Das Nibelungenlied, unser deutsches Nationalepos

Wir Nibelungen wurden Anno 1755 durch den hochgelehrten Herrn Hermann Obereit vom Staub der Vergessenheit befreit. Der fand an jenem denkwürdigen Tage nämlich eine Abschrift unseres Liedes in der Bücherei der Schloßes Hohenems bei Donaueschingen. Unsere Wiederentdeckung muß natürlich auch gebührend gefeiert werden. Also mit Met, Dichtungen, Bildern, Filmen und Musik. Den ersten Teil des Nibelungenfilms – namens „Siegfried von Xanten“ – von Anno 1967 steuere ich zu diesem Zweck bei: https://www.youtube.com/watch?v=5W8HIRgC1IQ Und lasse den unbekannten Dichter des Nibelungenliedes euch dazu erzählen wie ich und der Hagen damals auf Schildwache gestanden sind, beim König Etzel im Hunnenland: http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Simrock/sim_ni00.html

„Da sie entschlafen waren und Volker das befand,

Da nahm der Degen wieder den Schild an die Hand

Und ging aus dem Hause vor die Türe stehn,

Seine Freunde zu behüten vor Denen in Kriemhilds Lehn.

Wohl der Nacht inmitten, wenn es erst da geschah,

Volker der kühne einen Helm erglänzen sah

Fernher durch das Dunkel: Die Kriemhild untertan,

Hätten an den Gästen gerne Schaden getan.

Bevor diese Recken Kriemhild hatt entsandt,

Sie sprach: „Wenn ihr sie findet, so seid um Gott ermahnt,

Daß ihr Niemand tötet als den einen Mann,

Den ungetreuen Hagen; die Andern rühret nicht an.“

Da sprach der Fiedelspieler: „Nun seht, Freund Hagen,

Uns ziemt, diese Sorge gemeinsam zu tragen.

Gewaffnet vor dem Hause seh ich Leute stehn:

So viel ich mag erkennen, kommen sie uns zu bestehn.“

„So schweigt“, sprach da Hagen, „laßt sie erst näher her.

Eh sie uns inne werden, wird ihrer Helme Wehr

Zerschroten mit den Schwertern von unser Beider Hand:

Sie werden Kriemhilden übel wieder heimgesandt.“

Der Heunenrecken Einer das gar bald ersah,

Die Türe sei behütet: wie schnell sprach er da:

„Was wir im Sinne hatten, kann nun nicht geschehn:

Ich seh den Fiedelspieler vor dem Hause Schildwacht stehn.

„Er trägt auf dem Haupte einen Helm von lichtem Glanz,

Der ist hart und lauter, stark dazu und ganz.

Auch loh’n die Panzerringe ihm, wie das Feuer tut.

Daneben steht auch Hagen: die Gäste sind in guter Hut.“

Da wandten sie sich wieder. Als Volker das ersah,

Zu seinem Heergesellen in Zorn sprach er da:

„Nun laßt mich von dem Hause zu den Recken gehn:

So frag ich um die Märe Die in Kriemhildens Lehn.“

„Nein, wenn ihr mich lieb habt“, sprach Hagen entgegen,

„Kämt ihr aus dem Hause, diese schnellen Degen

Brächten euch mit Schwertern leicht in solche Not,

Daß ich euch helfen müßte, wärs aller meiner Freunde Tod.

„Wenn wir dann Beide kämen in den Streit,

So möchten ihrer zweie oder vier in kurzer Zeit

Zu dem Hause springen und schüfen solche Not

Drinnen an den Schlafenden, daß wir bereuten bis zum Tod.“

Da sprach wieder Volker: „So laßt es nur geschehn,

Daß sie inne werden, wir haben sie gesehn:

So können uns nicht leugnen Die Kriemhild untertan,

Daß sie gerne treulos an den Gästen hätten getan.“

Da rief der Fiedelspieler den Heunen entgegen:

„Wie geht ihr so bewaffnet, ihr behenden Degen?

Wollt ihr morden reiten, ihr Kriemhild untertan?

So nehmt mich zur Hilfe und meinen Heergesellen an“,

Niemand gab ihm Antwort; zornig war sein Mut:

„Pfui, feige Bösewichter“, sprach der Degen gut,

„Im Schlaf uns zu ermorden, schlicht ihr dazu heran?

Das ward so guten Helden bisher noch selten getan.“

Bald ward auch die Märe der Königin bekannt

Vom Abzug ihrer Boten: wie schwer sie das empfand!

Da fügte sie es anders; gar grimmig war ihr Mut.

Da mußten bald verderben viel der Helden kühn und gut…“

Peter Paul Rubens

Anno 1577 wurde in Siegen unser großer deutscher Maler Peter Paul Rubens geboren. Daher wollen wir unseren alten Meister mit seinen Werken heute ein wenig feiern. In Antwerpen erlernte er von Anno 1592 bis Anno 1598 die Malkunst und begab sich Anno 1600 auf eine achtjährige Wanderschaft in Spanien und Italien. Nach seiner Rückkehr heiratete er Anno 1609 Isabella Brant, mit der er die Tochter Clara Serena und die Söhne Albert und Nikolaas hatte. In den nächsten Jahren erarbeitete er sich den Ruf eines großen Malers und konnte von seiner Kunst durchaus stattlich leben. Anno 1622 rief ihn die gallische Königin Maria de Medici nach Paris, um sich entsprechend bildlich verewigen zu lassen und auch einige andere Aufträge bei unserem Rubens in Arbeit zu geben. Anno 1630 heiratete unser Rubens ein zweites Mal, da seine erste Frau Anno 1626 gestorben war. Seine Wahl fiel auf Helene Fourment, mit der er die zwei Töchter Clara Johanna und Helena und die beiden Söhne Franz und Peter Paul hatte. Eine wichtige Station im Leben unseres alten Meisters bildete seine Reise nach Italien und von der berichtet uns nun unser Kunstgeschichtsschreiber Rudolf Oldenbourg („Peter Paul Rubens“): https://archive.org/details/peterpaulrubenss00olde

