Erasmus von Rotterdam

Anno 1466 wurde unser großer deutscher Denker Erasmus in Rotterdam geboren. Dem Sohn eines Klerikers und einer Arzttochter war die Gelehrsamkeit damit gleichsam in die Wiege gelegt, allerdings brachten seine Vormünder sein Erbgut durch und so mußte er Pfaffe werden und erwarb in Turin die Doktorwürde in der Gotteskunde. Bei den alten Römern und Griechen wäre das nicht weiter schlimm gewesen, aber da uns Deutschen das Christentum schwer zu schaffen macht, geriet unser Erasmus bisweilen in geistige Abgründe. Weite Teile seines Werkes sind daher leider unbrauchbar. Doch gibt es von unserem Erasmus 150 Bücher und 2000 Briefen zu lesen – es dürfte also auch das ein oder andere nützliche dabei sein; aus den „Gemeinsamen Gesprächen“ gibt es die Plauderei über die unnatürliche Ehe zu lesen: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10576099

„Petronius.

Woher kommt Ihr, Gabriel, mit so düsterer Miene? Etwa gar aus der Orakelhöhle des Trophonius?

Gabriel.

Keineswegs, sondern von einer Hochzeit.

Petronius.

Ein weniger hochzeitliches Gesicht habe ich nie gesehen. Sonst pflegen die Teilnehmer an Hochzeiten noch sechs Tage nachher vergnügt und heiter auszusehen und sogar Greise um zehn Jahre jünger zu werden. Von was für einer Hochzeit also habt Ihr mir zu erzählen? Ich denke von der der Todesgöttin mit Mars.

Gabriel.

Vielmehr von der eines jungen Mannes aus guter Familie mit einer Sechzehnjährigen, an der weder Gestalt, noch Sitten, noch Herkunft, noch Vermögen etwas zu wünschen übrig lassen, kurz, die wert erschiene, mit dem Zeus Hochzeit zu halten.

Petronius.

Ach, geht doch, ein so junges Mädchen mit einem so alten!

Gabriel.

Die Könige altern ja nicht.

Petronius.

Woher kommt denn nun aber Eure Traurigkeit? Seid Ihr etwa auf den Bräutigam neidisch, der Euch die ersehnte Beute siegreich entrissen hat?

Gabriel.

Warum nicht gar!

Petronius.

Oder hat sich etwas zugetragen wie bei der Lapithenhochzeit?

Gabriel.

Auch das nicht.

Petronius.

Nun also? Fehlte es an der Gabe des Bacchus?

Gabriel.

Es herrschte im Gegenteil Überfluß daran.

Petronius.

So blieben die Flötenspieler aus?

Gabriel.

Es gab sogar Geigen- und Lautenspieler und Trompeter und Sackpfeifer.

Petronius.

Ja, was fehlte denn? War der Hymenäus nicht da?

Gabriel.

Vergebens riefen ihn eine Menge Stimmen her.

Petronius.

Und auch die Chariten nicht?

Gabriel.

Keine Ahnung von einer Charitin. Auch Juno fehlte, die Hüterin der Ehe, und die goldene Venus und der heiratsfreundliche Jupiter.

Petronius.

Da sprecht Ihr ja von einer Hochzeit mit schlimmen Auspizien, ohne göttlichen Beistand, oder, wenn man lieber will, von einer Ehe, die keine Ehe ist.

Gabriel.

Ihr würdet noch ganz anders sprechen, wenn Ihr es gesehen hättet.

Petronius.

So hat man also nicht getanzt?

Gabriel.

Nein, sondern elendiglich gehinkt.

Petronius.

Keine freundliche Gottheit hat demnach diese Ehe erhellt?

Gabriel.

Nicht eine war anwesend, ausgenommen die Göttin, welche die Griechen Psora (die Räude) nannten.

Petronius.

Da sprecht Ihr ja von einer grindigen Hochzeit.

Gabriel.

Freilich, von einer aussätzigen und eitrigen.

Petronius.

Aber wie kommt es, Gabriel, daß Euch diese Erzählung die Tränen austreibt?

Gabriel.

Das könnte selbst einen Kieselstein zum Weinen bringen.

Petronius.

Das glaub‘ ich, wenn ein Kieselstein es gesehen hätte. Aber ich beschwöre Euch, was ist denn das für ein großes Unglück? Verhehlt es mir nicht und laßt mich nicht länger in der Schwebe!

Gabriel.

Kennt Ihr den Lampridius Eubulus?

Petronius.

Das ist ja der beste und glücklichste Mann in der Stadt. Gabriel. Und kennt Ihr auch seine Tochter Iphigenie?

Petronius.

Ihr nennt die Blume der Jugend.

Gabriel.

So ist’s. Und wißt Ihr, wem sie vermählt ward?

Petronius.

Ich weiß es, wenn Ihr mir’s gesagt habt…“

Kaiser Heinrich der Dritte

Den Geburtstag von unserem alten deutschen Kaiser Heinrich der Dritte aus dem Haus der Salier feiern wir Deutschen heute. Anno 1017 wurde er geboren und herrschte von Anno 1039 bis Anno 1056. Seine Herrschaft gehört zu den ausgesprochenen Blütezeiten unseres alten deutschen Reiches. Nach Außen hatte unser Kaiser Heinrich der Dritte eigentlich nur im Osten mit den Böhmen und Ungarn mehr zu tun. Am Ende mußten die Herrscher beider Völker ihm den Treueid leisten und ihre Länder als Lehen empfangen. Die Welschen erhoben zwar Anspruch auf unser Herzogtum Lothringen, scheuten aber den Kampf mit unserem Salierkaiser. Nach Italien zog er mehrmals und ordnete dort die Angelegenheiten, erlangte Anno 1046 die Kaiserwürde in Rom und setzte mehrere Päpste ab. Im Inneren herrschte Ruhe und Frieden, so sehr, daß man sich über den Unfrieden zu Zeiten seines Sohnes Heinrichs IV. nicht wenig wundert. Selbigen zeugte er mit Agnes von Poitou, die er Anno 1043 geehelicht hatte. Fünf weitere Kinder gingen aus der Ehe hervor. Unser Kaiser Heinrich der Dritte ist bekanntlich der Sohn Kaiser Konrads des Zweiten und der Gisela von Schwaben. Und daher schadet es nicht, wenn wir uns die Übersicht der Regierungszeit Konrads des Zweiten zur Feier des Tages anhören, da Hermann von Reichenau hier auch immer wieder ein paar wichtige Stationen im Leben unseres Geburtstagskindes erwähnt:

„MXXIV. Zu Rom starb Benedikt, und dessen Bruder Johannes XVIII, der ein Laie war, wurde als Papst, der 148. nach der Reihenfolge, bestellt, und saß ungefähr neun Jahre auf dem heiligen Stuhle. Auch der Kaiser Heinrich starb am 13. Juli ohne Söhne, zu Bamberg in dem von ihm errichteten Bistum, das er als Erben aller seiner Landgüter und Schätze hinterließ, und wurde in der Kathedrale Sankt Peters begraben. Als hierauf Konrad der Ältere, Sohn Heinrichs und der Adelheid, und Konrad, der Sohn seines väterlichen Oheims, des Herzogs Konrad und der Mathilde, sich sehr um die Krone bemühten, so wurde zu Kamba eine Fürstenversammlung gehalten und auf derselben der ältere Konrad zum König erhoben und von dem Mainzer Erzbischof Aribo am 8. September gesalbt. Und nicht lange nachher ward dessen Gemahlin Gisela von dem Kölner Erzbischof Piligrin nichts desto weniger als Königin am 21. September eingesegnet.

MXXV. Aufruhr und großer Unfrieden wurden gegen den König Konrad von einem Brudersohne Konrad und dem Herzog Ernst von Alamannien, dessen Stiefsohn, auch Welf, einem aus Schwaben gebürtigen Grafen, und mehreren Anderen erregt.

MXXVI. König Konrad ging nach teilweise gestilltem Aufruhr um die Fastnachtszeit nach Italien, beging das Osterfest zu Vercelli, unterwarf sich diesseits Roms ganz Italien außer Lucca, einer Stadt von Toscana. Ernst, Herzog von Alamannien, mit ihm durch die Vermittlung der Mutter in demselben Jahre versöhnt, erhielt zur Vergünstigung die Abtei zu Kempten und gab die seinen Rittern; nicht lange nachher aber änderte er schlechtem Rate folgend einen Sinn, und fiel wieder ab. In demselben Jahre starb Bischof Heimo von Konstanz eines unerwarteten Todes an einer Seitenentzündung und sein Nachfolger Warmann regierte ungefähr acht Jahre. Auch Burghard Abt zu Kempten und Rheinau stirbt, und nach ihm wird zu Rheinau Abt Pirhtilo als Nachfolger eingesetzt. Brun Bischof klagen, zu Augsburg und Graf Welf wüten gegen einander mit Brand und Raub.

MXXVII. König Konrad ging, nachdem er das Weihnachtsfest zu Ivrea gefeiert hatte, weiter vor und nahm die Unterwerfung von Lucca mit dem Markgrafen Reginher an, kam nach Rom und ward am heiligen Osterfeste vom Papst Johann als Kaiser gekrönt. Nach Unterwerfung von ganz Italien zurückgekehrt, hielt er in Alamannien einen Tag bei Ulm, und nahm dort den Herzog Ernst, seinen Stiefsohn, und den Grafen Welf und Andere, welche kamen und ihre Unterwerfung anboten, an und erkannte ihnen auf einige Zeit Verbannung zu. – Kiburg, eine Burg des noch widerspenstigen Grafen Werinhar und einige andere Burgen von Aufrührern wurden genommen. Auch Konrad, der Sohn eines väterlichen Oheims, der sich dem Kaiser ergab, wurde dessen ungeachtet verbannt. Der Straßburger Bischof Werinhar wird von dem Kaiser als Gesandter nach Konstantinopel geschickt, und, als er dort im folgenden Jahre starb, erhielt er Wilhelm zum Nachfolger. Hildegard wird Äbtissin zu Buchau.

MXXVIII. Heinrich, der Sohn des Kaisers, wurde zu Aachen am heiligen Osterfest von sämtlichen Fürsten noch als Knabe zum König erwählt, und von dem kölnischen Erzbischof Piligrin gesalbt.

MXXIX. Als der Kaiser zu Regensburg das Osterfest beging, so ging daselbst der Augsburger Bischof Brun, ein höchster Geheimrat, mit Tode ab und wurde zu Augsburg in der Kathedrale des heiligen Moritz, deren Bau erst begonnen worden war, begraben und erhielt Eberhard zum Nachfolger.

