Feldmarschall Alfred von Schlieffen

„Schlieffen, vornehm, klug, kühl, sarkastisch. Gezwungen, in einer Zeit unsteter Politik und wenig bedeutender Reichskanzler zu planen. Suchte durch die Klarheit und Festigkeit der militärischen Planung die Ziellosigkeit und Unentschiedenheit der Politiker auszugleichen. Er besaß, gleich Moltke, Sinn für die technischen Erfordernisse der Zeit. Die Klarheit und die überzeugende Kraft seiner Gedanken beeindruckte seinen Nachfolger, den jüngeren Moltke, so stark, daß sein Feldzugsplan mit geringen Veränderungen auch nach seinem Tode bestehen blieb und 1914 unter anderen Voraussetzungen zur Ausführung kam. Das Scheitern des sogenannten Schlieffenplanes kann ihm daher nicht zur Last gelegt werden, sondern nur den Epigonen. Es war ihm nicht vergönnt, sich im Felde zu bewähren.“ (Heinz Guderian, „Erinnerungen eines Soldaten“)

Damit hat unser Panzerheinz Guderian eigentlich alles gesagt, was es über unseren Feldmarschall Alfred von Schlieffen zu sagen gibt. Daher begnüge ich mich mit einigen Nachträgen: Anno 1833 wurde unser Feldmarschall von Schlieffen in Berlin geboren und Anno 1853 trat er in unser preußischer Heer ein. Unter Moltke dem Älteren kämpfte er in unseren deutschen Einigungskriegen und zeichnete sich darin aus. Er kannte daher die Welschen so ersann er als Generalstabschef einen verwegenen Schlachtplan zu deren raschen Niederwerfung. Denn fielen diese noch bevor die Engländer und Russen ihre Truppenmassen zur Geltung bringen konnten, so wäre die feindliche Übermacht deutlich verringert gewesen. Andernfalls hätte uns Deutsche die feindliche Übermacht allmählich erdrückt. Wie es ja dann auch im Vierjährigen Krieg geschehen ist, nachdem die Verwirklichung des Schlieffenplanes mißlungen war… Neben dem Eisernen Kreuz der beiden Klassen erhielt unser Feldmarschall von Schlieffen noch den Roten und den Schwarzen Adlerorden, den Hausorden der Hohenzollern und den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen. Neben seinen Dienstschriften gibt es von unserem Feldmarschall von Schlieffen noch Bücher über unseren Gneisenau, Friedrich den Großen und die Schlacht von Cannä zu lesen. Sein häusliches Glück fand er Anno 1868 mit Anna von Schlieffen, die ihm zwei Töchter schenkte. Einen weiteren Blick in den berühmten Feldzugsplan gegen das Welschenland unseres Feldmarschalls von Schlieffen werfen wir natürlich auch: https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0097_spl

„Am nötigsten sind die acht Armeekorps auf oder hinter dem rechten Heeresflügel. Wieviele dort hinzubringen sind, hängt von der Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen ab. Diejenigen, welche nicht auf dem linken Maas- und Sambreufer durch Belgien und Nordfrankreich nachgeführt werden können, müßten südlich Lüttich-Namur an die Maas zwischen Verdun und Mezieres gebracht werden. Wenn auch dies nicht vollständig zu ermöglichen ist, so können die Übrigen nach Bedarf bei Metz und auf dem rechten Moselufer Verwendung finden. Es muß darauf gerechnet werden, daß zum Vorgehen gegen die Stellung der Aisne – Oise – Paris Armeekorps 25, Reservekorps Zweieinhalb, Neugebildete Korps Sechs, Gesamt 33 1/2 Korps zur Verfügung stehen. Von diesen ist mehr als zur Umgehung von Paris erforderlich und zwar werden sieben Armeekorps auf die eigentliche Umgehung, sechs neue Korps auf die Einschließung von Paris auf der West- und Südfront in Ansatz gebracht. Wie der Vormarsch gegen und der Angriff auf die Stellung gedacht ist, geht aus Karte III hervor. Wenn der Feind standhält, erfolgt der Angriff auf der ganzen Linie, besonders aber gegen das von zwei Seiten eingeschlossene La Fere und nach einem Erfolg weiter auf Laon und auf das nach Westen offene Reims. Auf der ganzen Linie werden die Korps wie im Belagerungskrieg von Stellung zu Stellung an den Feind heranzukommen suchen, sei es bei Tage, sei es bei Nacht vorgehen, sich eingraben, wieder vorgehen, wieder eingraben und dabei alle Mittel moderner Technik anwenden, die geeignet sind, den Feind hinter seinen Deckungen zu erschüttern. Nie darf der Angriff, wie es im Ostasiatischen Kriege geschah, zum Stillstand kommen. Frankreich muß als eine große Festung betrachtet werden. Von der äußeren Enceinte ist der Teil Belfort-Verdun fast uneinnehmbar, die Strecke Mezieres – Maubeuge – Lille – Dünkirchen aber nur lückenhaft befestigt und vor der Hand fast gar nicht besetzt. Hier müssen wir in die Festung einzudringen versuchen. Ist uns dies gelungen, so wird sich eine zweite Enceinte, wenigstens das Stück einer solchen zeigen, nämlich anschließend an Verdun: die Stellung hinter der Aisne-Reims und La Fere. Dieses Stück Enceinte kann aber südlich umgangen werden. Der Festungserbauer hat wohl mit einem Angriff der Deutschen von südlich der Maas-Sambre her, aber nicht mit einem solchen von nördlich dieser Flußlinie her gerechnet. Dem Mangel durch Verlängerung der befestigten Linie Reims – La Fere über Peronne längs der Somme abzuhelfen, wird es zu spät sein. Der Verteidiger kann der drohenden Umgehung durch eine Offensive um den linken Flügel der Stellung bei La Fere herum begegnen. Dieser Gegenangriff, der von einem Vorgehen aus der ganzen Front Verdun – La Fere begleitet sein kann, wird hoffentlich mißlingen. Der geschlagene Verteidiger kann dann noch die Oise zwischen La Fere und Paris zu halten suchen. Die Verteidigungsfähigkeit dieser Flußstrecke wird angezweifelt. Ist dieser Zweifel begründet oder verzichten die Franzosen auf die Verteidigung der Oise und lassen sie die Deutschen mit reichlichen Kräften über den Fluß herüberkommen, so ist die zweite Enceinte Verdun – La Fere nicht mehr zu halten. La Fere, Laon und das im Westen offene Reims, die ganze auf einen Angriff von Nordosten her berechnete Höhenstellung wird genommen und die Aisnestellung geräumt werden müssen. Damit werden die Maasforts zwischen Verdun und Toul, die einem Angriff von Westen her nur geringen Widerstand entgegensetzen können, preisgegeben. Verdun und Toul werden isolierte Festungen. Das ganze gegen Deutschland gerichtete französische Befestigungssystem droht zusammenzustürzen. Es ist daher doch fraglich, ob die Franzosen die Oise nicht trotz aller Mängel der Stellung zu halten suchen und ob sie nicht mit Erfolg Widerstand leisten können. In diesem Falle muß Paris südlich umgangen werden. Dies wird auch dann nötig, wenn die Franzosen die Oise und Aisne geräumt und sich hinter die Marne, die Seine, zurückgezogen haben. Läßt man sie in dieser Richtung weiterziehen, so würde dies zu einem endlosen Kriege führen. Es muß durchaus versucht werden, die Franzosen durch Angriffe auf ihre linke Flanke in östliche Richtung gegen ihre Moselfestungen, gegen den Jura und die Schweiz zu drängen. Das französische Heer muß vernichtet werden…“

