Karl vom Stein

Anno 1757 wurde unser Freiherr Karl vom und zum Stein in Nassau geboren. Er trat Anno 1780 in den preußischen Staatsdienst ein und brachte es bis Anno 1804 zum Finanz- und Wirtschaftsminister. Anno 1807 wurde er zum Staatsminister ernannt und seine Bestrebungen zur Wiederherstellung Preußens waren derart erfolgreich, daß er bereits Anno 1808 von Napoleon geächtet wurde. Den Marsch Preußens Gloria hat sich unser Freiherr vom Stein wahrlich verdient: https://www.youtube.com/watch?v=-TEGPelS3Ac Denn er hat den Ruhm unseres alten Preußens nicht nur gemehrt, sondern überhaupt erst bewahrt. Die von ihm angestoßenen Staatsreformen haben diesem nämlich seine Auferstehung Anno 1813 ermöglicht. In seiner kurzen Amtszeit hat er damit so unendlich viel mehr ausgerichtet als es etwa die liberalen Handpuppen der VS-Amerikaner in 70 Jahren vermocht haben – man täusche sich hierin nicht: Selbst wenn die liberalen Handpuppen der VS-Amerikaner unserem deutschen Vaterland nützen statt schaden wollten, so wie sie es jetzt auf Teufel kommt raus tun, so würden sie sich doch kaum besser schlagen. Um das ein wenig zu zeigen, trägt uns unser Freiherr von Stein nun seine Denkschrift über die „Beurteilung eines Entwurfs über Reichsstände“ vor, in welchem er sich ein paar Gedanken über die Teilnahme des Volkes an der Staatsverwaltung macht:

„Von der Notwendigkeit, der Nation eine Teilnahme an der Gesetzgebung, selbst an der Verwaltung einzuräumen, bin ich überzeugt sowie von der Richtigkeit der aufgestellten allgemeinen Bedingungen, unter denen diese Rechte zu übertragen sind, nämlich Entfernung sowohl von Ängstlichkeit als von Unvorsichtigkeit. Die Teilnahme der Nation an der allgemeinen Gesetzgebung und Verwaltung kann zwar nur durch Reichsstände ausgeübt werden, es bleibt aber noch immer ein wichtiger Geschäftskreis für die Provinzialstände übrig, nämlich Aufsicht auf die Provinzialbehörden und beratschlagende und ausführende Teilnahme an Einrichtungen, Anlagen, Verordnungen, die sich nur auf die Provinz beziehen. Die Bedürfnisse der Provinzen bleiben unbekannt und unabgeholfen, wenn allein durch die Staatsbehörden abgeholfen werden soll, man muß diesen durch Gemeinde- und Provinzialvorsteher zu Hilfe kommen und den Gemeindegeist an die Stelle einer alles durchgreifenden Bureaukratie setzen. Hiernach wird also der Grundsatz, „die Repräsentation muß eine und dieselbe sein“, für den ganzen Staat näher bestimmt. Der Einheitstendenz, welche man in der allgemeinen Versammlung befürchtet, wirkt am kräftigsten entgegen Zusammensetzung der Stellvertreter aus allen Provinzen und der eigentümliche Gang des Geistes des Deutschen, der langsam und bedächtig zu verfahren und in das Einzelne, oft in das Kleinliche zu gehen geneigt ist. Die Rechtlichkeit des Deutschen, sein ruhiges, besonnenes Wesen sichern gegen alle die Unregelmäßigkeiten und das wilde Wesen der französischen Volksversammlungen, und die Geschichte aller deutschen Republiken, aller deutschen Vereine, wozu ich auch die Schweiz und Holland rechne, beweist, daß ruhiges, besonnenes, gemeinschaftliches Beraten, pünktliches, treues Ausführen überall zu finden war, wo der Deutsche frei und ungestört seine Kräfte äußerte. Wir finden alle uns bekannte, einigermaßen gebildete Nationen in Stände eingeteilt, in eingeschränkten Monarchien ihre Teilnahme an der Regierung in verschiedenem Verhältnis bestimmt; darf man es also erwarten, daß eine solche allgemeine Einrichtung ohne Nachteil durch einen einzigen Beschluß vernichtet werde? Das Übergewicht eines Standes über seine Mitbürger ist nachteilig, ist eine Störung der gesellschaftlichen Ordnung, und man schaffe es ab. Der Adel im Preußischen ist der Nation lästig, weil er zahlreich, größtenteils arm und anspruchsvoll auf Gehälter, Ämter, Privilegien und Vorzüge jeder Art ist. Eine Folge seiner Armut ist Mangel an Bildung, Notwendigkeit, in unvollkommen eingerichteten Kadettenhäusern erzogen zu werden, Unfähigkeit zu den oberen Stellen, wozu man durch Dienstalter gelangt, oder Drängen des Brotes halber nach niedrigen, geringfügigen Stellen. Diese große Zahl halbgebildeter Menschen übt nun seine Anmaßungen zur großen Last seiner Mitbürger in ihrer doppelten Eigenschaft als Edelleute und Beamte aus. Man verringere also die Zahl der Edelleute, man hebe den Armenadel auf, und der übriggebliebenen geringeren Anzahl reicher Familien weise man einen politischen und amtlichen Wirkungskreis an, der sie zur Bildung und Entwicklung ihrer Kräfte auffordert. Reichtum vereinigt das eigene Wohl des Grundbesitzers mit dem allgemeinen, und durch die Erinnerung der Taten der Voreltern verbindet sich der Ruhm der Nation mit der Familienehre. Ist der reiche Adel von politischer Tätigkeit entfernt, so wird Trägheit und Genußliebe ihn beherrschen und ihn zu einer unnützen und verächtlichen Klasse herabwürdigen. Es werde also aus dem reichen Adel ein Oberhaus gebildet und dessen Glanz aufrecht erhalten durch Aufnahme von Männern von großem Ansehen, es entstehe aus Reichtum oder Verdiensten um den Staat. Die Stellvertreter einer Nation müssen das Vertrauen der Nation besitzen, mit ihren Wünschen und Bedürfnissen bekannt und unabhängig vom Einfluß und Einseitigkeit sein. Der größeren Anzahl der öffentlichen Beamten, zum Beispiel den unteren Hebungsbeamten, den unteren Militärpersonen, fehlt es an Bildung, Selbständigkeit, Bekanntschaft mit den Bedürfnissen der bürgerlichen Gesellschaft, Interesse an ihrer Erhaltung, Sittlichkeit, und sie werden die verständigen Handwerker, die mittlere Klasse der Grundeigentümer in keiner Hinsicht ersetzen. Sie werden bei ihrer Abhängigkeit von der Regierung ein blindes, leicht zu behandelndes Werkzeug in ihren Händen sein, und welche Achtung, welches Zutrauen wird eine Nationalrepräsentation genießen, die von einer Majorität, so aus Subalternen, Unteroffizieren und Dorfschulzen besteht, gewählt worden ist. Die Masse der Eigentümer der Nation besitzt eine Unabhängigkeit, die den in Vorschlag gebrachten Notabeln fehlt; sie nehmen an dem ganzen Vorrat der Ideen und Gefühle, die einer Nation gehören, einen überwiegenden Anteil; alle Einrichtungen des Staates wirken unmittelbar auf ihren eigenen Zustand, und die Erhaltung desselben bindet sie an Ruhe, Ordnung und Gesetzlichkeit. Den Eigentümern überlasse man also die Wahl und ersinne Formen, wodurch Ordnung, Besonnenheit, Stimmfreiheit erhalten werde. Da die Nation noch so wenig gewohnt ist, selbst zu handeln, so wenig mit ihrem eigenen Interesse, ihren eigenen Angelegenheiten, mit dem Standpunkt, auf dem sie steht, bekannt ist, so ist es unter den gegenwärtigen Umständen ratsam, ihr nur das Recht zum Gutachten, nicht zur Teilnahme an der Gesetzgebung beizulegen, die Verhandlungen jedoch zur allgemeinen Kenntnis des gesamten Volkes zu bringen und der Beratschlagungskammer oder dem Reichstag zugleich das Recht zu Anträgen auf neue Gesetze zu überlassen. Will man das Recht, auf Gesetze anzutragen, allein der Regierung erteilen, so benimmt man der Nationalversammlung einen der wesentlichsten Vorteile ihrer Einrichtung, den Einfluß auf das Fortschreiten der Gesetzgebung im Verhältnis des jedesmaligen Zustandes der bürgerlichen Gesellschaft, und dieses Fortschreiten wird allein von den Eigenschaften des Regenten und seiner Umgebungen abhängig gemacht. Überhaupt werden sich die Menschen erst durch Geschäfte bilden, und durch Handeln wird die Nation erst mit ihrer Geschäftsfähigkeit bekannt, und man wird anfangs zufrieden sein dürfen, wenn nur der fünfte Teil der Gewählten aus geschäftsfähigen Männern besteht. Es ist folgenreicher und wohltätiger, den Gang der Diskussionen zu ordnen, gewisse Formen, die zu beobachten sind, vorzuschreiben, als alle Gelegenheit zur Beredsamkeit, zu einem freien und edlen Vortrag über die große Angelegenheit des Staates zu unterdrücken. Die parlamentarischen Formen scheinen hinreichend zu sein, um allen Unordnungen und Mißbräuchen bei einer besonnenen, rechtlichen, verständigen Nation zuvorzukommen. Durch eine solche Art, die Geschäfte zu verhandeln, bildet sich in ihr ein praktischer Sinn für Geschäfte und eine Bekanntschaft mit den Personen, die sie zu behandeln fähig sind – und ich glaube, man muß bei den ruhigen Deutschen, die, wie einer unserer Schriftsteller sagt, unter allen Zeiten am meisten die Bedenkzeit lieben, eher Reizmittel anwenden als Opiate…“

