 bis 106) berichtet über den Einzug des Christenthums nach Island um 995 bis 1000. Doch opferte man in Nerike bei Orebro noch im 17. Jahrhundert auf gewissen Felsen dem Thor gegen Zahnschmerz. Und alte Frauen opfern noch heutzutage an Flüsse und werfen den Zweig auf den Stein. In Olafs des Heiligen Zeit 1015 bis 1030 (in Gautland) heißt es fromm. In den norwegischen Bezirken Serna und Idre (an der grenze von Dalarne) lebten Heiden noch 1644. Odens Diener kommen noch 1578, 1580, 1601 in Schweden vor. Und in einem Volksliede fürchtet eine Christin die nah im Wald hausenden Heiden: Der Donnerstag war in Schweden noch vor 100, 150 Jahren heilig. In Schweden zumal waren Rückfälle ins Heidentum häufig. Das heimliche Heidentum hieß launblôt. Unter den Slawen in Pommern galt noch zu Eingang des 12. Jahrhundert Heidentum. Gefeiert wird ein Heidenfest bei Pyritz. Und ein Fest des Gerovit in Havelberg. Heidnische Ranen erwähnt Barthold. Pribizlaus von Mecklenburg wird 1164 getauft. Svantevits Tempel 1168 zerstört. Die Slawen zwischen Elbe und Oder waren 70 Jahre Christen und fielen dann wieder ab um 1013 als die Russen schon bekehrt waren, waren die Preußen noch Heiden. Christen in Ungarn kommen schon in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts vor. Noch heute leben in Estland einzelne Heiden. Die Lappen waren noch 1750 Heiden. Aus Griechenland und Italien ging die christliche Lehre zunächst über nach Gallien im zweiten und dritten Jahrhundert. Einzelne Christen kommen gegen das Jahr 300 oder bald nachher vor unter den rheinischen Deutschen, zumal Alamannen, um gleiche zeit oder etwas früher unter den Gothen. Die Gothen sind das erste deutsche Volk, bei dem das Christentum im laufe des vierten Jahrhunderts sichern Fuß faßte, Westgothen gingen voran, Ostgothen folgten: nach ihnen bekehrten sich Vandalen, Gepiden und Rugen. diese Stämme hielten es mit der arianischen Lehre. Die Burgunden in Gallien wurden katholisch zu Anfang des fünften Jahrhunderts, hernach unter westgothischen Herrschern arianisch, im beginn des sechsten Jahrhundert wiederum katholisch. Die Sueben in Spanien waren anfangs katholisch, dann arianisch (um 469), bis sie mit allen Westgothen im sechsten Jahrhundert gleichfalls zur katholischen Kirche übertraten. Erst gegen den Schluß des fünften und zu Anfang des sechsten gewann das Christentum die Franken, bald darauf die Alamannen, nachher die Langobarden. Die Bayern wurden im siebenten und achten, Friesen, Hessen und Thüringer im achten, die Sachsen gegen das neunte Jahrhundert bekehrt. Nach Britannien hatte schon frühe das Christentum Eingang gefunden; Einbruch der heidnischen Angelsachsen störte es. gegen den Schluß des sechsten und im beginn des siebenten Jahrhunderts gingen auch sie zum neuen glauben über. Im zehnten Jahrhundert wurden die Dänen Christen, zu Anfang des elften die Norweger, in der andern Hälfte des elften gänzlich die Schweden. um gleiche zeit drang das Christentum nach Island. Von den slawischen Völkern nahmen zuerst die Südslawen, die