Die Schlacht bei Bar-sur-Aube

Anno 1814 wurden die Welschen vom Fürsten Schwarzenberg bei Bar-sur-Aube geschlagen, zwar nicht vernichtend, aber immerhin. Denn der Schwarzenberg war ein übervorsichtiger Zauderer wie er im Buche steht, den man eigentlich nicht gegen einen angriffslustigen Gegner wie den Napoleon antreten lassen sollte. Doch hatte damals der besagte Napoleon seine Kriegsmacht in Rußland und Deutschland zugrunde gerichtet und vermochte aus dem Welschenland keine gleichwertige neue mehr aufzustellen. Daher konnte Schwarzenberg bei Bar-sur-Aube mit 35,000 Österreichern und Bayern gegen 18,000 Welsche antreten und diese zum Rückzug zwingen. Um die Schlacht bei Bar-sur-Aube geschichtlich und strategisch richtig einordnen zu können, tragen wir Panzertiere die strategische Betrachtung des Carl von Clausewitz über den Feldzug von 1814 im Welschenland vor: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„Der Feldzug von 1814 in Frankreich ist mehr als ein anderer geeignet, das strategische Denken an einem Beispiele klar zu machen. Erstens gehört er einer Periode an, in welcher das kriegerische Element sich rasch und mit seiner natürlichen Kraft bewegt, und wenn auch das Handeln der Alliierten nicht frei ist von diplomatischen Rücksichten, die wie fremdartige Teile das rasche Feuer schwächen, so ist doch die ganze Ansicht vom Wesen eines Krieges und von den Zwecken desselben nicht so durchaus diplomatisch, wie in den meisten neueren Kriegen vor der französischen Revolution. Denn beide Teile haben einen großen Zweck, der sie treibt, und beide denken nicht an das gewisse Temporisieren, womit man sonst auf eine anständige Weise die Zeit zu verbringen pflegte. Zweitens ist dieser Feldzug ausgezeichnet durch die großen Streitmassen und die großen Resultate, welche er in einem sehr kleinen Raume und in kurzer Zeit konzentriert. Drittens stehen Offensive und Defensive in ihm sehr geschieden da. Viertens haben notwendige und zufällige Umstände eine mannigfaltige Teilung der Kräfte herbeigeführt, welche dem eigentlichen strategischen Manövrieren besonders zugesagt haben. Fünftens, Basis, Verbindungslinien, Volksbewaffnung werden von der einen oder andern Seite in Anspruch genommen. Endlich sechstens sind die moralischen Größen, die in allen Kriegen eine so wichtige Rolle spielen, gleichwohl aber bei dem Anfange derselben in den meisten Fällen eine so unbestimmte und unsichere Erscheinung darbieten, hier sehr stark ausgesprochen, denn Feldherren und Heere sind sich ihrem Charakter und Wesen nach gegenseitig bekannt, so daß sie mit Fug und Recht in den Kalkül gezogen werden können. Jeder Plan zu einem Feldzuge ist die Auswahl eines Weges unter tausend denkbaren. Je größer die kriegführenden Staaten sind und die Massen, welche sie in Bewegung setzen, um so größer ist die Zahl der möglichen Kombinationen, und es wird, wenn man aufrichtig reden will, dann ganz unmöglich, alle zu erschöpfen. Darum bleibt man auch mehr oder weniger immer dabei stehen, einen fertigen Plan hinzustellen und es dem Takt des Urteils zu überlassen, das Treffende wie das Fehlerhafte desselben herauszufühlen. In vielen Fällen wird dadurch alle weitere Entwickelung der Gründe unnötig, denn einem geraden das heißt unverdrehten Verstande wird die Wahrheit und das Richtige schon in der bloßen Zusammenstellung im Augenblick klar; ein solcher Verstand hat eine Art von musikalischem Gefühl für die Wahrheit, welches unreine Verhältnisse wie Mißtöne leicht unterscheidet. – So ist es im praktischen Leben. – Hier aber, wo wir an einem Beispiele die Anwendung der Theorie klar machen wollen, muß uns freilich daran gelegen sein, den Faden der Vorstellungen einmal genau zu verfolgen, den Plan aus unsern Grundsätzen klar zu konstruieren und ihm dadurch gewissermaßen die Notwendigkeit zu geben, welche jede philosophische Wahrheit hat. Es braucht uns Niemand daran zu erinnern, daß wir uns auf einem Felde befinden, welches für absolute Wahrheit sehr wenig geeignet ist; wir sind weit entfernt, unsere Grundsätze der Kriegskunst für absolute Wahrheiten zu halten, und eben so wenig das Resultat, welches sich in einem Beispiele aus ihnen ergibt; beide unterscheiden sich von den gewöhnlichen Räsonnements über solche Gegenstände bloß darin, daß sie aus dem Streben nach einem absolut Wahren hervorgegangen sind, daß das Resultat sich unmittelbar auf die Grundsatze stützt, die Grundsätze auf die Erscheinungen, aus denen sie gezogen sind. Diese Art, die Sache in diejenigen Formen des Denkens zu bringen, die in den strengen Wissenschaften herrschen, ist hauptsächlich der Art von Räsonnements entgegengesetzt, die in der Theorie des Krieges allzu gewöhnlich ist, daß der Autor, ohne sich um den Anfang der ganzen Vorstellungsweise zu bekümmern, aus irgend einem ihm besonders angenehmen Standpunkte heraus rückwärts und vorwärts demonstriert, das Nächste für das Wichtigste hält und so eine Art von Panorama von dem Gegenstande entwirft, das weder Anfang noch Ende hat, und in welchem Pro und Contra, Wenn und Aber, wie Wirbelwinde ihre Strudel in der Luft kräuselnd ziehen. Nicht was wir gedacht haben, halten wir für ein Verdienst um die Theorie, sondern die Art, wie wir es gedacht haben. Übrigens wiederholen wir noch einmal, daß hier, wie in allen praktischen Dingen, die Theorie mehr da ist, den praktischen Mann zu bilden, sein Urteil zu erziehen, als ihm in der Ausübung seines Geschäfts unmittelbar beizustehen…“

König Wenzel

Anno 1361 wurde in Nürnberg unser alter deutscher König Wenzel geboren. Der Sohn Kaiser Karls des Vierten und der Anna von Schweidnitz saß von Anno 1378 bis Anno 1400 auf dem deutschen Thron. Sein spöttischer Beiname der Faule bezeichnet seine Herrschaft sehr treffend. Aufgrund seiner Unfähigkeit befehdeten sich die Fürsten und Städte lange Jahre, was im Allgemeinen (mit Ausnahme der Schweiz) mit dem Sieg der Fürsten endete. Gegenkönige gab es in deutschen Land wohl schon früher, aber meistens wehrte sich der bisherige Throninhaber doch gegen seinen Sturz. Nicht so Wenzel der Faule, der Anno 1400 kampflos Ruprecht von Bayern das Feld überließ. Trotz zweier Ehen brachte Wenzel der Faule keine Nachkommenschaft zustande. Er überließ sein Hausgut Böhmen schließlich seinem Halbbruder Sigismund. Ein Grund für die Faulheit oder Schwäche Wenzels ist wohl in der Unzulänglichkeit seiner Hausmacht zu finden. Alle deutschen Regierungen, die zumindest halbwegs glücklich waren, stützen sich auf eine starke Hausmacht: Die Karolinger auf die Franken, die Ottonen auf Sachsen, die Salier auf Franken, die Staufer auf Franken, die Wittelsbacher auf die Pfalz und Bayern, die Habsburger auf Österreich und die Hohenzollern auf Preußen. Die Luxemburger aber auf Böhmen und damit hatten sie sprichwörtlich auf Sand gebaut. Wie wir später bei den Hussitenkriegen sehen sollten. Unser Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch kommt passend dazu nun auf Wenzels böhmische Hausmacht zu sprechen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„König Wenzels Schicksale in Böhmen. – Die ersten zwölf Jahre von Wenzels Regierung in Deutschland waren, bei allen seinen Fehlern, doch durch das Bestreben, den Landfrieden auszurichten, löblich und teilweise nicht ohne Erfolg gewesen; seine bessere Natur hatte ihn hier doch meistenteils zu besonnener und milder Handlungsweise geführt. In Böhmen trat er auch anfangs mit löblichen Vorsätzen aus; er hielt streng aus den Landfrieden, bestrafte den Straßenraub, üble persönlich in seiner Hauptstadt die Polizei, indem er die Brot- und Fleischladen besuchte, Betrügereien bestrafte, und selbst des Nachts verkleidet die Scharwachen begleitete, um Vergeben gegen die Sicherheit der Bürger und gegen die Sitten zur Strafe zu ziehen. Auch begünstigte er die Universität durch manche gute Anordnung, und sie blühte unter ihm fort. Allein bald wurde sein Verfahren gewaltsamer, despotischer und zuletzt grausam. Wohl mag die Ansicht, daß die rohere und unbändigere slawische Natur auch stärkerer Mittel zu ihrer Bändigung bedürfe, ihn geleitet haben, allein sein eignes launenhaftes und mit dem zunehmenden Alter immer jähzorniger werdendes Wesen trieb ihn über alles Maß, selbst einer nötigen Strenge, hinaus. Es wirkten hierbei mancherlei unglückliche Ereignisse mit. In der letzten Nacht des Jahres 1386 wurde ihm seine tugendhafte Gemahlin Elisabeth aus eine schreckliche Weise entrissen; indem sie ausstand, fiel einer der großen wütenden Hunde, welche Wenzel als leidenschaftlicher Liebhaber der Jagd aus allen Ländern herbeiholen ließ und selbst des Nachts in seinem Schlafgemache hielt, übel sie her und erwürgte sie, ehe Hülse kommen konnte. Wenzel hielt die Art ihres Todes geheim, aber sicher machte dieses schreckliche Ereignis einen zerrüttenden Eindruck aus ihn, den er durch Betäubungen aller Art zu verwischen suchte. Zwar vermählte er sich später, nach sechs Jahren, wieder mit der Tochter des Herzogs von Brabant, Sophie, allein sie scheint keinen Einfluß aus ihn gewonnen zu haben; auch erfreute er sich keiner Nachkommenschaft, und der Gram darüber mochte auch aus die Verwilderung seines Gemütes mitwirken. Ebenfalls starben die treuen und verständigen Räte seines Vaters, die er geerbt hatte, und er geriet in die Hände schlimmer Menschen, besonders des wüsten Erzbischofs von Prag, Johann von Jenzenstein, der an Jagden, Turnieren und Tänzen mehr Vergnügen fand, als an den Pflichten seines Amtes. Von seinen Brüdern und Vettern hat Wenzel auch keinen Beistand zur Herstellung des Gleichgewichts in seinem Gemüte erfahren, vielmehr haben sie mit dazu beigetragen, sein Leben zu verwirren. Durch Karls IV. Verkeilung hatte Wenzel Böhmen und Schlesien, Sigmund die Mark Brandenburg, Johann die Niederlausitz und Schweidnitz erhalten; Mähren besaßen Jobst oder Jodocus und Prokopius, Söhne von Karls IV. Bruder Johann Heinrich, den wir als Gemahl der Margaretha Maultasch kennen gelernt haben und der nach der Scheidung von dieser sich wieder vermählt hatte. Das Erbland Luxemburg war, nach dem kinderlosen Tode von Karls IV. jüngstem Bruder Wenzel, wieder an Böhmen gefallen. Sigmund war von seinem berechnenden Vater schon als Knabe mit Maria, der Tochter des Königs Ludwig von Ungarn, verlobt und in Ungarn erzogen worden, und erbte im Jahre 1382 wirklich nach Ludwigs Tode die Krone dieses Landes. Zu ihrer Behauptung gegen viele Widersacher bedurfte er aber großer Geldsummen und verpfändete, um sie zu erhalten, einen Teil der Mark Brandenburg an seine Vettern Jobst und Prokopius von Mähren, die das eben wieder beruhigte Land jedoch schmählich vernachlässigten. Zwischen Wenzel und Sigmund, welcher immer von jenem Hülse in seinen ungarischen Händeln forderte, von dem trägen Bruder aber nicht erhielt, bildete sich nach und nach ein feindliches Verhältnis, welches später zu Wenzels Unglück ausschlug, indem auch seine Stellung zu seinen eignen Untertanen immer übler wurde…“