6 Gedanken zu “Karl vom Stein

  1. Den Jahrestag der berühmten Schlacht von Tours und Poitiers feiern wir heute. Unser fränkischer Hausmeier soll mit seinen Recken im Jahre 732 bis zu 370,000 Sarazenen erschlagen haben. Diese Zahl scheint etwas hoch gegriffen zu sein, es besteht aber kein Zweifel daran, daß wir es hier mit einer Hauptschlacht (im Clausewitzschen Sinne) zu tun haben. Entscheidender als die beiderseitigen Heeresstärken und die jeweiligen Verluste ist aber der Ausgang der Schlacht und dessen Bedeutung. Die Sarazenen hatten das ganze Morgenland und Nordafrika überrannt und 711 unser westgotisches Königreich in Spanien (weitgehend) zerstört. Eine Niederlage des fränkischen Heeresaufgebotes hätte ähnliche Folgen haben können. Ob unsere Franken, zu deren Reich schon damals Schwaben, Bayern, Flandern, Burgund und Thüringen gehörten, ein neues Heer am Rhein hätten aufstellen können, muß bezweifelt werden. Ebenso ob unsere Sachsen allein dem arabischen Weltreich hätten widerstehen können. Kurzum: Wir dürfen hier also durchaus sagen, daß Karl der Hammer heute das Abendland gerettet hat. Weshalb dieser Schlachtensieg auch mit Met, Bier, Wein und Schnaps begossen werden sollte. Hätten nämlich die Sarazenen gesiegt, so gäbe es heute nur noch Früchtetee zu trinken! Die Vorgeschichte der Schlacht von Tours und Poitiers weiß uns der große englische Geschichtsschreiber Edward Gibbon ebenfalls zu berichten:
    „Der Verfall der fränkischen Monarchie konnte nicht fehlen, die Waffen dieser unersättlichen Schwärmer herbei zu locken. Klodwigs Nachkommen hatten den kriegerischen und kühnen Geist ihres Ahnherrn verloren; und Unglück oder Verschulden hat den letzten Königen aus dem merowingischen Stamme den Beinamen der Müßiggänger (faineans) zugezogen. Sie stiegen ohne Macht auf den Thron, und sanken ruhmlos ins Grab. Ein ländliches Schloß, in der Nahe von Compiegne war ihnen zu ihren: Aufenthalte, öder Gefängnisse, angewiesen; doch wurden sie alle Jahre im Monat März oder Mai, in einem mit Ochsen bespannten Wagen in die Versammlung der Franken geführt, um den fremden Abgesandten Gehör zu geben, und dis Verhandlungen des Hausmeiers (Major Domus) zu bestätigen. Dieser ursprüngliche häusliche Beamte war der Geschäftsverwalter der Nation, und der Herr des Fürsten geworden. Ein öffentliches Amt ging in das Erbteil einer Privatfamilie über: Der ältere Pippin ließ einen König von reifen Jahren unter der Vormundschaft seiner eignen Witwe – und ihres Kindes zurück; und diese schwachen Regenten wurden durch den unternehmendsten seiner unehelichen Söhne vom Throne gestoßen. Eine halb wilde und halb verdorbene Staatsverwaltung war beinahe so gut als aufgelöst; und die tributpflichtigen Herzoge, die Provinzialgrafen, und die freien Grundherren, fühlten sich versucht, die Schwäche des Monarchen zu verachten, und dem Beispiele des ehrgeizigen Hausmeiers zu folgen. Einer der kühnsten und glücklichsten unter diesen unabhängigen Großen war Eudes, Herzog von Aquitanien, der, in den südlichen Provinzen Galliens, sich das Ansehn, und selbst den Titel eines Königs anmaßte. Die Goten, die Gaskonier, und die Franken, versammelten sich unter der Fahne dieses christlichen Helden: er schlug den ersten Einbruch der Sarazenen zurück; und Zama, der Feldherr des Kalifen, verlor sein Heer und sein jeden unter den Mauern von Toulouse. Der Ehrgeiz seiner Nachfolger wurde durch Rache noch mehr angefeuert; die Sarazenen gingen mit dem festen Vorsätze der Eroberung, und den nötigen Mitteln ihn auszuführen, abermals über die Pyrenäen. Die vorteilhafte Lage, welche Narbonne zur ersten römischen Pflanzstadt empfohlen hatte, wurde auch von den Muselmännern gewählt: Sie eigneten sich die Provinz Septimanien, oder Languedok, als einen natürlichen Anhang zur spanischen Monarchie zu: Die Weinberge Gascognes, und die Stadt Bordeaux, wurden das Eigentum des Beherrschers von Damaskus und Samarkand; und das südliche Frankreich nahm, von der Mündung der Garonne bis zu der Mündung der Rhone, die Sitten und die Religion von Arabien an. Aber diese engen Grenzen wurden von dem Siege des Mute des Abdalrahman, oder Abderame, den der Kalif Hashem den Wünschen der Soldaten und des Volks von Spanien wieder gegeben hatte, gar bald überschritten. Dieser alte Krieger und unternehmende Feldherr sprach der Herrschaft des Propheten das ganze noch übrige Frankreich oder Europa zu; und rüstete sich, seinen Ausspruch an der Spitze eines furchtbaren Heeres zur Vollziehung zu bringen, voll Vertrauen, allen Widerverstand von Seiten der Natur oder der Menschen zu überwinden. Seine erste Sorge war gegen einen innerlichen Feind gerichtet, der die wichtigsten Pässe der Pyrenäen in seiner Gewalt hatte: Munuza, ein maurisches Oberhaupt, hatte sich mit dem Herzog von Aquitanien in ein Bündnis eingelassen; und Eudes gab, aus Rücksichten des Eigennutzes, oder des gemeinen Bestens, seine schöne Tochter den Umarmungen des ungläubigen Afrikaners preis. Aber die festesten Schlösser von Cerdagne wurden von einer überlegenen Macht umringt; der Rebell eingeholt, und in den Gebirgen erschlagen; und seine Witwe als Gefangne nach Damaskus geschickt, um die Begierden, oder wahrscheinlicher die Eitelkeit, des Beherrschers der Gläubigen zu befriedigen. Von den Pyrenäen rückte Abderame unverzüglich an die Rhone, ging über diesen Fluß, und belagerte Arles. Ein von Heer von Christen versuchte es, die Stadt zu entsetzen; die Gräber ihrer Anführer waren noch im dreizehnten Jahrhunderte zu sehen; und viele Tausende ihrer toten Körper wurden von dem reißenden Strome m das Mittelmeer getrieben. Auch an der Küste des Ozeans waren Abderames Waffen nicht minder glücklich. Er ging ohne Widerstand über die Garonne und Dordogne, die sich in dem Meerbusen von Bordeaux vereinigen; aber jenseit dieser Flüsse stieß er auf das Lager des unerschrocknen Eudes, der ein zweites Heer zusammen gezogen hatte, und eine zweite Niederlage erlitt, die für die Christen so nachteilig ausfiel, daß, nach ihrem eignen traurigen Geständnisse, Gott allein die Menge der Erschlagenen zu zählen vermochte. Der siegreiche Sarazene überzog die Provinzen von Aquitanien, deren gallische Namen in den heutigen Benennungen von Perigord, Saintonge, und Poitou, mehr verstellt als verloren gegangen sind: seine Fahnen wurden auf die Walle, oder wenigstens vor die Tore, von Tours und von Sens gepflanzt; und seine umherstreifenden Haufen verbreiteten sich über das Königreich Burgund, bis an dir bekannten Städte Lyons und Besancon. Das Andenken dieser Verheerungen – denn Abderame schonte weder des Landes noch der Bewohner – hat sich lange in den Volkssagen erhalten; und der Einfall der Mauren oder Mohammedaner in Frankreich ist die Grundlage jener fabelhaften Erzählungen, die in den Ritterromanen so abenteuerlich verunstaltet, und von der italienischen Muse so anmutig ausgeschmückt worden sind. Bei dem damaligen Verfalle der Gesellschaft und der Künste konnten die verlassenen Städte den Sarazenen nur eine geringe Beute darbieten; die reichsten Kostbarkeiten fanden sich in den Kirchen und Klöstern, die sie ihres Schmucks beraubten, und den Flammen preis gaben: und beide Schuhheilige, Hilarius von Poitiers und Martin von Tours, vergaßen, bei der Verteidigung ihrer eignen Grabmäler, von ihren Wunderkräften Gebrauch zu machen. Der siegreiche Heereszug der Sarazenen hatte einen Raum von mehr als tausend Meilen, von dem Felsen bei Gibraltar, bis an die Ufer der Loire, eingenommen; sie durften nur noch einmal so weit vordringen, um die Grenzen von Polen, und die schottischen Hochlande zu erreichen: Es ist nicht schwerer, über den Rhein zu kommen, als über den Nil oder Euphrat; und die arabische Flotte hätte, ohne eine Seeschlacht, in die Mündung der Themse einlaufen können. Vielleicht würde jetzt in den Schulen zu Oxford die Auslegung des Koran vorgetragen, und von ihren Kanzeln herab die Heiligkeit und Wahrheit der Offenbarung des Mohammed einem beschnittenen Volke bewiesen werden…“

