Kaiser Maximilian der Zweite

Anno 1527 kam in unserer alten Hauptstadt Wien unser Kaiser Maximilian der Zweite zur Welt. Regiert hat er von Anno 1564 bis Anno 1576. Er war wohl der rechte Mann für seine Zeit. Schwer beutelte damals die leidige Glaubensspaltung unser altes Reich und so tat die Mäßigung und Vermittlung unseres Kaisers Maximilians des Zweiten wahrlich Not. Sein Onkel Karl der Fünfte war mit seinem Versuch gescheitert, das alte machtvolle Kaisertum der Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer zu erneuern und sein Vater Ferdinand der Erste hinterließ ihm ein schweres Erbe. Die religiöse Zersplitterung und der damit einhergehende staatliche Unfriede paßten nämlich mal wieder so ganz und gar nicht zur strategischen Lage unseres alten deutschen Reiches. Im Osten wurde dieses vom türkischen Weltreich bedroht und im Westen waren die Gallier nur zeitweise durch die Hugenottenkriege außer Gefecht gesetzt. Anno 1566 unternahmen dann auch die Türken einen Großangriff in Ungarn, jedoch blieb dieser vor der Festung Szigeth fest. Dessen Verteidiger Zrinyi hätte hätte es wahrlich verdient gehabt, daß man ihn nicht den Nibelungentod sterben läßt. Aber unser Feldherr Lazarus von Schwendi unternahm leider keinen Entsatzversuch. Im Streit zwischen Wilhelm von Oranien und Philipp der Zweite von Spanien um die Niederlande blieb unser Kaiser Maximilian der Zweite neutral und versuchte eine Ausweitung des Kampfes zu vermeiden. Vor den Traualtar trat er Anno 1548 mit Maria von Spanien, die ihm 15 Kinder schenkte. Der Bandstand des Hauses Habsburg war damals mal wieder gesichert. In der Grumbacher Fehde wollte Herzog der Friedrich von Gotha unserem Kaiser Maximilian dem Zweiten gar die Kaiserkrone streitig machen, jedoch beauftragte er dessen liebe Verwandtschaft mit der Reichsexekution und so kam die Sache schnell wieder ins Lot. Die Einzelheiten weiß uns unser Geschichtsforscher Friedrich von Raumer in seiner „Geschichte Europas seit dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts“ zu berichten: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10408236_00005.html

„Den deutschen Landfrieden, welchen Maximilian auf alle Weise zu erhalten suchte, störten die Grumbachischen Händel. Der Bischof Zobel von Würzburg war mit mehrern Edeln, insbesondere mit Wilhelm von Grumbach, einem frühern Genossen des unruhigen Albert von Brandenburg, in Fehde geraten. Anstatt diese offen zu führen, oder den gesetzlichen Weg Rechtens einzuschlagen, legten sich mehre Diener Grumbachs in einen Hinterhalt und ermordeten am 15ten April 1558 den Bischof nebst einigen seiner Begleiter. Die Täter wurden angeklagt, eingezogen und hingerichtet, Grumbach aber geächtet und seine Güter mit Beschlag belegt, bis er seine Unschuld nachweisen werde. Statt dessen erhob er 1563 neue Fehde gegen Würzburg und erzwang vom Bischofe einen Vertrag, wonach er Geld und Güter zurück bekam und der Anspruch wegen Zobels Ermordung niedergeschlagen ward. – Als der Kaiser dieses gesetzwidrige Abkommen mit Recht aufhob, wandte sich Grumbach um Hilfe an den Herzog Johann Friedrich von Gotha (den Sohn des gleichnamigen von Karl V. besiegten Kurfürsten), dessen Geist so unreif, als sein Körper hinfällig war. Man redete ihm auf: mit Hilfe des in Deutschland gesunkenen, unzufriedenen Adels, werde er große Umwälzungen zu Stande bringen, die verlorenen Länder und die Kurwürde wiedergewinnen, ja vielleicht (darauf mochten Wahrsagereien hinausgehn) Kaiser werden! Warnungen und Drohungen blieben ohne Erfolg, Johann Friedrich suchte Verbindungen mit allen Mächten Europas und Grumbach täuschte ihn durch falsche Briefe, als wolle Elisabeth von England ihn heiraten; man erzählt sogar: ein nichtsnutziges Mädchen sei einst für Elisabeth ausgegeben) und ihm weiß gemacht worden, die Königin habe sich in England krank gestellt und sei liebes voll zu ihm, dem buckligen schwachköpfigen Herzoge hingeeilt! Es blieb zuletzt Nichts übrig als die ausgesprochene Acht zu vollziehen: Johann Friedrichs eigener Bruder, Johann Wilhelm, und Kurfürst August von Sachsen führten das Heer, eroberten Gotha den 13ten April 1567 und nahmen den Herzog nebst Grumbach und seinen Genossen gefangen. Diese wurden hingerichtet, Johann Friedrich aber starb 1595 nach achtundzwanzigjähriger Haft zu Neustadt bei Wien. Seine Länder gingen teils an seinen Bruder, teils an seine Kinder über. Eine häufiger wiederkehrende Ursach nachteiliger Störung des Landfriedens lag darin, daß einzelne deutsche Fürsten und Herren für fremde Mächte Söldner warben, welche dann nur zu oft auf Kosten des Landes lebten und die ärgsten Ausschweifungen begingen. Das Recht solche Werbungen und Kriegszüge zu unternehmen, wollte man sich (weil es zu deutscher Freiheit und deutschem Rittertume gehöre) nicht beschränken lassen; doch ward beschlossen: jede fremde Macht sollte sich wegen solcher Werbungen zuerst an den Kaiser wenden, über Zahl, Anführer und Verpflegung die nötige Auskunft geben, sorgen daß keine Unbilden einträten, und was der nützlichen Vorsichtsmaßregeln mehr waren…“

Walter Schuck, unser Adler der Tundra

Anno 1920 wurde unser Oberleutnant Walzer Schuck in Frankenholz im Saarland geboren. Das muß natürlich gefeiert werden. Unser Held hat es nämlich im Sechsjährigen Krieg mit unserer Me 109 und unserer Me 262 auf stolze 236 Abschüsse – bei nur 500 Feindflügen – gebracht. Wofür er das Ritterkreuz samt Eichenlaub verliehen bekommen hat. Sein hauptsächliches Jagdrevier war Norwegen und das Eismeer, aber auch in Polen, Gallien, Holland und Dänemark. Nachzulesen ist das Ganze in „Abschuß! – Von der Me 109 zur Me 262 Erinnerungen an die Luftkämpfe beim Jagdgeschwader V und VII“. Ohne Mampf, kein Kampf – und so berichtet euch unser Fliegerheld nun von der Verpflegung im hohen Norden:

„In Petsamo änderte sich auch einiges. Ein Teil der II./Jagdgeschwader V wurde nach Alakurtti, ein anderer Teil nach Rovaniemi verlegt. Meine ehemalige VII. Staffel wurde auf die Plätze von Kirkenes und Nautsi verteilt. In Petsamo verblieben nur noch die VIII. und die IX./Jagdgeschwader V. Neben dem aus Wien stammenden Feldwebel Josef Kaiser, den wir wegen seines österreichischen Dialekts nur „Beppi“ riefen und Oberfeldwebel Franz Dörr, zählte bald noch ein weiterer Flugzeugführer zu meinem ganz engen Freundeskreis: der stämmige, selbstbewusste und urbayerische Landwirt Unteroffizier Jakob Norz von der VIII. Staffel. Wegen meiner Pilzlieferungen hatte ich gute Kontakte zum Küchenchef Jupp Heinrichs, der mir manchmal ein Steak zukommen ließ. Das Fleisch grillte ich dann auf dem eisernen Ofen in unserem Zelt, wobei man sich vorstellen muss, dass wir an der Arktis bei Ausbruch des Winters 1942 immer noch in den lausig kalten Finnenzelten untergebracht waren! Der Geruch von dem gebratenen Fleisch zog natürlich viele Kameraden an, und einer der Interessiertesten von ihnen war der besagte Unteroffizier Norz. Auch wem wir mit unseren 22 Jahren gleichaltrig waren, kam er mir wegen seiner gefestigten Art viel reifer vor. Eigentlich wurden wir in dieser Zeit in Petsamo, was das Essen anbetraf, noch relativ gut versorgt. Die Soldaten fingen manchmal ein Schneehuhn und lieferten es dann in der Küche ab. Dieser nordische Vogel von der Größe eines kleinen Hühnchens hatte zwar ein sehr zähes Fleisch, brachte aber doch etwas Abwechslung in den eintönigen Speiseplan. Weil ich ein paar Rezepte für die Zubereitung von Pilzgerichten kannte, kamen jetzt die getrockneten Pilze wie gerufen. Manchmal nahmen wir den Kübelwagen und statteten den Männern der Küstenartillerie einen Besuch ab. Bei ihnen tauschten wir unsere Fliegersonderverpflegung bestehend aus Keksen, Studentenfutter und Schoka-Kola gegen frischen Fisch ein. Meiner Mutter hatte ich geschrieben, daß viele meiner Kameraden wegen des hier herrschenden Vitaminmangels an Skorbut litten. Aus Sorge um meine Gesundheit kaufte sie so viele Zitronen, wie sie bekommen konnte und schickte sie mir ans Eismeer. Weil es verboten war Päckchen oder Pakete an die Front zu schicken, hatte ihr die Postlerin von Oberbexbach einen Tipp gegeben: Sie solle die Zitronen einzeln in festes Papier einwickeln und dann die gedrehten Papierenden mit einer Schnur zusammenbinden. Auf diese Weise würde eine Kette entstehen, die aber wiederum die Länge von zwölf Zitronen nicht überschreiten dürfe. Das Ganze würde dann als Brief gelten, und Briefe durften ja verschickt werden. Wenn die Zitronen nach einer sechswöchigen Reise auf dem Land- und Seeweg bei mir ankamen, waren ihre Schalen so hart, dass ich sie mit einer Eisensäge aufschneiden musste. Mit einem Löffel wurde der Saft herausgeholt und über den bei der Küstenartillerie eingetauschten Fisch geträufelt. Lachs, Wels oder Kabeljau mit Zitrone wurde bei uns bald zu einer beliebten Delikatesse. Wegen der ständigen Dunkelheit und den eisigen Temperaturen wurde der Flugbetrieb auf ein Minimum beschränkt. Weil die Russen sicherlich mit den gleichen Orientierungsproblemen wie wir zu kämpfen hatten waren von ihnen derzeit keine Luftangriffe gegen unseren Platz zu befürchten. Endlich waren auch unsere festen Unterkünfte fertig gestellt worden, und so konnte ich aus dem ranzigen Finnenzelt in eine Drei-Mann Baracke umziehen. Ein Zimmer wurde von dem gerade in der IX. Staffel angekommenen Offizier Oberleutnant Wulf-Dietrich Widowitz belegt, die beiden restlichen Zimmer erhielten ein Feldwebel und ich. Das einzig Gute an der dunklen Jahreszeit war, daß wir jetzt viel Freizeit hatten. In der Kasinobaracke, die wir „Wolkenhütte“ getauft hatten, lief mein Plattenspieler heiß, und bald freundeten sich immer mehr Kameraden mit meiner Musikrichtung an. Wem „Tiger Rag“ durch die dunkle Polarnacht schallte, muß jeder Vorbeiziehende gedacht haben, er befände sich nicht am Eismeer, sondern irgendwo in Harlem. Sein Eindruck hätte sich beim Betreten der Wolkenhütte verstärkt, weil er dort Leute beim Trinken, Rauchen oder Kartenspielen angetroffen hätte. Auf den Tischen standen die unterschiedlichsten Flaschen und Gläser, überquellende Aschenbecher, daneben mein Grammophon und mehrere Stapel Schallplatten. Genau so muß es früher in einer der verräucherten Jazzkneipen ausgesehen haben. Jede Woche besuchten wir eine Sauna, die auf einem Hügel in der Nähe des Flugplatzes am Petsamojoki Fluss lag. Dort zeigten uns die Einheimischen, wie man eine richtig heiße finnische Sauna genießt. Wem wir die Hitze kaum noch ertragen konnten, sprangen wir ins Freie, rutschten den Eishang herunter und fielen in ein vorher in das Eis des Petsamojoki geschlagenes Wasserloch. Als die Temperaturen weiter sanken, manchmal unter 30 Grad minus, wurde die Beheizung der Unterkünfte zum echten Problem. Zwar stand in jedem Zimmer der Baracken ein Ofen, aber der brachte bei dieser extremen Kälte auch nicht mehr viel. Um nachts nicht zu frieren, hatte ich mir einen besonderen Bettenbau ausgedacht: Auf das Untergestell breitete ich einen dicken Stapel mit Zeitungen aus. Darauf kamen zwei Wolldecken, gefolgt von einem Strohsack und zwei weiteren Wolldecken. Zum Zudecken nahm ich nochmals fünf bis sechs Wolldecken. Trotzdem wachte ich oft mitten in der Nacht frierend und zähneklappernd auf. Dennoch gefiel mir der Winter besser als der ewig helle und schlafraubende Mitternachtssommer. Auch wem jetzt die leichteste Brise sofort zu Eis gefror und der Polarwind meine Kameraden in die Messe oder die Unterkünfte trieb, spazierte ich gerne durch die Stille der kalten Winterlandschaft. Dick eingepackt in Mantel und Wollschal, fühlte ich mich nach solchen Spaziergängen richtig erfrischt. Gelegentlich konnte ich bei meinen Wanderungen ein besonders imposantes Naturschauspiel beobachten: das Polarlicht…“