MXXX. Als Herzog Ernst von der Verbannung erlöst sein Herzogtum wieder erhalten hatte, so überließ er sich schlechten Ratgebern, lehnte sich von Neuem gegen den Kaiser auf und wurde seines Herzogtums entsetzt, und dessen jüngerer Bruder Hermann wurde Herzog von Schwaben. Kaiser Konrad ging, da schon längst Feindseligkeiten mit dem König Stephan von Ungarn entstanden waren, nach Ungarn, und verwüstete es, wie weit er konnte und ihm nicht Flüsse oder Sümpfe im Wege waren, bis an die Raab. Da inzwischen in Alamannien der ehemalige Herzog Ernst und dessen Mitschuldige, die mit geringer Macht gegen den Kaiser sich in Bewegung setzten, mit Plünderungen die Einwohner um den Schwarzwald beunruhigten, so wurden sie vom Grafen Manegold von dem Reichenauer Kriegsvolke beobachtet und in einem Treffen am 17. August besiegt. Manegold selbst kam dort um, und der vormalige Herzog Ernst, und Graf Werinhar, das Haupt der Empörung, auch Adalbert und Werin, angesehene Krieger und Andere fielen; und Ernst wurde zu Konstanz, Manegold aber zu Reichenau begraben. Der Reichenauer Mönch Burkhard wird zu Regensburg zum Abt von Sankt Emmeran befördert.

MXXXI. Mit dem König Stephan von Ungarn wird der Friede hergestellt. Aribo, Erzbischof des Mainzer Stuhles, ging auf seiner Pilgerfahrt nach Rom mit Tode ab, und ihm folgte im Erzbistum Bardo, ein Mönch, ehrwürdig in Leben und Wandel.

MXXXII. Rudolf, der untätige König von Burgund, starb, dessen Diadem und Reichsinsignien wurden durch Seliger dem Kaiser Konrad überbracht. Und da gerade in den Tagen der Kaiser gegen Miseiko, den König der Slawen, welche Polen heißen, ein Heer führte, so drang Odo, eben dieses Rudolfs Schwestersohn, Fürst der Champagne in Frankreich, in das Reich von Burgund ein, nahm die Burgen Neuenburg und Murten und legte seine Besatzungen hinein. – Bern, Abt zu Reichenau erhielt, als er nach Rom die Privilegien eines Klosters schickte, von dem Papst Johannes das Privileg mit den Sandalen, die Messe mit bischöflichem Gewand zu halten. Als deshalb sich der Bischof Warmann von Konstanz veranlaßt fand, ihn bei dem Kaiser wegen widerrechtlicher Anmaßung seines Amtes und seiner Würde anzuklagen, so wurde er von beiden so lange gedrängt, bis er das Privileg mit den Sandalen dem Bischof selbst übergab, um es in einer Synode, das heißt am Gründonnerstage im folgenden Jahre öffentlich zu verbrennen. In demselben Jahre brannte am 12. Januar das Kloster zu Buchau ab. Meine Großmutter Bertha, eine recht gottesfürchtige Frau, starb im dreiundzwanzigsten Jahre ihres Witwenstandes am 22. Dezember.

MXXXIII. Der Kaiser ging nach dem Geburtsfeste des Herrn nach Burgund, belagerte Murten; allein behindert durch die Kälte des Winters, konnte er nichts seiner Würdiges ausrichten. Daher drang er wieder in Odos Land, die französische Champagne, ein und verwüstete es durch Plünderung und Brand, bis Odo selbst als Bittender zu ihm kam, und gnädig aufgenommen Genugtuung wiewohl gleisnerisch versprach. – Zu Rom starb Johannes, und Benedikt IX., der auch Theophylactus hieß, wurde als 149. Papst ungeachtet seiner eines so hohen Standes unwürdigen Sitten und Handlungen ordiniert, und regierte länger als zwölf Jahre. Eine Sonnenfinsternis trat am 29. Juli gegen die siebente Stunde ein.

MXXXIV. Der Kaiser griff abermals Burgund mit großer Heeresmacht an, unterwarf sich diesseits der Rhone alle Burgen, zerstörte Murten ging in die Stadt Genf, nahm die Unterwerfung des Erzbischofs Burghard, der von edler Geburt und gestreng, aber durchaus ein frevelhafter und kirchenschänderischer Mann war, und die vieler anderer Vornehmen an, und kehrte nach Unterjochung des Königreiches Burgund zurück. – In demselben Jahre folgte nach dem Tode des Konstanzer Bischofs Warmann dessen Bruder Eberhard und regierte mehr als zwölf Jahre. Als auch der Bischof Meginhard zu Würzburg starb, erhielt Brun, der des Kaisers Vatersbrudersohn, nämlich der Sohn des Herzogs Konrad von der Mathilde das Bistum am Osterfeste. Zu Sankt Gallen starb auch der Abt Theobald und ihm folgte Norbert. Die heidnischen Slawen, welche Liutizen heißen, fallen in Sachsens Grenzen ein.

MXXXV. In Italien stifteten die niederen Ritter, welche gegen ihre Herren aufstanden und nach ihrem Gesetze leben und sie unterdrücken wollten, eine starke Verschwörung. Da nun zu deren Züchtigung die Vornehmen zusammentraten und sich in eine Schlacht einließen, so fielen auf beiden Seiten viele: unter welchen auch der Bischof von Asti verwundet wurde und umkam. Herzog Adalbero von Kärnten und Istrien fiel bei dem Kaiser in Ungnade und wurde seines Herzogtums entsetzt. Die Liutizen nehmen die Burg Werben durch heimlichen Verrat, und töten oder führen gefangen viele der Unsrigen weg. Der Kaiser erzwingt den Übergang über die Elbe, dringt in ihr Land und verwüstet es weit und breit. Eine große Synode wurde von dem Kaiser zu Trebur versammelt.

MXXXVI. Der Erzbischof Piligrin zu Köln ging mit Tode ab und ihm folgte Hermann, des Kaisers Otto II. Tochtersohn. Gebhard II. Bischof zu Regensburg starb am 15. Februar. An seiner Stelle wird Gebhard III. der Halbbruder des Kaisers Konrad von der Mutter Adelheid, als Bischof eingesetzt. König Heinrich, des Kaisers Sohn, hielt mit Gunhild, des Knut, Königs von Dänemark und England Tochter, ein königliches Beilager zu Nimwegen. Konrad, ein Vatersbrudersohn des Kaisers, erhielt das Herzogtum seines Vaters in Kärnten und Istrien, welches Adalbero gehabt hatte, vom Kaiser zurück. Auch Hermann Herzog von Alamannien, bekam Meginfrieds seines Schwiegervaters Markgrafentum in Italien. Die Liutizen Slawen wurden dem Kaiser zinsbar. Burkhard, Erzbischof oder vielmehr Tyrann von Lyon, gottvergessener Kirchenräuber, blutschänderischer Ehebrecher, wurde, als er Udalrich, Seligers Sohn, bekriegte, von ihm besiegt und gefangen dem Kaiser zugeführt, in Eisen gelegt und eingekerkert, und viele Jahre in Banden gehalten. Der Kaiser ging im Winter nach Italien. Die hochwürdige Irmengard, Witwe des Grafen Welf, versammelte zu Altorf Nonnen zum Dienste der Kirche.

MXXXVII. Der Kaiser feierte zu Verona das Geburtsfest des Herrn und kam über Brescia und Cremona nach Mailand. Dann besuchte er Pavia, und ließ den Mailänder Erzbischof Heribert, welcher der Untreue beschuldigt wurde, fassen und vertraute ihn dem Patriarchen Poppo zu Aquileia zur Bewachung an. Er entkam jedoch durch Flucht und versuchte mit allen Kräften sich gegen den Kaiser zu empören. Der Kaiser ging nach dem zu Ravenna abgehaltenen Osterfeste wieder in das Mailändische Gebiet, belagerte die Stadt, verwüstete die Burgen, die Landhäuser und ringsumher Alles, was den Aufständischen gehörte. Die Schar der Verschworenen aber bezähmte er leicht, und bestätigte ihnen das Gesetz, das sie auch in frühern Zeiten gehabt hatten, schriftlich. Der Papst Benedikt kam zum Kaiser nach Cremona. Den Bischöfen zu Piacenza, Cremona und Vercelli machte der Kaiser den Prozeß, nahm sie gefangen und verwies sie des Landes. In demselben Jahre, fiel zwischen Odo, dem Fürsten der französischen Champagne, und Gozelo, Herzog der Lothringer, eine Schlacht vor. Odo ward besiegt und mit den Seinigen in die Flucht geschlagen, und kam auf der Flucht durch das Schwert um.

MXXXVIII. Als der Kaiser das Geburtsfest des Herrn zu Parma beging, fielen viele bei einem zwischen den Bürgern und dem Heere entstandenen Auflaufe, und nachdem mehrere Bürger getötet worden waren, ging die Stadt in Feuer auf. Der Papst verhängt über den noch immer gegen den Kaiser rebellierenden Mailänder Erzbischof den Kirchenbann. – Als der Kaiser die Gegenden jenseits Rom durcheilt war, und von dort an den Küsten des Adriatischen Meeres zurückging, so überfiel im Juli eine ungeheure Seuche das Heer und raffte hier und dort sehr viele hinweg. Unter ihnen war die Königin Gunhild, des Königs Heinrich Gemahlin, welche am 16. Juli starb, und in die Burg Lindburg gebracht und dort begraben wurde. Hermann, Herzog von Alamannien, der auch am 28. Juli zur großen Trauer für die Seinigen starb, wurde zu Trient beerdigt. Der Kaiser hielt nach seiner Rückkehr aus Italien zu Solothurn eine Versammlung, und ließ sowohl sich als seinem Sohne durch die meisten vornehmen Burgunder den Untertaneneid leisten. – In demselben Jahre starb Stephanus König von Ungarn, nachdem er sich mit seinem ganzen Volke schon sehr viele Jahre vorher zum christlichen Glauben bekehrt, und viele Kirchen und Bistümer errichtet, und sehr mild gegen die Guten gesinnt viele Mühe auf eine Regierung verwendet hatte, und bestellte für sich einen aus Venedig gebürtigen Schwestersohn Petrus zum König…“