Carentaner, und seit Heraclius die Kroaten, 150 Jahre nach jenen die Mähren im achten und neunten Jahrhundert christlichen glauben an, unter den Nordslawen Obotriten im neunten, dann Böhmen und Polen im zehnten, Sorben im elften, Russen zu Ende des zehnten. Ungern im beginn des elften, Lieven und Letten im zwölften, Esten und Finnen im zwölften und dreizehnten, Litauer sogar erst im Anfang des fünfzehnten. Alle diese Angaben sind bloß allgemein gefaßt; weder frühere Bekehrungen, noch späteres, längeres Haften am Heidentum im einzelnen schließen sie aus. Abgelegenheit und Unabhängigkeit des Volksstammes schützte hergebrachten Glauben. Oft versuchten auch die Abtrünnigen wenigstens teilweise Rückkehr. Das Christentum äußerte bald seine Wirkung auf die Gemüter der Vornehmen und Reichen, durch deren Beispiel das gemeine Volk hingerissen wurde, bald zuerst auf die Armen und Geringen. Als Chlodowig Taufe empfing und die salischen Franken ihm nachfolgten, waren schon einzelne Menschen aus allen fränkischen stämmen vorausgegangen. Der Verkehr mit Burgunden und Westgothen hatte sie der arianischen Lehre geneigt gemacht, während in andern Teilen Galliens die katholische Anhänger fand. Hier stießen beide Lehren aufeinander. Lanthild, Chlodowigs eine Schwester, war vor ihm arianische Christin geworden, Albofled, die andere, Heidin geblieben: jetzt ließ sich diese mit ihm taufen, jene zum katholischen Bekenntnis überführen. Aber noch im sechsten und siebenten Jahrhundert war das Heidentum in einzelnen Gegenden des fränkischen Reichs unausgerottet. Neustrien hatte an der Loire und Seine heidnische Bewohner, Burgund in den Vogesen, Austrasien in den Ardennen; zumal scheinen nordwärts gegen Friesland hin im heutigen Flandern Heiden fortzudauern. Spuren des Heidentums hafteten unter den Friesen bis ins neunte, unter den Sachsen bis ins zehnte Jahrhundert, auf gleiche weise unter Normannen und Schweden bis ins elfte und zwölfte. Bei den nördlichen Slawen war der Götzendienst hin und wieder im zwölften Jahrhundert nicht ausgetilgt, ja bei den Finnen und Litauern im sechzehnten und siebzehnten nicht durchgängig; die äußersten Lappländer hängen ihm noch heutzutage an. Das Christentum war nicht volksmäßig. Es kam aus der Fremde, und wollte althergebrachte einheimische Götter verdrängen, die das Land ehrte und liebte. Diese Götter und ihr Dienst hingen zusammen mit Überlieferungen, Verfassung und Gebräuchen des Volks. Ihre Namen waren in der Landessprache entsprungen und altertümlich geheiligt, Könige und Fürsten führten Stamm und Abkunft auf einzelne Götter zurück; Wälder, Berge, Seen hatten durch ihre Nähe lebendige Weihe empfangen. Allem dem sollte das Volk entsagen, und was sonst als Treue und Anhänglichkeit gepriesen wird, wurde von Verkündigern des neuen Glaubens als Sünde und Verbrechen dargestellt und verfolgt. Ursprung und Sitz der heiligen Lehre waren für immer in ferne Gegenden entrückt und nur eine abgeleitete, schwächere Ehre konnte auf heimatliche Stätten übertragen werden…“