    Like

  2. „Je mehr der Krieg wirklicher Krieg, je mehr er eine Erledigung der Feindschaft, des Hasses, ein gegenseitiges Überwältigen wird, um so mehr vereinigt sich alle Tätigkeit in blutigem Kampf, und um so stärker tritt auch die Hauptschlacht hervor. Überall, wo ein großer, positiver, also in das Interesse des Gegners tief eingreifender Zweck das Ziel ist, bietet sich die Hauptschlacht als das natürlichste Mittel dar; sie ist darum auch das beste, wie wir in der Folge noch näher zeigen werden, und es bestraft sich in der Regel, wenn sie aus Scheu vor der großen Entscheidung umgangen worden ist. Der positive Zweck gehört dem Angreifenden, und so ist die Hauptschlacht auch vorzugsweise sein Mittel. Aber ohne die Begriffe von Angriff und Verteidigung hier näher bestimmen zu können, müssen wir doch sagen, daß selbst der Verteidiger in den meisten Fällen nur dies eine wirksame Mittel hat, um früh oder spät damit den Bedürfnissen seiner Lage zu entsprechen, seine Aufgaben zu lösen. Die Hauptschlacht ist der blutigste Weg der Lösung; zwar ist sie kein bloßes gegenseitiges Morden und ihre Wirkung mehr ein Totschlagen des feindlichen Mutes als der feindlichen Krieger, wie wir das im nächsten Kapitel näher betrachten wollen, allein immer ist Blut ihr Preis und Hinschlachten ihr Charakter wie ihr Name; davor schaudert der Mensch im Feldherrn zurück.“ (Carl von Clausewitz, „Vom Kriege“)
    Eine solche Hauptschlacht wurde am heutigen Tage Anno 732 von unserem fränkischen Hausmeier Karl dem Hammer gegen die Sarazenen geschlagen. Diese hatten das Morgenland und Nordafrika überrannt und Anno 711 unser westgotisches Königreich Spanien zerstört. Bei Tours und Poitiers in Gallien stellten sie unsere Franken zur Schlacht. In ihren Reihen fochten auch Truppen aus Bayern, Schwaben, Thüringen, Holland und selbst Sachsen. Man kann hier also getrost von einer alldeutschen Schlacht sprechen. Und in der Tat wurde hier um das Dasein unseres deutsches Volkes nicht minder wie auf den Katalaunischen Feldern, im Teutoburger Wald, auf dem Lechfeld oder bei Leipzig gefochten. Vernichtend war der Sieg nicht. Beide Heere zogen sich am Abend des Schlachttages in ihre Feldlager zurück. Doch als Karl der Hammer den Kampf erneuern wollte, fand er das Lager der Sarazenen verlassen vor. Deren Flucht muß recht hastig gewesen sein, denn es wurde große Beute gemacht. Die Angabe, daß 370,000 Muselmanen bei Tours und Poitiers erschlagen worden sind, dürfte der Verkostung des frisch-gebrauten Starkbier der Mönche geschuldet sein, die hier wohl ihre Rechenschieber mehrfach gesehen haben. Mehrere Zehntausend Mann auf beiden Seiten sind wohl das Höchste für das frühe Mittelalter. Der sarazenische Monty Rahman fand in der Schlacht den Tod. Die Einzelheiten der Schlacht berichtet uns unser Geschichtsforscher Theodor Breysig in den „Jahrbüchern des fränkischen Reiches“: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10800605_00001.html
    „Im Frühjahr 732 hatte Abderaman seine Truppen bei den Pyrenäen versammelt; er zog mit einem gewaltigen Heere von Pampelona aus durch das Gebiet der iberischen Basken in die westlichen Landschaften des gallischen Baskoniens und gelangte unter steten Verwüstungen bis Bordeaux, das belagert wird. Eudo hatte unterdessen sein Heer zusammengezogen und Karl von der Gefahr in Kenntnis gesetzt, ihn zur Rüstung aufgefordert. Er selbst geht den Arabern, welche die Garonne und Dordogne überschritten hatten, entgegen und bietet ihnen eine Schlacht an; er wird jedoch geschlagen, verliert den größten Teil seines Heeres, und flieht, von den Feinden verfolgt, zu Karl, den er um Hilfe bittet. Die furchtbaren Verheerungen, zumal die Verbrennung der christlichen Kirchen und Zerstörung der Paläste, die Niedermetzelung der Landesbewohner erregten allgemeinen Schrecken. Bald kamen die wütenden Feinde der Christen nördlich von Poitiers, wo sie die Kirche des heiligen Hilarius, des Schutzheiligen der Stadt verbrannten. Den glaubenseifrigen Abderaman und die beutegierigen Araber lockte die reiche Kirche des Heiligen, „der ganz Gallien gleich einer Sonne mit den Strahlen des Lichtes erleuchtet hatte, der durch viele Wunder dem Volke dargetan, daß Christus der Sohn Gottes, wahrer Gott sei, dessen Gebeine zu aller Zeit Wunder taten“, nämlich die Kirche des heiligen Martin zu Tours, zur Plünderung und Zerstörung an. Ehe dies noch ausgeführt werden konnte, erschien Karl mit einem gewaltigen Heere, wahrscheinlich dem ganzen Heerbanne des merowingischen Reiches: Australiern, Neustriern, christianisierten Friesen und den Völkern am Rhein, so weit sie seinem Rufe zur Verteidigung des Christentums gefolgt waren. Mit dem Überrest des aquitanischen Heeres hatte sich Eudo, die Zwietracht vergessend und Hilfe flehend, an Karl angeschlossen. Südlich von Tours, eine Meile von dem alten Poitiers, bei dem jetzigen Flecken Cenon traf die Vorhut der Araber im Oktober 732 auf die Truppen Karls. Sieben Tage lang standen die Heere einander beobachtend gegenüber; endlich stellten sie sich, es war an einem Sonnabend, in Schlachtordnung. Karls Scharen nahmen eine Defensivstellung, in dem sie ihre Massen in geschlossenen Gliedern ohne alle Zwischenräume zusammenzogen; denn so pflegten die Germanen in den Ebenen einer überlegenen feindlichen Reiterei erfolgreichen Widerstand zu leisten; und so sich auch hier an der unbeweglichen Menschemnauer der Ansturz der arabischen Reiterei und des Fußvolkes. Besonders taten sich die Austrasier durch die gewaltige Wucht ihrer Glieder und ihre eisenstarken Hände, mit denen sie von oben herab herzhaft einhieben, vor den Andern hervor. Ihren Streichen erliegt der Heerführer Adderaman. Der Schlacht setzte erst die Nacht ein Ziel. Der Sieg war noch nicht vollständig für Karl entschieden; beide Heere kehren in ihr Lager zurück. Am folgenden Tage rücken die Christen, die am Abend vorher, als die Dunkelheit die Kämpfenden trennte, verächtlich gegen die Feinde die Schwerter erhoben, schon bei Tagesanbruch aus und erwarten bei dem Anblick der unzähligen Lagerstätten einen neuen Kampf. Niemand kommt ihnen aus den geordneten Lagerreihen entgegen; daher meinen die Franken, die feindliche Schlachtreihe sei innerhalb des Lagers kampfbereit aufgestellt. Kundschafter werden ausgeschickt; diese finden die sämtlichen Scharen der Mohammedaner entflohen; sie haben still im Schutze der Nacht den einer Flucht ähnlichen Rückzug nach ihrem Lande angetreten. Noch fürchten die versammelten Kriegsvölker, daß die Feinde sich auf Nebenwegen versteckt hielten; sie schleichen, über das Ereignis in Erstaunen gesetzt, auf einem Umwege zu dem Lager. Auf eine Verfolgung der fliehenden Feinde ließen sich die versammelten Völker nicht ein, sondern machten sich an die Verteilung der Beute. Darauf ziehen sie erfreut in ihre verschiedenen Heimatsorte zurück. Die Araber aber eilten flüchtend nach Spanien zurück. Sie nahmen nicht den nächsten Weg, nämlich den, welchen sie gekommen waren, sondern wendeten sich nach dem östlichen Aquitanien, durch welches von Poitiers nach Bourges und Limoges alte Römerstraßen führten. Auf diesem Wege wurden sie von den Christen, wahrscheinlich von den Scharen, die unmittelbar von Karl geführt wurden, von den Austrasiern und Neustriern verfolgt und erlitten in mehreren Gefechten Verluste. Einzelne Scharen durchzogen la Marche bis Gueret, das von ihnen zerstört wurdet. Der Hauptort, nach welchem sich die flüchtigen Araber wendeten, war das feste Narbonne; Karl befahl es zu belagern; doch trotzdem er selbst dort war, gelang die Eroberung nicht. Karl gab daher die Umlagerung auf und begab sich nach Austrasien. Es ist nicht festzustellen, welche Stellung nach der Vertreibung der Araber Endo zu Karl gehabt hat. Allerdings war der Herzog wehrlos; als ein Flüchtling hatte er bei Karl Hilfe gesucht; dem nach ist bei dem Mangel der Nachrichten anzunehmen, daß er höchstens wieder in das Verhältnis zu Karl getreten sei, welches er durch das Bündnis im Jahre 720 erlangt hatte und in dem er bis 731 geblieben war. Bis zu seinem Tode im Jahre 735 ist von ihm nichts mehr bekannt; er diente jetzt Karl sicherlich als der Wächter gegen die Araber, welche, während Karls Aufmerksamkeit sich auf das im Norden sich regende Heidentum richten mußte, neue Einfälle in das Frankenreich vorbereiteten. Der Statthalter von Afrika, Obaida, befahl dem neuernannten Statthalter von Spanien, Abdalmelik (eingesetzt im November 732), einen neuen Zug gegen die Franken; der Kalif Hichsm ermahnte ihn in einem eigenhändigen Schreiben, das vergossene Blut der Muselmänner zu rächen…“