Die Schlacht bei Warschau

Anno 1656 schlugen die Schweden und unsere Brandenburger die Polen vor den Toren Warschaus. In der dreitägigen Schlacht fochten 18,000 Schweden und Brandenburger gegen 80,000 Polen, die mit einem Verlust von 6000 Mann und 39 Feldgeschützen das Weite suchen mußten. Unsere Verluste beliefen sich dagegen auf 700 Gefallene und Verwundete. Erfochten wurde dieser Sieg von König Karl X. von Schweden und von unserem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Für letzteren war die hauptsächliche Frucht des Sieges der Frieden von Oliva, in dem ihm die Oberhoheit über das Herzogtums Preußens endgültig bestätigt worden ist. Vom Zustandekommen des schwedisch-brandenburgischen Bündnisses berichtet uns Friedrich der Große in seinen „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg“ folgendes: http://friedrich.uni-trier.de/de/volz/1/uc_p1

„Schwedische Truppen unter dem Befehl des Generals Wittenberg durchzogen die Neumark, ohne um Genehmigung nachgesucht zu haben, und marschierten auf die polnische Grenze los. Und kaum eröffnete Stenbock den Angriff auf das polnische Reich, so ergaben sich ihm schon zwei Woywodschaften Großpolens. Da die ganze Wucht des Krieges sich gegen die preußische Grenze richtete, zog der Kurfürst mit seinen Truppen dorthin, um die rechten Maßnahmen schneller treffen und durchführen zu können. In Marienburg schloß er ein Schutzbündnis mit den Ständen Polnisch-Preußens. Darin sicherten sich die Kontrahenten eine gegenseitige Unterstützung mit 4000 Mann zu und regelten den Unterhalt der brandenburgischen Besatzungen in Marienburg, Graudenz und einigen anderen Städten. Die Schweden waren damals nicht die einzigen Feinde Polens. Der Zar war seit dem vergangenen Jahr bis nach Litauen vorgedrungen. Als Vorwand für diesen Einbruch diente die nichtige Auslassung etlicher Titel, die sich die polnische Staatskanzlei dem Zaren gegenüber zuschulden kommen ließ. Es war seltsam genug, daß eine Nation, die vielleicht nicht lesen konnte, um einiger Buchstaben willen, die auf der Adresse eines Schreibens fehlten, ein Nachbarvolk mit Krieg überzog. Inzwischen nützten die Schweden die Bedrängnis ihrer Feinde aus und machten beträchtliche Fortschritte. Sie brachten Preußen in ihre Gewalt, nahmen dort Quartiere und näherten sich dann Königsberg. Ihr Vorgehen machte die Lage des Kurfürsten von Tag zu Tag schwieriger. Er sah den Augenblick kommen, wo er seine Neutralität nicht länger wahren konnte, ohne Preußen dem unvermeidlichen Ruin auszusetzen. Da die Schweden ihm zu wiederholten Malen günstige Anerbietungen gemacht hatten, schlug er sich auf ihre Seite und traf mit ihnen zu Königsberg ein Abkommen wonach er sich als Vasallen der schwedischen Krone bekannte und ihr für das Herzogtum Preußen die Huldigung leistete, unter der Bedingung, daß zu seinen Gunsten das Bistum Ermland säkularisiert würde. Um seine Stellung noch zu stärken, ging Friedrich Wilhelm ein Bündnis mit Ludwig XIV. ein, der ihm seine Provinzen am Rhein und an der Weser garantierte. Seinen Vertrag mit den Schweden wandelte er dann zu Marienburg in ein Offensivbündnis um. Der König und der Kurfürst hatten hierauf in Polen eine Zusammenkunft, in der sie sich über ihre Kriegspläne einigten und namentlich über Mittel und Wege, Warschau den Polen wieder zu entreißen, die kurz zuvor die schwedischen Truppen daraus vertrieben hatten. Dann marschierte der Kurfürst durch Masovien und vereinigte sich an der Mündung des Bug in die Weichsel mit dem schwedischen Heer. Die Verbündeten überschritten den Bug zur selben Zeit, als das polnische Heer bei Warschau über die Weichsel ging, sodaß nun also kein Hindernis mehr die Gegner trennte. Die Vertreter Frankreichs, d’Avaugour und de Lumbres, hofften durch Unterhandlungen eine Einigung zu erreichen. Zu diesem Zweck gingen sie oftmals von einem Lager ins andere hin und her…“

Hermann der Cherusker und die Schlacht im Teutoburger Wald oder die erste Auferstehung unseres deutschen Volkes von den Toten

„Die Geschichte gehört vor Allem dem Tätigen und Mächtigen, dem, der einen großen Kampf kämpft, der Vorbilder, Lehrer, Tröster braucht und sie unter seinen Genossen und in der Gegenwart nicht zu finden vermag. So gehörte sie Schillern: denn unsere Zeit ist so schlecht, sagte Goethe, daß dem Dichter im umgebenden menschlichen Leben keine brauchbare Natur mehr begegnet. Mit der Rücksicht auf den Tätigen nennt zum Beispiel Polybios die politische Historie die rechte Vorbereitung zur Regierung eines Staates und die vorzüglichste Lehrmeisterin, als welche durch die Erinnerung an die Unfälle Anderer uns ermahne, die Abwechselungen des Glückes standhaft zu ertragen.“

Sagt wie immer unser Friedrich Nietzsche und daher sollte verständlich sein, warum es geboten ist, unserem deutschen Volk die Schlacht im Teutoburger Wald in Erinnerung zu rufen, denn verglichen mit den alten Römern sind die VS-Amerikaner wirklich nicht viel mehr als ein schlechter Witz… Anno 9 wurde die berühmte Schlacht von Hermann dem Cherusker geschlagen. Als Geisel kam er Jahre zuvor nach Rom und wurde zum Befehlshaber der deutschen Hilfstruppen ernannt. Und so lernte er die Stärken und Schwächen der römischen Legionen kennen. Es gelang ihm den römischen Statthalter Varus zu überlisten. Denn um angebliche Aufstände zu bekämpfen rückte Varus mit seinen Legionen tief in unseren deutschen Wald. Darin konnte der römische Heerwurm in den Flanken angegriffen und einer dreitägigen Schlacht gänzlich vernichtet werden. Man vermutet deshalb, daß Hermann der Cherusker die geschichtliche Vorlage für unseren Drachentöter Siegfried in der Sage sein könnte. Vom römischen Heerwurm ist es nämlich nicht weit bis zum feuerspeienden Lindwurm. Mit der Schlacht im Teutoburger Wald war unser deutscher Freiheitskampf übrigens noch nicht zu Ende. Denn Tiberius schickte den Germanicus mit einem starken Heer auf Rachefeldzug. Eine neue vernichtende Niederlage erlitten die Römer dabei zwar nicht, aber die Kämpfe waren doch so beschwerlich und verlustreich, daß die Römer nach einigen Jahren ihr Vorhaben aufgaben und sich hinter unseren deutschen Rhein zurückzogen. Dort saßen sie dann allerdings noch 400 Jahre lang… In der Römischen Geschichte des Velleius Paterculus findet sich ein weiterer epischer Bericht der Schlacht im Teutoburger Wald, den ich nun zum Besten gebe: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10247195_00001.html