Kaiser Karl der Fünfte

Unser alter deutscher Kaiser Karl der Fünfte war halt noch ein deutscher Herrscher von altem Schrot und Korn und daher gedenke ich seinem Geburtstag gerne. Wenn ich bedecke, was sich heute für Gezücht, auf Geheiß der VS-Amerikaner, anmaßt auf dem deutschen Thron zu sitzen, so kommen mir einmal mehr die Verse des Sängers Homers in den Sinn:

„O ihr Götter, ins Lager des übergewaltigen Mannes

Wollten jene sich legen, die feigen verworfenen Menschen!

Aber wie wenn in den Dickicht des starken Löwen die Hirschkuh

Ihre saugenden Jungen, die neugeborenen, hinlegt,

Dann auf den Bergen umher und kräuterbewachsenen Tälern

Weide sucht, und jener darauf in sein Lager zurückkehrt

Und den Zwillingen beiden ein schreckliches Ende bereitet:

So wird jenen Odysseus ein schreckliches Ende bereiten!

Wenn er, o Vater Zeus, Athene und Phöbos Apollon,

Doch in jener Gestalt, wie er einst in der fruchtbaren Lesbos

Sich mit Philomeleides zum Wetteringen emporhub

Und auf den Boden ihn warf, daß alle Achaier sich freuten:

Wenn doch in jener Gestalt Odysseus den Freiern erschiene!

Bald wär ihr Leben gekürzt und ihnen die Heirat verbittert!“

Anno 1500 kam er in Gent auf die Welt. Philipp der Schöne und Johanna (genannt die Wahnsinnige) von Spanien waren seine Eltern. Er folgte seinem Großvater Ferdinand dem Katholischen Anno 1516 auf den Spanischen Thron nach und wurde Anno 1519 zum deutschen Kaiser gewählt. In unserem alten deutschen Reich trat er das Erbe seines anderen Großvaters Maximilians des Ersten an. Im Westen wurde er von den Welschen und im Osten von den Türken angegriffen. Die Welschen schlug Anno 1525 sein Feldhauptmann Georg von Frundsberg vernichtend und setzte sogar deren König Franz fest. Im Osten wurde Anno 1529 Wien von Philipp dem Streitbaren mit nur 17,000 Mann gegen 150,000 türkische Kriegsknechte verteidigt. Innere Wirren hielten unseren Kaiser Karl den Fünften von einem erfolgreichen Gegenangriff ab. Mit der Reformation, den Bauernkriegen und dem Schmalkaldischen Bund hatte er zu kämpfen. Anfangs schien er siegreich und konnte nach der Schlacht von Mühlberg Anno 1547 auf dem geharnischten Reichstag von Augsburg seinen Willen weitgehend durchsetzen. Anno 1552 kam es aber zum allgemeinen Aufstand, der Anno 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden endete. Zugunsten seines Bruders Ferdinand danke er als Kaiser Anno 1556 ab und überließ zugleich den spanischem Thron seinem Sohn Philipp den Zweiten. Mit seiner Gemahlin Isabella von Portugal hatte er noch vier weitere Kinder. Zwei natürlich Kinder – Margarete von Parma und Johann von Österreich – hatte unser Kaiser Karl der Fünfte auch noch. Nachzulesen gibt es seine Geschichte bei unserem Hannusch in „Kaiser Karl V., seine Zeit und seine Zeitgenossen – Ein geschichtlicher Umriss“ und darin muß er nun mit den Welschen um Italien fechten: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016005_00001.html

