Albrecht von Wallenstein

„Man ist gewohnt, sich um den Dreißigjährigen Krieg wenig anders zu bekümmern, als um eine allgemeine historische Kenntnis davon zu haben und etwa die berühmten Namen kennen zu lernen, die von dem reichhaltigen Strome seiner Begebenheiten emporgetragen wurden. Wenn man sieht, wie oft verächtliche Blicke auf die Begebenheiten des Dreißigjährigen Krieges geworfen werden, um damit anzudeuten, daß diesen Begebenheiten die Seele, die entfaltete Kunst, fehle, daß man also wohl tue, sich an das Studium der späteren Kriege zu halten, so ist dies ein Irrtum, der befremden muß. Es läßt sich begreifen, daß der Geist des dreißigjährigen Krieges uns fremd geworden ist, weil wir mit der fortschreitenden Kultur manche unmenschliche und barbarische Kriegssitte aufgegeben, und von der andern Seite dafür auch manche notwendige Bedingung kriegerischer Größe verloren haben. Allein warum wir in dem Dreißigjährigen Kriege unsere eigene bessere Natur verleugnen wollten, ist nicht einzusehen.“ (Carl von Clausewitz)

Anno 1583 wurde im böhmischen Hermanitz unser Albrecht von Wallenstein geboren. Die (((amerikanische))) Umerziehung und ihre bedauernswerten Opfer mögen nun aufheulen und behaupten, daß dieser kein Deutscher, sondern ein Tscheche gewesen sei. Aber da ihn die Altvorderen in die Regensburger Walhalla aufgenommen haben, ist die Frage entschieden. Und man muß auch sagen, daß er nicht sonderlich tschechisch gehandelt, sondern den Habsburgern bei der Unterdrückung des Prager Fenstersturzes half. Freilich, tat das unser Wallenstein nicht ganz uneigennützig und eignete sich in der Folge die Güter der böhmischen Geächteten an. Anno 1622 kaufte er gar das Herzogtum Friedland. Auf eigene Kosten stellte unser Wallenstein Anno 1625 ein Heer von 50,000 Mann auf und wurde dafür von unserem alten deutschen Kaiser Ferdinand dem Dritten zum Generalissimus ernannt. Bei Dessau schlug er Anno 1626 das Unionsheer unter Ernst von Mansfeld und besiegte Anno 1628 bei Wolgast den Dänenkönig Christian den Vierten. Anno 1628 belehnte ihn unser Kaiser Ferdinand der Dritte gar mit den beiden Mecklenburger Herzogtümer und ernannte ihn zum General der Ostsee. Seine Pläne zum Flottenbau konnte er aber nicht verwirklichen. Denn auf dem Regensburger Reichstag Anno 1630 wurde er abgesetzt und Anno 1631 landeten die Schweden unter Gustav Adolph bei Stralsund. Nach den Niederlagen und dem Tod Tillys gegen die Schweden, verlieh Ferdinand der Dritte unserem Wallenstein abermals den Oberbefehl, das berühmt-berüchtigte Zweite Generalat. Schnell stellte unser Wallenstein ein neues Heer auf die Beine und stellte Anno 1632 die Schweden bei Nürnberg zum Kampf. Bei der Alten Veste erlitt Gustav Adolph eine Niederlage und mußte sich nach Sachsen zurückziehen. Bei Lützen kam es abermals zur Schlacht. Unser Wallenstein verlor diese zwar, aber der Schlachtentod Gustav Adolphs wog seine Niederlage wieder auf. In der Folge wurde unser Wallenstein allerdings ein wenig zu vorsichtig und so fanden die Anschuldigungen gegen ihn Gehör bei unserem Kaiser Ferdinand dem Dritten. Die geheimen Unterhandlungen unseres Wallensteins mit den Schweden wurden diesem als Verrat ausgelegt, obwohl sie wahrscheinlich von seiner Vollmacht gedeckt waren. Anno 1634 wurde unser Wallenstein in die Acht erklärt und von seinen eigenen Hauptleuten in Eger ermordet. Geheiratet hat er Anno 1609 die reiche Witwe Lukretia von Witschkow und Anno 1623 Isabella von Harrach. Letztere gebar ihm eine Tochter und einen Sohn. Bei unserem Geschichtsschreiber Leopold von Ranke in der „Geschichte Wallensteins“ unterbreitet unser Friedländer unserem Kaiser Ferdinand dem Dritten nun sein berühmt-berüchtigtes Angebot zur Aufstellung eines Heeres auf eigene Kosten: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb11001451.html