„Kaum hatte Tiberius den Deutschen und Dalmatischen Krieg beendet, als fünf Tage danach die traurigen Nachrichten aus Deutschland über die Niedermetzelung des Varus und seiner Legionen, ebenso vieler Geschwader und sechs Kohorten, anlangten. Nur hierin erwies uns das Schicksal gewissermaßen eine Gunst, daß wenigstens ein Feldherr da war, der ein solches Unglück wieder gut machen konnte, nämlich Tiberius. Die Ursache des Unglücks und die Person, die davon betroffen wurde, legt mir Verzug auf. Quintilius Varus stammte aus einer guten, wenn schon nicht altadeligen Familie und war von milder Gesinnung und ruhigem Temperament. An Geist und Körper etwas schwer beweglich, war er eher der Lagermuße, als des Kriegslebens gewohnt. Wie wenig er das Geld verachtete, bewies das vorher von ihm verwaltete Syrien, eine reiche Provinz, die er arm betreten und reich als armes Land verlassen hatte. Mit dem Oberbefehl über das in Deutschland stehende Heer betraut, hielt er die Bewohner für Menschen, an denen außer der Stimme und den Gliedern nichts Menschliches sei. Da sie durch das Schwert nicht gebändigt werden konnten, so glaubte er sie durch das Römische Recht bilden zu können. Mit diesem Vorsatz betrat er Deutschland, als käme er zu Männern, die der Segnungen des Friedens froh seien und brachte die Zeit des Sommerfeldzuges mit feierlichem Rechtsprechen von seinem Stuhle aus hin. Doch jene Barbaren sind, was kaum jemand glauben möchte, der es nicht selbst erfahren hat, bei aller Rohheit höchst schlau und zum Lügen wie geboren. Sie spannen erdichtete langwierige Prozesse fort, bald schmähten sie zum Schein einer den Andern, bald dankten sie dem Varus, daß er ihre Händel nach Römischem Rechte beilege, so ihre Wildheit sich durch die neue und vorher ihnen unbekannte Kunst allmählich mildere, und das, was früher durch die Waffen war geschlichtet worden, jetzt aus rechtskräftigem Wege beendet würde. Hierdurch wiegten sie Quintilius in die größte Sorglosigkeit ein, so daß er meinte, als Stadtprätor aus dem Markte von Rom Recht zu sprechen, nicht im Herzen von Deutschland ein Heer zu kommandieren. Unter den Deutschen befand sich damals ein junger Mann, der mit dem Römischen Bürgerrechte den Rang eines Ritters erlangt hatte, mit Namen Arminius, ein Sohn des Fürsten jenes Volkes, Segimer. Von adeliger Herkunft, tapfer, schnell und gewandteren Geistes, als die Barbaren gewöhnlich, leuchtete die Kraft seines Geistes aus seinem Blicke und seinen Augen. Früher hatte er unsere Feldzüge stets mitgemacht, jetzt benutzte er die Trägheit unseres Feldherrn zu einem Verbrechen, richtig voraussehend, daß Niemand schneller vernichtet wird, als der nichts Ahnende, und daß die Sicherheit sehr häufig der Anfang des Unglücks ist. Zuerst also teilte er seinen Plan nur wenigen, bald mehreren mit. Er behauptete mit überzeugender Kraft der Rede, die Römer könnten vernichtet werden. Auf die Beschlüsse folgte die Ausführung, und die Zeit des Überfalls wurde festgesetzt. Dies wurde dem Varus durch einen treuen Anhänger in jenem Geschlechte, mit Namen Segestes, einen Mann von erlauchtem Namen, hinterbracht. Doch schon hatte das Geschick seinen Sinn verwirrt und die Einsicht des Geistes verblendet. Denn so verhält es sich, daß meistenteils die Gottheit deren Vernunft umwölkt, deren Glück sie vernichten will, und so das Schreckliche bewirkt, daß dem Unglücklichen sein Geschick auch mit Recht widerfahren zu sein scheint und der Zufall zur Schuld sich verwandelt. Varus also wollte es nicht glauben, und sagte ihm nur, er wisse das Wohlwollen jenes, wenn auch hier nichts damit bewirkt werde, nach Verdienst zu schätzen. Nach diesem ersten Angeber ließ man einem zweiten keine Frist mehr. Ausführlich werde ich dieses furchtbare Unglück, das schlimmste, was die Römer nach der Niederlage des Crassus außerhalb Italiens befiel, in meinem ausführlichen Geschichtswerk zu erzählen versuchen, jetzt ist es genug, den beweinenswerten Ausgang darzustellen. Das über Alles tapfere Heer, durch Mannszucht, Mut und Kriegserfahrung vor allen Römischen Truppen hervorragend, wurde durch die Unfähigkeit des Führers, die Treulosigkeit des Feindes und die Ungunst des Schicksals, umzingelt. Nicht einmal kämpfen oder sich durchschlagen konnten sie ihrem sehnlichsten Wunsche gemäß, denn einige erlitten schwere Strafe, weil sie, als echte Römer, mutig zu den Waffen gegriffen hatten. So wurde das Heer durch Wälder, Sümpfe und den feindlichen Hinterhalt eingeschlossen, und endlich von einem Feinde niedergemetzelt, den es selbst früher wie Vieh geschlachtet, dessen Leben und Tod nur von seiner Gnade oder seinem Zorne abhängig gewesen war. Der Feldherr selbst hatte mehr Mut zum Tode, als zum Kampf: er folgte dem ihm von seinem Vater und Großvater gegebenen Beispiele und durchbohrte sich selbst. Von den beiden Lagerpräfekten gab der Eine, Lucius Eggius, ein eben so herrliches, als der Andere ein schlechtes Beispiel. Dieser nämlich, mit Namen Ceconius, riet, nachdem der größte Teil des Heeres im Kampfe umgekommen war, zur Übergabe, da er lieber hingerichtet werden, als in der Schlacht sterben wollte. Numonius Vala, der Unterfeldherr des Varus, sonst ein ruhiger und rechtlicher Mann, gab ein schauderhaftes Beispiel, indem er das Fußvolk verließ und mit der Reiterei entfloh. Er versuchte mit seinen Geschwadern den Rhein zu erreichen. Doch das Schicksal rächte die Schandtat: er blieb nicht nach den von ihm Verlassenen am Leben, sondern starb als Deserteur. Den halbverbrannten Leichnam des Varus zerriß der wilde Feind, sein Haupt wurde abgeschnitten, zu Marbod gebracht, von diesem zum Cäsar geschickt und durch ein Familienbegräbnis geehrt…“