„Was die eigentliche Lehrzeit von Rubens, den Erfolg seiner Lehrjahre bei Verhaecht, van Noort und van Veen anlangt, so hat die gründliche Untersuchung von Haberditzl über diese drei Meister klar erwiesen, daß vorläufig mangels beglaubigter Gemälde und Urkunden diese früheste Epoche unserer Erkenntnis verschlossen bleibt, eine Tatsache, an der auch das inzwischen bekannt gewordene Bildnis eines Mechanikers von 1597 im wesentlichen nichts zu ändern vermag. Es sagt über die Anfänge von Rubens nichts weiter aus, als was nach dem Charakter seiner drei Lehrer ohnehin als gesichert gelten konnte: daß er nämlich rein und streng die Lehre der romanistischen Kunstübung genossen haben muß und sich in Befolgung derselben während seiner Jugendjahre durch persönliche Sonderart nicht erheblich hervorgetan haben dürfte. Mit den Wanderjahren ändern sich naturgemäß die Verhältnisse: Die äußeren Einflüsse werden mannigfaltiger, durch ihre Widersprüche verwickelter und treiben den jungen Künstler nach dieser oder jener Richtung von seiner ursprünglichen Bahn ab. Um hier nun die Stilanalyse, auf die wir vorwiegend angewiesen sind, erst richtig zu ermöglichen, müssen zunächst die verhältnismäßig zahlreichen Dokumente der Rubenskorrespondenz aus den Jahren 1601-1608 klar in Zusammenhang gesetzt werden, was zuerst, jedoch noch nicht mit vollem Erfolg, durch die verdienstvolle Arbeit von Armand Baschet in der Gazette des beaux arts 1866 bis 1868 versucht worden ist. Später brachten Rooses, Glück und Haberditzl allerlei Nachträge, jedoch nicht jene Kontrolle des historischen Materials, die allen stilistischen Zuschreibungen für jene wechselvollen Jahre, wenn anders sie Bestand haben sollen, vorausgehen muß. Wir beginnen deshalb damit, die sicheren Daten, welche uns über den häufigen Ortswechsel von Rubens während seiner Wanderjahre Aufschluß geben, aus der ziemlich reichhaltigen Korrespondenz auszuziehen, um für die notwendigen hypothetischen Versuche festen Anhalt zu gewinnen. 8. Mai 1600: Rubens empfängt seinen Reisepaß in Antwerpen. 5. Oktober 1600: Er wohnt der Trauung der Maria von Medici in Florenz bei, vielleicht schon in Begleitung des Herzogs von Mantua, den er Mitte Juli in Venedig getroffen haben könnte. 18. Juli 1601: Empfehlungsschreiben, das Rubens vom Herzog von Mantua an den Kardinal Montalto in Rom überbringen soll. 15. August 1601: Empfangsbestätigung des Schreibens durch den Kardinal. Vor 20. April 1602: Rubens nach Mantua zurückgekehrt. 5. März 1603: Rubens verläßt Mantua und reist über Florenz, Livorno nach Spanien. 13. Mai 1603: Ankunft in Valladolid. Oktober 1603: Rubens malt in Ventosilla das Bildnis des Herzogs von Lerma. 2. Juni 1604: Rubens wird wieder in Mantua erwähnt. 5. Mai 1605: Brief Chieppos, der Rubens‘ Anwesenheit in Mantua wahrscheinlich macht. 11. Februar 1606: Rubens in Rom nachweisbar; ebenso am 17. Februar, 1. April, 21. Juni, 29. Juli, 9. September, 2. Dezember des gleichen Jahres; 17. Februar, 24. Februar, 14. April, 28. April, 9. Juni 1607, 2. Februar, 23. Februar 1608. 28. August 1608: Rubens teilt Chieppo von Rom aus seine unmittelbar bevorstehende Abreise nach Antwerpen mit. Zwischen diesen Daten haben wir verschiedene kleinere Reisen einzuschalten, zunächst einen Besuch in Venedig. Roger de Piles läßt ihn unmittelbar auf die spanische Reise erfolgen, also in den ersten Monaten des Jahres 1604. Tatsächlich werden wir in der Malweise der in den Jahren 1604-1606 entstandenen Werke einen starken venezianischen Einschlag antreffen, der nicht allein auf das Kopieren venezianischer Gemälde in der Mantuaner Galerie zurückgeführt werden kann. Ebenso könnte Rubens damals schon, und zwar auf der Rückreise von Spanien, Genua besucht haben, da er sich auf der Hinfahrt hatte überzeugen müssen, wie spärlich die Verbindungen und wie langwierig die Überfahrt von Livorno aus war. Jedenfalls hat er nach einer eigenen brieflichen Angabe wiederholt in der ligurischen Hauptstadt geweilt. Bellori berichtet, er habe sich außer in Mantua und in Rom in keiner Stadt Italiens so lange aufgehalten wie in Genua, und in der Tat setzt sein prächtiges Stichwerk „Palazzi di Genova“, das er 1622 herausgab, eine sehr gründliche Kenntnis der Stadt und ihrer Bauten voraus. Leider haben sich zur zeitlichen Festlegung dieses längeren Aufenthaltes gar keine sicher verbindlichen Urkunden oder Briefe erhalten, weshalb Baschets vermutungsweise Datierung in den Sommer 1607 bisher als zutreffend gelten konnte. Dieses Datum ist jedoch nicht frei von Einwänden. Baschets Unterlagen sind folgende: Am 9. Juni 1607 quittiert Rubens von Rom aus den Empfang eines Befehles, der ihn nach Mantua zurückruft, um dem Herzog auf einer Badereise nach Spa Gesellschaft zu leisten. Rubens macht sich auf die Reise, erfährt aber unterwegs oder erst in Mantua die unerwartete Änderung der Pläne: Vincenzo hat sich entschlossen, seine Villeggiatur in Sampierdarena bei Genua zu verbringen, und weilt dort tatsächlich von Anfang Juli bis Ende August in der Villa Grimaldi. Baschet behauptet nun, Rubens habe damals als Begleiter des Herzogs Genua kennengelernt, obwohl nicht ersichtlich ist, wozu Vincenzo den Maler mitgeführt haben sollte, so sehr ihm dieser anderseits bei der beabsichtigten Reise nach Belgien hätte nützlich sein können. Ganz abgesehen davon aber würde die kurze Frist von sechs Wochen nicht hingereicht haben, um die Bildnisse und vor allem die zahlreichen architektonischen Aufnahmen herzustellen, von denen Rubens ausdrücklich betont, er habe sie selbst in Genua gesammelt. Verliert damit Baschets Hypothese schon an Überzeugungskraft, so fällt sie als ganz unhaltbar in sich zusammen durch ein Schreiben Vincenzos an den Erzherzog Albrecht vom 16. September 1607, in dem wir lesen: „… al presente (Rubens) si trova a Roma, andatovi mesi sono con permissione mia.“ Könnte der Herzog so geschrieben haben, wenn Rubens noch drei Wochen vorher mit ihm in Genua gewesen wäre? …“

Alboin, König der Langobarden

Anno 573 ging unser Langobardenkönig Alboin heim und kann sich als Ehrennibelunge betrachten. Denn er wurde von seinem Weib Rosamunde umgebracht. Deren Rachedurst weckte er durch die Ermordung ihres Vaters Kunimund und zwang sie zudem dazu aus dessen Schädel zu trinken. Sein Verdienst besteht in der Eroberung des Großteils von Italien. Diese begann er Anno 568 und hatte bis zu seinem Heimgang den Norden und die Mitte gewonnen. Die Byzantiner hielten allerdings noch Ravenna und Rom und sollten diese so schnell nicht verlieren. Sein Nachfolger Cleph vermochte nämlich nicht unserem Alboin das Wasser zu reichen. Von seinem ersten Weib Chlodsuinda hatte unser Alboin die Tochter Albisinda. Ähnlich wie weiland Geiserich und seine Wandalen nach Afrika, wurden auch unser Alboin und seine Langobarden von einem in Ungnade gefallenen römischen Statthalter nach Italien gerufen. Wie uns unser Geschichtsschreiber Paul Warnefried in seiner „Geschichte der Langobarden“ berichtet: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11248153_00003.html