Karl May

Anno 1842 wurde unser großer deutscher Dichter Karl May in Ernstthal im Sachsenland geboren. Einiger seiner Abenteuergeschichten kennt hoffentlich ein jeder. In seinen jungen Jahren drohte er auf die schiefe Bahn zu geraten, einige Jahre im Kerker belehrten ihn aber eines Besseren und so wirkte er ab Anno 1874 als freischaffender Dichter. Seine Herzensdame Emma Pollmer ehelichte er Anno 1880 und Anno 1903 heiratete er ein zweites Mal und zwar Klara Plöhn. Von seinen Werken habe ich mir die Erzählung „Old Surehand“ ausgesucht, in welcher uns unser Karl May einmal mehr in den Wilden Westen versetzt: https://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/primlit/reise/surehand/gr14/gr14-txt.pdf

„Auf meinen vielen Reisen und weiten Wanderungen habe ich, besonders unter den sogenannten Wilden und Halbzivilisierten, sehr oft Menschen gefunden, die mir liebe Freunde wurden und denen ich noch heute ein treues Andenken bewahre und bis zu meinem Tode weiter bewahren werde. Keiner aber hat meine Liebe in dem Grade besessen wie Winnetou, der berühmte Häuptling der Apatschen. Alle meine Leser kennen ihn, den edelsten der Indianer; sie wissen, wie ich mit ihm bekannt geworden bin, und daß meine Anhänglichkeit für ihn mich immer und immer wieder, selbst aus dem fernen Afrika und Asien, zu ihm hinübergetrieben hat in die Prairien, Wälder und Felsengebirge Nordamerikas. Selbst wenn meine Ankunft drüben eine nicht vorher bestimmte war und wir also kein Stelldichein hatten verabreden können, wußte ich ihn doch bald zu treffen. Entweder ritt ich in solchen Fällen nach dem Rio Pecos zu dem Sonderstamme der Apatschen, dem er entstammte, und hörte dort, wo er sich befand, oder ich erfuhr dies von den Westmännern oder Indianern, die mir begegneten. Winnetous Taten sprachen sich sehr schnell herum, und so oft er sich wo sehen ließ, wurde es bald in weitem Umkreise bekannt. Oft aber konnte ich ihm beim Scheiden sagen, wann ich wiederkommen würde, und dann wurde Ort und Zeit unsers Zusammentreffens genau vorher bestimmt. ich richtete mich dabei nach dem Datum, während er sich der indianischen Zeitbestimmung bediente, und so unzuverlässig dieselbe zu sein scheint, er war stets auf die Minute an Ort und Stelle, und es ist niemals vorgekommen, daß ich auf ihn zu warten hatte. Nur ein einzigesmal hatte es den Anschein, aber auch nur den Anschein, als ob er nicht pünktlich sei. Wir mußten uns hoch oben im Norden an dem sogenannten Couteau trennen und wollten uns vier Monate später unten in der Sierra Madre treffen. Da fragte er mich: „Mein Bruder kennt das Wasser, welches Clearbrook (Heller Bach) genannt wird?“ „Ja.“ „Wir haben dort mit einander gejagt. Besinnst du dich auf die Lebenseiche, unter welcher wir damals des Nachts lagerten?“ „Ganz genau.“ „So können wir uns nicht verfehlen. Der Wipfel dieses Baumes ist verdorrt, und wächst also nicht mehr. Wenn grad um die Mittagszeit der Schatten der Eiche fünfmal die Länge meines Bruders hat, wird Winnetou dort ankommen. Howgh!“ Ich hatte dies natürlich in unsere Zeitrechnung zu übersetzen, und war zur bestimmten Zeit dort. Es war weder Winnetou noch eine Spur von ihm zu sehen, obgleich die Schattenlänge der Eiche genau fünfmal die meinige betrug. Ich wartete mehrere Stunden lang; er stellte sich nicht ein. Ich wußte, daß ihn nur ein Unfall hindern konnte, ein einmal gegebenes Wort zu halten, und wollte darum schon besorgt um ihn werden; da kam mir der Gedanke, daß er schon hier gewesen sein und einen triftigen Grund gehabt haben könne, nicht auf mich zu warten. In diesem Falle hatte er mir ganz gewiß ein Zeichen hinterlassen. Ich untersuchte also den Stamm der Eiche, und richtig! es steckte in demselben in Manneshöhe ein kleiner, verdorrter Fichtenzweig. Da eine Eiche keine Fichtenzweige hat, so mußte er mit Absicht angebracht worden sein, und zwar schon vor längerer Zeit, weil er vollständig vertrocknet war. Ich zog ihn heraus und mit ihm ein Papier, welches um sein zugespitztes, unteres Ende festgewickelt war. Als ich es aufgerollt hatte, las ich die Worte: „Mein Bruder komme schnell zu Bloody-Fox, den die Comantschen überfallen wollen. Winnetou eilt, ihn noch rechtzeitig zu warnen.“ Diejenigen meiner Leser, welche Winnetou kennen, wissen, daß er sehr wohl lesen und auch schreiben konnte. Er führte fast stets Papier bei sich. Die Nachricht, welche ich hiermit von ihm erhielt, war keine gute; sie machte mich um ihn besorgt, obgleich ich wußte, daß er jeder, auch der größten Gefahr gewachsen sei. Auch um Bloody-Fox wurde mir bange, denn er war sehr wahrscheinlich verloren, wenn es Winnetou nicht gelang, ihn noch vor der Ankunft der Comantschen zu erreichen. Und was mich selbst betrifft, so war auch meine Lage nichts weniger als unbedenklich. Bloody-Fox hauste auf einer, ja wohl der einzigen Oase des öden Llano estakado, und der Weg dorthin führte durch das Gebiet der Comantschen, mit denen wir oft feindlich zusammengeraten waren. Wenn ich in ihre Hände fiel, war ich sicher für den Marterpfahl bestimmt, zumal dieses Indianervolk vor längerer Zeit „die Kriegsbeile ausgegraben“ und mehrere viel Beute einbringende Raubzüge unternommen hatte. Unter diesen Umständen wäre ein anderer wohl zunächst auf seine eigene Sicherheit bedacht gewesen und hätte es wahrscheinlich für geraten gehalten, der Aufforderung Winnetous nicht zu folgen; mir aber kam dieser Gedanke gar nicht in den Sinn. Winnetou hatte sich mir voran ganz unbedenklich in dieselben Gefahren begeben, die mir bevorstanden, wenn ich ihm jetzt folgte. Sollte ich weniger Mut zeigen als er? Als er seine Aufforderung in den Stamm des Baumes steckte, war er überzeugt, daß ich derselben sofort nachkommen werde. Sollte ich dieses Vertrauen täuschen? Konnte ich ihm jemals wieder ruhig und offen in die Augen sehen, wenn ich mich jetzt feig aus dem Staube machte? Niemals! …“

Kaiser Karl der Fünfte

Unser alter deutscher Kaiser Karl der Fünfte war halt noch ein deutscher Herrscher von altem Schrot und Korn und daher gedenke ich seinem Geburtstag gerne. Wenn ich bedecke, was sich heute für Gezücht, auf Geheiß der VS-Amerikaner, anmaßt auf dem deutschen Thron zu sitzen, so kommen mir einmal mehr die Verse des Sängers Homers in den Sinn:

„O ihr Götter, ins Lager des übergewaltigen Mannes

Wollten jene sich legen, die feigen verworfenen Menschen!