Kaiser Joseph der Erste

Von Anno 1705 bis Anno 1711 regierte unser Kaiser Joseph der Erste unser altes deutsches Reich und man kann seine Regierung eine ruhmreiche und glückliche nennen. Denn in seine Herrschaft fallen die großen Schlachtensiege unseres Prinzen Eugen bei Turin, Oudenarde und Malplaquet. Hinzu kommt die Niederschlagung des Kuruzenaufstandes in Ungarn. Durch das Ringen mit Gallien konnte unser Kaiser Joseph der Erste freilich wenig im Inneren unseres alten deutschen Reiches tun, zumal hier noch immer der Westphälische Frieden galt und daher die Kurfürsten und Reichsstände eifersüchtig über ihre Macht und ihre Vorrechten wachten. Ein gordischer Knoten, den erst unser Kaiser Wilhelm der Große bei Königgrätz durchschlagen konnte. Das Licht der Welt erblickte unser Kaiser Joseph der Erste Anno 1678 in unserer alten Reichshauptstadt Wien. Seine Eltern waren unser Kaiser Leopold der Erste und Eleonore von der Pfalz. Bereits Anno 1687 ließ ihn sein Vater zum König von Ungarn erheben und Anno 1690 zum deutschen König wählen. Anno 1699 ehelichte er Wilhelmine von Lüneburg, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte. Seine Nachfolge trat sein Bruder Karl der Sechste an. Gemetzel wie beim König Etzel gab es am Hofe unseres Kaisers Joseph des Ersten zwar nicht, aber doch so manches Ränkespiel – wie wir bei unseren Geschichtsschreiber Alfred von Arneth („Prinz Eugen von Savoyen“) lesen: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10063063_00005.html

„Durch dieses Benehmen, mehr aber noch durch die Überzeugung, welche er von seiner umfassenden Befähigung, wie von seinem uneigennützigen Diensteifer dem Kaiser beizubringen wußte, hatte sich Wratislaw Josephs unbeschränktes Zutrauen erworben. Wenn er gleich nicht an allen Konferenzen Teil nahm, so glaubte man doch, daß der Kaiser in allen wichtigen Angelegenheiten sein Gutachten höre, bevor er einen Entschluß fasse. Kaum meldete er sich zur Audienz, so öffneten sich ihm schon die Türen. Bei jedem Anlasse gab Joseph seine Neigung für Wratislaw kund. Es begreift sich leicht, daß hierdurch die Eifersucht der Einen, welche, wie Fürst Salm, ihre eigene Macht durch den neu emporkommenden Günstling beeinträchtigt zu sehen fürchteten, und die Beflissenheit der Andern geweckt wurde, einem Staatsmanne, der in so bevorzugter Stellung sich befand und dem man eine noch hervorragendere leicht vorhersagen konnte, ihre Huldigungen darzubringen. Auch die fremden Minister trachteten ihn mit Allem, was ihnen zu Gebote stand, zu gewinnen. Jede Art der Bestechung aber, sei es durch Schmeichelei oder äußeren Vorteil, scheiterte an Wratislaws starrer Redlichkeit. Seine Geradheit verschmähte die Winkelzüge einer ränkesüchtigen Politik. Unumwunden gab er feine Eindrücke kund, rückhaltslos sprach er sich über jeden Gegenstand aus, der ihm vorgelegt wurde, und niemals war er zu bewegen, in irgend einer Sache nur ein Haar breit von demjenigen abzuweichen, was feiner Ansicht nach durch das Interesse des Kaiserhauses gefordert wurde. Es war eine Eigentümlichkeit in der Stellung Wratislaws, daß er, der sich bei Kaiser Joseph in so hoher Gunst befand, einer gleichen sich auch bei dem jüngeren Bruder Karl erfreute. Bei dem vielfachen Gegensatze in den Interessen der beiden Brüder wäre das Gegenteil weit begreiflicher gewesen. Wenn sie auch im Ganzen und Großen denselben Zweck, die Wiedergewinnung der spanischen Monarchie für ihr Haus verfolgten, so war doch, was die Ausführung betraf, der Vorteil des Königs Karls immer auch der des Kaisers. Im Interesse des Ersteres lag es, den Krieg mit äußerster Kraftanstrengung zu führen und ihm wäre es nach der damaligen Lage der Verhältnisse sogar nicht unwillkommen gewesen, zur Eroberung Spaniens die deutschen Erbländer nötigenfalls zu entkräften. Das widersprach aber durchaus dem Interesse des Kaisers. Es konnte daher nicht anders sein, als daß zwischen dem Wiener Hofe und dem zu Barcelona, wo Karl nach der glücklich vollbrachten Landung in Spanien seine Hofstatt aufgeschlagen hatte, fortwährend kleine Reibungen stattfanden. Niemand war zur Beschwichtigung derselben eine geeignetere Persönlichkeit als Wratislaw. Joseph und Karl waren in gleicher Weise von seiner Vortrefflichkeit überzeugt. Beide kannten keine geschickteren Hände zur Besorgung ihrer Angelegenheiten als die seinigen. Wratislaw aber, tief davon durchdrungen, daß nur die Einigkeit der beiden Brüder der Sache ihres Hauses zum Siege verhelfen könne, tat zu deren Aufrechthaltung was er nur vermochte. Sein noch vorhandener Briefwechsel mit dem Könige Karl gibt davon das sprechendste Zeugnis. Zu dem Fürsten von Salm, dem Freiherrn von Seilern, den Grafen Sinzendorff und Wratislaw als den einflußreichsten Persönlichkeiten im Rate des Kaisers, gesellten sich noch Graf Leopold Trautson, welcher an Mansfelds Stelle Oberstkämmerer, und Graf Friedrich Karl Schönborn, der statt Kaunitz Reichsvizekanzler geworden war, endlich der Hofkammerpräsident Graf Gundacker Thomas Starhemberg. Trautson gehörte zu den bevorzugtesten Jugendfreunden des Kaisers Joseph, in dessen Umgebung er sich von jeher befunden hatte. Durch eine gewisse emsige Aufmerksamkeit auf die Wünsche des Kaisers hatte er sich dessen Wohlwollen erworben. Er war ein ernster, gewissenhafter und rechtliebender Mann, voll Religiosität. Wie seine persönliche Gemütsart eine friedliche, jedem Streite abgeneigte war, so übertrug er diese Gesinnung auch auf seine politische Anschauungsweise. Stets sprach er den milderen, den versöhnlichen Maßregeln das Wort, im kleinen wie im großen fand gütliche Beilegung eines Streites an ihm immer einen eifrigen Anwalt…“