„Nachdem nun Narses, wie oben erzählt wurde, das gesamte Volk der Goten überwunden und vernichtet und auf gleiche Weise auch über die genannten fränkischen Herzoge gesiegt, dazu eine große Masse Gold und Silber nebst andern reichen Schätzen gesammelt hatte, so erhob sich unter den Römern, für die und gegen deren Feinde er doch immer tätig gewesen war, großer Neid wider ihn. Sie verleumdeten ihn also bei dem Kaiser Justinus und dessen Gemahlin Sophia und sprachen diese Worte: „Für die Römer war es wahrlich besser, den Goten dienstbar zu sein, als den Griechen, wo der Eunuch Narses befiehlt und uns in drückender Knechtschaft hält. Unser gnädigster Fürst weiß das nicht: entweder aber befreie uns aus Jenes Hand, oder sei versichert, wir überliefern die Stadt Rom und uns selbst fremdem Volke.“ Als das dem Narses zu Ohren kam, erwiderte er ganz kurz die Worte: „Wenn ich mit den Römern schlecht umgegangen sein soll, so will ich es auch schlecht finden.“ Dadurch wurde der Kaiser so heftig gegen Narses aufgebracht, daß er augenblicklich den Longinus nach Italien schickte, um des Narses Stelle als Statthalter zu übernehmen. Narses erschrack über diese Nachricht nicht wenig und fürchtete sich besonders vor der Kaiserin Sophia so sehr, daß er nicht nach Konstantinopel zurückzukehren wagte. Unter anderem habe, so wird erzählt, die Sophia ihm, weil er ein Eunuch war, auch das sagen lassen, er solle heimkommen und mit ihren Mägden Wolle spinnen in der Weiberstube. Darauf soll nun Narses das zur Antwort gegeben haben, er wolle ihr ein Gespinst anfertigen, das sie ihre Lebtage nicht mehr werde entwirren können. Hierauf zog er sich aus Haß und Furcht nach der Stadt Neapel in Kampanien zurück und schickte bald nachher Boten an das Volk der Langobarden mit der Aufforderung, sie sollen doch ihre ärmlichen Felder in Pannonien verlassen und sich in den Besitz von Italien setzen, das reich an allen Schätzen sei; zugleich schickte er verschiedene Arten von Obst und andere Erzeugnisse Italiens mit, um dadurch ihre Gemüter noch mehr anzureizen. Die Langobarden nahmen freudig die gute und erwünschte Botschaft auf und faßten große Gedanken und Hoffnungen für die Zukunft. Sofort wurden in Italien Nachts schreckliche Zeichen sichtbar, feurige Schlachtreihen erschienen am Himmel als Vorbedeutung des vielen Bluts, was bald nachher vergossen ward. Wie aber Alboin mit den Langobarden gen Italien ziehen wollte, so sandte er noch zu seinen alten Freunden den Sachsen um Hilfe, um in größerer Anzahl von dem ausgedehnten Land Italien Besitz zu nehmen. Es stießen also mehr als 20,000 sächsische Männer mit Weib und Kind zu ihm, um nach seinem Willen mit ihm nach Italien zu ziehen. Wie Chlothar und Sigipert die Frankenkönige das hörten, verpflanzten sie Schwaben und andere Völkerschaften in die von den Sachsen geräumten Gegenden. Jetzt überließ Alboin das eigene Land, nämlich Pannonien, seinen Freunden den Hunnen, unter der Bedingung jedoch, daß wenn die Langobarden irgend einmal wieder heimzukehren genötigt würden, sie auch ihr altes Land wieder ansprechen könnten. Die Langobarden verließen also Pannonien und zogen mit Weib und Kind und Hab und Gut Italien zu, um es in Besitz zu nehmen. Sie hatten aber 42 Jahre in Pannonien gewohnt, und zogen aus im Monat April, in der ersten Indiktion, am Tag nach dem heiligen Osterfest, das der Berechnung gemäß in jenem Jahr auf den ersten April fiel, nachdem seit der Menschwerdung des Herrn 568 Jahre verflossen waren. Wie nun König Alboin mit allen seinen Kriegsmannen und einem großen Haufen allerlei Volks an die Grenze Italiens kam, so stieg er auf den Berg, der sich in jener Gegend erhebt, und beschaute sich da, soviel er von Italien übersehen konnte. Darum, wie man sagt, heißt seit der Zeit dieser Berg der Königsberg. Auf eben diesem Berge soll es wilde Ochsen geben, was kein Wunder ist, da Pannonien, das diese Tiere hervorbringt, bis dahin sich erstreckt. Es hat mir auch ein wahrhafter alter Mann erzählt, er habe die Haut eines solchen auf jenem Berge erlegten Ochsen gesehen, auf der wie er sagte fünfzehn Menschen neben einander hätten liegen können. Nachdem jetzt Alboin Venetien, was die erste Provinz Italiens ist, ohne irgend ein Hindernis erreicht und das Gebiet der Stadt oder vielmehr der Burg Forum Juli betreten hatte, so überlegte er, wem er wohl diese erste eroberte Provinz anvertrauen könnte. Ganz Italien nämlich dehnt sich nach Süden oder besser nach Südosten aus und wird von den Fluten des thyrrenischen und adriatischen Meeres umspült, gegen Abend und Mitternacht aber von der Kette der Alpen so eingeschlossen, daß man nur durch Engpässe oder über den Rücken des Gebirges hereinkommen kann. Von der Morgenseite aber her, wo es an Pannonien stößt, steht ein breiter und ganz ebener Zugang offen. Als nun Alboin, wie schon bemerkt, darüber nachsann, wen er zum Herzog dieses Landstrichs machen sollte, so entschloß er sich, wie erzählt wird, seinen Neffen Gisulf, einen durchaus tüchtigen Mann, der zugleich sein Marschall war, über die Stadt Forum Juli und jene ganze Gegend, zu setzen. Dieser Gisulf aber erklärte, er werde hier nicht eher die Herrschaft über Stadt und Volk annehmen, als bis ihm die Faren das heißt die Geschlechter überlassen werden, die er sich aus den Langobarden auslesen wolle. Und so geschah es, da der König ihm seinen Wunsch gewährte. Er erhielt demnach die vornehmsten langobardischen Geschlechter, daß sie mit ihm wohnten, und jetzt erst übernahm er das Ehrenamt eines Herzogs. Er forderte sodann noch von dem König eine Zucht edler Stuten; und auch hierin willfahrte ihm der König freigebig…“

Unser Königstiger

Anno 1944 wurde unser Königstiger in Normandie verlegt, um bei Abwehr der, dort gelandeten VS-amerikanischen und englischen Horden zu helfen. Wer unseren Königstiger noch nicht kennt, dem sei gesagt, daß dieser 70 Tonnen schwer ist, eine Panzerung von bis zu 185mm aufweist, mit einer 8,8cm-Kampfwagenkanone und zwei Maschinengewehren bewaffnet und bis zu 17 beziehungsweise 38 Stundenkilometer schnell ist. Daneben besetzt er eine Reichweite von 120-170 Kilometern und wird von einer fünfköpfigen Besatzung über die Schlachtfelder gelenkt. Gebaut wurden etwas weniger als 500 Stück. Das Panzerlied bekommt unser Königstiger natürlich mit auf dem Weg, denn in diesem Panzerkampfwagen ist man wirklich gut geschützt: https://www.youtube.com/watch?v=jEIm3pe5wbA Von unseren Schweren Panzerabteilungen DVI, DIX und DI lesen wir nun bei unserem Panzergeschichtsschreiber Wolfgang Schneider („Der Königstiger“): https://archive.org/details/DasWaffenArsenal111DerKnigstiger2.Band

„Auch diese Abteilung wurde August, September 1944 in Ohrdruf aufgefrischt und auf Tiger II umgerüstet. Ende September erfolgte der E-Transport in den Raum westlich Arnheim. wo die Abteilung bei der Zerschlagung der alliierten Luftlandung „Market Garden“ kämpfte. Anschließend wurde in den Raum Gereonsweiler verlegt und im Zuge der Operationen um Aachen gefochten. Anfang Dezember wurde die Abteilung im Raum Grevenbroich aufgefrischt und durch die schwere Panzerkompanie „Hummel“ (Tiger I) verstärkt. Mitte Dezember erfolgte die Verlegung in die Eifel und anschließend Einsatz im Raum Bastogne. wo die Abteilung mehrere US-Entsatzversuche vereitelte. Im Februar 1945 erfolgten aufgesplitterte Einsätze in der Schnee-Eifel und westlich Prüm. Anfang März kam es zu Kämpfen bei Kyllburg und Boxberg. Danach mußten die letzten zwei Wagen der Abteilung gesprengt werden. Mitte Januar 1945 wurde in Sennelager diese Abteilung mit Tiger II ausgerüstet und verlegte nach Ungarn, südlich Stuhlweißenburg. Teilweise ohne Infanterieunterstützung begann der Angriff in Richtung Budapest; hohe Ausfälle waren die Folge. Ende Januar mußte sich die aufgesplitterte Abteilung überlegener Feindangriffe erwehren. Die Stärke – zeitweise auf fünf Tiger abgesunken betrug nur noch zwölf Tiger II. Am 31. 1. wurde die eingeschlossene III. Panzerdivision bei Dunapentele entsetzt. Anfang Februar wurde mit 16 Panzern auf Börgond angegriffen. um einen Durchbruch durch die Margaretenstellung abzuwenden. Dies gelang. Es folgten erbitterte Kämpfe im Raum Stuhlweißenburg. Die besonders leistungsfähige Werkstatt konnte den Klarstand immer wieder steigern. Im Laufe des März zeichnete sich die Abteilung bei den schweren Rückzugsgefechten nördlich des Plattensees aus und wich dann ständig kämpfend bis zur Reichsgrenze bei Heiligenkreuz aus. Leider mußten insgesamt 14 Tiger II wegen Kraftstoffmangel gesprengt werden. Bis Anfang April kämpften die Reste der Abteilung ostwärts Lafnitz und wurden anschließen per Bahn in den Raum Sankt Pölten im Murtal verlegt. Bis Anfang Mai folgten Kämpfe im Raum Mailberg – Groß Harras. Am 7. 5. begann der Rückzug auf die Moldau, und am Abend des 8. 5. wurden die letzten fünf Tiger II gesprengt. Die Besatzungen kamen am 9. 5. in amerikanische Gefangenschaft. Noch in der Aufstellungsphase befindlich, wurde diese Abteilung schon der I. SS-Panzerdivision unterstellt und nahm seit dem 16. 12. 1944 mit Masse bei der Kampfgruppe Peiper an der Ardennenoffensive teil. Immer wieder durch Ausfälle – meist technischer Art – dezimiert, erreichte die Kampfgruppe am 18., 19. 12. den Raum La Gleize Stoumont und wurde am 20. 12. eingeschlossen. Von Anfang an unzureichend versorgt, muß die Kampfgruppe ihre Fahrzeuge zurücklassen und sich abgesessen zur eigenen Truppe durchschlagen. Alle dort eingesetzten Tiger II der Abteilung gingen verloren. Die übrigen Panzer der Abteilung waren zunächst zur Sicherung der linken Flanke im Raum Recht, später bei Vielsalm eingesetzt. Um die Jahreswende folgten Rückzugskämpfe im Vorfeld des Westwalles: dabei war die Abteilung oft kleckerweise bis hin zum Einzelpanzer (!) eingesetzt. Anschließend wurde die Abteilung nach Ungarn verlegt, und beim I. SS-Panzerkorps beim Gran-Brückenkopf sowie beim Angriff auf Fünfkirchen eingesetzt, mußte sie im Strudel der Absetzbewegungen ihre letzten Panzer aufgeben. Zuvor hatte sie bereits ihre I. Kompanie an die Schwere Panzerabteilung DVI abgeben müssen…“