Aber wie wenn in den Dickicht des starken Löwen die Hirschkuh

Ihre saugenden Jungen, die neugeborenen, hinlegt,

Dann auf den Bergen umher und kräuterbewachsenen Tälern

Weide sucht, und jener darauf in sein Lager zurückkehrt

Und den Zwillingen beiden ein schreckliches Ende bereitet:

So wird jenen Odysseus ein schreckliches Ende bereiten!

Wenn er, o Vater Zeus, Athene und Phöbos Apollon,

Doch in jener Gestalt, wie er einst in der fruchtbaren Lesbos

Sich mit Philomeleides zum Wetteringen emporhub

Und auf den Boden ihn warf, daß alle Achaier sich freuten:

Wenn doch in jener Gestalt Odysseus den Freiern erschiene!

Bald wär ihr Leben gekürzt und ihnen die Heirat verbittert!“

Anno 1500 kam er in Gent auf die Welt. Philipp der Schöne und Johanna (genannt die Wahnsinnige) von Spanien waren seine Eltern. Er folgte seinem Großvater Ferdinand dem Katholischen Anno 1516 auf den Spanischen Thron nach und wurde Anno 1519 zum deutschen Kaiser gewählt. In unserem alten deutschen Reich trat er das Erbe seines anderen Großvaters Maximilians des Ersten an. Im Westen wurde er von den Welschen und im Osten von den Türken angegriffen. Die Welschen schlug Anno 1525 sein Feldhauptmann Georg von Frundsberg vernichtend und setzte sogar deren König Franz fest. Im Osten wurde Anno 1529 Wien von Philipp dem Streitbaren mit nur 17,000 Mann gegen 150,000 türkische Kriegsknechte verteidigt. Innere Wirren hielten unseren Kaiser Karl den Fünften von einem erfolgreichen Gegenangriff ab. Mit der Reformation, den Bauernkriegen und dem Schmalkaldischen Bund hatte er zu kämpfen. Anfangs schien er siegreich und konnte nach der Schlacht von Mühlberg Anno 1547 auf dem geharnischten Reichstag von Augsburg seinen Willen weitgehend durchsetzen. Anno 1552 kam es aber zum allgemeinen Aufstand, der Anno 1555 mit dem Augsburger Religionsfrieden endete. Zugunsten seines Bruders Ferdinand danke er als Kaiser Anno 1556 ab und überließ zugleich den spanischem Thron seinem Sohn Philipp den Zweiten. Mit seiner Gemahlin Isabella von Portugal hatte er noch vier weitere Kinder. Zwei natürlich Kinder – Margarete von Parma und Johann von Österreich – hatte unser Kaiser Karl der Fünfte auch noch. Nachzulesen gibt es seine Geschichte bei unserem Hannusch in „Kaiser Karl V., seine Zeit und seine Zeitgenossen – Ein geschichtlicher Umriss“ und darin muß er nun mit den Welschen um Italien fechten: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016005_00001.html

„Er ging nach Deutschland – zur Kaiserwahl. Der römische Gesandte war wider ihn. Frankfurts Bürger schloßen ihre Tore. Da trat Friedrich „der Weise“ zurück. Man überlegte – zwanzig Tage lang. Endlich – fiel die Wahl auf Kaiser Maximilians Enkel. Die Freude – war allgemein. Als darauf – Heinrich von England – Karl’n seiner Freundschaft versicherte, und dabei bemerkte: „Karl habe drei gefährliche Feinde: König Franz, den Türken und das Mönchlein von Wittenberg“: da erwiderte der junge Kaiser: „Gott Dank! so stell‘ Ich denen – drei starke Widerparte: dem ersten – Meine Macht; dem ander’n: Meinen Mut; Mein An seh’n – dem dritten.“ Da kam der Reichstag zu Worms. (6. Jänner 1521) Luther, ein körniges Bild echtdeutscher Art, erklärte rundweg: „er werde kein Wort zurücknehmen von dem, was er für wahr erkannt, und eben niedergeschrieben“; und – das selbst gedichtete fromme Lied anstimmend: „Ein‘ feste Burg ist Unser Gott!“ verließ er die Reichsstadt. Auf diesem Tag geschah auch die Österreichische Erbteilung zwischen den Brüdern. Karl behielt Spanien, samt Zubehör in der „alten und neuen Welt“, und – das Burgunder-Erbe. Ferdinand nahm die übrigen „Erblande“, sammt der großen Anwartschaft auf die Königreiche Ungarn und Böhmen. So entsprangen aus Habsburgs geteiltem Stamm: vier spanische Könige; neun deutsche Kaiser und ein König. Karl fand an Franz einen nicht zu ermüdenden Gegner. Dazu kamen Aufstände in Kastilien und die Wirrnisse in „Germanien“. Stolz nahm er des Königs Fehdehandschuh auf. Es galt – Ober- und Mittelitalien. Franz wollte Alles; Venedig und Rom – ihren Anteil. Bald stand der Kaiser gerüstet. Prosper Colonna rückte vor Parma. Die Franzosen hatten kein Geld, die Schweizer zu bezahlen; und man wußte: „kein Geld – keine Schweizer!“ Nur Cremona, Alessandria, Genua und die Zitadelle zu Mailand konnten gehalten werden. Bloß in den Niederlanden mußte Franz von Sickingen dem edlen Bayard – Mezieres überlassen. Indes: Kardinal Wolsey, der sich mit allerlei hochfliegenden Gedanken trug, schrieb an des Kaisers Gesandte: „Venez et Vous serez bien-venus; demandez et Vous aurez tout; parlez franchement et Nouz dirons: „Amen!“ a tout ce, que Vous direz.“ Da kam es zur Schlacht bei Bicocca. Georg von Frundsberg war dabei, mit seinen derben Lanzknechten aus Tirol und Schwaben; er, der einmal dem Feldherrn Alviano sagen ließ: „Wohl hab‘ ich nackte Knaben. Aber, wenn denen ein Becher Wein im Busen glüht; so sind sie mir lieber, als euer welsches Volk, in Eisen und Stahl gekleidet. Lieber – ehrbar umkommen, als schimpflich abzieh’n! Alles steht nicht gut; aber Alles steht – zum Glück! denn: viel‘ Feind, viel Ehr‘!“ – Als nun die Schweizer, darunter auch ein Arnold von Winkelried, des tapfer’n Frundsberg ansichtig wurden, riefen sie ihm zu: „Du auch da, alter Gesell? heut‘ fällst du von unserer Hand!“ – „Oder Ihr durch Uns, so Gott uns hilft!“ war die Antwort. – Fünftausend Schweizer, zweiundzwanzig ihrer Hauptleute, darunter – jener Hochsprecher, kamen um. Der Rest ging in die Heimat. Ein französischer Ritter sprengte, wie ein Rasender, mitten hinein in die kaiserlichen Haufen, g’rade auf Frundsberg los! Er wird entwaffnet. Befragt, antwortet er: „siebzig junge Leute hätten sich zusammengetan, dem tapfer’n Führer zu Leib zu geh’n, wo sie ihn fänden. Er, in der Hitze, hätte geglaubt, die neun und sechs zig seien dicht hinter ihm.“ – Da lachte Frundsberg, und gab ihn frei, ohne Lösegeld; dazu – Handschlag und Zehrung, und ein Pergament: „daß, hält’er das für den Kaiser getan, er ehrlich und ritterlich gehalten sein müßte, sein Leben lang!“ – Marignano und Bicocca hatten den Glauben an die Unüberwindlichkeit der Schweizer erschüttert. Franz Sforza saß wieder in Mailand…“

Georg Friedrich Händel

Anno 1685 wurde Georg Friedrich Händel geboren, einer unserer größten deutschen Tondichter. Vor allem das Sing spiel hat ihm viel zu verdanken. Um die 70 Werke dieser Gattung schrieb er im Laufe seines Schaffens. Aber auch seine anderen Werke können sich sehen lassen, man denke hier etwa an seine Feuerwerks- und Wassermusik. Doch genug geschrieben. Musik muß gehört werden. Daher gibt es nun eine kleine Kostprobe aus Händels Werk und zwar sein Singspiel über den römischen Heermeister Flavius Aetius, der mit uns Deutschen die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern gegen die Hunnen geschlagen hat… https://www.youtube.com/watch?v=OkU6NQoZdrE Dazu geht es bei unserem Armin Stein in „Georg Friedrich Händel. Ein Künstlerleben“ ein Stückchen weiter:

„Den alten Christoph jammerte der Knabe, und er legte ein gut Wort bei dem Vater ein; da legte sich langsam des Vaters Zorn. Er hob den Knaben zu sich auf den Wagen, hielt es aber für angemessen, demselben noch eine lange, gediegene Strafpredigt zu halten, welche der Friedrich geduldig über sich ergehen ließ. Zuletzt fiel ihm seine Frau ein, wie diese sich daheim ängsten werde, wenn der Friedrich nicht zum Vorschein käme; da wagte der Friedrich den Erregten zu beruhigen mit der schüchternen Bemerkung: „Die Barbara weiß es.“ „Ja, ja, die Barbara!“ fuhr Händel zornmütig auf. „Die sagt zu allen deinen bösen Streichen Amen. – Aber diesmal freilich ist’s ein Glück, daß sie um deinen Anschlag weiß, denn sonst müßten wir wohl oder übel wieder umkehren.“ Der Alte hüllte nun den Kleinen vorsorglich in eine Reisedecke, und die Fahrt ging weiter. Durch das, was ringsum das Auge sah, wurden die Gedanken langsam von dem Vorfall abgezogen, und es bahnte sich allgemach eine ganz vergnügte Unterhaltung zwischen den drei Insassen des Wagens an, welcher am Nachmittag durch das Tor des Städtleins Weißenfels wohlbehalten einrumpelte. Bei dem alten Hofknopfmacher Leisetritt, einem Jugendfreund Händels, in dessen Haus man abstieg, gab’s einen herzlichen Willkomm, noch wärmer aber umarmte eine Viertelstunde später der herzogliche Kammerdiener Christian seinen kleinen Stiefoheim, der nach hastig eingenommenem Imbiß ihn sofort aufgesucht hatte. Christian machte sich um des lieben Besuches willen vom Dienst frei, um dem Friedrich die Stadt und ihre Herrlichkeit zu zeigen. Da war nur freilich nicht viel Herrliches zu sehen. Das sollte eine Residenz sein? Nun ja, da oben auf dem Berge stand ein großes hübsches Schloß, aber die Stadt entsprach mit ihrem miserablen Pflaster, auf welchem man zur Nachtzeit half und Beine brechen konnte, mit den zahlreichen Strohdächern und dem unsäglichen Schmutz ihrer Würde gar wenig. Freilich mußte man nicht an dem äußeren Augenschein haften bleiben. Es ging vom Hof eine Bewegung aus, die ein reges geselliges und geistiges Leben schuf. Herzog Johann Adolf war ein großer Liebhaber und Schützer der Musen. An seinem Hof sammelte sich eine ansehnliche Zahl von Künstlern. Die Malerei war durch drei in ihrem Fach hochangesehene Männer vertreten, die Hofpoeten Linke, Riemer und Neumeister wetteiferten miteinander in Hervorbringung gepriesener Dichtwerke, der Hoforganist Christian Edelmann war auf seinem Instrument wohl zu Hause und der Hofkapellmeister Johann Philipp Krüger leitete eine Musikbande, welche weithin begehrt war und die herzogliche Hofoper auf eine für jene Zeit beträchtliche Höhe brachte. Von dieser Oper hatte der Friedrich schon manches gehört, was seine Phantasie in hohem Maß erregt hatte In Halle war ja damals etwas derartiges nicht mehr zu haben, denn mit dem Tod des Administrators August und dem Übergang des Erzstifts Magdeburg in kurbrandenburgischen Besitz war die hallische landesherrliche Kapelle nach Weißenfels übergesiedelt. Eine der ersten Fragen, mit welcher Friedrich auf seinen Führer einstürmte, war daher die, ob er wohl Gelegenheit haben werde, während seiner Anwesenheit in Weißenfels ein Singspiel zu sehen. Christian konnte ihm fröhlichen Bescheid geben: „Es trifft sich gut, Friedrich: morgen ist Vorstellung, und was für eine! Es wird vorgeführet werden „Nero, der verzweifelte Selbstmörder“, ein Trauerspiel mit untermischten Gesängen, welches von dem Publikum zum fünftenmal begehret wird. – Aber siehe dir dort das Rathaus an, Friedrich! Es ist ein uraltes Gebäu und der Stolz der Stadt. Im vorigen Jahrhundert – – – …“

Die Schlacht bei Pavia

Anno 1525 hat unser Heermeister Georg von Frundsberg die Welschen vernichtend bei Pavia geschlagen. Mit 23,000 Mann trat er gegen 26,000 Welsche an und schlug diese mit einem Verlust von 12,000 Toten und 9000 Gefangenen und Verwundeten in die Flucht. Wir selbst erlitten nur einen Verlust von 500 Mann und hatten 500 Verwundete. Neben der (fast) gänzlichen Vernichtung des Welschenheeres wurde auch der Welschenkönig Franz I. gefangengenommen und mußte den Frieden von Madrid unterzeichnen, den der Schuft natürlich umgehend nach seiner Freilassung widerrufen hat. Ein schöner Auftaktsieg zu Beginn der neuzeitlichen Welschenkriege, die ja bis zum heutigen Tag andauern. Gefeiert werden muß das Ganze natürlich mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met. Einen sehr ausführlichen Bericht der Schlacht von Pavia finden wir bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Wilhelm Barthold in „George von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation“ und darin beginne ich mit der Aufstellung zur Schlacht: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10063330_00005.html

„Als die Nacht, welche Freitag dem 24. Februar, dem Feste des Apostels Matthias, vorangeht, unfreundlich und mondlos, aber sternenklar über der winterlichen Landschaft lag, brachen so geräuschlos als möglich Hauptmann Salzedos Werkleute an der Mauer des Tiergartens auf der Nordseite, unweit der Kartause, und müheten sich mit harten Stößen des Sturmzeugs einen Eingang zu öffnen; hinter den Guastadori brannte das angezündete Lager auf und rotteten sich die Fähnlein der Spanier und Landsknechte gar wunder und furchterregend anzuschauen; denn alle Kriegsleute, auch die Harnische trugen, hatten ihre Hemden über den Stahl geworfen, andere die wie ein Teil der Landsknechte, weder mit Panzern noch überflüssig mit Linnen versehen, hefteten weißes Papier auf die Brust. An der Morgenseite des französischen Lagers bei Sankt Lazzaro und am Tessino, erscholl gleichzeitig lautes Getöse von Heerpauken und Trompeten, untermischt mit dem Gekrach der Hakenbüchsen, bewegten sich, wie zur Camisade, rufende Scharen hin und her vor der Lagerfront und lockten die wachmüden, verdrossenen Fußvölker und Hommes d’armes aus unruhigem Schlummer in die dem wahren Einbruch entgegengesetzte Richtung. Aber das alte Gemäuer bot so harten Widerstand, daß, ungeachtet ganze Fähnlein rüstiger Knechte mit den Kriegswiddern dagegen liefen, erst kurz vor Tage eine Lücke, etwa sechzig Schritte reit, geöffnet war. Die kalte, lange Nacht gab manchem verstockten Gesellen Raum, sein Seelenheil vordem gefährlichen Tagewerke, welches seiner harrte, zu bewahren. Häufig sah man weißschimmernde Kriegsleute den Feldkapellanen und sonstigen Priestern reumütig Beichte ablegen, oder sich, als gelte es Trennung für immer, brüderlich umarmen; „nicht“, wie der Spanier sagt, „aus Kleinmut, sondern aus löblicher Vorsicht, welche Christen in ähnlichem Beginnen wohl ansteht.“ So edlen Drang Unsittliches von sich abzutun zeigte vor andern ein vornehmer Spanier, der Kapitän Don Alonso de Cordoba; er schickte seinen Kapellan zur Donna Teonsa, „seiner Amiga“, welche ihm zwei Söhne geboren; als sie herbeigekommen aus dem hintersten Trotz, sprach er: „Sennora, ich fechte hier für drei, für mich und meine Söhne; damit ich aber für viere streite, bin ich entschlossen mich vor Gott zu demütigen und euch zum ehelichen Weibe, meine Knaben zu rechtmäßigen Söhnen zu machen. So werde ich mit größerem Mute mein Leben in Gefahr geben und Gott wird mir beistehen.“ Die Donna warf sich ihm gerührt zu Füßen; der Priester segnete das Paar ein und Alonsos Brüder billigten die christliche Handlung. Schon begann die Nacht zu entfliehen und der Nebel sich aufzuschwingen, als der ungeduldige Marchese di Pescara den Vorderzug, fünf Fähnlein auserlesener Landsknechte und ebenso viel Spanier, zusammen viertausend Mann, in eigner Person durch die Bresche führte, eine kleine Anhöhe bestieg, und als er von dort aus die Bewegung im französischen Lager erblickte, freudig die drei Kreidschüsse zur Benachrichtigung Leivas zu lösen und allen Heerhaufen vorzurücken befahl. Nach einem edlen Wettstreite unter den Nationen, als die Italiener sich geweigert den Spaniern zugestellt zu werden, weil im Falle des Sieges diese allein die Ehre sich beizulegen, bei einer Niederlage dagegen die Schuld auf die Schlachtgenossen zu schieben geneigt wären, sollten außer der gemischten Avantgarde die Völker abgesondert ihre Mannhaftigkeit zeigen. Nur mit Mühe hielt der Marchese seinen Brudersohn, Alfonso del Basto, des Hauses Davalos einzige Hoffnung (weil dem Pescara seine Frau, die geistreiche und gefeierte Dichterin Victoria, Fabrizio Colonnas Tochter, keine Kinder geschenkt), von der Führung des Vorderzugs zurück; der ehrgeizige Jüngling mußte bei seiner Gendarmeriekomapanie im Reitertreffen bleiben. So eilte denn der Marques de Civita de Sant Angel mit vierhundert wohl berittenen leichten Albanesen den Weg nach Mirabello zu, und ihm folgten in hastigem Sturmschritte gehn deutsche und spanische Fähnlein. Der Abkömmlinge des großen Türkenwürgers Skanderbegs ritt ein leichtes kastanienbraunes Roß, das zum Unheil seines Herrn nicht mit Kettenzügeln und festen Schnallen versehen war; über dem Harnisch trug er einen carmoisinroten Waffenrock, die Decke des Tiers von gleicher Farbe. Die Reiterwacht des Genuesers Giustiniani, welcher im Parke zunächst lag und auf das Getöse des Sturmzeugs bereits stutzig geworden, ward geworfen, und der Weg nach dem Jagdschlosse, ungefähr zwei italienische Meilen von der Nordseite des Parks entlegen, ungehindert durch die Vernacula, eingeschlagen…“