Herzog Widukind von Sachsen

„Die Frau Königin selbst aber war eine Tochter Thiadrichs, und ihre Brüder waren Widukind, Immed und Reginbern. Das ist nämlich der Reginbern, welcher gegen die Dänen kämpfte, die lange Zeit Sachsen verheerten, sie besiegte, und das Vaterland bis auf den heutigen Tag von ihren Einfällen befreite. Und diese waren aus dem Stamme des großen Herzogs Widukind, welcher einen gewaltigen Krieg gegen den großen Karl fast 30 Jahre hindurch führte.“ (Widukind von Corvey)

Stattgefunden hat jener gewaltige Schicksalskampf von Anno 772 bis Anno 804. Denn unsere Sachsen und fochten nicht nur um die Macht, sondern auch um Christentum oder Heidentum. Und es ist unstreitig, daß dieses Mal das Schlechtere gewonnen hat. Allen unseren äußeren Feinden haben wir Deutschen getrotzt – Römern, Hunnen, Sarazenen, Awaren, Welschen und Türken -, doch so brachten wir die geistige Knechtschaft selbst über uns. Der sächsisch-fränkische Krieg ist dabei freilich nur ein Endpunkt. Begonnen hat es mit dem Goten Wulfila und dem Franken Chlodwig. Es ist noch nicht einmal sicher, daß sich unser alter Götterglaube in Sachsen gehalten hätte, wenn es keinen Karl den Großen gegeben hätte. Denn in Britannien erlagen die Sachsen dem falschen Glauben aus dem Morgenland ohne Zwang, auf Einflüsterung der Iren. Teuer erkauft war also unsere Reichseinheit und wir Deutschen müssen wirklich eine Roßnatur haben, um solange diesen morgenländischen Bockmist aushalten zu können. Die Erinnerung an unseren Sachsenherzog Widukind tut also wahrlich Not. Gelebt hat dieser wohl von Anno 750 bis Anno 807. Er führte seine Sachsen bei Süntel und an der Grotenburg zum Sieg über die Heere Karls des Großen, unterlag aber in der Schlacht an der Hase. Anno 785 soll er zur Taufe gezwungen worden sein, unser sächsischer Geschichtsschreiber Widukind von Corvey bezeugt uns aber, daß er bis Anno 804 gekämpft hat. Sonst hätte er ja nicht 30 Jahre mit Karl dem Großen kämpfen können. Kaum hundert Jahre nach Karl dem Großen bestiegen übrigens unsere sächsischen Liudolfinger (gemeinhin auch als Ottonen bekannt) den deutschen Thron. Über Heinrichs des Ersten Gemahlin Mathilde sind unsere Ottonen mit unserem Herzog Widukind verwandt. Geheiratet hat unser Sachsenherzog Geva von Norwegen, mit der er den Sohn Wigbert und die Tochter Gisela hatte. Kurz und knapp gibt es die Taten unseres Sachsenherzogs Widukind im Büchlein „So ward das Reich“ nachzulesen: https://archive.org/details/Klagges-Dietrich-So-ward-das-Reich

„Die Sachsen waren die schärfsten Gegner der fränkischen Vorherrschaft. Sie regierten sich selbst nach altgermanischer Weise. Nur im Kriege ordneten sie sich dem aus ihrer Mitte gewählten Herzog unter. Nach dem Kampfe lebte dieser wieder als Bauer unter Bauern. Zäh hielten sie auch an Vätersitte und Väterglauben fest. Vom Christentum, von den Klöstern und Priestern wollten sie nichts wissen. Frei hielten die sächsischen Gaue das Thing, und frei galten ihre Weistümer. An uralten, geheiligten Stätten verehrten sie ihre Götter. Lichtvater Tiu nannten sie Saxnot (Schwertgenosse); ihm, Wodan und Donar, leuchteten die Sonnwendfeuer. Auch die trotzigen, freiheitsliebenden Sachsen wollte Karl unterwerfen, weil anders das germanische Einheitsreich nicht geschaffen werden konnte. Die Kirche hatte längst auf diesen Augenblick gewartet. Sie fürchtete für ihre Zukunft, wenn der germanische Norden mit seinem Lichtglauben, seinem Kampfwillen und seiner Blutsreinheit frei blieb. „Unablässiger Krieg bis zur Bekehrung und Unterwerfung oder Ausrottung“ wurde daher auf dem Maifeld zu Worms 772 beschlossen. Ein dreißigjähriger Bruderkrieg begann. An der Diemel, einem Nebenfluß der Weser, liegt die Eresburg der Sachsen. Hierher flüchten Frauen und. Kinder vor Karl und seinem fränkischen Heere. Mit schnellem Handstreich nimmt der Frankenkönig die schwach besetzte Feste. Verwirrt legen die Sachsen die Waffen nieder und versprechen, Karl Untertan zu sein. Der aber glaubt, sein Ziel im ersten Ansturm erreicht zu haben. Bei den Lippequellen, an heiliger, sächsischer Stätte, hält Karl Reichstag. Hinter ihm stehen die Bischöfe und Mönche. Ein Holzkreuz ist in deren Mitte errichtet. Ringsum sind die Männer und Frauen der Sachsen versammelt. Ein Priester tritt vor und liest aus einem großen Pergament. Immer finsterer werden die Mienen, immer blitzender die Augen der Sachsen. Jedermann soll der Kirche den zehnten Teil seiner Habe und seiner Arbeit abtreten. Wer sich nicht taufen läßt, der soll sterben. Sterben soll, wer die Fasten nicht hält. Sterben soll, wer einen Toten nach germanischer Sitte verbrennt. Sterben soll, wer nach Väterart betet oder opfert. Und immer wieder: Sterben soll -! Sterben soll -! Fassungslos hören die Sachsen zu. Haßerfüllt starren sie auf die Priester. Ihre Fäuste sind geballt, ihre Körper recken sich auf. Nimmermehr werden sie sich diesem Zwingherrn beugen, sie werden ihn aus dem Lande jagen! Wer aber wird ihr Führer sein? Auf weißem Hengst jagt ein Reiter durch das Sachsenland. Bald hier, bald dort ruft er die Bauern zu nächtlicher Stunde zusammen: „Wollt ihr euch den verhaßten Franken beugen? Wollt ihr Knechte der Kirche sein?“ – „Niemals! Lieber tot als Sklave! Lieber sterben als ehrlos leben!“ So schallt es ihm entgegen. Und die Schwerter fliegen aus der Scheide: „Wir kriechen nicht zu Kreuze! Es lebe die Freiheit! Sei du unser Führer zu Kampf und Sieg! Heil Herzog Wittekind!“ Wie ein Sturmwind brachen die vereinigten Sachsen auf. Sie eroberten die Eresburg zurück. Aber Karl war den sächsischen Bauernkriegern überlegen. Zwei-, drei-, viermal wurden sie geschlagen. Immer wieder erhoben sie sich unter ihrem Führer. Als Karl außerhalb des Landes weilte, überfielen und vernichteten sie in den Wäldern des Süntelgebirges ein fränkisches Heer. Die Christenkirchen wurden zerstört und niedergebrannt. Karl eilte an die Aller und zwang die Sachsen zur Herausgabe von 4500 Männern. Bei Verden verurteilte er sie als Aufrührer und ließ sie sämtlich an einem Tage hinrichten. Noch einmal erhoben sich die Sachsen. Doch ihre Widerstandskraft war ins Mark getroffen. Sie waren am Ende ihrer Kraft. Da brachte Wittekind das schwerste Opfer seines Lebens: er beugte sich dem Schicksal und ließ sich taufen. Die Einigung aller Germanen des.Festlandes war vollzogen. Die Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen hat den Lauf der Geschichte für ein Jahrtausend bestimmt. Nun war die Kraft, aller Festlandgermanen in der Hand des fränkischen Herrschers vereinigt. Mit großen Blutopfern war eine germanische Weltmacht geschaffen, die zum Schutz und zur Führung Europas bestimmt war. Römisch-christlicher Geist aber errang in ihr von vornherein einen wichtigen Platz…“