Willy Messerschmitt

Anno 1898 wurde unser großer deutscher Flugzeugbauer Willy Messerschmitt geboren, dem wir unsere Me 109, unsere Me 110, unsere Me 262 und unsere Me 163 verdanken – letztere beiden hätten womöglich den Luftkrieg wenden können, wenn sie zeitiger gebaut und fachgerechter eingesetzt worden wären (die liebe Regierung viel hier aber dem Douhetismus zum Opfer). Das Licht der Welt erblickte unser Messerschmitt in Frankfurt am Main und lernte die Ingenieurskunst an der technischen Universität München. Durch die Ehe mit einer reichen Erbin konnte er – für einen Erfinder eher unüblich – ein recht großes Unternehmen aufbauen. An Ehrungen erhielt er Anno 1937 die Berufung zum Professor (ohne deswegen Vorlesungen abhalten zu müssen), Anno 1938 den Titel eines Wehrwirtschaftsführers und Anno 1941 den eines Pioniers der Arbeit. Bei unserem Panzergeschichtsschreiber Armand van Ishoven („Willy Messerschmitt. Der Konstrukteur und seine Flugzeuge“) entscheidet sich unser Ernst Udet nun für unsere Me 109 als unseren neuen Jäger:

„Am 1. August 1936 wurden in Berlin die Olympischen Spiele eröffnet, deren sorgfältige Organisation die ausländischen Besucher von der Macht und der Ordnung des Dritten Reiches überzeugen sollte. Die Zuschauer sahen einen Augenblick lang die Bf 109, als Ingenieur Francke mit der D-IUDE, dem zweiten Prototyp, das Stadion überflog, während unten die ersten Femsehkameras Europas die Vorgänge filmten. Am 5. August 1936 schrieb Diplomingenieur Lusser wieder einmal an den Vorstand der Messerschmitt-AG. Diesmal bat er um eine Gehaltserhöhung sowie um die Genehmigung, einen Lehrauftrag für Flugzeugkonstruktion an der Technischen Hochschule in Stuttgart annehmen zu dürfen. Messerschmitt antwortete ihm bereits am 7. August in einem ausführlichen Schreiben, in dem er zunächst mitteilte, daß er die Frage der Gehaltserhöhung vor den Aufsichtsrat bringen werde. Was den Lehrauftrag betraf, so wurde Lusser von Messerschmitt im Hinblick auf die Notwendigkeit, seine ganze Kraft dem Projektbüro zu widmen, ersucht, dieses Vorhaben fallenzulassen. Daraufhin wandte sich Lusser am 12. August neuerlich mit einem Brief an Messerschmitt, wiederholte sein Ersuchen wegen des Lehrauftrages und versprach, alle dafür nötigen Arbeiten in seiner Freizeit zu leisten. Das Ergebnis des Briefwechsels: Im Herbst begann Lusser an der Technischen Hochschule Stuttgart über Flugzeugentwurf und Flugzeugkonstruktion zu lesen. Das Reichsluftfahrtministerium hatte inzwischen immer größeres Interesse an der Bf 109 gezeigt, so daß. vor Beginn der abschließenden offiziellen Vorführung bei der E-Stelle Travemünde im Herbst 1936 niemand mit Gewißheit zu sagen vermochte, ob die Entscheidung für die Bf 109 oder für die He 112 ausfallen würde. Die Bf 109 wurde von Doktor Ingenieur Hermann Wurster geflogen, der im Januar 1936 als Testpilot zu Messerschmitt gekommen war. Die beiden Jäger wurden zuerst auf ihre Kunstflugtauglichkeit geprüft und verglichen. Hier war die Bf 109 mit ihren robusteren, trapezförmigen Tragflächen der He 112 mit ihren schwächeren, elliptischen Flügeln von vorneherein überlegen. Wurster zögerte auch nicht, zunächst 23mal nach links und sodann 21mal nach rechts zu trudeln, wobei er 5000 Meter Höhe verlor. Nicht genug damit; anschließend absolvierte er einen fast senkrechten Sturzflug aus 7000 Meter Höhe. Der Pilot der He 112 vertraute seiner Loch nicht hinreichend erprobten Maschine zu wenig, um mit Wursters Vorführung gleichzuziehen. Das Vergleichsfliegen und die Tatsache, daß die Bf 109 einfacher zu bauen war, gaben schließlich den Ausschlag für die Entscheidung des Reichsluftfahrtministeriums. Die Bf 109 wurde zum Standardjäger der Luftwaffe und damit zur Serienfertigung bestimmt. Das war eine bedeutungsvolle Entscheidung, für die vor allem Ernst Udet, nunmehr Inspekteur der Jagd- und Sturzkampfflieger, und gemeinsam mit ihm Ritter von Greim verantwortlich zeichneten. Die Entscheidung wurde aus mehreren Gründen heftig kritisiert: Der Jäger Heinkels war das schnellere Flugzeug und hatte die bessere Steigfähigkeit, und außerdem waren einige Schwächen der Maschine Messerschmitts, insbesondere ihr schmales Fahrgestell, offensichtlich. Das Reichsluftfahrtministerium blieb aber bei seiner Entscheidung und legte fest, daß sich Messerschmitt in Zukunft auf den Bau von Jägern konzentrieren solle, während Heinkel für die Bomber vorgesehen war. Dieser Beschluß war ein großer Erfolg für Messerschmitt, und sofort wurde in Augsburg alles für die Fertigung vorbereitet. Zwei Jahre vergingen, ehe das Reichsluftfahrtministerium Interesse an einem anderen Jäger zeigte und die FW 190 erstmals auf den Plan trat. Nun, da das Reichsluftfahrtministerium die Bf 109 in großen Serien in Auftrag gegeben hatte, begannen unter Führung des Augsburger Stammwerkes die umfassenden Vorarbeiten für die Großfertigung. Die Geräte- und Materialbeschaffung, der Personaleinsatz, die erforderlichen Werkanlagen und der Werkzeugmaschinenbedarf sowie die kaufmännischen Voraussetzungen mit Hilfe weitgehend mechanisierter Rechenverfahren, der Arbeitsablauf in den einzelnen Fertigungsstätten und so weiter wurden geplant. Im Stammwerk, in den Lizenzwerken und bei den ungezählten Unterlieferanten mußte alles auf ein Ziel, das rasche Anlaufen der Serie, ausgerichtet werden. Um das ungeheure Wachstum der Luftfahrtindustrie finanzieren zu können, wurde eine eigene Bank für Luftfahrt gegründet, deren Kapital vom Reichsfinanzministerium und vom Reichsluftfahrtministerium aufgebracht wurde. Im Jahre 1936 wurden aber nur 35 Prozent der zur Verfügung stehenden Summe in Anspruch genommen. Die verschiedenen Firmen konnten einfach nicht so schnell expandieren und zögerten auch, ständig neue Kredite vom Staat zu nehmen, weil sie sich Schwierigkeiten erwarteten und den möglichen Verlust ihrer Unabhängigkeit befürchteten. Auch waren viele Unternehmer nicht überzeugt, daß sich die Investitionen nach Abschluß des Ausbauprogramms als gewinnbringend erweisen würden. Auch 1936 hatten die BFW vor allem Flugzeuge im Lizenzbau hergestellt, und nur wenige Bf 108 und Bf 109 hatten die Werkhallen verlassen. Nun waren aber auch die Zukunftsaussichten für eigene Erzeugnisse günstig. Am 19. August 1936 starb im Alter von 55 Jahren Friedrich Harth, der Mann, mit dem Messerschmitt einst die ersten Schritte im Bereich der Luftfahrt gewagt hatte. Ein erfreulicheres Ereignis war, daß Messerschmitt in diesem Jahr auf Vorschlag Görings in den Vorstand der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt berufen wurde. Im Laufe des Jahres 1936 wurden die ersten Bf 108 B, die jetzt in Serie gebaut wurden, registriert: D-IAJO, D-IONO, D-IBRE, D-IRNU, D-IMXA (Elly Beinhorn) und D-IGNY (Deutscher Aero Club). Die 108 hatte jetzt ein normales Querruder und war sehr gut zu fliegen…“

