König Konrad der Vierte

„Nach des Herodes Tode erhebt sich ein zweiter Archelaus, als Erbe der väterlichen Tyrannei; wir benachrichtigen euch aber, daß die Nachkommenschaft des ehemaligen Kaisers Friedrich, der angeerbten Treulosigkeit verdächtig und von väterlicher und groß väterlicher Tyrannei angesteckt, durch Zulassung des päpstlichen Stuhles niemals weder das Kaisertum, noch das Königtum, noch das Herzogtum wieder erhalten wird.“ (Papst Innozenz)

Anno 1228 erblickte zu Andria in Apulien unser alter König Konrad der Vierte das Licht der Welt, der letzte Staufer auf dem deutschen Thron. Von Anno 1250 bis Anno 1254 regierte er unser altes deutsches Reich oder vielmehr die ihm treuen Teile. Denn noch zu Lebzeiten seines Vaters Friedrichs des Zweiten hatte das Papsttum die Gegenkönige Heinrich Raspe und Wilhelm von Holland auf den Plan gerufen. Das italienische Verhängnis seines Hauses ließ unseren Staufer jedoch Anno 1251 eine Heerfahrt nach Italien unternehmen, bevor er seine Herrschaft in unserem alten deutschen Reich durchgesetzt und befestigt hatte. Diese verlief zwar recht erfolgreich und führte Anno 1253 zur Einnahme Italiens. Doch dann durchschnitten die Nornen den Lebensfaden unseres Staufers – ob durch Krankheit oder Gift weiß man nicht… Anno 1246 heiratete unser König Konrad der Vierte Elisabeth von Bayern. Der Sohn Konradin entstammt aus dieser Verbindung. Bei unserem Geschichtsforscher Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) geht unseren Staufern nun Sizilien durch die Schlacht von Benevent verloren und der junge Konradin zieht mit einem Heer nach Italien: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11333193