„Er ging nach Deutschland – zur Kaiserwahl. Der römische Gesandte war wider ihn. Frankfurts Bürger schloßen ihre Tore. Da trat Friedrich „der Weise“ zurück. Man überlegte – zwanzig Tage lang. Endlich – fiel die Wahl auf Kaiser Maximilians Enkel. Die Freude – war allgemein. Als darauf – Heinrich von England – Karl’n seiner Freundschaft versicherte, und dabei bemerkte: „Karl habe drei gefährliche Feinde: König Franz, den Türken und das Mönchlein von Wittenberg“: da erwiderte der junge Kaiser: „Gott Dank! so stell‘ Ich denen – drei starke Widerparte: dem ersten – Meine Macht; dem ander’n: Meinen Mut; Mein An seh’n – dem dritten.“ Da kam der Reichstag zu Worms. (6. Jänner 1521) Luther, ein körniges Bild echtdeutscher Art, erklärte rundweg: „er werde kein Wort zurücknehmen von dem, was er für wahr erkannt, und eben niedergeschrieben“; und – das selbst gedichtete fromme Lied anstimmend: „Ein‘ feste Burg ist Unser Gott!“ verließ er die Reichsstadt. Auf diesem Tag geschah auch die Österreichische Erbteilung zwischen den Brüdern. Karl behielt Spanien, samt Zubehör in der „alten und neuen Welt“, und – das Burgunder-Erbe. Ferdinand nahm die übrigen „Erblande“, sammt der großen Anwartschaft auf die Königreiche Ungarn und Böhmen. So entsprangen aus Habsburgs geteiltem Stamm: vier spanische Könige; neun deutsche Kaiser und ein König. Karl fand an Franz einen nicht zu ermüdenden Gegner. Dazu kamen Aufstände in Kastilien und die Wirrnisse in „Germanien“. Stolz nahm er des Königs Fehdehandschuh auf. Es galt – Ober- und Mittelitalien. Franz wollte Alles; Venedig und Rom – ihren Anteil. Bald stand der Kaiser gerüstet. Prosper Colonna rückte vor Parma. Die Franzosen hatten kein Geld, die Schweizer zu bezahlen; und man wußte: „kein Geld – keine Schweizer!“ Nur Cremona, Alessandria, Genua und die Zitadelle zu Mailand konnten gehalten werden. Bloß in den Niederlanden mußte Franz von Sickingen dem edlen Bayard – Mezieres überlassen. Indes: Kardinal Wolsey, der sich mit allerlei hochfliegenden Gedanken trug, schrieb an des Kaisers Gesandte: „Venez et Vous serez bien-venus; demandez et Vous aurez tout; parlez franchement et Nouz dirons: „Amen!“ a tout ce, que Vous direz.“ Da kam es zur Schlacht bei Bicocca. Georg von Frundsberg war dabei, mit seinen derben Lanzknechten aus Tirol und Schwaben; er, der einmal dem Feldherrn Alviano sagen ließ: „Wohl hab‘ ich nackte Knaben. Aber, wenn denen ein Becher Wein im Busen glüht; so sind sie mir lieber, als euer welsches Volk, in Eisen und Stahl gekleidet. Lieber – ehrbar umkommen, als schimpflich abzieh’n! Alles steht nicht gut; aber Alles steht – zum Glück! denn: viel‘ Feind, viel Ehr‘!“ – Als nun die Schweizer, darunter auch ein Arnold von Winkelried, des tapfer’n Frundsberg ansichtig wurden, riefen sie ihm zu: „Du auch da, alter Gesell? heut‘ fällst du von unserer Hand!“ – „Oder Ihr durch Uns, so Gott uns hilft!“ war die Antwort. – Fünftausend Schweizer, zweiundzwanzig ihrer Hauptleute, darunter – jener Hochsprecher, kamen um. Der Rest ging in die Heimat. Ein französischer Ritter sprengte, wie ein Rasender, mitten hinein in die kaiserlichen Haufen, g’rade auf Frundsberg los! Er wird entwaffnet. Befragt, antwortet er: „siebzig junge Leute hätten sich zusammengetan, dem tapfer’n Führer zu Leib zu geh’n, wo sie ihn fänden. Er, in der Hitze, hätte geglaubt, die neun und sechs zig seien dicht hinter ihm.“ – Da lachte Frundsberg, und gab ihn frei, ohne Lösegeld; dazu – Handschlag und Zehrung, und ein Pergament: „daß, hält’er das für den Kaiser getan, er ehrlich und ritterlich gehalten sein müßte, sein Leben lang!“ – Marignano und Bicocca hatten den Glauben an die Unüberwindlichkeit der Schweizer erschüttert. Franz Sforza saß wieder in Mailand…“

Georg Friedrich Händel

Anno 1685 wurde Georg Friedrich Händel geboren, einer unserer größten deutschen Tondichter. Vor allem das Sing spiel hat ihm viel zu verdanken. Um die 70 Werke dieser Gattung schrieb er im Laufe seines Schaffens. Aber auch seine anderen Werke können sich sehen lassen, man denke hier etwa an seine Feuerwerks- und Wassermusik. Doch genug geschrieben. Musik muß gehört werden. Daher gibt es nun eine kleine Kostprobe aus Händels Werk und zwar sein Singspiel über den römischen Heermeister Flavius Aetius, der mit uns Deutschen die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Hunnen geschlagen hat… https://www.youtube.com/watch?v=OkU6NQoZdrE Dazu geht es bei unserem Armin Stein in „Georg Friedrich Händel. Ein Künstlerleben“ ein Stückchen weiter:

„Den alten Christoph jammerte der Knabe, und er legte ein gut Wort bei dem Vater ein; da legte sich langsam des Vaters Zorn. Er hob den Knaben zu sich auf den Wagen, hielt es aber für angemessen, demselben noch eine lange, gediegene Strafpredigt zu halten, welche der Friedrich geduldig über sich ergehen ließ. Zuletzt fiel ihm seine Frau ein, wie diese sich daheim ängsten werde, wenn der Friedrich nicht zum Vorschein käme; da wagte der Friedrich den Erregten zu beruhigen mit der schüchternen Bemerkung: „Die Barbara weiß es.“ „Ja, ja, die Barbara!“ fuhr Händel zornmütig auf. „Die sagt zu allen deinen bösen Streichen Amen. – Aber diesmal freilich ist’s ein Glück, daß sie um deinen Anschlag weiß, denn sonst müßten wir wohl oder übel wieder umkehren.“ Der Alte hüllte nun den Kleinen vorsorglich in eine Reisedecke, und die Fahrt ging weiter. Durch das, was ringsum das Auge sah, wurden die Gedanken langsam von dem Vorfall abgezogen, und es bahnte sich allgemach eine ganz vergnügte Unterhaltung zwischen den drei Insassen des Wagens an, welcher am Nachmittag durch das Tor des Städtleins Weißenfels wohlbehalten einrumpelte. Bei dem alten Hofknopfmacher Leisetritt, einem Jugendfreund Händels, in dessen Haus man abstieg, gab’s einen herzlichen Willkomm, noch wärmer aber umarmte eine Viertelstunde später der herzogliche Kammerdiener Christian seinen kleinen Stiefoheim, der nach hastig eingenommenem Imbiß ihn sofort aufgesucht hatte. Christian machte sich um des lieben Besuches willen vom Dienst frei, um dem Friedrich die Stadt und ihre Herrlichkeit zu zeigen. Da war nur freilich nicht viel Herrliches zu sehen. Das sollte eine Residenz sein? Nun ja, da oben auf dem Berge stand ein großes hübsches Schloß, aber die Stadt entsprach mit ihrem miserablen Pflaster, auf welchem man zur Nachtzeit half und Beine brechen konnte, mit den zahlreichen Strohdächern und dem unsäglichen Schmutz ihrer Würde gar wenig. Freilich mußte man nicht an dem äußeren Augenschein haften bleiben. Es ging vom Hof eine Bewegung aus, die ein reges geselliges und geistiges Leben schuf. Herzog Johann Adolf war ein großer Liebhaber und Schützer der Musen. An seinem Hof sammelte sich eine ansehnliche Zahl von Künstlern. Die Malerei war durch drei in ihrem Fach hochangesehene Männer vertreten, die Hofpoeten Linke, Riemer und Neumeister wetteiferten miteinander in Hervorbringung gepriesener Dichtwerke, der Hoforganist Christian Edelmann war auf seinem Instrument wohl zu Hause und der Hofkapellmeister Johann Philipp Krüger leitete eine Musikbande, welche weithin begehrt war und die herzogliche Hofoper auf eine für jene Zeit beträchtliche Höhe brachte. Von dieser Oper hatte der Friedrich schon manches gehört, was seine Phantasie in hohem Maß erregt hatte In Halle war ja damals etwas derartiges nicht mehr zu haben, denn mit dem Tod des Administrators August und dem Übergang des Erzstifts Magdeburg in kurbrandenburgischen Besitz war die hallische landesherrliche Kapelle nach Weißenfels übergesiedelt. Eine der ersten Fragen, mit welcher Friedrich auf seinen Führer einstürmte, war daher die, ob er wohl Gelegenheit haben werde, während seiner Anwesenheit in Weißenfels ein Singspiel zu sehen. Christian konnte ihm fröhlichen Bescheid geben: „Es trifft sich gut, Friedrich: morgen ist Vorstellung, und was für eine! Es wird vorgeführet werden „Nero, der verzweifelte Selbstmörder“, ein Trauerspiel mit untermischten Gesängen, welches von dem Publikum zum fünftenmal begehret wird. – Aber siehe dir dort das Rathaus an, Friedrich! Es ist ein uraltes Gebäu und der Stolz der Stadt. Im vorigen Jahrhundert – – – …“