Die Befreiung von Metz und die Aufgabe der gallischen Rheinarmee

Anno 1870 ergab sich die welsche Rheinarmee in der Festung Metz unserem Prinzen Friedrich Karl von Preußen. Mit seiner II. Armee hatte er – im Verbund mit der I. Armee unseres Feldmarschalls von Manteuffel – unsere alte deutsche Reichsstadt seit der Schlacht von Gravelotte belagert. Trotz mehrfacher Versuche, sich aus der Schlinge zu ziehen vermochte der welsche Monty Bazaine nicht seine Einschließung zu verhindern oder daraus wieder auszubrechen. An Truppen und Geschütz mangelte es ihm dafür nicht. Denn wir Deutschen nahmen in Metz noch 200,000 welsche Kriegsknechte gefangen und erbeuteten 1500 Geschütze, hinzu kamen noch 56 Feldzeichen und 260,000 Gewehre. Unsere deutschen Verluste beliefen sich auf 5700 Verwundete und Gefallene. Ein kleiner Preis für die Vernichtung des Großteils der feindlichen Kriegsmacht. Zumal die Belagerung von Metz zum Auslöser für die Entscheidungsschlacht von Sedan wurde und damit gleich zwei welsche Armeen auf dem Gewissen hat. Von der eigentlichen Belagerung von Metz berichtet uns nun Moltke der Ältere in seiner Geschichte des welschen Krieges von Anno 1870-71 ein wenig: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft

„Der deutschen Politik mochte es willkommen sein, wenn außer der anspruchsvollen, aber schwachen Regierung zu Paris noch eine Macht in Frankreich vorhanden war, mit welcher man sich möglicherweise über Abschluß des Krieges verständigen konnte. So wurde denn auch der Eintritt in Metz einem angeblichen Unterhändler der vertriebenen kaiserlichen Familie gestattet. Da indessen derselbe seine Eigenschaft als solcher dem Marschall gegenüber nicht zu beurkunden vermochte, so erhielt General Bourbaki die Erlaubnis, durch die deutschen Vorposten sich nach London zu begeben, wo aber die Kaiserin Eugenie jede Einmischung in die schon so schwierige Lage Frankreichs ablehnte. Der General stellte sich dann in Tours der Regierung der nationalen Verteidigung zur Verfügung. Einstweilen verhielt sich die in Metz eingeschlossene Armee seit dem Tage von Noisseville in völlig abwartender Haltung. Die nötigen Lebensmittel für 70,000 Einwohner, einschließlich der in die Stadt geflüchteten Landleute waren ursprünglich auf dreieinhalb, für die vorschriftsmäßige Garnison auf fünf Monate vorhanden gewesen, für die Rheinarmee aber Ernährung nur auf 41, Hafer auf 25 Tage noch vorrätig. Zwar wurden die Bestände der Truppen durch Ankäufe aus den reichlichen Vorräten der Bürger ergänzt, aber bald mußten kleinere Brotportionen angeordnet und, um Fleisch zu verschaffen, Pferde geschlachtet werden, so daß die meisten Kavallerieregimenter nur noch mit zwei Eskadrons antreten konnten. Auch auf deutscher Seite unterlag die Ernährung von 197,326 Mann und 33,136 Pferden großen Schwierigkeiten. Die in der Heimat ausgebrochene Rinderpest beschränkte die Zufuhr von lebendem Vieh auf Ankäufe in Holland und Belgien. Der Bedarf an Fleischnahrung mußte durch Konserven ergänzt werden. Erhöhte Haferrationen ersetzten den Mangel an Heu und Stroh. Zwar waren die bisherigen Verluste der Armee durch das Eintreffen von Ersatzmannschaften gedeckt, aber allein der Transport der Gefangenen von Sedan nahm 14 Bataillone des Einschließungsheeres in Anspruch. Noch war es nicht gelungen, neben dem weiten Ausbau der Verschanzungen Wohnräume in hinreichender Zahl herzustellen. Bei der frühzeitig ein getretenen rauen, regnerischen Witterung blieb ein Viertel der Mannschaft ohne Obdach, und allmählich mehrte sich die Zahl der Kranken in den Lazaretten auf die beunruhigende Zahl von 40,000 Mann. Obwohl 50 schwere Geschütze aus der Heimat anlangten, erwies sich doch eine Beschießung von Metz wirkungslos, da sie wegen des überlegenen Kalibers der Festungsartillerie nur nachts, unter mehrfachem Wechsel der Stellung, ausgeführt werden konnte. Sonach mußte man das Beste von der Zeit erwarten und sich in Geduld fassen. Bereits hatten die Belagerten während vier Wochen von ihren Vorräten gezehrt. Bei starker Abnahme derselben und zugleich, um durch Tätigkeit den Geist der Truppe neu zu beleben, beschloß der Oberkommandierende, unter dem Schutze von Waffenentfaltung alle Vorräte aus den Ortschaften innerhalb der deutschen Einschließungslinie abzuholen. Am 22. September mittags hatte das Fort Sankt Julien ein lebhaftes Feuer auf die Vorposten des I. Korps eröffnet. Starke Infanterieabteilungen rückten dann gegen die östlich gelegenen Dörfer vor, vertrieben die Feldwachen des Gegners und kehrten mit den vorgefundenen Lebensmitteln nach Metz zurück. Eine ähnliche Unternehmung am folgenden Nachmittag gegen die nördlich vorliegenden Ortschaften gelang weniger. Unter dem Feuer der schnell bereitgestellten preußischen Batterien mußten die meisten der mitgeführten Wagen leer wieder abfahren. Endlich fand auch am 27. September ein Ausfall zu gleichem Zweck gegen Süden statt, welcher zu mehreren kleinen Gefechten und zur Gefangennahme einer in Peltre von weit überlegenen Kräften umzingelten Kompanie führte. Ein gleichzeitiger Ausfall am linken Moselufer scheiterte an dem Feuer der herbeieilenden Artillerie der Einschließungskorps. Im Norden von Metz war Diedenhofen bisher nur durch eine schwache Abteilung beobachtet worden, die nicht verhinderte, daß die Besatzung das Gelände bis zur nahen Grenze durchstreifte, Gefangene machte, 50 beladene Proviantwagen erbeutete und sogar auf der von ihr wiederhergestellten Eisenbahn von Luxemburg einen vollen Verpflegungszug in die Festung führte. In der Tat konnte dort die Rheinarmee auf Entfernung eines Marsches eine wichtige Stütze finden, wenn ihr der Durchbruch gelang. Prinz Friedrich Karl traf daher Sorge, die nördliche Einschließung auf dem rechten Moselufer zu verstärken. Am 1. Oktober rückte das X. Korps in die Stellung der Reservedivision Kummer ein, welche auf das linke Ufer übertrat. Das I., VII. und VIII. schlossen enger rechts zusammen, und das II. übernahm den Abschnitt zwischen Seille und Mosel, auch wurden die Truppen vor Diedenhofen verstärkt. Wirklich hatte der Marschall nochmals beschlossen, sich nach Norden durchzuschlagen, und zwar auf beiden Flußufern. Hinter Sankt Iulien und von der Insel Chambisre wurden neue Brücken über den Strom geschlagen und in mehrtägigen kleinen Gefechten die nächsten deutschen Postierungen westlich und nördlich des Platzes verdrängt. Unterstützt durch das Feuer der Forts, setzten die Franzosen sich in Lessy und Ladonchamps fest. Die Truppen, welche in Metz zurückbleiben sollten, waren ausdrücklich bezeichnet, die übrigen hinsichtlich ihrer Marschfähigkeit untersucht. Mit Diedenhofen wurden Leuchtsignale ausgetauscht und alle Maßregeln für den Aufbruch am 7. Oktober getroffen. Da plötzlich änderte der französische Feldherr seinen Sinn, und das geplante Unternehmen lief auf eine bloße Fouragierung hinaus. Allerdings wurden für diese sehr große Streitkräfte in Bewegung gefetzt: die Garde-Voltigeux-Division, das 6. Korps und in den Wäldern von Woippy das 4. Außerdem sollte die Bewegung auch auf dem rechten Flußufer durch das 3. Korps unterstützt werden. Vierhundert Wagen wurden bereit gehalten, um die Vorräte aus den großen Pachthöfen nördlich Ladonchamps mitzuführen…“

Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau

Anno 1760 wurde einer unserer großen deutschen Heerführer geboren: August Neidhardt von Gneisenau. Ein Mitarbeiter Scharnhorsts bei der großen preußischen Heeresreform und später der Generalstabschef Blüchers in den Feldzügen von 1813, 1814 und 1815 gegen Napoleon, in denen unsere Preußen Siege wie den an der Katzbach, in der Völkerschlacht bei Leipzig, Laon oder Belle-Alliance errungen und die welsche Hauptstadt Paris gleich zweimal eingenommen haben. Da das Zusammenwirken von Blücher und Gneisenau mit dem von Hindenburg und seinem Generalstabschef Ludendorff verglichen worden ist, lasse ich unseren Sieger von Tannenberg dieses einmal ein wenig erklären (in der Hoffnung, daß wir daraus Rückschlüsse auf Blücher und Gneisenau ziehen können):

„Man hat geglaubt, dieses Verhältnis mit dem Blüchers zu Gneisenau vergleichen zu können. Ich lasse dahingestellt sein, inwieweit man bei diesem Vergleiche von der wirklich richtigen historischen Grundlage ausgegangen ist. Die Stellung eines Chefs des Generalstabes hatte ich, wie aus meinen vorhergehenden Ausführungen ja bekannt ist, früher selbst jahrelang innegehabt. Die Tätigkeit eines solchen gegenüber dem die Verantwortung tragenden Führer ist, wie ich somit aus eigener Erfahrung wußte, innerhalb der deutschen Armee nicht theoretisch festgelegt. Die Art der Zusammenarbeit und das Ausmaß der gegenseitigen Ergänzung hängen vielmehr von den Persönlichkeiten ab. Die Grenzen der beiderseitigen Wirkungsbereiche sind also nicht scharf voneinander getrennt. Ist das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Generalstabschef ein richtiges, so werden sich diese Grenzen durch soldatischen und persönlichen Takt und die beiderseitigen Charaktereigenschaften leicht ergeben. Ich selbst habe mein Verhältnis zu General Ludendorff oft als das einer glücklichen Ehe bezeichnet. Wie will und kann der Außenstehende das Verdienst des einzelnen in einer solchen scharf abgrenzen? Man trifft sich im Denken wie im Handeln, und die Worte des einen sind oftmals nur der Ausdruck der Gedanken und Empfindungen des anderen. Eine meiner vornehmsten Aufgaben, nachdem ich den hohen Wert des Generals Ludendorff bald erkannt hatte, sah ich darin, den geistvollen Gedankengängen, der nahezu übermenschlichen Arbeitskraft und dem nie ermattenden Arbeitswillen meines Chefs soviel als möglich freie Bahn zu lassen und sie ihm, wenn nötig, zu schaffen. Freie Bahn in der Richtung, in der unser gemeinsames Sehnen, unsere gemeinsamen Ziele lagen: der Sieg unserer Fahnen, das Wohl unseres Vaterlandes, ein Friede, wert der Opfer, die unser Volk gebracht hatte.“

