Kaiser Heinrich der Dritte

Den Geburtstag von unserem alten deutschen Kaiser Heinrich der Dritte aus dem Haus der Salier feiern wir Deutschen heute. Anno 1017 wurde er geboren und herrschte von Anno 1039 bis Anno 1056. Seine Herrschaft gehört zu den ausgesprochenen Blütezeiten unseres alten deutschen Reiches. Nach Außen hatte unser Kaiser Heinrich der Dritte eigentlich nur im Osten mit den Böhmen und Ungarn mehr zu tun. Am Ende mußten die Herrscher beider Völker ihm den Treueid leisten und ihre Länder als Lehen empfangen. Die Welschen erhoben zwar Anspruch auf unser Herzogtum Lothringen, scheuten aber den Kampf mit unserem Salierkaiser. Nach Italien zog er mehrmals und ordnete dort die Angelegenheiten, erlangte Anno 1046 die Kaiserwürde in Rom und setzte mehrere Päpste ab. Im Inneren herrschte Ruhe und Frieden, so sehr, daß man sich über den Unfrieden zu Zeiten seines Sohnes Heinrichs IV. nicht wenig wundert. Selbigen zeugte er mit Agnes von Poitou, die er Anno 1043 geehelicht hatte. Fünf weitere Kinder gingen aus der Ehe hervor. Unser Kaiser Heinrich der Dritte ist bekanntlich der Sohn Kaiser Konrads des Zweiten und der Gisela von Schwaben. Und daher schadet es nicht, wenn wir uns die Übersicht der Regierungszeit Konrads des Zweiten zur Feier des Tages anhören, da Hermann von Reichenau hier auch immer wieder ein paar wichtige Stationen im Leben unseres Geburtstagskindes erwähnt:

„MXXIV. Zu Rom starb Benedikt, und dessen Bruder Johannes XVIII, der ein Laie war, wurde als Papst, der 148. nach der Reihenfolge, bestellt, und saß ungefähr neun Jahre auf dem heiligen Stuhle. Auch der Kaiser Heinrich starb am 13. Juli ohne Söhne, zu Bamberg in dem von ihm errichteten Bistum, das er als Erben aller seiner Landgüter und Schätze hinterließ, und wurde in der Kathedrale Sankt Peters begraben. Als hierauf Konrad der Ältere, Sohn Heinrichs und der Adelheid, und Konrad, der Sohn seines väterlichen Oheims, des Herzogs Konrad und der Mathilde, sich sehr um die Krone bemühten, so wurde zu Kamba eine Fürstenversammlung gehalten und auf derselben der ältere Konrad zum König erhoben und von dem Mainzer Erzbischof Aribo am 8. September gesalbt. Und nicht lange nachher ward dessen Gemahlin Gisela von dem Kölner Erzbischof Piligrin nichts desto weniger als Königin am 21. September eingesegnet.

MXXV. Aufruhr und großer Unfrieden wurden gegen den König Konrad von einem Brudersohne Konrad und dem Herzog Ernst von Alamannien, dessen Stiefsohn, auch Welf, einem aus Schwaben gebürtigen Grafen, und mehreren Anderen erregt.

MXXVI. König Konrad ging nach teilweise gestilltem Aufruhr um die Fastnachtszeit nach Italien, beging das Osterfest zu Vercelli, unterwarf sich diesseits Roms ganz Italien außer Lucca, einer Stadt von Toscana. Ernst, Herzog von Alamannien, mit ihm durch die Vermittlung der Mutter in demselben Jahre versöhnt, erhielt zur Vergünstigung die Abtei zu Kempten und gab die seinen Rittern; nicht lange nachher aber änderte er schlechtem Rate folgend einen Sinn, und fiel wieder ab. In demselben Jahre starb Bischof Heimo von Konstanz eines unerwarteten Todes an einer Seitenentzündung und sein Nachfolger Warmann regierte ungefähr acht Jahre. Auch Burghard Abt zu Kempten und Rheinau stirbt, und nach ihm wird zu Rheinau Abt Pirhtilo als Nachfolger eingesetzt. Brun Bischof klagen, zu Augsburg und Graf Welf wüten gegen einander mit Brand und Raub.

MXXVII. König Konrad ging, nachdem er das Weihnachtsfest zu Ivrea gefeiert hatte, weiter vor und nahm die Unterwerfung von Lucca mit dem Markgrafen Reginher an, kam nach Rom und ward am heiligen Osterfeste vom Papst Johann als Kaiser gekrönt. Nach Unterwerfung von ganz Italien zurückgekehrt, hielt er in Alamannien einen Tag bei Ulm, und nahm dort den Herzog Ernst, seinen Stiefsohn, und den Grafen Welf und Andere, welche kamen und ihre Unterwerfung anboten, an und erkannte ihnen auf einige Zeit Verbannung zu. – Kiburg, eine Burg des noch widerspenstigen Grafen Werinhar und einige andere Burgen von Aufrührern wurden genommen. Auch Konrad, der Sohn eines väterlichen Oheims, der sich dem Kaiser ergab, wurde dessen ungeachtet verbannt. Der Straßburger Bischof Werinhar wird von dem Kaiser als Gesandter nach Konstantinopel geschickt, und, als er dort im folgenden Jahre starb, erhielt er Wilhelm zum Nachfolger. Hildegard wird Äbtissin zu Buchau.