„Der Kaiser durfte jetzt auf die Hilfe nicht mehr rechnen, die ihm im böhmisch-deutschen Kriege von den Spaniern und der Liga geleistet worden war. Denn jene waren selbst in den Niederlanden vollauf beschäftigt, wo die Eroberung von Breda, die ihnen gelang, um so größere Anstrengungen der Republik, die jetzt durch halb Europa unterstützt wurde, hervorrief; das Heer der Liga unter Anführung Tillys hatte alle Mühe, die mansfeldisch-braunschweigischen Truppen, die von Westen, und die dänischen, die von Osten heranrückten, auseinanderzuhalten und sich ihnen gegenüber zu behaupten. Und bei dem letzten Versuch, die erbländischen Garnisonen einem andringenden Feind entgegenzustellen, hatte man empfunden, wie wenig, wenn es in der bisherigen Weise geschah, darauf zu bauen sei. Wie leicht in der Tat, daß ein glücklicher Anfall von Ungarn her die kaum unterdrückte Empörung wieder ins Leben rief! Da erschien nun Wallenstein in Wien, mit dem Antrag, wie einst ein Regiment so jetzt eine ganze Armee auf seine Kosten aufzubringen und ins Feld zu stellen. Sie sollte 15,000 Mann zu Fuß, 5000 zu Pferd zählen; er wollte sie führen, wohin man befehle, nach Ungarn oder Italien oder ins deutsche Reich. Man soll ihn gefragt haben, ob er 20,000 Mann im Felde zu halten sich anheischig machen könne, worauf seine Antwort gewesen sei, nicht 20,000, wohl aber 50,000; er soll das Beispiel Mansfelds vor Augen gehabt haben. Ich wage nicht, dies zu wiederholen. Denn die beglaubigte Nachricht ist, daß doch eben nur von 20,000 Mann die Rede gewesen ist, und für die Erhaltung einer Armee ohne Kosten des Kriegsherrn hatte er das beste Beispiel selbst gegeben. Als Generalquartiermeister in Böhmen hatte er schon bewiesen, wie ein Land einer überlegenen Mannschaft dienstbar zu machen sei; er hatte die fremden Truppen entfernt und ein System der Kontribution eingerichtet, bei der die kaiserliche Armee sich behaupten konnte. Lange bedachte man sich in Wien, denn das Unternehmen enthielt viele große Neuerungen; es konnte selbst bedenkliche Folgen nach sich ziehen. Noch schmeichelte man sich, auf einem Deputationstage, der nach Ulm ausgeschrieben war, die Ruhe in Deutschland zu befestigen, so daß das wiedergeeinigte Reich keinen fremden Einbruch zu befürchten haben würde. Da liefen Briefe der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg ein, aus denen so viel erhellte, daß diese Versammlung nicht zu Stande kommen würde. Mit doppelter Stärke und Berechtigung erhob sich nun im geheimen Rat die Meinung, daß der Kaiser sich selbst besser als bisher bewaffnen müsse. Der erste Minister Eggenberg, nunmehr auch Fürst, war noch immer gegen die Anträge Wallensteins, so sehr er ihn sonst beschützte; aber die meisten Mitglieder erklärten ihre Annahme für notwendig. Wallenstein war im voraus zum Feldhauptmann für die kaiserliche Armee bestimmt; jetzt wurden seine Anträge angenommen; er bekam ein Patent zu seiner Werbung. Man wußte, daß er hinreichend mit barem Gelde versehen sei, um sogleich ans Werk zu schreiten. Die im Dienst befindlichen Obersten erhielten Befehl, ihre Regimenter zu verstärken, die zu Pferde auf 1000, die zu Fuß bis auf 3000 Mann. Anfangs hat man noch einen Augenblick darüber geschwankt, wohin Wallenstein seine Richtung nehmen solle, ob nicht vielleicht eben doch gegen Bethlen, der eine die Erblande bedrohende Stellung inne hatte; aber diese waren viel zu erschöpft, um daselbst eine neue Armee erhalten zu