Die Winterschlacht in Masuren

Anno 1915 wurden die Russen in der Winterschlacht von Masuren geschlagen. Getobt hat diese berühmte Schlacht vom 7. Februar an und heute fand sie ihr Ende. Die dritte vernichtende Niederlage der Russen in Ostpreußen. Zugefügt haben ihnen diese einmal mehr unsere Dioskuren Hindenburg und Ludendorff. Gekostet hat sie die Russen an Toten, Verwundeten und Gefangenen um die 170,000 Mann, während sich unsere deutschen Verluste auf nur 16,000 Mann beliefen. Unser alter Generalstabschef Ludendorff hat uns einen Bericht der Winterschlacht in Masuren in seinen Kriegserinnerungen gegeben und diesen tragen wir Panzertiere zur Feier des Tages vor. In seinen Kriegserinnerungen schildert uns unser General Ludendorff das Eintreffen der spärlichen Verstärkungen: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen

„Zur Verstärkung der Südfront kam bereits Anfang Februar während des Aufmarsches der vier Korps von der IX. Armee her das XX. Armeekorps in die Gegend südöstlich Ortelsburg. Es war bereit, auch auf Lomsha und Myschinjetz vorgezogen zu werden. Später folgten das I. Reservekorps und die VI. Kavalleriedivision nach Willenberg, die III. Infanteriedivision nach Neidenburg und die I. Gardereservedivision der Armeeabteilung Woyrsch in die Gegend von Soldau. Der Aufmarsch dieser Teile konnte etwa bis zum 20. Februar beendet sein. Sie waren absichtlich spät gefahren. Wir befürchteten, daß so umfassende Bewegungen aus dem besetzten Polen heraus nicht geheim bleiben und den Schlag in Ostpreußen verraten könnten. Ich legte auf die Geheimhaltung zur Sicherstellung des Erfolges entscheidenden Wert. Später sind noch mehr Divisionen aus der Front westlich der Weichsel gezogen worden. Dies wurde möglich, als sich auch der Feind dort schwächte. Das Verschieben der Kräfte bildete ein vollständiges Wechselspiel, das viel Aufmerksamkeit erforderte. Jetzt mußte man allerdings nachträglich die Frage aufwerfen: war es richtig gewesen, deutsche Truppen in die Karpaten zu schicken? Zweifellos haben sie bei dem Winterfeldzug östlich der Weichsel gefehlt. Eigentlich gehörten sie dorthin, so wie die k. u. k. Armee aber nun einmal war, in die Karpaten. Sie gebrauchte die Stütze. Mir wäre es indes erheblich schwerer geworden, die Abgabe zu befürworten, wenn ich damals schon klar gesehen hätte, daß wir die vier Armeekorps bekommen würden. Ich kann auch nicht beurteilen, ob die Oberste Heeresleitung nicht jetzt schon in der Lage gewesen wäre, weitere Kräfte im Westen für den Osten freizumachen, wie sie es im April tat. Jeder Zuwachs wäre uns natürlich willkommen gewesen. Der große Entschluß alles gegen Rußland einzusetzen, wurde erst später gefaßt. In dem polnischen Weichselbogen hatte inzwischen örtliche Kämpfe ihren Fortgang genommen. Wie weit dadurch die Aufmerksamkeit der Russen gefesselt wurde, war zweifelhaft. Im allgemeinen darf man sich von solchen Ablenkungen nicht zu viel versprechen, solange die feindlichen Truppen zuverlässig sind und halten. Erst wenn infolge von ungünstigen Erscheinungen die Führung sich unsicher fühlt, dann erlangen sie Bedeutung. Werden Demonstrationen zu taktischen Kampfhandlungen, die größere örtliche Erfolge zeitigen können, dann liegt die Sache schon anders. Um die Russen an die Fortsetzung des Angriffs glauben zu machen, sollte Ende Januar die IX. Armee in der Gegend von Bolimow mit Kraft angreifen. Die Oberste Heeresleitung stellte uns hierfür 18,000 Schuß, und zwar Gasmunition zur Verfügung. Es ist charakteristisch für die Auffassung jener Tage, daß diese Munitionsmenge als etwas ganz Besonderes angesehen wurde. Im Osten haben wir nie Munitionsmangel gehabt, wir hatten stets so viel, wie bei den schlechten Wegen der Nachschub im Bewegungskrieg leisten konnte, und im Stellungskrieg wurden damals noch keine großen Bestände niedergelegt. Im Westen aber lagen die Verhältnisse anders; da mangelte es an Munition empfindlich. Alle kriegführenden Nationen hatten ebensowenig die Wirkung des stark zusammengefaßten Artilleriefeuers wie den Munitionsverbrauch richtig eingeschätzt. Als Chef der Aufmarschabteilung im Frieden habe ich dauernd auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Friedensmunitionsbestände so zu erhöhen und zu bemessen, daß sie bis zum Einsetzen der Mobilmachungslieferungen reichten. Ich bin nicht auch nur annähernd in dem gebotenen Umfange durchgedrungen. Ein Munitionsmangel wäre auch eingetreten, wenn man meine Anträge ausgeführt hätte; der Verbrauch war zu gewaltig. Wir hätten die Krise aber eher überwunden und wären vielleicht mit der Munitionsanfertigung in die Vorhand gekommen, statt schließlich immer in der Hinterhand zu bleiben. Oberstleutnant Bauer hatte schon im Herbst 1914 verdienstvoll eingegriffen. Der Angriff der IX. Armee bei Bolimow fand am 31. Januar statt. Für eine Gaswirkung war es zu kalt; das wußte man damals noch nicht. Auch sonst war nicht alles so, wie man es wünschen konnte. Wir machten ein paar tausend Mann zu Gefangenen, im übrigen war der taktische Erfolg gering. Der Eindruck aber, den der Angriff auf den Russen gemacht hat, war groß. Er war damit strategisch das Erhoffte erreicht…“

Arthur Schopenhauer

„Auf deutschem Boden hat Schopenhauer, auf englischem John Stuart Mill der Lehre von den sympathischen Affektionen und vom Mitleiden oder vom Nutzen Anderer als dem Prinzip des Handelns die meiste Berühmtheit gegeben: aber sie selber waren nur ein Echo, – jene Lehren sind mit einer gewaltigen Triebkraft überall und in den gröbsten und feinsten Gestalten zugleich aufgeschossen, ungefähr von der Zeit der französischen Revolution an, und alle sozialistischen Systeme haben sich wie unwillkürlich auf den gemeinsamen Boden dieser Lehren gestellt. Es gibt vielleicht jetzt kein besser geglaubtes Vorurteil, als dies: dass man wisse, was eigentlich das Moralische ausmache. Es scheint jetzt Jedermann wohl zutun, wenn er hört, dass die Gesellschaft auf dem Wege sei, den Einzelnen den allgemeinen Bedürfnissen anzupassen und dass das Glück und zugleich das Opfer des Einzelnen darin liege, sich als ein nützliches Glied und Werkzeug des Ganzen zu fühlen: nur dass man gegenwärtig noch sehr schwankt, worin dieses Ganze zu suchen sei, ob in einem bestehenden oder zu begründenden Staate, oder in der Nation oder in einer Völker-Verbrüderung oder in kleinen neuen wirtschaftlichen Gemeinsamkeiten. Hierüber gibt es jetzt viel Nachdenken, Zweifeln, Kämpfen, viel Aufregung und Leidenschaft; aber wundersam und wohltönend ist die Eintracht in der Forderung, dass das Ego sich zu verleugnen habe, bis es, in der Form der Anpassung an das Ganze, auch wieder seinen festen Kreis von Rechten und Pflichten bekomme, – bis es etwas ganz Neues und Anderes geworden sei. Man will nichts Geringeres – ob man es sich nun eingesteht oder nicht -, als eine gründliche Umbildung, ja Schwächung und Aufhebung des Individuums: man wird nicht müde, alles das Böse und Feindselige, das Verschwenderische, das Kostspielige, das Luxushafte in der bisherigen Form des individuellen Daseins aufzuzählen und anzuklagen, man hofft wohlfeiler, ungefährlicher, gleichmäßiger, einheitlicher zu wirtschaften, wenn es nur noch große Körper und deren Glieder gibt.“ (Friedrich Nietzsche, „Morgenröte“)