König Adolf

Anno 1292 wurde unser alter deutscher König Adolf zu Aachen gekrönt und so wollen wir Panzertiere an ihn erinnern. Seine Wahl erfolgte um die Nachfolge Herzog Albrechts von Österreich zu verhindern. Die Kurfürsten fürchteten nämlich, daß Rudolf der Erste ein neues Herrscherhaus begründen könnte. Für unser altes deutsches Reich bedeutete dies freilich innere Wirren und die fortgesetzte Schwäche der Reichsgewalt, die sich erst mit unserem Kaiser Friedrich dem Dritten für eine Weile zu bessern begann… Unser König Adolf freilich mußte zuerst einmal sein Königtum zur Anerkennung bringen und fand in besagtem Herzog Albrecht einen mächtigen Feind. Anno 1298 wurde dieser zum Gegenkönig gewählt und lieferte unserem König Adolf bei Göllheim eine blutige Schlacht. In dieser fand unser Nassauer den Tod… Geheiratet hat unser König Adolf Imagina von Isenburg, mit der er acht Kinder hatte. In epischer Breite nachzulesen gibt die Geschichte von unserem König Adolf bei der Karo alten Herrn Hektor Wilhelm von Günderrode („Geschichte des Römischen Königs Adolphs“) und darin wird unser Nassauer nun zum deutschen König gewählt: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10015938_00005.html

„Nun war noch der Erzbischof Boemund von Tier Trier zu gewinnen übrig. Dieser Prälat war einer der Klügsten und vortrefflichsten Männer seiner Zeit, voll Eifers für die Wohlfahrt seines Vaterlandes und für die Rechte der Kurfürsten: Er wollte dem Herzog Albrecht oder dem Herzog von Brabant seine Stimme geben, und sich zu Überlassung seines Wahlrechtes an den Erzbischof von Mainz, nicht überreden lassen. Dieser drohte ihm zwar mit der Erwählung seines ärgsten Feindes des Grafens von Geldern, allein auch durch diese List würde er nicht gewonnen worden sein, wenn nicht der Erzbischof von Köln, der seine Verbindung mit dem Kurfürsten von Mainz geheim hielt, ihn im Vertrauen versichert hätte, Gerhard welcher übrigens seine Drohungen auszuführen pflege, habe selbst seine Absicht auf den Herzog von Österreich gerichtet. Diese List gelang endlich; der Erzbischof von Trier wurde dadurch veranlasset, dem Kurfürsten von Mainz seine Stimme auf die Bedingung, daß die Wahl nicht auf den Grafen von Geldern fallen möchte, zu übertragen. Gerhard ließ sich hierauf von allen Kurfürsten eine schriftliche Vollmacht geben, und führte sie in das Wahlzimmer: Hier bat er sie, diejenige Fürsten welche auf die Krone Anspruch machten, hineintreten zu lassen: mit diesen kam der Graf Adolph von Nassau, durch welchen, um ihm einen Vorwand zu dem Eintritt zu verschaffen, der Erzbischof von Mainz seinen Geistlichen Ornat hatte aufheben lassen. Gerhard erzählte hierauf, er habe den heiligen Geist um die Fähigkeit denjenigen zum König zu erwählen, welcher dem Reich am nützlichsten sein würde, gebeten, und er ernenne also in dem Namen Gottes den hier gegenwärtigen Grafen Adolph von Nassau zum Römischen König. Die Bestürzung der weltlichen Kurfürsten und der andern anwesenden Fürsten über diese Wahl eines Herrn, der an Rang und Macht soweit unter ihnen war, war unaussprechlich. Der Erzbischof von Mainz welcher, um seine Absichten allenfalls mit Gewalt durchzusetzen, ein sehr starkes Gefolge bei sich hatte, versäumte aber keine Zeit den Ambrosianischen Lobgesang anzustimmen, die Wahl des neuen Königs ausrufen, und von diesem den Eid, daß er seine Pflichten erfüllen wolle, abschwören zu lassen. Niemand war über diese Wahl mißvergnügter als der Herzog Albrecht von Österreich, welcher sich die größte Hoffnung zu der Königlichen Würde gemacht hatte; er wollte, ohne von dem neuen König seine Lehen zu empfangen, nach Österreich zurückkehren; die Kurfürsten rieten ihm aber, zuerst von dem König Adolph, wenn er von seiner Krönung zurückgekommen sein würde, die Lehen zu empfangen; sie warfen dabei alle Schuld auf den Erzbischof von Mainz. Dieser schützte die von dem Erzbischof von Salzburg erhaltene Nachricht, daß der Herzog in dem Kirchenbann sei, zu seiner Entschuldigung vor. Albrecht, es sei nun daß er durch diese Vorstellungen auf einige Zeit besänftiget wurde, oder daß er für ratsamer hielt seinen Unwillen bis auf eine schicklichere Gelegenheit zu verbergen, ließ dem neuen König die Reichs Insignien, welche er von Trifels, in sein Schloß Kyburg hatte bringen lassen, ausliefern, und beschloß die Rückkunft desselben von Aachen abzuwarten. Der Römische König wendete die erste Tage nach seiner Wahl dazu an, sich, nach dem Beispiel seines Vorgängers, teils durch heiraten, teils durch andere Gunstbezeugungen, einige der mächtigsten deutschen Fürsten zu Freunden zu machen; da er hingegen anderen deren starke Zuneigung für den Herzog von Österreich ihm bekannt war, besonders dem Pfalzgrafen mit großem Kaltsinn begegnete: Er erlaubte dem König von Böhmen seine Lehen einstweilen durch Gesandte, und nicht eher persönlich zu empfangen, bis er es bequem tun könnte, ließ den Lehenbrief für ihn ausfertigen, und verpfändete demselben, weil eine Vermählung zwischen der Böhmischen Prinzessin Judith und dem Sohn des neuen Römischen Königs verabredet worden war, und der König von Böhmen versprochen hatte, 10,000 Mark Silbers an statt der Aussteuer zum voraus zu bezahlen, das Land Pleissen und die Pflege Altenburg. Adolph versprach ferner, dem Pfalzgraf Ludwig, wegen des bei seiner Wahl gemachten Aufwandes 3000 Mark Silbers zu bezahlen, und erhob den Stammvater des Fürstlichen Hauses Hessen, Heinrich I. welcher dieses Land als ein Eigentum besaß, keine Reichslehen hatte, den Land gräflichen Titel nur wegen seiner Abkunft von den Landgrafen von Thüringen, ohne selbst Reichsfürst zu sein, führte, und sich bloß Herrn von Hessen nannte, in den Reichsfürsten Stand, nachdem ihm der Landgraf die Stadt Eschwegen als ein Lehen aufgetragen, und Adolph demselben das Schloß Boineburg zum Lehen gegeben hatte. Der neu erwählte König hatte damals nicht so viel Geld als erfordert wurde, um den Aufwand den er nach seiner Wahl, in Frankfurt machen mußte, zu bestreiten, und er würde deswegen, weil er durch den Widerspruch des Schultheißen zu Frankfurt gehindert wurde, von den dasigen Juden die verlangte Steuer zu erheben, in große Verlegenheit geraten sein, wenn ihm nicht der Erzbischof von Mainz 20,000 Mark Silbers vorgestreckt hätte…“

König Albrecht der Erste

Anno 1298 wurde unser Habsburger Albrecht der Erste zum deutschen König gewählt und folgte seinem Vater nach dem langen Streit mit Adolf von Nassau damit doch noch nach. Geboren wurde er um Anno 1250 in Rheinfelden und war ab Anno 1282 Herzog von Österreich. Nach der Ritterschlacht von Göllheim fand er als König recht schnell Anerkennung. Im Erbstreit um Böhmen trotzen ihm aber Friedrich von Meißen und Dietrich von Lausitz. Sein Neffe Johann von Schwaben ermordete ihn Anno 1308 und so bleibt die Frage offen, ob Albrecht der Erste einem seiner Söhne die Nachfolge hätte sichern können. Erst Anno 1440 sollte mit Friedrich dem Dritten wieder ein Habsburger zum deutschen König gewählt werden. Anno 1276 ehelichte er in Wien Elisabeth von Götz. Die Nornen vergönnten dem Paar 20 Kinder. Unser Geschichtsforscher Franz Xaver von Wegele hat für die „Allgemeine Deutsche Biographie“ den Eintrag für unseren König Albrecht den Ersten geschrieben, dessen ersten Teil ihr nun hört: https://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008359/images/index.html?seite=240