können: und die große Entscheidung lag doch zunächst auf einer anderen Seite. An der untern Weser und Elbe trat die europäische Kombination von Dänemark, Holland und England der bisher in Folge der Schlacht am weißen Berge vollzogenen Umgestaltung der deutschen Angelegenheiten entgegen: hier mußte sie zurückgewiesen oder gebrochen werden. Eben aber in Norddeutschland war der kaiserlichen Macht noch eine große Einwirkung möglich. Die mächtigen Häuser, Hessen und Braunschweig-Lüneburg, waren durch die wichtigsten Territorialfragen in sich selbst entzweit. Indem der Kaiser in dem Streit zwischen Cassel und Darmstadt, welcher Marburg betraf, zu Gunsten des letztern, in dem Streit zwischen Lüneburg und Braunschweig-Wolfenbüttel über Grubenhagen zu Gunsten Lüneburgs entschied, geschah es, daß zwar Cassel und Braunschweig dem Kaiser entfremdet, Lüneburg und Darmstadt aber um so mehr für ihn gewonnen wurden. Zwischen dem Landgrafen Ludwig V. von Darmstadt, welcher mit Vorbehalt des evangelischen Glaubens übrigens eine sehr rührige Beflissenheit zu Gunsten der kaiserlichen Autorität entwickelte, und dem Herzog Georg von Lüneburg-Celle, der ein Schüler Spinolas, in mannigfaltigen Diensten den Ruf eines guten Kriegsmannes erworben hatte, war die engste Familienverbindung geschlossen worden: Georg, zum Stammhalter seiner Linie bestimmt, hatte sich mit der Tochter des Landgrafen vermählt. Das Zerwürfnis der hessischen Fürsten hatte dem General der Liga bereits den Weg nach Hessen geebnet: die Entzweiung zwischen Lüneburg-Celle und Braunschweig-Wolfenbüttel lud Wallenstein nach Niedersachsen ein. Soeben hatte Georg sein Verhältnis zu dem niedersächsischen Kreise, dessen Truppen er anführte, aufgelöst und dem König von Dänemark, dem er als Oberst verpflichtet war, seinen Dienst gekündigt. Der Kreis wählte hierauf den Herzog von Wolfenbüttel zum Befehlshaber seiner Truppen und ernannte den König von Dänemark, Herzog von Holstein, zum Kreisobersten. Damit war noch nicht ausgesprochen, daß sich der Kreis nun auch der Politik des Königs und seinem Einverständnis mit England anschließen würde; wenn es aber dahin kam, so konnte der Kaiser allemal auf die Unterstützung von Lüneburg rechnen. Auch zwischen den beiden Linien des Hauses Oldenburg war ein heftiger Hader ausgebrochen, der damals hauptsächlich daher rührte, daß der König von Dänemark den Prinzen Johann Adolf von Holstein-Gottorp von dem Erzstift Bremen ausschloß; er hatte dort in Konkurrenz mit demselben seinen eigenen zweiten Sohn als Koadjutor wählen lassen. Johann Adolf war in kaiserliche Kriegsdienste gegangen und gehörte zu den Obersten, welche Truppen für die neue Armee Wallensteins aufbrachten. In den Häusern Brandenburg und Sachsen gab es in diesem Augenblick einen ähnlichen offenen Zwiespalt nicht. Aber die jüngeren Linien verfolgten doch eine andere Politik, als die Häupter der Häuser, die sich vom Kaiser nicht trennen mochten. Ein Markgraf von Brandenburg, welchem Jägerndorf zugefallen, beteiligte sich an dem erbländischen Kriege: er gehörte zu den Verjagten. Ein Prinz von Sachsen-Weimar diente unter den dänischen Fahnen. In der eigentümlichsten Lage befand sich der Bruder des Kurfürsten von Brandenburg, Christian Wilhelm, Administrator von Magdeburg. Von dem Reiche war er nicht anerkannt; die Hauptstadt des Stiftes versagte ihm den Gehorsam; dem Domkapitel gegenüber hatte er die drückendsten Bedingungen, die ihn der Regierung fast beraubten, eingehen müssen. Sein Bruder, Kurfürst Georg Wilhelm, fürchtete sich selbst zu gefährden, wenn er ihn offen unterstütze…“

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