    Like

  3. Den Sieg unserer deutschen Stämme über die Araber bei Tours und Poitiers im Jahre 732 feiern wir Panzertiere heute; angeführt hat unser deutsches Heer Karl der Hammer, der Hausmeier des Frankenreiches. Man übertreibt nicht, wenn man die Schlacht bei Tours und Poitiers mit den Schlachten im Teutoburger Wald, auf den Katalaunischen Feldern, dem Lechfeld, am Kahlenberg oder der Völkerschlacht bei Leipzig in einem Atemzug nennt. Im Jahre 732 wurde nämlich ebenfalls um das Dasein unserer deutschen Nation gefochten. Denn kein Volk und kein Stamm, der vom Mohammedanismus geknechtet worden ist, behielt sein Kultur oder hatte danach noch eine eigene Geschichte. Man denke hier an die Ägypter, Phönizier oder Perser. Hinzu kommt das Weinverbot des Mohammedanismus, welches dieser natürlich auch auf Bier, Schnaps und Met erstreckt – weshalb man die Muselmanen ja auch Wassersäufer zu nennen pflegt. Ohne den Skaldenmet leidet zudem die Dichtkunst… Sieben Tage lang standen sich beide Heere gegenüber. Dann kam es zur Schlacht. Diese war zumindest nicht entscheiden. Denn beide Heere kehrten am Abend in ihre jeweiligen Feldlager zurück. Jedoch war der arabische Monty Rahman getötet worden und in der Nacht flohen die Araber. Bei einem Rückzug hätten sie wohl ihre Schätze mitgenommen. Doch so wurden die von unseren deutschen Recken erbeutet. Verfolgt und ausgenützt hat Karl der Hammer seinen Sieg allerdings nicht. Was freilich auch an der Jahreszeit gelegen haben dürfte. Denn bis er die Pyrenäen überschritten hätte, wäre es tiefster Winter gewesen und ein Winterfeldzug ist nun wirklich kein erfolgversprechendes Unterfangen in der alten Zeit gewesen… Bisher hat sich leider noch kein Barde gefunden, der den Sieg Karls des Hammers bei Tours und Poitiers besungen hat, und so hat sich die Karo halt das Heldenlied vom Prinz Eugen dem edlen Ritter herausgesucht, in welchen die Schlacht von Belgrad besungen wird: https://www.youtube.com/watch?v=ZZgP7JQaqMs
    „Prinz Eugen der edle Ritter,
    wollt dem Kaiser wied’rum kriegen
    Stadt und Festung Belgerad!
    Er ließ schlagen eine Brukken,
    daß man kunt hinüberrucken
    mit der Armee vor die Stadt.
    Als die Brucken nun war geschlagen,
    daß man kunnt mit Stuck und Wagen
    Frei passir’n den Donaufluß,
    Bei Semlin schlug man das Lager,
    Alle Türken zu verjagen,
    Ihn’n zum Spott und zum Verdruß.
    Am einundzwanzigsten August soeben
    Kam ein Spion bei Sturm und Regen,
    Schwur’s dem Prinzen und zeigt’s ihm an
    Daß die Türken futragieren,
    So viel, als man kunnt‘ verspüren,
    An die dreimalhunderttausend Mann.
    Als Prinz Eugenius dies vernommen,
    Ließ er gleich zusammenkommen
    Sein‘ Gen’ral und Feldmarschall.
    Er tät sie recht instruieren,
    Wie man sollt‘ die Truppen führen
    Und den Feind recht greifen an.
    Bei der Parol‘ tät er befehlen,
    Daß man sollt‘ die Zwölfe zählen,
    Bei der Uhr um Mitternacht.
    Da sollt‘ all’s zu Pferd aufsitzen,
    Mit dem Feinde zu scharmützen,
    Was zum Streit nur hätte Kraft.
    Alles saß auch gleich zu Pferde,
    Jeder griff nach seinem Schwerte,
    Ganz still rückt‘ man aus der Schanz‘.
    Die Musketier‘ wie auch die Reiter
    Täten alle tapfer streiten:
    ’s war fürwahr ein schöner Tanz!
    Ihr Konstabler auf der Schanzen,
    Spielet auf zu diesem Tanzen
    Mit Kartaunen groß und klein;
    Mit den großen, mit den kleinen
    Auf die Türken auf die Heiden,
    Daß sie laufen all‘ davon!
    Prinz Eugenius auf der Rechten
    Tät als wie ein Löwe fechten,
    Als Gen’ral und Feldmarschall.
    Prinz Ludewig ritt auf und nieder‘.
    Halt’t euch brav, ihr deutschen Brüder,
    Greift den Feind nur herzhaft an!“
    Die Schlacht von Tours und Poitiers wird im Trauerspiel „Karl Martell“ von unserem Barden Friedrich Adolf Maercker zwar auch nicht besungen, aber doch darin derart oft erwähnt, daß wir Schildmaiden dieses unbedenklich zur Feier des Tages vortragen können und so macht die Karo den Anfang:
    „Wilibald.
    Glück auf, ihr Freund, uns lacht ein schöner Morgen:
    Der König nimmt fein Eigentum zurück;