Wolfram von Eschenbach

Mit seiner Versdichtung ehren wir heute unseren fahrenden Minnesänger aus Franken, Wolfram von Eschenbach. Dieser lebte von Anno 1170 bis Anno 1220 und schlug sich im Wesentlichen ganz gut durch. Zumindest schätzen seine Zeitgenossen seine Dichtung derart, daß sie uns bis zum heutigen Tag überliefert wurde. Wirklich in Vergessenheit geraten ist sein Parzival nie, was uns aber auch die Möglichkeit genommen hat – anders als beim Nibelungenlied – den Tag der Wiederentdeckung beziehungsweise den Wiederentdecker zu feiern. Die fränkische Stadt Eschenbach wird mit unserem Dichter gemeinhin in Verbindung gebracht und hat sich mittlerweile auch nach diesem umbenannt. Mehr gibt es nicht zu sagen und daher geht es nun in der Versdichtung weiter: http://www.zeno.org/Literatur/M/Wolfram+von+Eschenbach/Versepos/Parzival

„So fuhr der Hochgemute

In die Stadt mit Volk und Gute;

Zehn Säumer ließ ers fassen:

Die keuchten durch die Gassen,

Und zwanzig Knappen ritten nach.

Sein Volk voraus zu reiten pflag:

Lakaien, Köche, Küchenjungen,

Die kamen vorn einher gesprungen.

Stolz war sein Ingesinde:

Zwölf hoch geborner Kinde

Hinter seinen Knappen ritten

Mit guter Zucht und süßen Sitten;

Darunter waren Sarazenen.

Acht Rosse zog man hinter denen

An den Zäumen, allzumal

Verdeckt mit gutem Zindal;

Das neunte seinen Sattel trug.

Seinen Schild, der euch bekannt genug,

Führt‘ ein muntrer Knapp herbei.

Nach diesem ritten in der Reih

Posauner, die man auch bedarf.

Ein Tambour schritt und schlug und warf

Seine Trommel hoch empor.

Dem Herren kam es spärlich vor,

Ritten Flötenspieler nicht dabei

Und der guten Fiedler drei.

Sie eilten alle nicht zu sehr.

Er selbst ritt hinter ihnen her,

Den Schiffmann zu der linken Hand,

Den weisen, weithin wohlbekannt.

Soviel Volks auch war darinnen,

Mohren und Möhrinnen

Waren beide, Weib und Mann.

Auch sah der Degen wohlgetan

Viel Schilde da zerbrochen

Und von Speeren ganz durchstochen.

Man sah sie aufgehangen

An Wand und Türen prangen.

Sie hatten Angst und Jammer da.

IN die Fenster, kühler Luft zu nah,

War gebettet manchem Wunden:

Hätt er den Arzt gefunden,

So konnt er doch nicht mehr genesen.

Die waren vor dem Feind gewesen.

So ergeht es uns, die ungern fliehn.

Sich entgegen sah er Rosse ziehn

Durchstochen und zerhauen;

Auch viel dunkelfarbge Frauen

Zu beiden Seiten neben sich:

Ihr Schein der Rabenschwärze glich.

Gar freundlich nahm ihn auf sein Wirt,

Der bald noch mehr sich freuen wird.

Er war ein kraftreicher Mann:

Mit seiner Hand hatt er getan

Manchen Stich und manchen Schlag,

Da er einer Pforte hütend pflag.

Viel Ritter, die er bei ihm fand,

Hängten die Hände in ein Band

Die Häupter voller Schrunden.

So stands mit ihren Wunden,

Sie übten dennoch Ritterschaft;

Unverkürzt war ihre Kraft.

Sein Wirt, der Burggraf der Stadt,

Den Gast mit holden Worten bat,

Sich für daheim zu halten

Und nach freier Lust zu schalten

Über sein Gut und über ihn.

Er führt‘ ihn seinem Weibe hin,

Die Gahmureten küsste,

War es gleich nicht sein Gelüste.

Dann ging es in den Speisesaal.

Als sie gegessen allzumal,

Da ging der Marschall hin zuhand,

Wo er die Königstochter fand

Und heischte großes Botenbrot.

Er sprach: „Herrin, unsre Not

Ist mit Freuden nun zergangen.

Der hier gastlich ward empfangen,

Der Ritter ist so kühn im Streit,

Wir müssen danken allezeit

Den Göttern, die ihn hergebracht,

Dass sie uns Rettung zugedacht.“

„Nun sag mir bei der Treue dein,

Wer der Ritte möge sein?“

„Frau, es ist ein stolzer Degen,

Dem einst der Baruch Gold ließ wägen,

Ein Anschewein von hoher Art.

Hei! Wie wenig wird gespart

Sein Leben, kommt er in den Streit!

Wie kann er stets zu rechter Zeit

Weichen und vorwärts dringen

Und Feinden Schaden bringen.

Ich sah ihn kämpfen gar verwegen,

Als vor Babylon die Degen

Alexandrien entsetzen sollten

Und den Baruch treiben wollten

Mit Gewalt aus dem Feld.

Wie manchen hat er da gefällt

Bei des Heeres Niederlage!

Wohl beging an diesem Tage

Der edle Held so kühne Tat,

Sie mussten fliehn, es blieb kein Rat.