„Albrecht von Habsburg, deutscher König, geboren zwischen dem Jahr 1248 und 1254, gestorben am 1. Mai 1308, erstgeborner Sohn König Rudolfs von Habsburg und dessen Gemahlin Gertrud, einer geborene Gräfin von Hohenberg. Urkundlich erscheint er seit dem Jahr 1270; im Jahr 1282 wird er nebst seinen Brüdern auf dem Reichstag zu Augsburg mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark belehnt; das Jahr darauf (1. Juni 1283) endlich übertrug sein königlicher Vater ihm und seinen männlichen Erben allein die Herrschaft über gedachte Länder. Albrecht war mit Elisabeth, einer Tochter des Grafen Meinhard von Görz und Tirol, vermählt. Als Herr der österreichischen Herzogtümer hat er von Anfang an ein entschiedenes Herrschertalent und einen kräftigen, den mannigfachsten Schwierigkeiten gewachsenen Geist bewährt. Mit Geschick und Nachdruck, und doch ohne unnötige Härte schlug er den dort auftauchenden Widerstand nieder. Zuletzt hätte ihm sein Vater auch gerne die Nachfolge im Reiche zugewendet, was der herzustellenden Kontinuität wegen ohne Zweifel das Wohl des letzteren erforderte, und zu welcher Aufgabe Albrecht nicht minder gewiß den Beruf in sich trug. Aber die Eifersucht der Kurfürsten auf ihre, seit dem Zwischenreiche angemaßte Machtstellung und die Furcht vor der Macht und dem kräftigen Charakter Albrechts vereitelte jenen Wunsch Rudolfs, und es wurde bekanntlich statt seiner Adolf von Nassau auf den Thron erhoben. Es wurde Albrecht schwer, sich dieser Wendung gutwillig zu fügen; nach längeren Unterhandlungen hat er aber doch den ihm vorgezogenen Nebenbuhler als König anerkannt, innerlich aber blieb er unversöhnlich. Ein Vertrauen zwischen beiden kam nicht auf; es war vielmehr ein fortgesetzter stiller Krieg zwischen ihnen, der dann sofort ein offener wurde, als König Adolf mit der kurfürstlichen Partei brach, und diese sich feindlich gegen ihn kehrte. Nun war Albrechts Zeit gekommen: es kostete ihm keine Überwindung, sich mit seinen frühern Widersachern, worunter vor Allen auch der Böhmenkönig Wenzel II., wider den gemeinschaftlichen Gegner zu verbinden; er betrachtete die Kurfürsten, diese ihn als Werkzeug zur Erreichung ihres Entwurfes, den verhaßten König zu stürzen. Man könnte übrigens nicht sagen, daß das Spiel, das Albrecht jetzt in erster Reihe stehend mitspielte, ein edles und löbliches gewesen sei, denn Adolfs Wahl, wie man sonst auch über sie denken mag, war nach den einmal zur Geltung gelangten Normen eine rechtmäßige gewesen; nun aber dachten die Kurfürsten daran, ihn zu stürzen, weil er ihnen zu mächtig und selbständig geworden war. Bereits traten sie in Mainz zusammen, um das Absetzungsurteil über ihn auszusprechen und seinen Gegner zum König auszurufen; was aber mehr bedeuten wollte, Herzog Albrecht war unter dem unbegründeten Vorwande der Selbstverteidigung mit einem ansehnlichen Heere aus Österreich nach dem Elsaß gezogen und rückte von dort aus unter geschickten Bewegungen in der Richtung gegen Mainz vor; König Adolf zog ihm aber entgegen und suchte die Entscheidung, die in der Schlacht am Hasenbühel bei Göllheim am 2. Juni 1298 fiel und in welcher Adolf Sieg und Leben zugleich verlor. A. war ihm an Truppenmacht und an Kriegskunst überlegen; die Überlieferung, daß Albrecht selbst auf ihn den Todesstreich geführt habe, hat sich nicht erweisen lassen. Auf diese bedenkliche Weise ist A. zur deutschen Krone gelangt, denn es liegt auf der Hand, daß ein Vorgang, wie der geschilderte war, das Ansehen derselben unmöglich erhöhen konnte. Überdies hat auch Albrecht nicht umhin gekonnt, sich den Kurfürsten gegenüber, ähnlich wie sein Vorgänger, zu maßlosen Versprechungen und Verschreibungen herbei zu lassen. Er fühlte übrigens selbst deutlich die Notwendigkeit, sich nach Adolfs Falle noch einmal zum Könige wählen zu lassen, um einen rechtmäßigeren Boden unter sich zu haben. Und nun ist nicht zu leugnen, er trat von da an als ein rechter König auf und war entschlossen, die gesunkene Ehre und Macht des Reiches wieder zu erhöhen. Er brachte zu dieser Aufgabe, das was Adolf vor allem auch gefehlt hatte, eine ansehnliche Hausmacht – die er auch jetzt nicht aus seinen Händen ließ – und überdies unverkennbar die nötige Kraft des Geistes und des Willens mit. Die Kurfürsten bekamen bald zu empfinden, daß sie sich in ihm ein Oberhaupt gesetzt hatten, das ihnen gefährlicher werden konnte, als der so schmählich beseitigte Graf von Nassau. Mit Nachdruck trat Albrecht vom ersten Tage an für die Herstellung des Landfriedens und die bedingungslose Anerkennung der königlichen Autorität auf. In der thüringischen und meißnischen Frage adoptierte er einfach die Politik seines Vorgängers. Wenn er den König von Böhmen zum Reichsstatthalter in Meißen und Osterland ernannte, so war das wohl nur ein vorläufig nicht zu umgehendes, aber nichts entscheidendes Zugeständnis an denselben; die Durchführung der von Adolf erworbenen Ansprüche auf Thüringen hielt er grundsätzlich fest, wenn er sie auch auf eine spätere Zeit vertagte. Zu einer ähnlichen Anschauung, wie seiner Zeit Adolf das den wettin’schen Fürsten gegenüber getan hatte, bekannte sich Albrecht bei Gelegenheit des holländischen Erbganges, nur daß die Umstände ihn hinterher veranlaßten, in diesem Falle eine mildere Auffassung walten zu lassen. Aber auch die Absicht, das Reich bei seinem Hause zu erhalten und es tatsächlich erblich zu machen, brach schon in der nächsten Zeit bei ihm durch, und es ist kein Zweifel, daß das wohlverstandene Wohl des Reiches eine solche Ordnung erheischte. In diesem Zusammenhange setzte er zunächst die freundschaftlichen Beziehungen zu König Philipp dem Schönen von Frankreich fort, in die er bereits zur Zeit König Adolfs und aus Haß gegen diesen eingetreten war. Ein förmliches Bündnis wurde nun geschlossen und durch eine Familienverbindung befestigt. Albrechts Sohn, Rudolf, wurde mit einer Tochter Philipps verlobt und sollte sein Nachfolger im Reiche werden. Auf diesem Wege meinte der König am sichersten die erobernde Politik Frankreichs gegen Deutschland zu lähmen, und man könnte nicht sagen, daß er wissentlich der Ehre und Sicherheit des Reiches hierbei etwas vergeben habe, wenn er auch von zu optimistischen Voraussetzungen ausging…“

Wilhelm von Humboldt

Anno 1767 wurde in unserem brandenburgischen Potsdam unser großer deutscher Staatsmann und Denker Wilhelm von Humboldt geboren. Während sich sein jüngerer Bruder Alexander der Erforschung ferner Länder widmete, kümmerte er sich vor allem um das heimische Bildungswesen und die Staatsverwaltung. Er gehörte zu den wichtigsten Mitarbeitern von Stein und Hardenberg und hätte wohl noch lange segensreich im preußischen Staatsdienst gewirkt. Doch die Karlsbader Beschlüsse setzten auch ihn außer Gefecht und so konnte er sich wieder der Gelehrsamkeit und den Wissenschaften widmen. Zu seinen Freunden zählten auch Goethe und Schiller. Anno 1791 ehelichte er Caroline von Dacheröden. Die Nornen gewährten dem Paar acht Kinder. Wer seine Panzerbücherei erweitern möchte, der tut bei den Schriften unseres Humboldts mit Sicherheit keinen Fehlkauf. Bisweilen ging unser Humboldt auch unter die Spielleute. Das Gedicht „An Karoline“ ist ein Zeugnis davon:

„Eilet raschen Flugs dahin,

Eilt, ihr trägen Augenblicke,

Daß mein lieberfüllter Sinn

Meine Lina bald erblicke,

Sie, die meinem Herzen, ach! so nah,

Nie mein schwermutsvolles Auge sah!