    Heut zieht er ein ins Lager seiner Treuen,
    Die er zum ersten Märzfeld‘ hier entbot,
    Seit all den Schreckenstagen eines Kriegs,
    Den Gott allein zu Frankreichs Heil gewandt.
    Leudard.
    Durch unsren Feldherrn hat es Gott getan!
    Ja wahrlich, wenn nicht der das Heer geführt,
    So dienten Allah wir und dem Propheten,
    Und Christi Kirche wäre schier vertilgt,
    Drum bringt ein Lebehoch dem Karl Martell:
    Sein Name war das Feldgeschrei bei Tours.
    Burchard.
    Wirf nicht den Brand des alten Haders wieder
    In unsren Kreis; heut‘ ende jeder Streit.
    Du bist des Königs Hauptmann wie die andern
    Sonst sprich‘ ich auch wohl für der Bayern Herzog.
    Claudius.
    Und ich für der Burgunder edlen Stamm.
    Ein Hoch dem König! er ist aller Band.
    Leudard.
    Ich sag‘ es ist unwürdig, hier zu schmücken
    Den Thron/ das Zelt für diesen Faschingskönig,
    Den kaum das Land nach Blick und Namen kennt,
    Der in der Schlößer Dunkel sich verbirgt,
    Und für die Seinen nie das Schwert entblößt.
    Nicht dieser Prunk hier schafft die Majestät,
    Es ist die Tat, ein Leben für sein Volk:
    Das macht den König, und der Thron ist Tand,
    Ein Spielwerk zu des Volkes Freudenfesten,
    Bis Karl, bis der Martell auf ihm erscheint,
    Bis er das Erbe feines Muts empfangen.
    Wilibald.
    Du meinst, das macht den Thron, daß ihn besitze
    Ein Neuling, den das Glück ihm nah gestellt?
    Der Taten Glanz gibt nicht die Majestät.
    Leudard.
    Gewann sie Chlodwig nicht durch feinen Sieg,
    Als er mit starkem Arm die Römer schlug?
    Auf Soissons Feldern ruht der Franken Thron.
    Entartet ist des Mervech Heldenstamm;
    Sieh‘ all die Gränel, die sein Haus geschändet:
    Jetzt schafft der neue Sieg den neuen Herrn.
    Wilibald.
    Im König‘ ehren wir des Volks Gesetz,
    Er bürgt uns für der Väter Brauch und Sitte.
    Leudard.
    Sind wir nicht eines würd’gen Herrschers wert?
    Burchard.
    Verderblich ist’s, daß Zwei im Reich befehlen:
    Wem soll das Heer gehorchen, wem die Leute?
    Schon lösen sich die Bande des Gehorsams.
    Der Bayern Herzog, sagt man, werde schwierig:
    Er ist dem Bann des Königs nur verpflichtet
    Und will nur feinem Aufgebote folgen,
    Sich nicht mehr stellen zum Geleit Martells.
    Sein Beispiel wird die andren nach sich ziehn
    Und Bürgerkrieg entzündet sich aufs neue:
    Das ist der Doppelherrschaft schöne Frucht.
    Claudius.
    Laßt doch die Fürsten heut‘ ihr Recht erstreiten;
    Ihr zankt und eifert, schlagt euch blut’ge Köpfe,
    Und seid im Volke stets des Siegers Raub.
    Das Märzfeld hier entscheidet wem wir dienen:
    Wenn Hunold, Aquitaniens mächt’ger Herzog,
    Und Odilo, auf den der Bayer hofft,
    Mauront, Renatus, den Martell bekämpfen,
    Da wird sich zeigen, wer die Macht besitzt,
    Zu herrschen über Land und Leut‘ in Franken.
    Wilibald.
    Wollt ihr nicht schützen unsres Königs Thron,
    Wenn er der Herrschaft Zügel wieder faßt?
    Leudard.
    Wie könnt‘ uns solch ein Trödelkram genügen?
    Regt sich ein Herz in euch und wißt ihr noch
    Was Ehre heißt, wie Männern es geziemt,
    So werden euch anwidern die Gerippe
    Und morschen Schädel eines Leichenhofs,
    Die freche Schandtat, Bruderkampf und Mord,
    In Mervechs fluchbeladnem Stamm gehäuft;
    Froh wendet ihr das Auge nach dem Stern,
    Dem einz’gen Retter in der wirren Zeit
    Den Gott in unsrem Feldherrn uns gesandt.
    Wilibald.
    Durch Neurer läßt ein Mann sich nicht verlocken.
    Mein Ruf ist: Hoch dem König, dreimal hoch!
    Burchard.
    Dort naht der Bayern Herzog; tiefe Schwermut
    Liegt im Gesicht‘ ihm; sich da, Bilitrut
    Geleitet ihn. Welch ungewohnter Eifer
    In ihren Mienen? Will sie ihn erregen
    Zu einer Tat, die ihm bedenklich scheint?
    Leudard.
    Karls Tochter gilt es, glaubt mir, und gefesselt
    Ist nun für immer dieses Bayern Trotz.
    Wilibald.
    Er kehrt von ihr sich ab. Du böse Schlange,
    Den Vogel ziehst du nicht in deinen Kreis.
    Sie geht bestürzt und hierher kommt der Fürst…“