In einer seiner Denkschriften von Anno 1808 widmet sich unser Gneisenau einmal mehr dem Kampf gegen die welsche Fremdherrschaft und schöpft dabei Kraft aus dem Freiheitskampf der Altvorderen gegen die übergewaltigen Römer: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog

„Die Furchtsamkeit wird immer den schwachen Rat geben, ein so gewaltsames Mittel wegen Ungewißheit des Erfolges nicht zu wagen und lieber noch sich hinzuhalten suchen; man wird selbst von Gefahren für den Thron sprechen. Was die fernere Ergebung in den harten Willen des Sieges betrifft, so läßt sich, bei der heutigen Gestalt der Dinge, wohl erwarten, daß Napoleon Anträge machen und mildere Formen beobachten wird. Aber man darf sich deswegen nicht schmeicheln, daß eine Verbindung mit ihm unsern Untergang bereiten werde; nur verzögern wird er ihn. Früh oder spät kommen wir dennoch an die Reihe, und, einmal in der Höhle des Zyklopen, können wir bloß auf den Vorzug rechnen, zuletzt verzehrt zu werden. Man kann es sich nicht verhehlen, daß es für uns keinen Mittelweg zwischen Untergang und Schande auf einer, Unabhängigkeit und Ehre auf der anderen Seite gebe. Schlagen wir den der Ehre ein, so kann der preußische Name glorreicher als je wiederhergestellt werden. Nur mutigen und festen Schrittes auf der Bahn vorgeschritten, die Klugheit und Notwendigkeit uns vorzeichnen. Wieviel der feste Wille, unabhängig zu sein, vermag, bewies Sertorius in Spanien, Claudius Civilis in Belgien, Hermann in Deutschland gegen das mächtige Römerreich; in neuern Zeiten die kleine Vendee, und wahrlich, wir haben ganz andere Kräfte zu Gebot. Übrigens wird die Politik wohl wissen, wie sie sich bei einem etwaigen Ansinnen von jenseits des Rheins her zu benehmen hat. Man bekämpfe den Tyrannen mit seinen eigenen Waffen und stelle entschlossene Menschen an die Spitze der Truppen. Der Tag der Rache wird wohl kommen. Gefahren für den Thron gibt es bei uns nicht; dagegen sichert die Persönlichkeit des königlichen Paares. Die Augen von ganz Deutschland sind auf selbiges gerichtet; mit welchem Interesse, weiß die Welt. Eine gute, vom Throne ausgehende, von andern Völkern beneidete Konstitution wird die Anhänglichkeit an den Regenten vermehren und gegen eine Regierung, die sich Wohlstand, Aufklärung, Sittlichkeit und bürgerliche Freiheit der Nation zum Zwecke aufstellt, vermag weder Ehrfurcht noch Egoismus anzukämpfen. Beginnen wir demnach den ehrenvollen Kampf mit mutigem Herzen und im Vertrauen auf Gott, der eine gerechte Sache nicht verlassen wird, sofern er nicht um höherer Zwecke willen unsern Untergang beschlossen hat, der vielleicht nur deswegen uns so tief sinken ließ, um aus demselben Deutschland, worin religiöse Freiheit aufblühte, die politische zugleich mit der Veredlung der Völker, die nur in ihrer wechselseitigen Unabhängigkeit gedeihen kann, ausgehen zu lassen. Nie wurde für eine schönere Sache gefochten, denn es gilt Unabhängigkeit und Veredlung des Volkes zugleich. Vielleicht nur eine kurze Zeit, und schöner, blühender, kräftiger als je steht der verjüngte Staat da, glücklich im Innern, geachtet und gefürchtet von außen, Preußens Regent als Wiederhersteller deutscher Freiheit an seiner Spitze. Wem schlägt das Herz nicht von frohen Hoffnungen! Schon liegt der Plan zur Ausführung nach seinen Hauptmomenten ausgearbeitet da. Er kann nicht fehlschlagen, und es bürgt für den Erfolg mit seinen Kopf der Unterzeichnete Neidhardt von Gneisenau…“

Feldmarschall Helmuth von Moltke der Ältere, unser großer Schweiger

„Gegenwärtig hat eine Sturmflut wilder politischer Leidenschaften und tönender Redensarten unsere ganze frühere staatliche Auffassung unter sich vergraben, anscheinend alle heiligen Überlieferungen vernichtet. Aber diese Flut wird sich wieder verlaufen. Dann wird aus dem ewig bewegten Meere völkischen Lebens jener Felsen wieder auftauchen, an den sich einst die Hoffnung unserer Väter geklammert hat, und auf dem vor fast einem halben Jahrhundert durch unsere Kraft des Vaterlandes Zukunft vertrauensvoll begründet wurde: Das deutsche Kaisertum!“ (Paul von Hindenburg)

Diese Weissagung unseres Siegers von Tannenberg gibt uns Deutschen ein wenig Hoffnung im lichtlosen Dunkel der VS-amerikanischen Fremdherrschaft. Erneuert hat unser deutsches Kaiserrum nun Wilhelm dem Großen aus dem Hause Hohenzollern – womit er einen alten Plan Friedrichs des Großen verwirklicht hat:

„Man wird das Haus Österreich nicht sobald von dem Kaiserthron verdrängen. Dazu müßte man ihm ein mächtiges Haus entgegensetzen, das, von guten Bundesgenossen unterstützt, die höchste Würde mit bewaffneter Hand fordern kann. (…) „Aber“, wird man einwenden, „muß ein Kaiser denn katholisch sein? Warum denkst du denn nicht daran, deinem Hause diese Würde zu erwerben?“ Ich antworte: Kein Gesetz schließt die Protestanten von dem Kaiserthron aus, aber abgesehen davon, würde ich Euch nicht raten, nach dieser höchsten Würde zu trachten. Ein König von Preußen muß mehr darauf sinnen, eine Provinz zu erobern, als sich mit einem leeren Titel zu schmücken. Eure erste Sorge sei, den Staat zu dem Gipfel der Größe zu führen, dessen Idealbild ich Euch zeichne. Kurz, erst dann dürft Ihr der Eitelkeit opfern, wenn Ihr Eure Macht dauerhaft begründet habt.“ Schrieb nämlich der Alte Fritz in seinem politischen Testament.

Kaiser Wilhelm der Große hatte dabei zwei Helfer: Sein eiserner Kanzler Otto von Bismarck kümmerte sich um die Staatsgeschäfte und um die Diplomatie und sein Feldherr Moltke der Ältere führte seine Truppen auf dem Schlachtfeld zum Sieg. Und letzterer hat heute Geburtstag! Anno 1800 wurde Moltke der Ältere in Parchim im Herzogtum Mecklenburg geboren. Weshalb nun so mancher Schädel Met zu leeren ist. Seinem Vater Friedrich folgte unser Moltke Anno 1811 ins dänische Heer. Er wechselte jedoch zum Glück Anno 1822 zu unseren Preußen und stieg bis Anno 1858 zum Generalstabschef und schlug als dieser die Dänen, Österreicher und Welschen – die Schlachten von Königgrätz, Gravelotte und Sedan sind seine größten Streiche und mustergültige Hauptschlachten. Geheiratet hat unser Moltke Anno 1842 seine Herzensdame Marie Burt. Die Ehe blieb leider kinderlos. Der richtige Truppenaufmarsch gehört zu den großen Steckenpferden unseres Moltkes und so lasse ich unseren Großen Schweiger darlegen wie er seinen Aufmarsch gegen die Welschen Anno 1870 eingerichtet hat: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft

„Die Mobilmachung des norddeutschen Heeres war alljährlich den eingetretenen Verhältnissen entsprechend bearbeitet und zwischen Kriegsministerium und Generalstab vereinbart. Jeder Behörde war mitgeteilt, was sie in dieser Beziehung zu wissen brauchte. Aber auch mit den Generalstabschef der süddeutschen Staaten war man in vertraulichen Besprechungen zu Berlin über wichtige Punkte einig geworden. Es wurde anerkannt, daß eine gesonderte Verteidigung, etwa des Schwarzwaldes, auf Hilfe durch Preußen nicht rechnen könne, daß vielmehr Süddeutschland am sichersten geschützt werde durch ein angriffsweises Vorgehen im Elsaß vom Mittelrhein her, welches durch die dort zu versammelnde Hauptmacht nachhaltig unterstützt werden konnte. Von vollem Vertrauen auf die preußische Heeresleitung zeugt es, wenn die Regierungen von Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, anscheinend das eigene Land entblößend, ihre Kontingente bereitwillig der Hauptversammlung anschlossen und unter Befehl des Königs Wilhelm stellten. Sobald diese Verständigung erreicht war, konnten die weiteren Vorbereitungen getroffen werden. Es wurden für alle Truppenteile die Fahr- und Marschtableaus entworfen, für jeden der Einschiffungsort, Tag und Stunde der Abfahrt, Dauer der Fahrt, Erfrischungsstation und Ausschiffungspunkt festgestellt. Im Konzentrationsgebiet waren die Kantonnements nach Armeekorps und Divisionen abgegrenzt, auf die Anlage von Magazinen Bedacht genommen, und als nun der Kriegsfall wirklich eintrat, bedurfte es nur der Königlichen Unterschrift, um die ganze gewaltige Bewegung ihren ungestörten Verlauf nehmen zu lassen. Es blieb in den getroffenen Maßnahmen nichts zu ändern, sondern nur Vorbedachtes und Vorbereitetes auszuführen. Auf Grundlage einer vom Chef des preußischen Generalstabs ausgearbeiteten Denkschrift wurden die gesamten mobilen Streitkräfte in drei gesonderte Heere gegliedert. Die I. Armee, unter dem Befehl des Generals von Steinmetz, zunächst nur aus dem VII. und VIII. Korps nebst einer Kavalleriedivision bestehend, hatte sich als rechter Flügel um Wittlich zu versammeln, in Stärke von etwa 60,000 Mann; die II. Armee, unter dem Prinzen Friedrich Karl, III., IV., X., Gardekorps und zwei Kavalleriedivisionen, sollte in der Gegend von Homberg und Neunkirchen das Zentrum bilden, 134,000 Mann stark; die III. Armee, vom Kronprinzen von Preußen befehligt, umfaßte das V. und XI. Preußische, das I. und II. Bayrische Korps, die Württembergische und Badische Felddivision nebst einer Kavalleriedivision in ungefährer Stärke von 130,000 Mann und hatte sich als linker Flügel bei Landau und Rastatt zu versammeln. Das IX. Korps wurde aus der XVIII. und der Hessischen Division kombiniert und bildete mit dem Königlich-Sächsischen XII. Korps vorwärts Mainz eine Reserve von 60,000 Mann zur Verstärkung der II. Armee auf 194,000. Die drei Armeen zusammen zählten 384,000 Mann. Noch blieben das I., II. und VI. Korps, 100,000 Mann, verfügbar, doch traten diese zunächst nicht in Rechnung, da die Eisenbahnen zu ihrem Transport erst am 21. Tage frei wurden. Zur Küstenverteidigung waren die XVII. Division und die Landwehrformationen bestimmt. Sonach war das deutsche Heer dem französischen an Zahl erheblich überlegen. Alle Besatzungs- und Ersatztruppen mitgerechnet, standen nahezu eine Million Mann und über 200,000 Pferde in Verpflegung. Die Nacht zum 16. Juli hatte den Allerhöchsten Befehl zur Mobilmachung gebracht, und als vierzehn Tage später Seine Majestät sich nach Mainz begab, waren am Rhein und vorwärts desselben bereits gegen 300,000 Mann eingetroffen. Der vom Chef des Generalstabes eingereichte und vom König genehmigte Feldzugsplan faßte von Haus aus die Eroberung der feindlichen Hauptstadt ins Auge, welche in Frankreich von größerer Bedeutung ist als in anderen Ländern. Auf dem Wege dahin sollte die Streitmacht des Gegners möglichst von dem an Hilfsmitteln reichen Süden ab- und in das engere Hinterland des Nordens gedrängt werden. Maßgebend aber vor Allem war der Entschluß, den Feind, wo man ihn traf, unverzüglich anzugreifen und die Kräfte so zusammen zu halten, daß es mit überlegener Zahl geschehen könne…“