So streng geht unser Nietzsche – als letzter Jünger des Weingottes Dionysos – zwar mit unserem Arthur Schopenhauer ins Gericht, aber wir Panzertiere wollen trotzdem seinen Geburtstag ein wenig feiern. Dazu lesen wir aus seinen Werken, bebildern das Ganze ein wenig und schlürfen den ein oder anderen Schädel zu Ehren unseres großen deutschen Denkers. Anno 1788 erblickte er in unserer deutschen Hansestadt Danzig das Licht der Erdenwelt. Wie sein Vater sollte er Kaufmann werden und begann in Hamburg auch eine entsprechende Lehre. Diese beendete er aber nicht, sondern studierte ab Anno 1809 in Göttingen die Heilkunst und die Denkerei, was er von Anno 1811 bis Anno 1813 in Berlin fortsetzt und Anno 1813 in Jena seine Doktorwürde in der Denkerei erlangte. Den Rest seines Lebens verbrachte unser Schopenhauer mit dem Abfassen seiner Werke. Sein Hauptwerk ist bekanntermaßen „Die Welt als Wille und Vorstellung“ und daneben gibt es noch „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“, „Über das Sehen und die Farben“, „Über den Willen in der Natur“, „Die beiden Grundprobleme der Ethik“, „Aphorismen zur Lebensweisheit“, „Über die Universitätsphilosophie“ oder „Über Schriftstellerei und Stil“ von ihm zu lesen. Aus „Die Welt als Wille und Vorstellung“ lese ich ein weiteres Stückchen vor: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Schopenhauer,+Arthur/Die+Welt+als+Wille+und+Vorstellung

„Dasjenige, was Alles erkennt und von Keinem erkannt wird, ist das Subjekt. Es ist sonach der Träger der Welt, die durchgängige, stets vorausgesetzte Bedingung alles Erscheinenden, alles Objekts: denn nur für das Subjekt ist, was nur immer da ist. Als dieses Subjekt findet Jeder sich selbst, jedoch nur sofern er erkennt, nicht sofern er Objekt der Erkenntnis ist. Objekt ist aber schon sein Leib, welchen selbst wir daher, von diesem Standpunkt aus, Vorstellung nennen. Denn der Leib ist Objekt unter Objekten und den Gesetzen der Objekte unterworfen, obwohl er unmittelbares Objekt ist. Er liegt, wie alle Objekte der Anschauung, in den Formen alles Erkennens, in Zeit und Raum, durch welche die Vielheit ist. Das Subjekt aber, das Erkennende, nie Erkannte, liegt auch nicht in diesen Formen, von denen selbst es vielmehr immer schon vorausgesetzt wird: ihm kommt also weder Vielheit, noch deren Gegensatz, Einheit, zu. Wir erkennen es nimmer, sondern es eben ist es, das erkennt, wo nur erkannt wird. Die Welt als Vorstellung also, in welcher Hinsicht allein wir sie hier betrachten, hat zwei wesentliche, notwendige und untrennbare Hälften. Die eine ist das Objekt: dessen Form ist Raum und Zeit, durch diese die Vielheit. Die andere Hälfte aber, das Subjekt, liegt nicht in Raum und Zeit: denn sie ist ganz und ungeteilt in jedem vorstellenden Wesen; daher ein einziges von diesen, eben so vollständig, als die vorhandenen Millionen, mit dem Objekt die Welt als Vorstellung ergänzt: verschwände aber auch jenes einzige; so wäre die Welt als Vorstellung nicht mehr. Diese Hälften sind daher unzertrennlich, selbst für den Gedanken: denn jede von beiden hat nur durch und für die andere Bedeutung und Dasein, ist mit ihr da und verschwindet mit ihr. Sie begrenzen sich unmittelbar: wo das Objekt anfängt, hört das Subjekt auf. Die Gemeinschaftlichkeit dieser Grenze zeigt sich eben darin, daß die wesentlichen und daher allgemeinen Formen alles Objekts, welche Zeit, Raum und Kausalität sind, auch ohne die Erkenntnis des Objekts selbst, vom Subjekt ausgehend gefunden und vollständig erkannt werden können, das heißt in Kants Sprache, a priori in unserm Bewußtsein liegen. Dieses entdeckt zu haben, ist ein Hauptverdienst Kants und ein sehr großes. Ich behaupte nun überdies, daß der Satz vom Grunde der gemeinschaftliche Ausdruck für alle diese uns a priori bewußten Formen des Objekts ist, und daß daher Alles, was wir rein a priori wissen, nichts ist, als eben der Inhalt jenes Satzes und was aus diesem folgt, in ihm also eigentlich unsere ganze a priori gewisse Erkenntnis ausgesprochen ist. In meiner Abhandlung über den Satz vom Grunde habe Ich ausführlich gezeigt, wie jedes irgend mögliche Objekt demselben unterworfen ist, das heißt in einer notwendigen Beziehung zu andern Objekten steht, einerseits als bestimmt, andererseits als bestimmend: dies geht so weit, daß das ganze Dasein aller Objekte, sofern sie Objekte, Vorstellungen und nichts anderes sind, ganz und gar zurückläuft auf jene ihre notwendige Beziehung zu einander, nur in solcher besteht, also gänzlich relativ ist: wovon bald ein Mehreres. Ich habe ferner gezeigt, daß, gemäß den Klassen, in welche die Objekte ihrer Möglichkeit nach zerfallen, jene notwendige Beziehung, welche der Satz vom Grunde im Allgemeinen ausdrückt, in andern Gestalten erscheint; wodurch wiederum die richtige Einteilung jener Klassen sich bewährt. Ich setze hier beständig alles dort Gesagte als bekannt und dem Leser gegenwärtig voraus: denn es würde, wenn es nicht schon gesagt wäre, hier seine notwendige Stelle haben…“

Generalleutnant Raimund von Montecuccoli

„Ein vollkommener Feldherr besteht nur in der Idee, wie die Republik Platos, das Gravitationszentrum der Philosophen und der Stein der Weisen. Vollkommenheit ist den Menschen in nichts beschieden. Allein das Bewußtsein unsrer Unvollkommenheit darf uns nicht abhalten, Ideale aufzustellen, damit edle, von Ehrgefühl und Wetteifer beseelte Geister ihnen nahe kommen, wenn sie sie auch nicht ganz erreichen können. Überhaupt sind es die großen Beispiele und Muster, die die Menschen bilden. Wenn schon Helden wie Eugen, Conde, Turenne oder Cäsar unsre Bewunderung erregen, wieviel mehr muß uns dann erst ein Bild ergreifen, das ihre verschiedenen Vollkommenheiten vereinigt darstellt! Wie vieler gegensätzlicher Tugenden bedarf es doch für einen Feldherrn! Vor allem setze ich voraus, daß er ein Ehrenmann und ein guter Staatsbürger sei, Eigenschaften, ohne die alle Gewandtheit und Feldherrngaben mehr schädlich als nützlich sind. Ferner verlangt man von ihm Verstellungskunst und dabei doch den Anschein von Natürlichkeit, Sanftmut und Strenge, stetes Mißtrauen und unerschütterliche Ruhe. Er soll seine Soldaten aus Menschlichkeit schonen und doch zuweilen verschwenderisch mit ihrem Leben umgehen, soll mit dem Kopfe arbeiten und doch tatkräftig handeln, verschlossen und gründlich sein, über alles Bescheid wissen, nie eine Sache über einer andern vergessen und die kleinen Details, von denen so oft Großes abhängt, nicht vernachlässigen, noch als zu gering ansehen.“ (Friedrich der Große)