    Like

  4. Das Abendland rettete unser fränkischer Hausmeier Karl der Hammer am heutigen Tage bei Tours und Poitiers. So geschehen im Jahre 732. Die Sarazenen waren in Gallien eingefallen und verwüsteten weit und breit das Land. So sammelte Karl der Hammer ein Heer und stellte sie zur Schlacht. Volle sieben Tage standen sich beide Heere gegenüber, bevor es zur Schlacht kam. In dieser fand der sarazenische Monty Rahman den Tod. Den Kampf kann man als unentschieden betrachten, da beide Heer am Abend in ihre Heerlager zurückgingen. Die Sarazenen flohen aber in der Nacht und so müssen sie sich eine ziemlich blutige Nase geholt haben. Zum Vergleich: Als der Schwedenkönig Gustav Adolph 1632 bei Lützen fiel, schlugen seine rachedurstigen Soldaten Wallensteins Heer. Nicht so die Sarazenen. Die unterlassene Verfolgung seitens Karls des Hammers erklärt die fortgeschrittene Jahreszeit… Richard Wagners Meisterwerk „Götterdämmerung“ habe ich mir zur Feier der Schlacht von Tours und Poitiers ausgesucht – welches natürlich unser Kapellgroßmeister Wilhelm Furtwängler zum Besten gibt: https://www.youtube.com/watch?v=nDqEF6b4lv8 Viele Berichte besitzen wir nicht und auch in der Dichtung macht sich die Schlacht von Tours und Poitiers recht rar und so tragen wir Schildmaiden eben Friedrich Adolf Maerckers Trauerspiel „Karl Martell“ vor, in welchem nun der merowingische Schattenkönig heimgeht:
    „Der König.
    Hört aus den Gräbern ihr den Ruf des Herrn?
    Versteht ihr seine Mahnung, seinen Zorn,
    Den er durch seinen Engel euch verkündet?
    Wollt ihr der Völker Kön’ge sein, so wißt,
    Daß Mut und Tatkraft, die den Thron begründen,
    Ihn auch allein erhalten ungeschwächt.
    Zu spät erkannt‘ ich, was den Herrscher macht,
    Und nun das Szepter ich ergreifen wollte,
    Ruft mich der Herr aus dieser Zeit hinweg,
    Als wollt‘ an meinem Bild‘ er offenbaren,
    Daß meiner Ahnen Herrschaft ich verscherzt,
    Weil ihres Nichtstuns Frucht herangereift
    Und er die Schnitter in die Ernte sendet.
    Die Königin.
    Mein Gott, wie furchtbar wendet sich mein Los!
    Für alle Schmach, die wir erdulden müssen,
    Fand ich in meines Gatten Liebe Trost,
    Und plötzlich naht des Todes Engel ihm.
    Renatus.
    Sieh Gottes Finger auch in diesem Leiden:
    Zur eignen Buße trifft er uns so hart.
    Der König.
    Die Lehre, die des Lebens Schmerz mir gab,
    Soll bis zum Grab‘ ich üben: die Ergebung.
    Die Königin.
    Schwer ist Ergebung, wenn der Herr uns ruft,
    Doch schwerer ist’s, den Gatten scheiden sehn.
    Der König.
    O laß mich mit dir beten. Ew’ger Gott,
    Wenn ich im Schmerz dich rufe, schweige nicht,
    Daß, wenn du schweigst, ich nicht zur Hölle fahre.
    Und nun gelobe mir, so wahr der Herr
    Dein Flehn im Todeskampf‘ erhören soll,
    Wenn du die Händ‘ erhebst zu seinem Thron:
    Mit deinem Leben unsren Sohn zu schirmen
    Und nicht zu wanken bis zum letzten Hauch.
    Die Königin.
    Gott wird die Stimme meines Flehns erhören,
    Er meine Stärk‘ und meines Herzens Schild.
    Durch seine Kraft beschirm‘ ich unsern Sohn,
    Ich werd‘ ihm sein, was ihm sein Vater war.
    Renatus.
    Hilf deinem Volk‘ und segn‘, o Gott, dein Erbe,
    Verdirb die Bösen und die Übeltäter
    Und schirme, die im Volke du gesalbt.
    Der König.
    Noch einmal laß mich meinen Sohn umarmen.
    Mein Sohn, auf lange sag‘ ich dir: Leb wohl!
    Die Königin.
    Und bleibt nun nichts als dein Gedächtnis mir?
    Der König.
    Sieh unsren Sohn, sieh, Childrich bleibet dir;
    Du schütz‘ ihn treu.
    Die Königin.
    Ich schütz‘ ihn mit dem Leben.
    Der König.
    Des Himmels Frieden kommt auf meine Seele.
    Renatus.
    Zur ew’gen Heimat kehre sie zurück,
    Der König und die Königin.
    Zur ew’gen Heimat kehrt sie nun zurück.
    Renatus.
    Sei, Herr, der Seele gnädig im Gerichte.
    Der König.
    Sei meiner Seele gnädig im Gerichte.
    Weh, Chlodwig, dräut mir deine Schreckgestalt?
    Nein, du verklärst dich.
    Renatus.
    Still, sein Odem stockt.
    Die Königin.
    Mein Kind, auf Erden blieb dir nur die Mutter
    Doch droben in den Himmeln lebt ein Gott,
    Er stärkt durch seine Kraft mich.
    Renatus.
    Sei getrost.
    Die Königin.
    Ist dies die Gruft, die meines Gatten Leib
    Empfangen hat?
    Der Sakristan.
    Hier, Fürstin, ruht er aus.
    So mußt‘ er scheiden, so begrub man still
    Um Mitternacht, gleich einem Missetäter,
    Den lieben Herrn, der unser König war;
    Die Königin.
    Du weinst um ihn? Haft du ihn je gesehn?
    Der Sakristan.
    Wohl sah ich ihn in seiner Locken Schmuck,
    Er größte mich mit freundlich mildem Blick,
    Und alle hofften wir: des Himmels Segen
    Würd‘ ihm und uns erblühn nah langer Not.
    Nun hält man seine Leiche selbst verborgen,
    Und Wachen haben jeden Steg besetzt,
    Daß niemand sich der Kirche nahen darf.
    Empört ist alles, daß Martell auch dir
    Gewehrt, den teuren Gatten nur zu sehn.
    Die Königin.
    Noch einmal wollt‘ ich feine Hand ihm küssen,
    Da wies man mich mit hartem Wort zurück.
    Ich ging und konnte nur mit einer Träne