Die Schlacht bei Pavia

Anno 1525 hat unser Heermeister Georg von Frundsberg die Welschen vernichtend bei Pavia geschlagen. Mit 23,000 Mann trat er gegen 26,000 Welsche an und schlug diese mit einem Verlust von 12,000 Toten und 9000 Gefangenen und Verwundeten in die Flucht. Wir selbst erlitten nur einen Verlust von 500 Mann und hatten 500 Verwundete. Neben der (fast) gänzlichen Vernichtung des Welschenheeres wurde auch der Welschenkönig Franz I. gefangengenommen und mußte den Frieden von Madrid unterzeichnen, den der Schuft natürlich umgehend nach seiner Freilassung widerrufen hat. Ein schöner Auftaktsieg zu Beginn der neuzeitlichen Welschenkriege, die ja bis zum heutigen Tag andauern. Gefeiert werden muß das Ganze natürlich mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met. Einen sehr ausführlichen Bericht der Schlacht von Pavia finden wir bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Wilhelm Barthold in „George von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation“ und darin beginne ich mit der Aufstellung zur Schlacht: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10063330_00005.html

„Als die Nacht, welche Freitag dem 24. Februar, dem Feste des Apostels Matthias, vorangeht, unfreundlich und mondlos, aber sternenklar über der winterlichen Landschaft lag, brachen so geräuschlos als möglich Hauptmann Salzedos Werkleute an der Mauer des Tiergartens auf der Nordseite, unweit der Kartause, und müheten sich mit harten Stößen des Sturmzeugs einen Eingang zu öffnen; hinter den Guastadori brannte das angezündete Lager auf und rotteten sich die Fähnlein der Spanier und Landsknechte gar wunder und furchterregend anzuschauen; denn alle Kriegsleute, auch die Harnische trugen, hatten ihre Hemden über den Stahl geworfen, andere die wie ein Teil der Landsknechte, weder mit Panzern noch überflüssig mit Linnen versehen, hefteten weißes Papier auf die Brust. An der Morgenseite des französischen Lagers bei Sankt Lazzaro und am Tessino, erscholl gleichzeitig lautes Getöse von Heerpauken und Trompeten, untermischt mit dem Gekrach der Hakenbüchsen, bewegten sich, wie zur Camisade, rufende Scharen hin und her vor der Lagerfront und lockten die wachmüden, verdrossenen Fußvölker und Hommes d’armes aus unruhigem Schlummer in die dem wahren Einbruch entgegengesetzte Richtung. Aber das alte Gemäuer bot so harten Widerstand, daß, ungeachtet ganze Fähnlein rüstiger Knechte mit den Kriegswiddern dagegen liefen, erst kurz vor Tage eine Lücke, etwa sechzig Schritte reit, geöffnet war. Die kalte, lange Nacht gab manchem verstockten Gesellen Raum, sein Seelenheil vordem gefährlichen Tagewerke, welches seiner harrte, zu bewahren. Häufig sah man weißschimmernde Kriegsleute den Feldkapellanen und sonstigen Priestern reumütig Beichte ablegen, oder sich, als gelte es Trennung für immer, brüderlich umarmen; „nicht“, wie der Spanier sagt, „aus Kleinmut, sondern aus löblicher Vorsicht, welche Christen in ähnlichem Beginnen wohl ansteht.