Karl vom Stein, unser preußischer Erneuer

Anno 1757 wurde unser Freiherr Karl vom und zum Stein in Nassau geboren. Er trat Anno 1780 in den preußischen Staatsdienst ein und brachte es bis Anno 1804 zum Finanz- und Wirtschaftsminister. Anno 1807 wurde er zum Staatsminister ernannt und seine Bestrebungen zur Wiederherstellung Preußens waren derart erfolgreich, daß er bereits Anno 1808 von Napoleon geächtet wurde. Den Marsch Preußens Gloria hat sich unser Freiherr vom Stein wahrlich verdient: https://www.youtube.com/watch?v=-TEGPelS3Ac Denn er hat den Ruhm unseres alten Preußens nicht nur gemehrt, sondern überhaupt erst bewahrt. Die von ihm angestoßenen Staatsreformen haben diesem nämlich seine Auferstehung Anno 1813 ermöglicht. In seiner kurzen Amtszeit hat er damit so unendlich viel mehr ausgerichtet als es etwa die liberalen Handpuppen der VS-Amerikaner in 70 Jahren vermocht haben – man täusche sich hierin nicht: Selbst wenn die liberalen Handpuppen der VS-Amerikaner unserem deutschen Vaterland nützen statt schaden wollten, so wie sie es jetzt auf Teufel kommt raus tun, so würden sie sich doch kaum besser schlagen. Um das ein wenig zu zeigen, trägt uns unser Freiherr von Stein nun seine Denkschrift über die „Beurteilung eines Entwurfs über Reichsstände“ vor, in welchem er sich ein paar Gedanken über die Teilnahme des Volkes an der Staatsverwaltung macht:

„Von der Notwendigkeit, der Nation eine Teilnahme an der Gesetzgebung, selbst an der Verwaltung einzuräumen, bin ich überzeugt sowie von der Richtigkeit der aufgestellten allgemeinen Bedingungen, unter denen diese Rechte zu übertragen sind, nämlich Entfernung sowohl von Ängstlichkeit als von Unvorsichtigkeit. Die Teilnahme der Nation an der allgemeinen Gesetzgebung und Verwaltung kann zwar nur durch Reichsstände ausgeübt werden, es bleibt aber noch immer ein wichtiger Geschäftskreis für die Provinzialstände übrig, nämlich Aufsicht auf die Provinzialbehörden und beratschlagende und ausführende Teilnahme an Einrichtungen, Anlagen, Verordnungen, die sich nur auf die Provinz beziehen. Die Bedürfnisse der Provinzen bleiben unbekannt und unabgeholfen, wenn allein durch die Staatsbehörden abgeholfen werden soll, man muß diesen durch Gemeinde- und Provinzialvorsteher zu Hilfe kommen und den Gemeindegeist an die Stelle einer alles durchgreifenden Bureaukratie setzen. Hiernach wird also der Grundsatz, „die Repräsentation muß eine und dieselbe sein“, für den ganzen Staat näher bestimmt. Der Einheitstendenz, welche man in der allgemeinen Versammlung befürchtet, wirkt am kräftigsten entgegen Zusammensetzung der Stellvertreter aus allen Provinzen und der eigentümliche Gang des Geistes des Deutschen, der langsam und bedächtig zu verfahren und in das Einzelne, oft in das Kleinliche zu gehen geneigt ist. Die Rechtlichkeit des Deutschen, sein ruhiges, besonnenes Wesen sichern gegen alle die Unregelmäßigkeiten und das wilde Wesen der französischen Volksversammlungen, und die Geschichte aller deutschen Republiken, aller deutschen Vereine, wozu ich auch die Schweiz und Holland rechne, beweist, daß ruhiges, besonnenes, gemeinschaftliches Beraten, pünktliches, treues Ausführen überall zu finden war, wo der Deutsche frei und ungestört seine Kräfte äußerte. Wir finden alle uns bekannte, einigermaßen gebildete Nationen in Stände eingeteilt, in eingeschränkten Monarchien ihre Teilnahme an der Regierung in verschiedenem Verhältnis bestimmt; darf man es also erwarten, daß eine solche allgemeine Einrichtung ohne Nachteil durch einen einzigen Beschluß vernichtet werde? Das Übergewicht eines Standes über seine Mitbürger ist nachteilig, ist eine Störung der gesellschaftlichen Ordnung, und man schaffe es ab. Der Adel im Preußischen ist der Nation lästig, weil er zahlreich, größtenteils arm und anspruchsvoll auf Gehälter, Ämter, Privilegien und Vorzüge jeder Art ist. Eine Folge seiner Armut ist Mangel an Bildung, Notwendigkeit, in unvollkommen eingerichteten Kadettenhäusern erzogen zu werden, Unfähigkeit zu den oberen Stellen, wozu man durch Dienstalter gelangt, oder Drängen des Brotes halber nach niedrigen, geringfügigen Stellen. Diese große Zahl halbgebildeter Menschen übt nun seine Anmaßungen zur großen Last seiner Mitbürger in ihrer doppelten Eigenschaft als Edelleute und Beamte aus. Man verringere also die Zahl der Edelleute, man hebe den Armenadel auf, und der übriggebliebenen geringeren Anzahl reicher Familien weise man einen politischen und amtlichen Wirkungskreis an, der sie zur Bildung und Entwicklung ihrer Kräfte auffordert. Reichtum vereinigt das eigene Wohl des Grundbesitzers mit dem allgemeinen, und durch die Erinnerung der Taten der Voreltern verbindet sich der Ruhm der Nation mit der Familienehre. Ist der reiche Adel von politischer Tätigkeit entfernt, so wird Trägheit und Genußliebe ihn beherrschen und ihn zu einer unnützen und verächtlichen Klasse herabwürdigen. Es werde also aus dem reichen Adel ein Oberhaus gebildet und dessen Glanz aufrecht erhalten durch Aufnahme von Männern von großem Ansehen, es entstehe aus Reichtum oder Verdiensten um den Staat. Die Stellvertreter einer Nation müssen das Vertrauen der Nation besitzen, mit ihren Wünschen und Bedürfnissen bekannt und unabhängig vom Einfluß und Einseitigkeit sein. Der größeren Anzahl der öffentlichen Beamten, zum Beispiel den unteren Hebungsbeamten, den unteren Militärpersonen, fehlt es an Bildung, Selbständigkeit, Bekanntschaft mit den Bedürfnissen der bürgerlichen Gesellschaft, Interesse an ihrer Erhaltung, Sittlichkeit, und sie werden die verständigen Handwerker, die mittlere Klasse der Grundeigentümer in keiner Hinsicht ersetzen. Sie werden bei ihrer Abhängigkeit von der Regierung ein blindes, leicht zu behandelndes Werkzeug in ihren Händen sein, und welche Achtung, welches Zutrauen wird eine Nationalrepräsentation genießen, die von einer Majorität, so aus Subalternen, Unteroffizieren und Dorfschulzen besteht, gewählt worden ist. Die Masse der Eigentümer der Nation besitzt eine Unabhängigkeit, die den in Vorschlag gebrachten Notabeln fehlt; sie nehmen an dem ganzen Vorrat der Ideen und Gefühle, die einer Nation gehören, einen überwiegenden Anteil; alle Einrichtungen des Staates wirken unmittelbar auf ihren eigenen Zustand, und die Erhaltung desselben bindet sie an Ruhe, Ordnung und Gesetzlichkeit. Den Eigentümern überlasse man also die Wahl und ersinne Formen, wodurch Ordnung, Besonnenheit, Stimmfreiheit erhalten werde. Da die Nation noch so wenig gewohnt ist, selbst zu handeln, so wenig mit ihrem eigenen Interesse, ihren eigenen Angelegenheiten, mit dem Standpunkt, auf dem sie steht, bekannt ist, so ist es unter den gegenwärtigen Umständen ratsam, ihr nur das Recht zum Gutachten, nicht zur Teilnahme an der Gesetzgebung beizulegen, die Verhandlungen jedoch zur allgemeinen Kenntnis des gesamten Volkes zu bringen und der Beratschlagungskammer oder dem Reichstag zugleich das Recht zu Anträgen auf neue Gesetze zu überlassen. Will man das Recht, auf Gesetze anzutragen, allein der Regierung erteilen, so benimmt man der Nationalversammlung einen der wesentlichsten Vorteile ihrer Einrichtung, den Einfluß auf das Fortschreiten der Gesetzgebung im Verhältnis des jedesmaligen Zustandes der bürgerlichen Gesellschaft, und dieses Fortschreiten wird allein von den Eigenschaften des Regenten und seiner Umgebungen abhängig gemacht. Überhaupt werden sich die Menschen erst durch Geschäfte bilden, und durch Handeln wird die Nation erst mit ihrer Geschäftsfähigkeit bekannt, und man wird anfangs zufrieden sein dürfen, wenn nur der fünfte Teil der Gewählten aus geschäftsfähigen Männern besteht. Es ist folgenreicher und wohltätiger, den Gang der Diskussionen zu ordnen, gewisse Formen, die zu beobachten sind, vorzuschreiben, als alle Gelegenheit zur Beredsamkeit, zu einem freien und edlen Vortrag über die große Angelegenheit des Staates zu unterdrücken. Die parlamentarischen Formen scheinen hinreichend zu sein, um allen Unordnungen und Mißbräuchen bei einer besonnenen, rechtlichen, verständigen Nation zuvorzukommen. Durch eine solche Art, die Geschäfte zu verhandeln, bildet sich in ihr ein praktischer Sinn für Geschäfte und eine Bekanntschaft mit den Personen, die sie zu behandeln fähig sind – und ich glaube, man muß bei den ruhigen Deutschen, die, wie einer unserer Schriftsteller sagt, unter allen Zeiten am meisten die Bedenkzeit lieben, eher Reizmittel anwenden als Opiate…“