Daß ich an ihr klopfend Herz

Traulich-brüderlich mich schmiege,

Süß vergessend jeden Schmerz,

Jede Sorg im Schlummer wiege,

Und versenkt in Himmelsschwärmerei

Nur in Lina lebe, webe, sei!

Ha! wenn dann mich hochentzückt

Sie mit sehnendem Verlangen

An den Schwesterbusen drückt!

Wie wird dann auf meinen Wangen

Süß beglückter Liebe Feuer glühn!

Geist und Sinnen werden vor mir fliehn!

Trunken, meiner unbewußt,

Werd ich denken nur sie können;

Doch, durchglüht von reiner Lust,

Wird mein Blick sie Schwester nennen,

Ausdrucksvoll ihr sagen, was, zu schwach,

Sprache nachzubilden nicht vermag!

Schließe Lina, bald den Bund,

Der an Seele Seele kettet,

Der aus diesem Erdenrund

Uns in beß’re Spären rettet,

Den von seines Thrones Herrlichkeit

Hoch der Vater sieht und benedeit!

Nie zerreißt ein Liebesband,

Von der Tugend selbst geschlungen.

Siehst du nicht im Sternenland,

Wenn wir endlich ausgerungen

Dieses Pilgerleben, ausgeweint

Jedes Leiden, dort uns fest vereint?

Sie, die sich mit heißer Gier

Nach Unsterblichkeiten sehnet,

Diese Seele, die sich hier

Stets an jene Hoffnung lehnet –

Sieh! der ew’ge Vater gab uns sie,

Und er täuschte seine Kinder nie!“

Konrad Zuse, der Vater des Computers

Konrad Zuse, seines Zeichens der Erfinder des Computers, hat heute Geburtstag und da wir ohne diesen klugen Mann nicht so viel Zeit vor selbigen verbringen würden, so wollen wir seinen Geburtstag natürlich auch ein wenig feiern. Zur Welt kam unser Zuse 1910 in Wilmersdorf und zeigte bereits in frühen Jahren Neigung zum Erfindergeist. Sein Studium schloß er 1935 ab und baute mit seiner Z1 den ersten Vorläufer seines Computers. Den ersten davon baute er 1941 mit seiner Z3 und wurde schon sehr bald zur Kriegsforschung herangezogen. Seine Rechenmaschinen wirkten bei der Entwicklung der Gleitbombe Hs 293 mit. Von 1942 bis 1946 entwickelte er mit Plankalkül die erste höhere Programmiersprache der Welt. Seinen Computer Z4 rettete er über den Zusammenbruch unseres alten deutschen Reiches und versteckte sie vor den Landfeinden. Von 1949 bis 1964 leitete er die Zuse KG – und hieran erkennt man die Tragik für unseren Erfinder. Dessen Pionierarbeit anfangs gefördert wurde, aber nach Kriegsende auf sich alleine gestellt war. Und viele geniale Erfinder besitzen nicht die nötigen kaufmännischen Fähigkeiten, um ein großes Unternehmen aufbauen zu können. In der Regel machen so andere Geld mit ihren Schöpfungen. Sein Leben hat unser Erfinder uns in „Der Computer – Mein Lebenswerk“ selbst niedergeschrieben und daraus wird heute ein wenig vorgelesen. Ich beginne mit dem Vorwort:

„Dieses Buch erzählt die Geschichte des Computers aus der Sicht dessen, der vor nunmehr fast fünfzig Jahren den ersten Computer gebaut hat. Zugleich will es Antwort geben auf die mir oft gestellte Frage: „Wie kamen Sie eigentlich dazu, den Computer zu erfinden?“ Es erzählt auch meine Lebensgeschichte, die Geschichte des Erfinders Konrad Zuse. Solche Erfindergeschichten, beziehungsweise diejenigen, die sie erzählen, haben bisweilen einen Hang zum Märchenhaften. Das Publikum, so scheint es, schätzt vor allem den verkannten Erfinder und die wundersame Inspiration. Ich gestehe vorab, daß ich mit beidem nicht werde dienen können. Gewiß, auch in meinem Erfinderleben hat es Inspirationen gegeben; aber etwas Wundersames hatten sie nicht an sich. Alles in allem waren sie das Ergebnis harter Arbeit. Für meine Person gilt, was der große Erfinder Edison einmal sagte, daß nämlich das Erfinden zu einem Prozent aus Inspiration und zu neunundneunzig Prozent aus Transpiration, also Arbeit, besteht. Davon will ich berichten. Fast ebensooft wie die eingangs zitierte Frage wurde mir die nach den Motiven meiner Erfindertätigkeit, meines Engagements, ja meiner Leidenschaft für die Technik gestellt. Nicht selten meinte ich darin den unausgesprochenen Vorwurf der Naivität mitschwingen zu hören. Auch dazu will ich einiges vorausschicken. Tatsächlich glaubten wir Pioniere der Computerentwicklung an die Technik. Was die Segnungen des technischen Fortschritts anging, herrschte unter uns ein ungeheurer Optimismus, um nicht zu sagen Euphorie. Man mag das Naivität nennen; man sollte aber nicht vergessen, daß diese Haltung erst nach dem Kriege, und auch dann erst allmählich, einer zunehmenden Skepsis gewichen ist. Die entscheidende Zäsur war hier wohl der erste Abwurf einer Atombombe. Seither erwartet man vom Forscher und Erfinder mehr als zuvor ein Bewußtsein von seiner Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und von der möglichen Kehrseite der Entwicklungen, die seine Erfindung in Gang bringt. Der Erfinder, so wird gefordert, möge seine Entdeckungen zuallererst der Öffentlichkeit präsentieren und sodann deren Erlaubnis einholen, an ihnen weiterzuarbeiten. Man wird sehen müssen, wie künftige Erfindergenerationen mit solchen Ansprüchen fertig werden. Ich selber will diesbezüglich Zweifel nicht verhehlen. Aus leidvoller Erfahrung weiß ich, daß neue Ideen in den seltensten Fällen überhaupt ein interessiertes Publikum finden. Ich selber habe in den dreißiger Jahren nur meinen engsten Freunden und Mitarbeitern zu erzählen gewagt, daß ich es für möglich hielte, daß Computer eines Tages Schachgroßmeister besiegen könnten. In der Öffentlichkeit hätte man mich dafür einen Phantasten geheißen. Wie also hätte ich, gesetzt den Fall, sie wäre mir bewußt gewesen, die mögliche Kehrseite solcher „Phantastereien“ zur Diskussion stellen sollen? Ich hätte mir wohl nur meine ohnehin nicht sehr zahlreichen Förderer verschreckt. Es ist eben so, daß eine Erfindung in der Regel erst dann öffentliches Interesse findet, wenn aus dem noch formbaren kleinen Kind sozusagen ein strammer Bursche geworden ist, der sich, um im Bild zu bleiben, so leicht nicht mehr herumkommandieren läßt. Die Freiheit des Forschers und Erfinders wird hier oft überschätzt, ganz zu schweigen davon, daß die technische und wissenschaftliche Entwicklung ein so komplizierter Prozeß ist, daß die Folgen einer bestimmten Innovation nur schwer vorauszusehen sind. Und ein Weiteres wird vergessen: das, was man die Seele oder das Lebensgefühl nicht aller, aber doch vieler Erfinder nennen könnte. Für sie nämlich ist das Erfinden und Entdecken nicht eine Beschäftigung unter vielen, sondern tatsächlich, wie Oswald Spengler sagt, eine Leidenschaft. In der Figur des Faust hat Goethe diesem Lebensgefühl großartig Ausdruck gegeben. Und wie beim Faust, so finden sich auch in der Umgebung vieler Erfinder und Entdecker mephistophelische Gestalten. Nur zu oft ist der Erfinder der faustische Idealist, der die Welt verbessern möchte, aber an den harten Realitäten scheitert. Will er seine Ideen durchsetzen, muß er sich mit Mächten einlassen, deren Realitätssinn schärfer und ausgeprägter ist. In der heutigen Zeit sind solche Mächte, ohne daß ich damit ein Werturteil aussprechen möchte, vornehmlich Militärs und Manager. So ist etwa die amerikanische Computerentwicklung – oder gar die der Raumfahrt – gar nicht denkbar ohne die Unterstützung der Militärs. Ich selber habe es mehr mit Managern und Wissenschaftlern zu tun gehabt. Nach meiner Erfahrung sind die Chancen des Einzelnen, sich gegen solches Paktieren zu wehren, gering. Zwei Bemerkungen noch zur technischen Seite dieses Buches. Zum einen sind viele meiner Unterlagen der Vorkriegszeit während des Krieges verlorengegangen. So gibt es zum Beispiel von meinen ersten Rechenmaschinenmodellen kaum noch Bilder oder Pläne. Ich habe mich deshalb hie und da mit Handskizzen behelfen müssen. Zum zweiten bin ich davon ausgegangen, daß nicht jeder, der sich für die Geschichte des Computers interessiert, Computerfachmann ist. Ich habe mich deshalb entschlossen, das Buch so allgemeinverständlich wie möglich zu schreiben und dem Fachmann einen Wissenschaftlichen Anhang zur Verfügung zu stellen, auf den im Text jeweils verwiesen wird. Schließlich möchte ich an dieser Stelle all jener gedenken, die mich auf die eine oder andere Weise in meiner Arbeit unterstützt haben und die heute nicht mehr leben. Es sind dies vor allem meine Eltern und meine Schwester sowie meine unmittelbaren Mitarbeiter Professor Helmut Schreyer, Günther Buttmann, die Gebrüder Herbert und Horst Müller, Hans Lohmeyer, Dr. Hans-Jürgen Funk und Theodor Fromme. Besondere Unterstützung fand ich in Deutschland bei den Herren Dr. Kurt Pannke, Professor A. Teichmann, Professor Alwin Walther, Gerhard Overhoff, Walter Hubing, Professor Hubert Cremer und Professor Herbert Wagner. Nach dem Kriege fand ich wesentliche Unterstützung auch aus der Schweiz; mein Dank gilt den Herren Professor Donald Brinkmann, Oskar Weder, Dr. Heinz Rutishauser und ganz besonders Professor Eduard Stiefel. Gedacht sei auch der Pioniere der Computerentwicklung Hans-Joachim Dreyer (Deutschland), Howard H. Aiken (USA), John v. Neumann (USA) und John W. Mauchly (USA)…“