    Ihn noch begrüßen, Lebewohl ihm sagen.
    Der Sakristan.
    Mir ward bei meines Amtes Pflicht geboten,
    Gar niemand einzulassen, aus Besorgnis,
    Daß irgend wer hier Aufruhr schüren könnte:
    Drum eilt, o Herrin, wenn ihr beten wollt…“

    Like

  5. Der Rettung des Abendlandes gedenken wir heute. Beinahe wäre dieses nämlich dem Arabersturm zum Opfer gefallen. Doch stemmte sich diesem Karl der Hammer 732 bei Tours und Poitiers entgegen. Wie groß beide Heere waren wissen wir nicht. Manche Quellen sprechen gar von 370,000 erschlagenen Muselmanen. Wahrscheinlich boten beide Seiten mehrere zehntausend Mann auf und entsprechend dürften auch die Totenzahlen gewesen sein. Sieben Tage belauerten sich beide Heere, ehe es zur Schlacht kam. In dieser fand der arabische Monty Rahman den Tod. Am Ende des Schlachttages zogen sich beide Heere wieder in ihre Feldlager zurück. Erst am nächsten Tag bemerkte Karl der Hammer, daß die Araber in der Nacht geflohen waren. Auf eine Verfolgung verzichtete er. Winterfeldzüge waren damals mehr oder weniger ein Ding der Unmöglichkeit. Vom Nachgang der Schlacht lesen wir bei unserem Geschichtsforscher Theodor Breysig in den „Jahrbüchern des fränkischen Reiches“: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10800605_00001.html
    „An den Pyrenäen sammelten sich demnach aus Spanien und Afrika Truppen; doch es war Abdalmelie nicht möglich Vorteile zu gewinnen. In den Engpässen des Grenzgebirges gelang den Christen ein Überfall; der Statthalter Spaniens zog sich mit großem Verluste zurück. Als im Jahre 736 an seine Stelle Ocba Ben Alhegag trat, unternahm dieser neue Statthalter einen Feldzug gegen die Franken; doch schon in Saragossa mußte er umkehren, weil ihn ein Befehl des Statthalters in Afrika zur Dämpfung eines Aufstandes in Libyen nach Cordoba rief. Wenn auch durch diese Verhältnisse in diesem Jahre und später durch die Streitigkeiten unter den muselmännischen Befehlshabern und den tapferen Widerstand der christlichen Bevölkerung in den Pyrenäen die Ausführung eines Feldzuges der spanischen Statthalter verhindert und stets verschoben wurde; so erforderte die doch stets von Spanien und Narbonne her drohende Gefahr die Sicherstellung der südlichen Grenzen. Die Verhältnisse in Burgund boten jedoch eben so wenig Gewähr für eine nachdrückliche Abwehr der Araber im Südosten des merowingischen Reiches als für den Widerstand gegen Aufstandsversuche. In Burgund war die Absicht einzelner Bischöfe, sich eine territoriale Herrschaft, unabhängig von der Gewalt des Majordomus zu bilden, fast zur vollkommensten Entwickelung gekommen. Die Bischöfe von Auxerre, Savarieus und Hainmar, waren vom Jahre 715-730 fast unabhängige Herren in einem großen Teile von Burgund gewesen. Das Ansehn dieses zu Gewalttätigkeiten höchst geneigten, kriegerischen und reichen Geschlechtes flößte Karl Besorgnis ein, als Eucherius, der Neffe des Savarieus, den er selbst 717 als Bischof von Orleans auf Bitten der Gemeinde eingesetzt hatte, in seinem Ansehn daselbst so bedeutend zunahm, daß Karls Räte ihn angingen, den Bischof und dessen Verwandte von ihren Stellen zu entfernen und in die Verbannung zu schicken. Der Majordomus erklärte ihnen, daß eben wegen des kriegerischen Geistes und Reichtums dieses Geschlechtes ihr Antrag nicht so ohne Weiteres durchzuführen ginge. Als aber Karl nach Besiegung der Araber über Orleans nach Paris sich begab, befahl er dem Bischof Eucherius ihm zu folgen. Derselbe erscheint, nachdem er dem Befehle Karls gemäß Paris nicht besucht hatte, in Vernum, einem königlichen Gute, obgleich er merkte, daß ihm Nachstellungen bereitet würden. Hier ließ ihn Karl er greifen und nebst seinen Verwandten nach Köln in die Verbannung führen. Als auch dort Eucherius sich einen großen Anhang erwarb, so schickte ihn Karl, fürchtend, daß er heimlich mit seinen Anhängern sich in die Alpen flüchte, in den Gau Hasbania, in die Nähe des Ortes Sarchinium und übergab ihn dem Herzog Robert zur Bewachung. Eucherius hat in dem zum Sprengel von Metz damals gehörigen Kloster Sankt Trudo öfters gepredigt und ist in ihm nach seinem 738 erfolgten Tode begraben. Karl trat hier höchst gewalttätig auf; er entfernte einen Bischof von seinem Sitze ohne eine Synode seine Schuld entscheiden zu lassen; er behandelte ihn wie einen politischen Feind weltlichen Standes. Es ist nicht überliefert, was die Schuld des Eucherius gewesen, doch sicherlich ist er und sein Geschlecht nicht deshalb von den Ämtern entfernt worden, damit die Umgebung Karls und dieser selbst sie zu ihrem Nutzen verwende, wie der Biograph des Eucherius berichtet; es ist vielmehr wahrscheinlich, daß die Familie des Eucherius, festhaltend an den Bestrebungen, die Savarieus einst auszuführen begonnen, sich durch die Macht des Majordomus gedrückt fühlte und sich bei dem Aufstande, den Endo 731 machte, nicht entschieden als ein Parteigänger Karls gezeigt hatte. Da Eucherius unter den Mitgliedern seiner Familie der einflußreichste Mann war; da ihn seine bischöfliche Stellung in Orleans zu einem gefährlichen Feinde machen konnte, wenn er offen gegen Karl auftrat: so war der Schlag gegen ihn ein Akt politischer Notwendigkeit…“