Die Schlacht von Tours und Poitiers oder die Rettung des Abendlandes

Anno 732 wurde die Schlacht von Tours und Poitiers geschlagen – gleich den Schlachten im Teutoburger Wald (9), auf den Katalaunischen Feldern (451), auf dem Lechfeld (932), am Kahlenberg (1683) oder der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) eine der großen deutschen Schicksalsschlachten, bei der das Geschick unserer deutschen Nation mal wieder am seidenen Faden hing. Bei Tours und Poitiers schlug unser fränkischer Hausmeier Karl der Hammer den Ansturm der Sarazenen ab und erkämpfte damit dem Abendland erst sein Dasein. Die Angaben der Quellen von 350,000 niedergemetzelten Sarazenen scheinen etwas hoch gegriffen zu sein. Jedoch dürfte das Araberheer unseren Franken und ihren Verbündeten doch deutlich überlegen gewesen sein. Wie dem auch sei: Es muß heute ordentlich getrunken werden. Denn ohne unseren Sieg bei Tours und Poitiers gäbe es heute keinen Met, sondern Früchtetee zu trinken! Der englische Geschichtsschreiber Edward Gibbon hat uns übrigens einen recht schönen Schlachtbericht gegeben:

„Der Letztere hatte seine Macht nicht sobald zusammen gezogen, als er den Feind aufsuchte, und in dem Mittelpunkte von Frankreich, zwischen Tours und Poitiers, fand. Eine Reihe von Hügeln deckte feinen mit Einsicht gewählten Marsch; und Abderame scheint durch seine unerwartete Ankunft überrascht worden zu sein. Die Völkerschaften von Asien, Afrika, und Europa, rückten mit gleichem Eifer einem Kampfe entgegen, durch den die Weltgeschichte eine andre Gestalt bekommen mußte. In den leichten Gefechten der sechs ersten ‚Tage behaupteten die Reiter und Bogenschützen des Orients ihre gewohnten Vorteile: aber bei dem geschlossenem Handgemenge des siebenten Tages mußten die Sarazenen der Stärke und Leibesgröße der Deutschen, die mit tapferer Brust, und eisernen Händen, die staatliche und religiöse Freiheit ihrer Nachkommen verteidigten, unterliegen. Der Beiname Martel, oder der Hammer, welchen Karl erhielt, bezeichnet die kraftvollen und unwiderstehlichen Streiche seines Arms: der Mut des Eudes wurde durch Rache und Wetteifer angefeuert; und ihre Begleiter sind, in den Augen der Geschichte, die echten Fürsten und Paladine der fränkischen Ritterschaft. Nachdem das Schlachtfeld mit Blut getränkt, und Abberame selbst geblieben war, zogen sich die Sarazenen, am späten Abend, in ihr Lager zurück. Verzweiflung und nächtliche Unordnung machten, daß die verschiedenen Stamme von Jemen und Damaskus, von Afrika und Spanien, ihre Waffen gegen, einander selbst kehrten: der Überrest ihres Heeres löste sich auf einmal auf; und jeder Emir sorgte, durch einen eiligen und besonderen Rückzug, für seine Sicherheit. Beim Anbruch des Tages kam die Stille des feindlichen Lagers den siegreichen Christen verdächtig vor; auf die Versicherung ihrer Kundschafter wagten sie es, die Kostbarkeiten der verlassenen Zelte aufzusuchen; aber, einige berühmte Reliquien ausgenommen, wurde nur ein kleiner Teil der Beute den unschuldigen und rechtmäßigen Besitzern zurück gegeben. Die frohe Nachricht verbreitete sich bald durch die katholische Welt; und die Mönche von Italien konnten behaupten und glauben, daß dreihundertundfünfzig, oder dreihundert und fünfundsiebzigtausend Mohammedaner von Karls Hammer erschlagen worden, indes nicht mehr als fünfzehn hundert Christen auf dem Schlachtfelde bei Tours geblieben waren. Aber die unglaubliche Erzählung wird hinreichend durch die Vorsicht des fränkischen Feldherrn widerlegt, der von der Verfolgung des Feindes Gefahr und Hinterlist besorgte, und seine deutschen Hilfsgenossen in ihre Wälder zurückschickte. Die Untätigkeit eines Siegers verrät den Verlust von Stärke und Blut; und das Mordschwert wütet in den Reihen der Schlacht minder grausam, als auf dem Rücken des fliehenden Feindes. Der Sieg der Franken war indessen vollkommen entschieden; Aquitanien kam wieder unter die Herrschaft des Eudes; die Araber dachten nie mehr an die Eroberung von Gallien, und wurden von Karl Martel, und seinen tapfern Nachkommen, bald über die Pyrenäen zurück getrieben…“

Die Schlacht von Karfreit oder die zwölfte Isonzoschlacht

Anno 1917 wurde die Schlacht von Karfreit geschlagen. Die zwölfte Isonzoschlacht. Zuvor griffen die Italiener am Isonzo an und erzielten dabei so manchen Geländegewinn, wenn auch unter großen Verlusten. Mitten in den Vorbereitungen zu einem weiteren Schlag traf sie unser Streich und warf sie zu Boden. Die Schlacht von Karfreit verdient es in einem Atemzug mit der Schlacht von Tannenberg genannt zu werden. In ihr standen sich 400,000 deutsche und österreichische Recken mit 3300 Feldgeschützen und 856,000 italienischen Kriegsknechten mit 3600 Feldgeschützen gegenüber. Die Verluste der Italiener betrugen 343,000 Mann zu denen noch 366,000 Versprengte und Fahnenflüchtige hinzukommen. Die Italiener büßten 3500 Feldgeschütze, 1730 Minenwerfer, 2900 Maschinengewehre und 300,000 Gewehre. Unsere Verluste hielten sich im Rahmen. Vom Isonzo wurden die Italiener hinter die Piave zurückgeworfen. Erfochten haben diesen Sieg unser General Otto von Below und die österreichischen Feldmarschälle Krobatin und Boroevic. Der Schlachtbericht unserer Obersten Heeresleitung findet nun seinen vorläufigen Abschluß: http://www.stahlgewitter.com/weltkrieg/1917_isonzo.htm

„Der folgende Tag erweiterte den Geländegewinn auf der ganzen Angriffslinie. An der Straße Uccea – Resiutta wurde von der Gruppe Krauß der Mrzli Vrh genommen. Weiter südlich wurde in unaufhaltsamem Vorstoß die ungefähre Linie Südwesthang des Stol-Nordwesthang des Monte Mia und der Monte Hum erreicht. Im Natisone-Tal, südlich Stupizza, entfalteten sich Teile zum Angriff gegen den Monte Juanez, während andere die Gegend von Savogna erreichten. Die inneren Flügel der nebeneinander kämpfenden Gruppen hatten von nun ab die gemeinsame Aufgabe der Wegnahme des Höhenmassivs am Monte Juanez; nach Öffnung dieser Hochfläche war dann der Vorstoß des rechten Flügels der Gruppen Krauß auf Gemona, des linken Flügels der Nachbargruppe von Savogna über den Monte Madlessena durchzuführen. Stündlich wuchsen die Angriffserfolge. Die Gesamtbeute hatte sich bereits auf das Doppelte erhöht und betrug etwa 1000 Offiziere, 42,000 Mann und 375 Geschütze. Überall brach der Widerstand zusammen. Die Kraft der 2. italienischen Armee war vernichtet, nur Trümmer versuchten hier und dort verzweifelte Gegenwehr. Vergeblich bemühte sich Cadorna, durch eiligst herangezogene, aber unzulängliche Verstärkungen das Schicksal der Niederlage zu wenden. Ganze Truppenteile vertilgte der Angriff der XIV. Armee. Die Brigaden Foggia, Pescara, Roma, Friuli, Genova, Etna, Caltanissetta, Alessandria, Taro, Spezia, Napoli, Elba, Puglie, Ravenna, Verona, Selo und Belluno sowie zehn Alpinigruppen verschwanden aus der Kriegsgliederung der 2. Armee und wanderten – ganz oder größtenteils – gefangen über die Julischen Alpen nach Osten. Tiefer und tiefer bohrte sich der von der Grundlinie Flitsch – Tolmein arbeitende eiserne Keil durch das Gebirge. Die Linie Canin – Pta di Monte Maggiore – Monte Juanez – Gegend Azzida – Monte San Giovanni – Costanjevica wurde durchbrochen. Alle Sturmgruppen wetteiferten im Lauf nach den Ausgängen des Gebirges. Die Ebene bei Cividale war das nächste Ziel. Die über die Rücken des Monte Hum und Monte San Maria vorstoßende Gruppe öffnete sich bei Azzida den Austritt in das Talbecken östlich Cividale. Der Angriff wurde unterstützt durch den Vorstoß der nördlichen Nachbargruppe gegen die Höhen des Monte Craguenza und im Süden durch den Angriff deutscher Truppen gegen das Castell de Monte. Wieder erzwang das Zusammenarbeiten der einzelnen Gruppen den Erfolg. Am Abend des 27. Oktober dringt eine Division in Cividale ein. Am folgenden Tage fällt der tapfere General von Berrer, der im Tatendrang im Kraftwagen seiner Infanterie voraus in den Feind hineinfuhr. Das Gebirge ist durchstoßen, die Tiefebene ist erreicht, Trümmer der 2. Armee eilen in kopfloser Flucht gegen den Tagliamento. Unhaltbar wird nun auch die Lage der 3. Armee. Sie räumt die Hochfläche von Bainsizza-Heiligengeist, den mit ungeheuren Blutopfern erkauften Monte Santo und die Stadt Görz. Der weichenden Armee folgt die Heeresgruppe Boroevic auf dem Fuße; aus den Julischen Alpen ergießt sich die Armee Below in die Ebene gegen die Linie Gemona – Tarcento – Udine. Mochten 100,000 oder 150,000 Gefangene, mochten 1000 Geschütze oder mehr in unsere Hände fallen: nicht Riesenzahlen kennzeichnen die Bedeutung dieses Sieges. Ein strategischer Durchbruch von unerhörter Kühnheit durch stärkste Alpenstellungen, ein strategischer Zusammenbruch des Feindes von unbeschreiblichem Umfang, die Zerstörung der ganzen Grundlage eines zweieinhalbjährigen italienischen Offensivkrieges – das ist der Sieg der Armee Below. „Das Fehlen des Widerstandes eines Teiles der 2. Armee, die sich in verbrecherischer Weise oder schimpflich dem Feinde übergab, hat den österreichisch-deutschen Kräften erlaubt, den linken Flügel der italienischen Front zu durchbrechen. Die verdienstvollen Anstrengungen der anderen Truppen vermochten nicht zu verhindern, daß der Feind auf unsern heiligen Boden eingedrungen ist…“ Diesen schmachvollen Vorwurf der Feigheit und des Verrats schleuderte Cadorna am 28. Oktober gegen dieselbe Armee, die ihre Vorbereitungen zur zwölften Isonzoschlacht, zum Siegeszug nach Triest traf, als der tödliche Stoß der Armee Below sie zerschmetterte. In Schimpf, Schande und Schmach endete die 2. italienische Armee – endete der Siegestraum des Verräters am Dreibund…“