Auch rühmten alle so den Mann,

Ich erkannte leicht daran,

Dass sie oben manchen Landen

Den Preis ihm zugestanden…“

Götz von Berlichingen

Gäbe es unseren Götz von Berlichingen nicht, so müßte man ihn glatt erfinden. Denn dessen berühmter Ausspruch ist uns Deutschen eine große Hilfe in vielen Lebenslagen: https://www.youtube.com/watch?v=awOPflsg-Rk Daher wünsche ich unserem Götz einen guten Heimgang in die Walhalla. Anno 1562 fand dieser statt und das Geburtsjahr unseres Reichsritters wird auf Anno 1480 geschätzt, was auch gut zu den Angaben in seiner Lebensbeschreibung passen würde. Unser Götz von Berlichingen erhielt die Ausbildung zum Ritter bei seinem Vetter Konrad von Berlichingen und beim Ritter Veit von Lentersheim. Kriegszüge und Fehden bestimmten fortan sein Leben. Besonders oft bekam er sich mit dem Bischof von Bamberg, der Stadt Nürnberg und dem Schwäbischen Bund in die Wolle. Seine Berühmtheit verdankt der aber vor allem unserem Dichter Goethe, der auf Grundlage der eigenhändigen Lebensbeschreibung unseres Helden ein Trauerspiel gleichen Namens verfaßte. Von seiner Heerfahrt mit dem Ritter Veit von Lentersheim nach Hochburgund berichtet uns unser Götz von Berlichingen nun noch in seinen ritterlichen Taten: https://ia802307.us.archive.org/18/items/lebenfehdenundha00berluoft/lebenfehdenundha00berluoft.pdf

„Und gleich hernach um Pfingsten tat ich mich zu hoch gedachtem Markgraf Friedrich löblichen Gedächtnis, und ist desselbigen mal Hanns Berlin von Heilbronn, des Markgrafen Türhüter, auch mein und anderer Buben Zuchtmeister gewesen. Und erhob sich bald darauf ein Zug nach Hochburgund, in welchem her Veit von Lentersheim etliche Reiter führen sollt, dort erlangt ich Erlaubnis von hoch gedachtem meinem gnädigen Fürsten und Herrn, das ich auf den von Lentersheim warten sollt, und war diesmal ein großer Reichstag zu Freiburg im Breisgau, da wir vierzehn Tag still liegen mußten. Darnach sind alle Haufen zu Roß und Fuß zu Einsheim (im Obern Elsass gelegen) gemustert worden, und alsbald zogen wir nach Hochburgund, und nahmen etliche Häuser ein, und waren Tag und Nacht in der Rüstung und für Zug, bis wir vor Langres kamen. Und auf Sankt Jakobs Abend kamen wir in ein Lager, und erstickten uns denselbigen Tag, um großer Hitze willen, drei burgundischer Kürassiere, und etliche Reiter, die unter meins Herrn Haufen waren, die fielen unter die Gäule, als ob sie trunken wären, wiewohl sie selbigen Tags keinen Wein gesehen hatten. Und wie wir des Morgens auf Sankt Jakobs Tag auf sein wollten, dort kam ein großes Wetter, und fielen Steine so groß als wie die Hühnereier, und wann ein Landsknecht über die Gassen lief, und ihn ein Stein traf, so schlug er ihn nieder, also das wir daselbst verziehen mußten, biß das wetter vorüber kam. Und als wir folgend wollten anderthalb Meilen Wegs gezogen waren, da sahen wir die Kieselstein noch hin und wider liegen, obwohl das eine grausame heiße Zeit wahr, und uns etliche Knechte, wie gemeldet, Hitze halber erstickt waren. Alls wir nun Tag und Nacht fort zogen, kamen wir alsbald, gen Langres, und hätten uns gern daselbst mit den Feinden geschlagen, aber es wollt nicht sein, und hielten wir in ein Holz, von der Nacht ann, bis lang auf denn folgenden Tag, und meinten unsere Hauptleute, die Feinde sollten sich von Langres heraus tun, so wollten wir sie darob geschlagen haben. Aber sie kamen nicht, und hätten als wohl zu gedenken, wie man sagt, den Braten geschmeckt. Folgend zogen wir vor Langres hinein über ein großes weites Feld, und liegt die Stadt und das Schloß Langres auf einem sehr hohen Berg, das ließen wir auf der linken Hand liegen, also das die Feind uns konnten sehen vom Schloß und der Stadt. Darum dann unsere Hauptleute die Ordnung groß machten, und stellten die Glieder weit von einander, damit der Haufen desto scheinbarlicher sein sollte, dann wir waren gar schwach, und hatten über die siebenhundert Pferde nicht, und zweitausend Landsknechte, wiewohl wir sonnst etliche Haufen mehr hatten, sie waren aber nicht bei uns, da wir vor Langres zogen, und lagerten uns in ein Dorf nicht sonderlich weit von Langres. Da hatten wir ein ernstliches Lärmen, und mußten von Stund an wieder auf sein, und hatte mein Herr einen Knecht oder Troßknecht, der war wohl dreißig Jahr alt, und zuvor wohl ihn ein Zug oder Dreien mit her Veit von Lentersheim gewesen, der wahr also langsam und ungeschickt mit der Reiterei, das er über einen Gaul nicht konnte zu rüsten und zäumen, bis ich die andern Gäule alle gesattelt und gezäumt hatte. Da gab ich meinem Herrn seinen Gaul, das Helmlein und denn Spieß, und ich demnächst hiernach, also das wir dasselbige Lager auch räumen mußten, und zogen demnach auf demselbigen Tag wider bis in die Nacht, und kamen in ein ander Lager. Da wahr ein Schlößlein und ein Wasserhäuslein, wahr aber doch französisch, und hatten all dort nichts zu essen, allein für die Gäule fanden wir Fütterung genug, dann es wahr eben, das die Scheunen alle voll waren. Doch beschert uns Gott dann noch in der Nacht Hühner und Fisch, welche wir des morgens braten, und wie wir’s im Sinn hatten, gleichwohl damit leben wollten. Aber wie nun das Essen fertig wahr, und alle Dinge zugerüstet, so kommt Botschaft wir sollen schnell auf sein, dann man wohl anstoßen und brennen. Da nahmen wir den nächsten die Gäule, banden sie heraus an die Zäume, und die Harnische auch heraus zu denn Zäumen, und konnten also die Gäule und die Harnische kaum heraus bringen. Da fing das Haus, Scheune und das ganze Dorf schon allenthalben an zu brennen, und sprangen die Gäule Hitze halber vom Feuer an denn Zäumen, wie die Böcke, also das wir also von Stund an wider auf sein, und abermals fort ziehen mußten, und hatten wir und die Gäule in dreien Tagen und zweien Nächten nicht viel zu Essen gehabt…“