    Like

  6. Der Jahrestag der Schlacht von Tours und Poitiers (732), in welcher Karl der Hammer mit seinen Franken die Araber schlug und damit das Abendland gerettet hat. Einen Film über die Schlacht von Tours und Poitiers oder zumindest Karl den Hammer gibt es mal wieder nicht und lese ich euch bei unserem Geschichtsforscher Theodor Breysig („Jahrbücher des fränkischen Reiches“) halt die Vorgeschichte vor: https://reader.digitale-sammlungen.de//de/fs1/object/display/bsb10800605_00001.html
    „Als nun der neue Statthalter im Jahre 731 große Streitkräfte an den östlichen Grenzen Spaniens zusammenzog, um von dort aus in Frankreich einzufallen und den Feldherrn an der Grenze gleichfalls Befehle gab, Streitkräfte zu versammeln, so machte Othman wegen der zwischen ihm und Eudo bestehenden Verträge gegen einen Angriff auf Aquitanien Einwendungen. Abderaman antwortete, daß Verträge, ohne sein Wissen und seine Erlaubnis abgeschlossen, ungültig seien; es habe Othman dies den Christen mitzuteilen und seine Truppen zum Feldzuge bereit zu halten. Othman gab Eudo Nachricht von dem, was ihm bevorstehe und versicherte ihm, er würde den Kampf nicht mit ihm beginnen. Zu dieser Zeit hat wahrscheinlich Othman einen festen Frieden mit Eudo geschlossen und sich gegen Abderaman unter dem Vorwande, seine Landsleute schützen zu wollen, erhoben, aber dadurch einen Angriff auf sich hervorgerufen. Er wird nach kurzer Zeit in Puycerda von Truppen des spanischen Statthalters eingeschlossen, doch entkommt er mit seiner Gemahlin ins Gebirge; die Verfolger aber erreichen die beiden von Ermüdung und Durst erschöpften Flüchtigen. Othman warf sich, nachdem er schon verwundet war, von einer Felsspitze herab, damit er nicht lebendig gefangen werde; die feindlichen Soldaten schlugen ihm den Kopf ab; Lampegia aber wird gefangen an Abderaman gesandt, der sie ihrer Schönheit halber, dem Kalifen überschickt. Da Abderaman die Statthalterschaft Spaniens im April 731 übernahm, so ist die Verfolgung Othmans erst in den Juni desselben Jahres zu setzen. Bevor Othman über die Wahl des Statthalters aufgebracht wurde, war seine Verbindung mit Eudo für den letzteren von großem Werte; sie gewährte ihm Sicherheit vor den arabischen Angriffen, die ihn seit 721 stets beschäftigt hatten. In diesem Gefühl der Sicherheit hat Eudo sich stark genug gefunden, die Verbindlichkeiten, die ihm der im Jahre 720 mit Karl geschlossene Vertrag auferlegte, nicht weiter zu erfüllen. Worin dieser Bundesbruch lag, ist nicht einmal zu vermuten, da die Vertragsbedingungen uns unbekannt geblieben sind. Sobald Karl durch seine Zwischenträger Eudos Verhalten erfuhr, bot er den Heerbann auf und überschritt im Jahre 731 die Loire, nahm Bourges ein, zog sich dann wieder zurück. Eudo aber belagerte bald darauf wieder Bourges, so daß Karl in demselben Jahre nochmals über die Loire zieht, den Herzog Eudo in die Flucht schlägt, das Land nochmals verwüstet und mit vieler Beute in sein Gebiet sich zurückzieht. Der Herzog von Aquitanien geriet dadurch in eine äußerst verzweifelte Lage; er sah sich nicht allein überwunden, sondern auch der Kräfte, die er zur Verteidigung seines Landes gegen Karl nötig hatte, beraubt; er war so wenig diesem gefährlich, daß er dessen Spott ertragen mußte. Da wählte er ein verzweifeltes Mittel, seine Macht zu retten, und verabredete mit seinem Schwiegersohn Othman ein Schutzbündnis doch dessen Tod vereitelte die Hoffnungen Eudos nun nicht allein, sondern brachte auch ihm, dem Verbündeten Othmans, dem Feinde des Statthalters, eben diesen mit seiner gesamten Macht in das Land. Abderaman machte jetzt im Westen, nicht, wie er vor Beginn der Zerwürfnisse mit Othman angeordnet hatte, im Osten in Person den Angriff auf das christliche Reich, mit dem er in keine Bundesgenossenschaft treten konnte; denn schon gegen die Verbindungen Othmans mit den Christen hatte er den Grundsatz aufgestellt, daß zwischen den Muselmännern und dem Volke Frankreichs das Schwert die Verhältnisse bestimmen müsse. Die Lage Eudos war durch die Verwickelungen seines Schwiegersohnes mit dem spanischen Statthalter Karl gegenüber noch bedenklicher geworden, weil dieser von dem letzten seiner Nebenbuhler gerade damals durch den Tod befreit wurde: es starb 731 der frühere Majordomus Raganfred…“

    Like

Hinterlasse einen Kommentar