„Die Unterhandlungen mit ihm wurden angeknüpft, aber erst durch Urbans Nachfolger, Clemens IV., ebenfalls einen Franzosen, zu Ende geführt; Karl sollte das ganze apulische Reich, wie es damals genannt wurde, mit Ausnahme des Gebiets von Benevent, welches an den Papst abgetreten wurde, erhalten und einen jährlichen Tribut von 8000 Unzen Goldes zahlen. Am 6. Januar 1266 erhielt er in Rom durch fünf bevollmächtigte Kardinäle, da der Papst selbst in Viterbo seinen Sitz hatte nehmen müssen, die Krönung und Belehnung über sein neues Reich. Darauf zog er an der Spitze eines, mit den verkauften Kleinodien seiner Gemahlin in Frankreich und Burgund geworbenen, Heeres gegen Neapel. Manfred hatte sich ebenfalls gerüstet und trat ihm bei Benevent entgegen. Der Kern seines Heeres bestand aus deutschen Rittern, das Fußvolk bildeten seine treuen Sarazenen; die italienischen Ghibellinen und apulischen Truppen waren nicht so zuverlässig. Karls Heer war an Zahl überlegen; gleichwohl leisteten die Deutschen so tapfern Widerstand und zeigten sich durch ihre schweren Rüstungen und langen Schwerter den Franzosen so überlegen, daß Karl in dem unritterlichen Befehle Hilfe suchen mußte, daß die Seinigen die Pferde der Deutschen niederstechen sollten. Da entstand Verwirrung; auch die Sarazenen waren schon durch die geschlossenen Angriffe der französischen Ritter zersprengt, und zuletzt verließen ganze Scharen der Italiener treulos oder feige Manfreds Reihen. Bei dem Anblicke dieses Verrates und des immer ungleicheren Kampfes stürzte sich Manfred mitten in das dichteste Kampfgetümmel und verschwand in dessen Wogen. Nach drei Tagen ward seine Leiche gefunden und auf Karls Befehl, der einen Gebannten des Grabes in geweihter Erde für unwert hielt, in einer Grube an der Brücke des Flusses Kalore begraben. Das Volk, und selbst die Franzosen, die sein Unglück ehrten, errichteten ihm ein Denkmal, indem jeder einen Stein auf sein Grab trug, und der Ort erhielt den Namen „Fels der Rosen“. Aber die Kirche gönnte ihm auch diesen Ruheplatz nicht; auf Befehl des Erzbischofs von Cosenza wurde die Leiche des Königs wieder ausgegraben, und, damit er nicht in seinem eignen Reiche ruhe, an die Grenze desselben gebracht und in einem einsamen, von Felsen eingeschlossenen, Thale nahe bei der Mündung des Flusses Verde in den Tronto zum zweiten Male begraben. So endigte dieser Sohn Friedrichs, welchem selbst seine Feinde, die ihm viele böse Neigungen und grausame Taten zuschreiben, weil nach ihrem Glauben kein Hohenstaufe liebenswert sein konnte, den Ruhm der Klugheit, Tapferkeit und schönen Manneskraft nicht versagen können. Seine aus Griechenland gebürtige Gemahlin Helena, eben so jugendlich schön und heiter als ihr Gemahl, wurde auf der Flucht mit ihren vier Kindern gefangen genommen und starb nach einigen Jahren vor Gram in ihrem Kerker; ihre drei Söhne sind ebenfalls in der Gefangenschaft gestorben, der erblindete Heinrich erst 40 Jahre nach der Schlacht von Benevent; nur die Tochter Beatrix erhielt nach 18 Jahren ihre Freiheit wieder, da Karl seinen in die Gefangenschaft der Arragonier gefallenen Sohn mit ihr auslösete. König Karl breitete nach Manfreds Falle seine Herrschaft über das ganze apulisch-sizilianische Reich aus und hielt triumphierend seinen Einzug in Neapel. Aber er hatte kein Herz zu seinen neuen Untertanen; zuerst wurden die Anhänger Manfreds auf das Grausamste verfolgt, ganze Städte zerstört und die Einwohner, Alt und Jung, verstümmelt und umgebracht. Selbst das dem Papste vorbehaltene Benevent wurde nach der Schlacht acht Tage lang geplündert und verwüstet, so daß der Papst selbst an Karl schrieb: „Wahrlich, so arg hat der Kaiser Friedrich als Feind der Kirche nicht gehandelt.“ Diese kalte Grausamkeit, die jetzt an den Unterworfenen geübt wurde, übertrifft alle blutigen Gräuel der früheren Zeit. Dazu überschwemmte ein Heer französischer Beamten das Land und sog es aus, so daß bald die Herrschaft der Hohenstaufen zurückgewünscht wurde und Vieler Augen auf den letzten derselben, der noch nicht im Kerker schmachtete, auf Konradin von Schwaben, gerichtet wurden. Es gelangten Botschaften an ihn aus diesen und andern Teilen Italiens, denn auch in Oberitalien erhob die Partei der Ghibellinen nach und nach wieder ihr Haupt. Man forderte ihn auf, über die Alpen zu kommen und die Macht seines Hauses wieder herzustellen. Der 16jährige Jüngling fühlte den Geist seines Geschlechtes in sich erwachen; die Abmahnungen seiner Mutter Elisabeth machten nicht so viel Eindruck auf ihn, als die Zustimmung seines Oheims, Ludwig von Bayern, und seines Stiefvaters, Meinhard von Görz. Mit dem Gelde, welches die Ghibellinen ihm mit aus Italien gebracht hatten, warb er ein kleines Heer von einigen tausend Mann und ging im Herbste 1267 über die Alpen, nachdem er vorher eine Urkunde ausgestellt hatte, nach welcher, wenn er ohne Erben stürbe, seine Oheime Ludwig und Heinrich von Bayern seine noch übrigen Erbgüter und Lehen erhalten sollten. Den Winter brachte er in Verona zu, und obgleich ihn ein Teil seines Heeres wieder verließ, weil seine Mittel zu dessen Solde nicht ausreichten, so strömten ihm doch viele Ghibellinen zu, als er im Frühjahr 1268 weiter in Italien hinabzog; und auch die Stadt Rom, die den Papst schon längst aus ihren Mauern gewiesen hatte, empfing ihn mit lautem Jubel. Papst Clemens dagegen, der in Viterbo seinen Sitz hatte, sprach den Bann über ihn aus, nachdem er schon, als Konradin mit seinem Heere an Viterbo vorüberzog, vom Walle der Stadt aus, bei dem Anblicke der beiden fürstlichen Jünglinge ausgerufen hatte: „Es sind Opfertiere, die sich zur Schlachtbank führen lassen!“ …“

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