Karl der Hammer, unser Retter des Abendlandes

Karl dem Hammer gedenken wir heute. Denn er könnte heute (oder auch schon am 15. Oktober) Anno 741 gestorben sein und sein seinen Geburtstag kennen wir nicht. Nicht nur den Arabersturm hat unser Karl der Hammer bei Tours und Poitiers Anno 732 abgeschlagen, sondern auch die Grundlagen für die Gründung unseres alten deutschen Reiches gelegt. Er besiegte nämlich die Friesen, Sachsen, Bayern, Thüringer und Burgunder und machte diese den Franken untertan, einte also unser deutsches Volk – wie es später unser eiserner Reichskanzler Otto von Bismarck erneut getan hat – mit Blut und Eisen. Naßmachen, wegen einem vermeintlichen deutschen Sonderweg, müssen sich deswegen nun die Umerzogenen und VS-Amerikanisierten wie der Winkelaugust aber nicht, denn eine solche Einigung mit Blut und Eisen ist allgemein die Regel. Rom einte so Italien, Philipp II. von Makedonien Griechenland, Tokugawa Ieyasu Japan, Dschingis Khan die Mongolen, Ashoka Indien, und Qin Shihuangdi China. Die Kulturvölker werden also immer mit Blut und Eisen geeignet und wir können unbedenklich unseren Schädel Met auf Karl den Hammer schlürfen. Angetreten hat Karl der Hammer seine Herrschaft Anno 718 und wir folgen seiner Regierungstätigkeit weiter bei unserem Geschichtsforscher Theodor Breysig in den Jahrbüchern des fränkischen Reiches: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10800605_00001.html

„Über die Tätigkeit Karls in den beiden folgenden Jahren 726 und 727 ist nur sehr wenig bekannt. Am 9. Juli 726 befand er sich zu Zülpich, woselbst er sein Erbgut Eliste, jetzt Eist oder Marithaine, in der Betuwe an der Waal bei Nimwegen gelegen, an die Salvatorkirche zu Utrecht schenkt, doch unter der Bedingung, daß Wilbrord, der damals dieser Kirche vorstand, sowie seine Nachfolger das Gut rechtlich als Eigentum besitzen sollten. Die Besitzung selbst hatte Karl von seinem Vater geerbt, der sie wiederum von König Childebert III. (695-711) aus dem Schatze erhalten hatte. In den königlichen Schatz aber war das Gut aus dem Vermögen eines Grafen Eberhard gekommen, der dem Könige untreu sich außerhalb des Landes mit den Rebellen, wahrscheinlich den Friesen, verbunden und daher Konfiskation seiner Güter erlitten hatte. Karl beschloß mit diesem Geschenke die vielen Gaben, durch welche er seine Anhänglichkeit an Wilbrord bisher bewiesen hatte, obgleich der Friesenapostel noch 12 Jahre lang seine Bekehrungen in Friesland fortsetzte. Es scheint eine Entfremdung später zwischen dem Majordomus und dem Bischofe eingetreten zu sein; die Gründe aber sind nirgends angedeutet; zu geringe Nachgiebigkeit Wilbrords gegen den Willen Karls wird vermutet. Unterdessen war in Alamannien die herzogliche Würde in andere Hände übergegangen; auf welche Weise dies geschehen, ist nirgends berichtet. Die Herzöge Rebi und Berchtold, welche in dem Jahre 724 zu dem fränkischen Majordomus in freundliche Beziehungen traten, werden nicht mehr erwähnt; an ihre Stelle treten Lanfrid und Theutbald, Söhne des 708 oder 709 gestorbenen Herzogs Gotefrid, vielleicht die Oheime ihrer Vorgänger. Lanfrid ist jedoch der allein regierende Herzog, denn ihn allein nennt die Sangallenser Handschrift der lex Alamannorum. Nur sehr unbestimmte Nach richten lassen schon im Jahre 727 Theutbald gegen Karl eine herausfordernde Stellung einnehmen, nennen ihn von Haß gegen Karl erfüllt und erzählen, daß er Pirmin, den Abt von Reichenau, den der fränkische Majordomus unter seinen besonderen Schutz genommen hartes vertrieben habe. Da weder Pirmin sich an seinen Schutzherrn Karl wendet, noch dieser etwas gegen Theutbald und die Alamannen unter nimmt, so ist durch die Angaben über Theutbald für das Jahr 727 nichts sicher zu stellen. Es fehlen alle Nachrichten über die Ursachen einer den Franken feindlichen Bewegung in Alamannien; es läßt sich nur vermuten, daß durch die erneuten Unruhen in Bayern auch der Nachbarstaat zum Bruch der friedlichen Beziehungen geneigt gewesen sei. Karl war im Jahre 728 zum zweiten Male in Bayern und hatte daselbst zu kämpfen; über die Veranlassung des Heereszuges sowie dessen Folgen liegen keine sicheren Nachrichten vor. Es scheint, daß Herzog Grimoald nicht die ihm im Jahre 729 auferlegten Bedingungen im Verhältnis; zu Hukbert gehalten habe, Karl aber diesem zu Hilfe gezogen sei und Grimoald zur Ruhe gezwungen habe. Erst im folgenden Jahre 729 fiel letzterer durch Meuchelmörder, so daß seitdem Hukbert der alleinige Herzog Bayerns wird. Da die Zustände dieses Landes seit 728 so geordnet blieben, daß bis zum Tode Karls 741 kein neuer Kriegszug dahin nötig war, so ist es klar, daß Karl an dem Herzoge einen ergebenen Klienten hatte und die Verhältnisse des Herzogs zu dem fränkischen Könige und Majordomus einen festen Abschluß bei der letzten Anwesenheit Karls in Bayern erhalten haben. Zu dieser Zeit mag es geschehen sein, daß die rechtlichen Verhältnisse des Herzogs zu dem merowingischen Könige durch einen Zusatz zu dem alten bayrischen Gesetze genauer bestimmt wurden, daß in ihnen eine größere Unterordnung des Herzogs unter den fränkischen König ihren Ausdruck fand. Während nämlich in den andern Teilen des Gesetzbuches der König nur zweimal erwähnt wird, geschieht dies häufiger in den beiden ersten Titeln, ja es behandelt ein Abschnitt sogar ausdrücklich die Abhängigkeit der bayrischen Herzöge von den fränkischen Königen. Nach diesem Zusatze hat der König das Recht, den Heerbann aufzubieten, den Verbrechern im Heere das Leben zu schenken, den Befehl zu geben, einen Menschen zu töten, sowie es der Herzog selbst im Lande hat. Der König schützt den Herzog gegen dessen Söhne, wenn sie ihn der Regierung berauben wollen, er aber weder blind noch taub ist und den Befehlen des Königs in allen Verhältnissen nachkommen kann. Wenn der rebellische Sohn der einzige überlebende Erbe ist, so steht es in des Königs Macht, die Erbschaft, wem er will, zu schenken. Wenn aber der regierende Herzog die Beschlüsse des Königs nicht befolgt, so soll er des Geschenkes, das ihm mit der Würde des Herzogtums gegeben worden ist, verlustig gehen, er soll wissen, daß er verdammt sei und die Kraft des Heils ihm verloren gehe…“

Gustav Frenssen

Spätestens seit Lambrecht dem Pfaffen und seinem Alexanderlied wissen wir, daß man sowohl Kleriker als auch Dichter sein kann. So wollen wir auch unserem Gustav Frenssen seinen Broterwerb nicht verargen und uns an seinem heutigen Wiegenfest seiner Werke erfreuen. Anno 1863 erblickte der Sohn eines Tischlermeisters im Dithmarschen-Dorf Barlt das Licht der Erdenwelt. Die Schulbank drückte er in Meldorf und studierte in Tübingen, Berlin und Kiel die Gotteskunde. Anno 1896 veröffentlichte er seine erste Erzählung und es sollten noch zahlreiche weitere folgen. Ferner schrieb er noch einige Geschichtsbücher und verfaßte so manche Denkschrift. War es ihm auch nicht vergönnt im Vier- und im Sechsjährigen Krieg mit dem Schwert für unser deutsches Vaterland zu streiten, so tat unser Frenssen mit der Feder doch, was er konnte. Anno 1890 ehelichte er die Lehrertochter Anna Walter und nahm später das Mädchen Wiebke als Tochter an. In seiner Erzählung „Die Brüder“ besingt unser Frenssen den Vierjährigen Krieg:

„Etwas abseits vom Kirchspiel Altensiel – die Nordsee ist nur eine Stunde fern – liegt mitten im eignen Feld, von alten Pappeln umstanden, ein kleiner Bauernhof, wie hunderttausende in Deutschland. Auf diesem Hof – das Gebäude war etwa fünfzig Jahre alt und noch wohlerhalten – wohnte seit Menschengedenken eine Familie Ott, die immer einen guten Ruf gehabt hatte. Sie standen aber etwas abseits vom Leben und Treiben des übrigen Kirchspiels und waren ein wenig verspakt und vereinsamt. Wenn es auch wohl eine Fabel war, daß sie nur einen einzigen guten Rock hatten, den immer der anzog, der einen Gang ins Dorf oder in die nahe Hafenstadt zu machen hatte, und daß sie, um Sohlen zu schonen, um die Telegraphenpfähle herumgingen, wo der Fußweg besonders weich war, so war doch Tatsache, daß sie sich sehr selten zeigten und sich sehr ungern in Erscheinung setzten, und wenn sie einmal erscheinen mußten, sich am liebsten in den hintersten Reihen und in der Ecke hielten. Sie waren zwar Leute von großer, ja gewaltiger Erscheinung, hager, mit großem Schritt, breiten Schultern, aber sie waren inwendig nicht sicher. Sie nahmen das Leben nicht so hin, wie es ist und wie es einem aufgetischt wird, sondern betrachteten es und begleiteten es mit allerlei Bedenken und Bewundern. Und da sie auf diese Weise inwendig ein wenig bange oder wenigstens bedenklich vor dem Leben standen, griffen sie es auch nicht fest und auch nicht richtig an, und kamen nicht weiter, und es schoß keiner vom Geschlecht in die Höhe, wie es sonst hier und da geschieht. Eine ganze Zeitlang konnten sie den Besitz nur so erhalten, daß sie den ziemlich langen Stall mit fremdem Vieh füllten, das sie um geringen Verdienst durch den Winter brachten. Je mehr sie aber von der Welt, ihrem Verkehr und ihren Erfolgen fernblieben, um so mehr – wie man das so hat – hielten sie untereinander zusammen, so als fürchtete sich ein jeder der Familie, eines Tags völlig einsam in der Welt dazustehen. Da sie sich aber so von den Menschen absonderten und sich nicht mehr täglich an ihnen maßen, sammelten sie einen tüchtigen Haufen heimlichen Stolzes, und meinten inwendig – keiner von ihnen sprach es aus –, daß es eine solche Familie, wie die Otten, so rechtlich, so sittsam, so fleißig, so klug – sie hatten in der Tat gute Köpfe – eigentlich überhaupt im ganzen Land und in der ganzen Welt nicht gäbe. Der jetzige Besitzer, fünfzigjährig, war körperlich und geistig ein rechtes Abbild der Familie. Er war ein breitschultriger, langer Mann von schlechter, hängender Haltung und mit langem bedächtigen Gang, dem man ansah, daß er auf der schweren Erde seiner Felder, hinter dem Pflug herstolpernd, unzählige schwere und unsichere Schritte getan. Er war sehr wortkarg; oft war es ihm stundenlang unmöglich, die Zähne auseinander zu nehmen, und man hörte ihn niemals scherzen oder gar lachen oder gar singen; er war immer in gleicher Weise fleißig, schweigsam, unbeweglich. Und so hätte ihn einer, der oberflächlich hinsah und urteilte, für einen gleichmütigen, ja fast leeren Menschen halten können. Wer aber genau zusah und die edle Beugung seines Oberkörpers, der schweren reifen Ähre ähnlich, die schön gewölbte große Stirn, die tiefen kindlichen Augen beobachtete, der erkannte, daß in seinem Innern, wie in seinen Vätern, zwar ein vereinsamtes, allzu scheues und allzu banges, aber ein so feuriges und volles Leben wohnte, so wie es manche Leuchte des Volks nicht besaß. Es bedurfte nur eines freilich sehr starken Stoßes von außen her, und diese Fülle brach heraus und loderte auf, zur großen Verwunderung für jedermann. Und dieser Stoß sollte ihm auch kommen. Und zwar von seiner Frau her, und von dem Geblüt, damit sie die Stuben und Kammern seines Hauses gefüllt hatte. Die Frau war nämlich von anderm Schlag. Während die Vorfahren des Mannes immer Landleute gewesen – niemals war einer, so nahe sie war, zur See gefahren, ja, sie scheuten die See und sprachen nicht gut von ihren Befahrern – , stammten die Vorfahren der Frau alle aus den kleinen Häfen der Landschaft und waren alle Schiffer und gar noch alle von jener verwegenen, losen, rechthaberischen Sorte, die keinen Satz aus ihrem Munde bringen können, ohne den rechtlichen, ruhigen Landmann zu kränken und abzustoßen. Sie war, obgleich nicht gerade groß, da sie sich gerade und steil hielt, eine großscheinende, stattliche Figur und hatte helle schöne Farben bei rotblondem Haar. Wenn sie erregt wurde, was jeden Tag wenigstens einmal geschah – denn sie war eine feurige und etwas jähe Natur – sei es, daß Kinder oder Kälber sie ärgerten, oder daß die Welt, vom Nachbarn angefangen bis zum Herrgott, ihr nicht nach dem Kopf waren, tat sie unter jähem zornigen Augenfunkeln einen eigenen raschen Griff über ihr Haar hin und verwirrte es beim Zurücknehmen ein wenig an den Schläfen. Ihre Kinder nannten diese Bewegung den Seeräubergriff und gingen ihr dann aus dem Weg; denn sie war dann ungerecht und hatte auch ein allzu loses Handgelenk. Die beiden hatten viele Kinder, und zwar derart, daß die Frau fast dreißig Jahre lang, von ihrem neunzehnten bis zu ihrem siebenundvierzigsten Jahr, Kinder gebar. Das Haus wimmelte davon, besonders an Sonn- und Festtagen, wenn die Älteren zum Besuch kamen. Denn obgleich zwei schon verheiratet waren und andere hier und da herumarbeiteten und dienten, betrachteten sie noch alle das Elternhaus als ihre Heimat und ihren Halt. Es war ihnen wie ein festes, ja eisernes Dach, überall in der Welt zu sehen: Schutz, dahin zu laufen. Liebe, dahin zu denken, Glauben, sich darauf zu verlassen; und sie taten darin allzuviel. Alle die Kinder einzeln zu nennen und zu zeigen, ist unmöglich; dazu waren es zu viele. Man kann nur von denen sprechen, die noch im Hause waren oder doch oft dahin kamen und zurzeit die Wichtigsten und die Häupter waren. Und da war der erste und größte, Harm, der Zimmermann, hellhaarig und zwanzig Jahre alt. Er hatte in Knabenjahren Lehrer werden wollen. Aber er hatte in der kleinen Hafenstadt einen Verwandten, einen Zimmermann und Bauunternehmer, der hatte samt Weib und Kindern ein Wohlgefallen an dem frischen, steilen Jungen genommen und ihn oft eingeladen. Er spielte mit den Knaben, verliebte sich früh in eins der Mädchen, ließ sich vom Vater necken und von der Mutter verziehen. Und da kam ihm allmählich, da er ein munterer Junge war, der sich gern in Gesellschaft sah, die Meinung, daß dieses helle Haus, dicht an der Straße gelegen, und dieser Zimmerplatz, so breit und schön am Hafenstrom, bunter und schöner wären, als alles, was in den Büchern stände. Und er wandte sich jählings von den Büchern ab und nahm die Axt. Und wenn er auch in seiner Lehrzeit die Erfahrung gemacht hatte, daß es auch auf diesem Platz, wie überall in der Welt, zuweilen stürmte und schneite, so bereute er seine Entscheidung doch nicht. Er war ein wackerer Zimmermann geworden und war nun auch schon einen Winter lang auf der Bauschule gewesen, wohin ihn der Onkel auf seine Kosten gesandt hatte, in der Meinung, daß er dieses an dem, der einmal sein Schwiegersohn würde, tun müsse. Er kam alle Sonntage auf seinem Rad, das er besonders sauber und glänzend hielt – vorn auf der Lenkstange stand eine kleine kühne Fahne mit den deutschen Farben; und er achtete aufs peinlichste darauf, daß sie immer auswehte – nach seinem Elternhaus, wo sich dann alle seiner Ankunft freuten und stolz auf ihn waren. Denn er war bei hellem Haar schmuck und straff von Erscheinung und über seine Jahre hinaus ein bedächtiger Geist. Sein Vater, so wenig er sonst mit seinen Kindern sprach, berichtete diesem Sohn zuweilen mit einem kurzen Satz, was in der Woche im Stall oder auf dem Felde geschehen war und wie es stand, und freute sich offenbar seines guten, ruhigen Urteils. Die Mutter, welche die Gabe der Ruhe und Gerechtigkeit nicht hatte, warb geradezu um ihn und seine Zustimmung. Sobald sie ihn allein haben konnte – was bei dem volkreichen Hause nicht leicht war, am leichtesten noch am Sonnabendabend – deutete sie mit der Hand auf die andere Seite des Feuers, daß er sich dahin setze, setzte sich selbst mit ihrer gewichtigen Figur auf die andere, und redete in ihrer raschen Weise, die Feuerzange in der Hand und dann und wann gegen den Rost stoßend, auf ihn ein, und war ordentlich froh, wenn sie auch nur seine halbe Zustimmung hatte und seine ruhige Auseinandersetzung anhörte. Er aber fühlte wohl, daß seine Eltern, jeder in seiner Art, unsichere Leute waren und nach Meinungen aussahen und daß sie auf die seine etwas gaben. Er wurde aber darum kein Narr. Im Gegenteil. Es gedieh ihm zur Vorsicht und frühen Ordnung seines jungen Seelenwesens, und er wurde für seine Jahre ein verständiger und ordentlicher und gesetzter Mensch. Und die Mutter, die es mit heimlichem heftigen Ehrgeiz sah, wie er aufs beste gedieh, meinte, daß sie ihm mit Recht den ernsten, guten Namen Harm gegeben hatte, weil er so ruhig und verständig ausgesehen hatte, als sie ihm zuerst ins Gesicht gesehen…“