Tannhäuser

Ein großer Spielmann war unser Tannhäuser fürwahr, sonst hätte man seinen Minnesang ja nicht in der Heidelberger Liederhandschrift festgehalten. Damals kostete das Papier schließlich ordentlich Geld und die Bücher schreiben und ausschmücken zu lassen noch sehr viel mehr. Viel wissen tut man vom Tannhäuser nicht. Seinen Heimgang schätzte man auf 1270 und er trat am Hofe Herzog Friedrichs des Streitbaren an der Ostmark in Erscheinung. Außerdem soll er den Kreuzzug unseres Kaisers Friedrichs II. mitgemacht haben. Im sagenhaften Sängerkrieg auf der Wartburg maß er sich mit Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Selbst die Liebesgöttin Freya (Venus) soll ihm ihre Gunst geschenkt haben… Über die Wirren nach dem Heimgang des letzten Stauferkaiser lagt unser Tannhäuser nunmehr:

„Ich muß beklagen,

daß die Welt seit einigen Zeit

alle Hoffnung auf Freude aufgeben will.

Die ist so kleinmütig ;

was auch immer ich in ihrem Dienst gesungen

habe, dafür sagt sie mir geringen Dank.

Einen anderen Mißstand

beklage ich allen Ernstes: daß die

wahre Freigebigkeit bei den Herren tot ist.

Dafür nenne ich zuerst

den Kaiser Friedrich.

Ach je, daß man in allen deutschen

Herrschaften nicht einen König

Finden kann, dem nach ihm des

Reiches Krone wirklich zukäme!

Ach je, daß er nicht leben soll,

dem sie so herrlich paßte!

Das war der freigebige König Heinrich,

bei dem war der Frieden von Dauer.

Daß ihm niemand nacheifert,

indem er sich des Reiches annähme

Und ihm in Treue beistünde!

Jetzt ist der König gestorben

und das Reich völlig ohne Erben.

Dadurch ist vom besten Land

Ein großer Teil zerstört.

Solange er lebte, König Konrad,

da waren viele noch voller Kraft,

die nach der Herrschaft strebten.

Nun ist es mit dem

Gefolge aller vorbei.

Wo sieht man noch eine Pracht entfalten,

wie es bei Königen üblich war,

für Bekannte wie für Gäste?

Ein mächtiger König aus der Böhmen Lande

und auch in Österreich,

ein Leopold und ein Friedrich,

die lebten ohne Tadel.

Ein junger Fürst von Meran

und auch ein Welf von Schwaben,

die bereitwillig vielen Leuten

eine Menge kostbarer Kleidung schenkten.

Ein junger Held von Abenberg

und Hugo, ein Tübinger,

die wirkten beide Herrenwerk,

sie halfen vielen aus der Bedrängnis.

Ein Hermann aus der Thüringer Land,

dazu ein Brabanter,

Konrad, von Landsberg genannt,

dazu der Bogener,

Dessen Freigebigkeit mir wohlbekannt war.

Wer erbt nun ihre Freigebigkeit?

Erich aus Dänemark,

dem wurde keine Gabe zu viel.

Seine Vorzüglichkeit wankte kein bißchen,

sie erweist sich stets als gleichmäßige Treue.

Dabei kommt mir ein Herr in den Sinn,

der zeigt so vollkommene Treue:

Von Brehna ein Graf Dietrich,

der besitzt wunderbar viele Vorzüge.

Großzügiger Gott im Himmelreich,

gewähre mir vor allem das

An seinem Sohn, Konrad genannt:

Solange ihn die Erde trägt,

so wünsche ich das um aller Länder willen,

daß er ein gerechter Herrscher werde

Und den Weg seines Vaters einschlage

nach der Lehre für einen gerechten Herrn.

Solange ihm die Jugend vorangeht,

so hat sein Alter Ehre.

Genauso hält es der junge Fürst,

eben der aus dem Land der Thüringer;

Albrecht erwächst großer Ruhm,

Brüder ohne Tadel.

Aus der Polen Land ein edler Fürst,

den will ich nicht vergessen.

Frau Ehre begehrt ihn jederzeit,

die hat ganz von ihm Besitz ergriffen.

Herzog Heinrich, reich an Ehren,

von Breslau genannt,

den will ich ganz gewiß loben:

meine Worte beschreiben ihn genau.

Hätte er den Besitz von tausend Fürsten,

sagt man in den deutschen Herrschaften,

den verschenkte sein großzügiger Sinn

und täte es bereitwillig.

Friede und Recht sind ausgesandt

von ihm auf seinen Weg.

Der junge König aus der Böhmen Land,

der lebt in eines Königs Weise.

Wer sah zu irgend einer Zeit je

eines so edlen Fürsten Krone,

wie er im Land der Böhmer trug,

dem sie so prächtig stand?

Gott helfe der Seele aus großer Not!

Ich denke dabei an alle die Herren,

die in Bezug auf wahre Freigebigkeit tot sind

und auch der Preisung ihres Ansehens.

Gott nehme sie alle in seine Schar auf!

Ich will von Fürsten singen –

derer finde ich leider überhaupt nur wenige –,

die sich jetzt um Ruhm bemühen.

Dem man stets das Beste nachsagte,

Heinrich von Meißen,

der seine Treue niemals brach,

der ist ohne jeden Makel,

er sollte des Reiches Krone tragen,

der Vater mit seinen Söhnen.

Ich konnte in meinem ganzen Leben niemals

irgend einen Makel an ihm finden.

Hennenberg besitzt großes Ansehen,

durch Vorzüge noch erhöht.

Graf Hermann, o was für eine Zeit,

daß der nicht gekrönt wurde!

Deshalb muß ich ihn zurecht beklagen.

Gott möge ihm dort lohnen!

Seinem Wert nach müßte er

im Himmelreich die Krone tragen.

Aus der Sachsen Land Herzog Albrecht,

der war das Vorbild der Fürsten.

Er konnte uns schlicht Frieden bringen;

die ganze Welt ehrt ihn.

Von Bamberg Bischof Egebrecht,

den will ich gerne grüßen.

Er war mit allen Vorzügen gesegnet,

er verstand es, Leid zu lindern.

Aus der Baiern Land ein edler Fürst,

den grüße ich mit meinem Gesang.

Sein Herz strebt nach vielerlei Ansehen,

nach seiner Freigebigkeit verlangt mich.

Sein Bruder heißt Ludwig,

der besitzt wunderbar viele Vorzüge.

Den Fürsten da von Braunschweig

behüte uns Gott besonders.

Um den Hof von Brandenburg steht es gut:

die fühlen sich so,

daß sie ganzer voller Weisheit sind,

diese Weisheit richtet sich auf Besitz.

Wo soll ich Herren suchen,

die sich heute um Lob bemühen?

Die wird Frau Ehre zeigen!

Wer wahres Lob wertschätzen kann,

in der Sprache eines edlen Herrn,

dem wird Lob gesungen!

Ich will den Fürsten nennen,

wenn ihr ihn erkennen wollt:

Sein Gruß und auch sein Lachen,

das kann mir Freude machen!

Seine Rede ist sittsam und lieblich die Worte,

das paßt niemandem besser als edlen Damen,

da ihre Güte vielen liebeskranken Männern

hilft, die in den Fesseln ihrer Liebe liegen.“

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