Die Erstürmung der englischen Festung Tobruk

Anno 1942 hat unser Wüstenfuchs Rommel die englische Festung Tobruk erstürmt und dafür seinen Marschallstab abgestaubt. In Afrika hat unser Wüstenfuchs Rommel wirklich zugeschlagen: https://www.youtube.com/watch?v=XUkFnXztkWs Eigentlich sollte er dort ja nur als verlorener Posten – wie Generaloberst Halder zu unserem Rommel gesagt hat – den Zusammenbruch der Italiener hinauszögern. Stattdessen aber hat er aus Afrika einen Hauptkriegsschauplatz gemacht und die Engländer ganz schön für den Suezkanal und ihre nahöstlichen Ölgebiete zittern lassen. Bevor Tobruk allerdings erstürmt werden konnte, mußte zuerst einmal die 8. englische Armee in der Marmarica zerschlagen werden und davon berichtet uns unser Rommel natürlich auch in seinem berühmten Panzerbuch „Krieg ohne Haß“:

„Noch in der Nacht vom 1. auf den 2. Juni rückte die XC. leichte Division und die Division „Trieste“ gegen Bir-Hacheim vor. Nachdem diese Verbände ohne große Verluste die Minenfelder überschritten hatten, wurde die Festung von Osten her eingeschlossen. Die durch unsere Parlamentäre übermittelte Aufforderung zur Übergabe wurde abgewiesen und somit begann gegen Mittag der Angriff. Die Trieste trat von Nordosten, die XC. leichte Division von Südosten her gegen die Festungsanlagen, Feldstellungen und Minenfelder der Franzosen an. Mit unserem Vorbereitungsfeuer begann ein Kampf von ungemeiner Härte, der 10 Tage andauern sollte. Ich selbst übernahm während dieser Zeit oftmals persönlich die Führung der Angriffsgruppen. Nur selten wurde mir auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz ein derartig hartes Gefecht geliefert. Die Franzosen verteidigten sich in sehr geschickt angelegten Feldstellungen und Kleinkampfanlagen wie Deckungslöchern, Kleinbunkern, Maschinengewehr- und Pakstellungen, die alle mit starken Minengürteln umgeben waren. Solche Befestigungsanlagen sind außerordentlich unempfindlich gegen Artilleriebeschuß und Flugzeugangriffe, denn bei einem Volltreffer kann höchstens ein Deckungsloch vernichtet werden. Deshalb ist sehr hoher Munitionseinsatz notwendig, wenn man dem Gegner in einer solchen Position tatsächlich Schaden zufügen will. Besonders schwierig war es, unter dem französischen Feuer Gassen in die Minenriegel zu schlagen. Hierbei leisteten meine Pioniere, die empfindliche Verluste erlitten, Übermenschliches. Unter Nebelschleiern und unter dem Feuerschutz der eigenen Artillerie mußten sie sich teilweise an die Minen direkt heransappieren. Ihnen war der Erfolg zum großen Teil zu danken. Unter rollenden Angriffen unserer Luftwaffe – vom 2. Juni bis zur Einnahme der letzten französischen Stellungen am 11. Juni flog die deutsche Luftwaffe 1300 Einsätze gegen Bir-Hacheim – griffen gemischte Stoßgruppen aller Waffen aus mehreren Verbänden von Norden und von Süden an. Immer wieder blieb unser Angriff in den vorzüglichen französischen Anlagen liegen. Die britische Masse hatte sich in den ersten Tagen unseres Angriffes auf die Franzosen erstaunlich ruhig verhalten. Nur die Ariete wurde am 2. Juni angegriffen, wehrte sich aber zäh. Nach einem Gegenangriff der XXI. Panzerdivision beruhigte sich dort die Lage wieder. Immer wieder störten die Briten zu unserem Leidwesen mit Kampfgruppen aus dem Raum südlich Bir-Hacheim den Verkehr unserer Versorgungskolonnen. Sie legten Minen in unsere Versorgungspisten und griffen unsere Nachschubverbände an. Die englische motorisierte Abteilung „August“ tat sich dabei besonders hervor. Wir mußten Spähwagen und Selbstfahrlafetten als Geleitschutz einsetzen. Das DAK benutzte die ruhigen Tage, um seine hohen Materialverluste durch Reparaturen auszugleichen, verfügte doch das Korps am 2. Juni nur noch über 130 Panzer von 320 zu Beginn der Schlacht! Nun wuchs diese Zahl langsam wieder an. Wir spürten, daß etwas in der Luft lag. Es war für uns klar, daß die Briten bald wieder einen Angriff entweder gegen die Front unserer Panzerdivisionen im Norden oder gegen unsere Belagerungsgruppe im Süden durchführen werden. Daher stellten wir in der Nacht vom 4. auf den 5. Juni die XV. Panzerdivision südlich Bir-El-Harmat auf. Sie sollte je nach der Stelle des britischen Angriffes in nordöstlicher oder südöstlicher Richtung operieren können. Wie wichtig diese Maßnahme war, sollte sich am Morgen des 5. Juni zeigen. Gegen sechs Uhr morgens traten die Engländer nach einstündiger starker Artillerievorbereitung mit der 2. und 22. Panzerbrigade sowie mit der 10. indischen und der 201. Gardebrigade zum Angriff gegen die Ariete an. Zur Täuschung vernebelten die Briten auch den im Norden an die Ariete anschließenden Abschnitt der XXI. Panzerdivision und legten auch dorthin heftiges Artilleriefeuer. Bald griffen hier auch die 4. britische Panzerbrigade und die 2. britische Panzerabteilung zur Zersplitterung unserer Kräfte an. Die Panzerdivision Ariete wich vor dem starken Druck der in diesem Abschnitt vielfach überlegenen britischen Kräfte bis in die Stellungen der hinter ihr befindlichen Armeeartillerie zurück. Hier kam der britische Vorstoß im zusammengefaßten Sperrfeuer zum Erliegen. Zur Entlastung der Italiener war das Panzerregiment VIII der XV. Panzerdivision auf Bir-El-Tamar gestoßen…“