“ So edlen Drang Unsittliches von sich abzutun zeigte vor andern ein vornehmer Spanier, der Kapitän Don Alonso de Cordoba; er schickte seinen Kapellan zur Donna Teonsa, „seiner Amiga“, welche ihm zwei Söhne geboren; als sie herbeigekommen aus dem hintersten Trotz, sprach er: „Sennora, ich fechte hier für drei, für mich und meine Söhne; damit ich aber für viere streite, bin ich entschlossen mich vor Gott zu demütigen und euch zum ehelichen Weibe, meine Knaben zu rechtmäßigen Söhnen zu machen. So werde ich mit größerem Mute mein Leben in Gefahr geben und Gott wird mir beistehen.“ Die Donna warf sich ihm gerührt zu Füßen; der Priester segnete das Paar ein und Alonsos Brüder billigten die christliche Handlung. Schon begann die Nacht zu entfliehen und der Nebel sich aufzuschwingen, als der ungeduldige Marchese di Pescara den Vorderzug, fünf Fähnlein auserlesener Landsknechte und ebenso viel Spanier, zusammen viertausend Mann, in eigner Person durch die Bresche führte, eine kleine Anhöhe bestieg, und als er von dort aus die Bewegung im französischen Lager erblickte, freudig die drei Kreidschüsse zur Benachrichtigung Leivas zu lösen und allen Heerhaufen vorzurücken befahl. Nach einem edlen Wettstreite unter den Nationen, als die Italiener sich geweigert den Spaniern zugestellt zu werden, weil im Falle des Sieges diese allein die Ehre sich beizulegen, bei einer Niederlage dagegen die Schuld auf die Schlachtgenossen zu schieben geneigt wären, sollten außer der gemischten Avantgarde die Völker abgesondert ihre Mannhaftigkeit zeigen. Nur mit Mühe hielt der Marchese seinen Brudersohn, Alfonso del Basto, des Hauses Davalos einzige Hoffnung (weil dem Pescara seine Frau, die geistreiche und gefeierte Dichterin Victoria, Fabrizio Colonnas Tochter, keine Kinder geschenkt), von der Führung des Vorderzugs zurück; der ehrgeizige Jüngling mußte bei seiner Gendarmeriekomapanie im Reitertreffen bleiben. So eilte denn der Marques de Civita de Sant Angel mit vierhundert wohl berittenen leichten Albanesen den Weg nach Mirabello zu, und ihm folgten in hastigem Sturmschritte gehn deutsche und spanische Fähnlein. Der Abkömmlinge des großen Türkenwürgers Skanderbegs ritt ein leichtes kastanienbraunes Roß, das zum Unheil seines Herrn nicht mit Kettenzügeln und festen Schnallen versehen war; über dem Harnisch trug er einen carmoisinroten Waffenrock, die Decke des Tiers von gleicher Farbe. Die Reiterwacht des Genuesers Giustiniani, welcher im Parke zunächst lag und auf das Getöse des Sturmzeugs bereits stutzig geworden, ward geworfen, und der Weg nach dem Jagdschlosse, ungefähr zwei italienische Meilen von der Nordseite des Parks entlegen, ungehindert durch die Vernacula, eingeschlagen…“