Einer jener großen Feldherren, die man sich zum Muster nehmen soll, ist unzweifelhaft unser Generalleutnant Raimund von Montecuccoli. Anno 1609 erblickte er in Modena das Licht der Erdenwelt und begann seine kriegerische Laufbahn Anno 1625 in unserem kaiserlichen Heer. Mit diesem machte er den 30jährigen Krieg mit und focht in den Schlachten von Breitenfeld und Nördlingen. Er stellte umfangreiche kriegsgeschichtliche Studien an und wurde schon Anno 1645 in den Hofgerichtsrat berufen. Im zweiten nordischen Krieg besiegte er die Schweden in Norddeutschland und wurde Anno 1664 von unserem Kaiser Leopold dem Ersten an die Spitze unseres Heeres in Ungarn gestellt. Dieses war kaum 40,000 Streiter stark und sah sich über 120,000 türkischen Kriegsknechten gegenüber. Bei Mogersdorf fiel die Entscheidung und der Abwehrsieg unseres Montecuccolis verschaffe unserem alten deutschen Reich fast 20 Jahre Ruhe im Osten. Im Westen gaben die Gallier dagegen keine Ruhe und so schlug ihnen unser Montecuccoli bei Sasbach Anno 1675 aufs Haupt und befreite unsere Stadt Bonn. Seine alten Tage verbrachte er als Hofkriegsratspräsident. Das Goldene Vlies stellt wohl seine bedeutendste Auszeichnung dar. Neben der Erhebung zum Herzog von Melfi. Anno 1658 ehelichte er die Gräfin Margarete von Dietrichstein. Drei Töchter und einen Sohn vergönnten die Nornen dem Paar. Zu lesen gibt es von unserem Generalleutnant von Montecuccoli die Bücher „Abhandlung über den Krieg“, „Von der Kriegskunst“, „Von den Schlachten“ und „Vom Kriege mit den Türken in Ungarn“ – welche von bleibenden Wert sind. In seinem Buch „Vom Kriege mit den Türken in Ungarn“ schildert uns unser Montecuccoli seine größte Waffentat, die Schlacht von Mogersdorf, selbst: https://archive.org/details/ausgewaehltesch02veltgoog

„Die Nacht des vorhergehenden gestrigen Tages, als den 31. Juli, hat der Feind mit starkem Kanonieren kontinuierlich unser Lager molestiert, gestern früh aber, wie er etliche Tausend hat ausgeschickt und man vermeint gehabt, er wollte unsere Wachen und Regimenter auf dem rechten Flügel angreifen, wurde der Feldmarschall Freiherr von Sporck mit tausend deutschen Reitern, Dragonern und Kroaten hinausgeschickt., denselben Flügel zu verstärken und zuzusehen, was des Feindes Vorhaben sein möchte; wie man all da vermerkt, daß es Fourageure waren, ist ihnen erwähnter Feldmarschall von Sporck nachgegangen und hat denselben Konvoi glücklich geschlagen, auch viele Kamele, Maulesel und andere Beute eingebracht. In währender dieser Zeit, ungefähr um neun Uhr Vormittags, hat sich der Feind mit seiner ganzen Macht an einen ihm vorteilhaften Ort, wo das Wasser über zehn Schritte nicht breit war und wegen eines ausgebogenen Winkels demselben großen Vorteil gegeben, aus seinem Lager heruntergezogen und mit seinen besten Fußvölkern und Reitern, welche über dem Wasser in Battaglia standen, einen Posten der Unsrigen angegriffen und überwältigt. Dieser Posten ist fast in der Mitte der Armee und wie aus dem Oberen zu ersehen, der Reichsarmee zu verwahren anvertraut gewesen, sintemalen die Abrede war, daß die kaiserliche Armee, welche die rechte Hand gehabt, die rechte Seite, die alliierte und französische Armee, so an der linken Seite gestanden, die linke Seite, die Reichsarmee aber, so in der Mitte gewesen, auch für sich den Mittelplatz verwahren und versehen solle, wo aber eine extra ordinari Not vorhanden und eine Armee nicht genügend wäre, dem Feinde an ihrem Posten allein zu widerstehen, sollten die anderen dazukommen und dem attackierten Posten entsetzen helfen. Wie nun der Feind mit der ganzen Macht diesen Posten angegriffen, sind von der kaiserlichen Armee das Schmidtsche Regiment zu Pferd und ein Bataillon von dem Nassau- und Kielmannseggschen Regiment zu Fuß, so am nächsten waren, gelaufen, ihren Posten zu defendieren. Die Macht des Feindes aber ist so groß gewesen, ein Teil der Reichsvölker auch so neu und unerfahren und wenig Stand gehalten, sind bald flüchtig geworden und ganz aus dem Feld gewichen, daß der Feind auf sie eingedrungen, selbige in Konfusion gebracht und den Unsrigen dadurch einen großen Vorteil abgewonnen; so hat auch das Schmidtsche Regiment zu Pferd, obwohl der Obrist davon geschossen worden und das Seinige getan, nicht recht Stand gehalten, wie insgleichen auch das Nassausche Regiment zu Fuß, welches ohne dem schwach und wie der Obrist Graf von Nassau geblieben, meistenteils niedergehauen worden. Darauf hat man von der Reichsarmee frische Völker und von den Kaiserlichen la Corona, Sparr und Tasso zu Fuß, wie auch Lothringen und Schneidau zu Pferd avancieren lassen, welche sich gar wohl gehalten, den Feind bis ans Wasser wieder zurückgetrieben und dem Schmidtschen Regiment, wie auch einem Teil von den zerstreiten Reichsvölkern Zeit gegeben sich zu recolligieren und wieder zu setzen. Der Feind aber hat unterdessen in großer Menge mit noch mehr Völkern über das Wasser und stark wieder auf die Unsrigen zugesetzt, daß sie in etwas zu weichen gezwungen worden und wie man gesehen, daß die ganze Macht des Feindes sich dahin genähert, sind auch die alliierten und französischen Völker zu Hilfe gekommen und von den kaiserlichen Völkern noch das Spieckh- und Piosche Regiment zu Fuß, wie auch das Rappanchsche zu Roß noch dazu gezogen worden. Es hat aber der Feind unterlassen Posten zu fassen und mit Laufgräben sich zu verschanzen angefangen, wie er dann auch zugleich eine halbe Stunde oberhalb mit der besten Reiterei übergegangen und eine halbe Stunde unterhalb sich eben andere Reiterei präsentiert, als wenn sie übergehen wollte. In diesem Moment hat man nun die Resolution gefaßt, auf allen Seiten und mit ganzer Macht auf den Feind zu gehen und denselben ehe daß er weiter verschanzte zu vertreiben; da haben dann auf ein gegebenes Zeichen die kaiserlichen Fußvölker, als Spieckh, Pio und Tasse, wie auch die drei Regimenter zu Pferd, Schneidau, Lothringen und Rappach auf der rechten, die schwäbischen Reichsfußvölker in der Mitte und die französischen Fußvölker und Reiter, welche gar wohl dabei getan, auf der linken Seite, in Form eines Halbmondes den Feind umfaßt und selbigen mit solcher Stärke und Mut auf allen Seiten zugleich angegriffen, daß der Feind nicht allein von seinem gefaßten Posten, mit Hinterlassung vieler Toter gewichen, sondern auch mit solcher Gewalt über das Wasser getrieben worden, daß Alles, was nicht niedergehauen worden, im Wasser ersoffen ist, aller maßen auch des Feindes Reiterei, so eine halbe Stunde oberhalb übergegangen, von dem Feldmarschall Freiherrn von Sporck mit dem Montecuccolischen und Sporckschen Regiment zu Pferd, gleichmäßig mit Hinterlassung vieler Toter geschlagen und hinüber gejagt, wie auch alle anderen Feindesparteien, so noch weiter oberhalb übersetzen wollten, von den Kroaten und Dragonern vertrieben, was aber auf der linken Seite über wollte, von der übrigen französischen Reiterei aufgehalten wurde. Nach diesem hat der Feind seine auf dem anderen Ufer stehenden Stücke verlassen, die Unsrigen aber hinübergeschwommen und dieselben vernagelt, auch etliche ins Wasser gestürzt. Das Gefecht ist sehr scharf gewesen und hat sieben Stunden lang aneinander, nämlich von neun Uhr Früh bis um vier Uhr Nachmittag, fortwährend gewährt. Der Toten und Gequetschten auf beiden Seiten sind viele und die besten Janitscharen, Albanesen und Spahi des Feindes, welche man in fünf bis sechs tausend Mann rechnet, geblieben, auch viele Fahnen von dem Feind erobert und viele Leute gefangen gemacht worden; Gott der Allmächtige wolle die christlichen Waffen weiters segnen und selbigen gegen diesen Feind alles Glück verleihen. Die Generalspersonen von allen Armeen haben sich allzeit auf der Walstatt befunden, sich stets in ein- und anderem unterredet und alles angeordnet, die Völker angeführt und nichts an Tapferkeit, Vernunft und aller guten Disposition ermangeln lassen. Gegeben im Feldlager eine halbe Meile oberhalb Sankt Gotthard an dem Raabfluß, den 2. August 1664…“