Die Winterschlacht in Masuren

Anno 1915 wurden die Russen in der Winterschlacht von Masuren geschlagen. Getobt hat diese berühmte Schlacht vom 7. Februar an und heute fand sie ihr Ende. Die dritte vernichtende Niederlage der Russen in Ostpreußen. Zugefügt haben ihnen diese einmal mehr unsere Dioskuren Hindenburg und Ludendorff. Gekostet hat sie die Russen an Toten, Verwundeten und Gefangenen um die 170,000 Mann, während sich unsere deutschen Verluste auf nur 16,000 Mann beliefen. Unser alter Generalstabschef Ludendorff hat uns einen Bericht der Winterschlacht in Masuren in seinen Kriegserinnerungen gegeben und diesen tragen wir Panzertiere zur Feier des Tages vor. In seinen Kriegserinnerungen schildert uns unser General Ludendorff das Eintreffen der spärlichen Verstärkungen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen

„Zur Verstärkung der Südfront kam bereits Anfang Februar während des Aufmarsches der vier Korps von der IX. Armee her das XX. Armeekorps in die Gegend südöstlich Ortelsburg. Es war bereit, auch auf Lomsha und Myschinjetz vorgezogen zu werden. Später folgten das I. Reservekorps und die VI. Kavalleriedivision nach Willenberg, die III. Infanteriedivision nach Neidenburg und die I. Gardereservedivision der Armeeabteilung Woyrsch in die Gegend von Soldau. Der Aufmarsch dieser Teile konnte etwa bis zum 20. Februar beendet sein. Sie waren absichtlich spät gefahren. Wir befürchteten, daß so umfassende Bewegungen aus dem besetzten Polen heraus nicht geheim bleiben und den Schlag in Ostpreußen verraten könnten. Ich legte auf die Geheimhaltung zur Sicherstellung des Erfolges entscheidenden Wert. Später sind noch mehr Divisionen aus der Front westlich der Weichsel gezogen worden. Dies wurde möglich, als sich auch der Feind dort schwächte. Das Verschieben der Kräfte bildete ein vollständiges Wechselspiel, das viel Aufmerksamkeit erforderte. Jetzt mußte man allerdings nachträglich die Frage aufwerfen: war es richtig gewesen, deutsche Truppen in die Karpaten zu schicken? Zweifellos haben sie bei dem Winterfeldzug östlich der Weichsel gefehlt. Eigentlich gehörten sie dorthin, so wie die k. u. k. Armee aber nun einmal war, in die Karpaten. Sie gebrauchte die Stütze. Mir wäre es indes erheblich schwerer geworden, die Abgabe zu befürworten, wenn ich damals schon klar gesehen hätte, daß wir die vier Armeekorps bekommen würden. Ich kann auch nicht beurteilen, ob die Oberste Heeresleitung nicht jetzt schon in der Lage gewesen wäre, weitere Kräfte im Westen für den Osten freizumachen, wie sie es im April tat. Jeder Zuwachs wäre uns natürlich willkommen gewesen. Der große Entschluß alles gegen Rußland einzusetzen, wurde erst später gefaßt. In dem polnischen Weichselbogen hatte inzwischen örtliche Kämpfe ihren Fortgang genommen. Wie weit dadurch die Aufmerksamkeit der Russen gefesselt wurde, war zweifelhaft. Im allgemeinen darf man sich von solchen Ablenkungen nicht zu viel versprechen, solange die feindlichen Truppen zuverlässig sind und halten. Erst wenn infolge von ungünstigen Erscheinungen die Führung sich unsicher fühlt, dann erlangen sie Bedeutung. Werden Demonstrationen zu taktischen Kampfhandlungen, die größere örtliche Erfolge zeitigen können, dann liegt die Sache schon anders. Um die Russen an die Fortsetzung des Angriffs glauben zu machen, sollte Ende Januar die IX. Armee in der Gegend von Bolimow mit Kraft angreifen. Die Oberste Heeresleitung stellte uns hierfür 18,000 Schuß, und zwar Gasmunition zur Verfügung. Es ist charakteristisch für die Auffassung jener Tage, daß diese Munitionsmenge als etwas ganz Besonderes angesehen wurde. Im Osten haben wir nie Munitionsmangel gehabt, wir hatten stets so viel, wie bei den schlechten Wegen der Nachschub im Bewegungskrieg leisten konnte, und im Stellungskrieg wurden damals noch keine großen Bestände niedergelegt. Im Westen aber lagen die Verhältnisse anders; da mangelte es an Munition empfindlich. Alle kriegführenden Nationen hatten ebensowenig die Wirkung des stark zusammengefaßten Artilleriefeuers wie den Munitionsverbrauch richtig eingeschätzt. Als Chef der Aufmarschabteilung im Frieden habe ich dauernd auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Friedensmunitionsbestände so zu erhöhen und zu bemessen, daß sie bis zum Einsetzen der Mobilmachungslieferungen reichten. Ich bin nicht auch nur annähernd in dem gebotenen Umfange durchgedrungen. Ein Munitionsmangel wäre auch eingetreten, wenn man meine Anträge ausgeführt hätte; der Verbrauch war zu gewaltig. Wir hätten die Krise aber eher überwunden und wären vielleicht mit der Munitionsanfertigung in die Vorhand gekommen, statt schließlich immer in der Hinterhand zu bleiben. Oberstleutnant Bauer hatte schon im Herbst 1914 verdienstvoll eingegriffen. Der Angriff der IX. Armee bei Bolimow fand am 31. Januar statt. Für eine Gaswirkung war es zu kalt; das wußte man damals noch nicht. Auch sonst war nicht alles so, wie man es wünschen konnte. Wir machten ein paar tausend Mann zu Gefangenen, im übrigen war der taktische Erfolg gering. Der Eindruck aber, den der Angriff auf den Russen gemacht hat, war groß. Er war damit strategisch das Erhoffte erreicht…“