MXXVIII. Heinrich, der Sohn des Kaisers, wurde zu Aachen am heiligen Osterfest von sämtlichen Fürsten noch als Knabe zum König erwählt, und von dem kölnischen Erzbischof Piligrin gesalbt.

MXXIX. Als der Kaiser zu Regensburg das Osterfest beging, so ging daselbst der Augsburger Bischof Brun, ein höchster Geheimrat, mit Tode ab und wurde zu Augsburg in der Kathedrale des heiligen Moritz, deren Bau erst begonnen worden war, begraben und erhielt Eberhard zum Nachfolger.

MXXX. Als Herzog Ernst von der Verbannung erlöst sein Herzogtum wieder erhalten hatte, so überließ er sich schlechten Ratgebern, lehnte sich von Neuem gegen den Kaiser auf und wurde seines Herzogtums entsetzt, und dessen jüngerer Bruder Hermann wurde Herzog von Schwaben. Kaiser Konrad ging, da schon längst Feindseligkeiten mit dem König Stephan von Ungarn entstanden waren, nach Ungarn, und verwüstete es, wie weit er konnte und ihm nicht Flüsse oder Sümpfe im Wege waren, bis an die Raab. Da inzwischen in Alamannien der ehemalige Herzog Ernst und dessen Mitschuldige, die mit geringer Macht gegen den Kaiser sich in Bewegung setzten, mit Plünderungen die Einwohner um den Schwarzwald beunruhigten, so wurden sie vom Grafen Manegold von dem Reichenauer Kriegsvolke beobachtet und in einem Treffen am 17. August besiegt. Manegold selbst kam dort um, und der vormalige Herzog Ernst, und Graf Werinhar, das Haupt der Empörung, auch Adalbert und Werin, angesehene Krieger und Andere fielen; und Ernst wurde zu Konstanz, Manegold aber zu Reichenau begraben. Der Reichenauer Mönch Burkhard wird zu Regensburg zum Abt von Sankt Emmeran befördert.

MXXXI. Mit dem König Stephan von Ungarn wird der Friede hergestellt. Aribo, Erzbischof des Mainzer Stuhles, ging auf seiner Pilgerfahrt nach Rom mit Tode ab, und ihm folgte im Erzbistum Bardo, ein Mönch, ehrwürdig in Leben und Wandel.

MXXXII. Rudolf, der untätige König von Burgund, starb, dessen Diadem und Reichsinsignien wurden durch Seliger dem Kaiser Konrad überbracht. Und da gerade in den Tagen der Kaiser gegen Miseiko, den König der Slawen, welche Polen heißen, ein Heer führte, so drang Odo, eben dieses Rudolfs Schwestersohn, Fürst der Champagne in Frankreich, in das Reich von Burgund ein, nahm die Burgen Neuenburg und Murten und legte seine Besatzungen hinein. – Bern, Abt zu Reichenau erhielt, als er nach Rom die Privilegien eines Klosters schickte, von dem Papst Johannes das Privileg mit den Sandalen, die Messe mit bischöflichem Gewand zu halten. Als deshalb sich der Bischof Warmann von Konstanz veranlaßt fand, ihn bei dem Kaiser wegen widerrechtlicher Anmaßung seines Amtes und seiner Würde anzuklagen, so wurde er von beiden so lange gedrängt, bis er das Privileg mit den Sandalen dem Bischof selbst übergab, um es in einer Synode, das heißt am Gründonnerstage im folgenden Jahre öffentlich zu verbrennen. In demselben Jahre brannte am 12. Januar das Kloster zu Buchau ab. Meine Großmutter Bertha, eine recht gottesfürchtige Frau, starb im dreiundzwanzigsten Jahre ihres Witwenstandes am 22. Dezember.

MXXXIII. Der Kaiser ging nach dem Geburtsfeste des Herrn nach Burgund, belagerte Murten; allein behindert durch die Kälte des Winters, konnte er nichts seiner Würdiges ausrichten. Daher drang er wieder in Odos Land, die französische Champagne, ein und verwüstete es durch Plünderung und Brand, bis Odo selbst als Bittender zu ihm kam, und gnädig aufgenommen Genugtuung wiewohl gleisnerisch versprach. – Zu Rom starb Johannes, und Benedikt IX., der auch Theophylactus hieß, wurde als 149. Papst ungeachtet seiner eines so hohen Standes unwürdigen Sitten und Handlungen ordiniert, und regierte länger als zwölf Jahre. Eine Sonnenfinsternis trat am 29. Juli gegen die siebente Stunde ein.

MXXXIV. Der Kaiser griff abermals Burgund mit großer Heeresmacht an, unterwarf sich diesseits der Rhone alle Burgen, zerstörte Murten ging in die Stadt Genf, nahm die Unterwerfung des Erzbischofs Burghard, der von edler Geburt und gestreng, aber durchaus ein frevelhafter und kirchenschänderischer Mann war, und die vieler anderer Vornehmen an, und kehrte nach Unterjochung des Königreiches Burgund zurück. – In demselben Jahre folgte nach dem Tode des Konstanzer Bischofs Warmann dessen Bruder Eberhard und regierte mehr als zwölf Jahre. Als auch der Bischof Meginhard zu Würzburg starb, erhielt Brun, der des Kaisers Vatersbrudersohn, nämlich der Sohn des Herzogs Konrad von der Mathilde das Bistum am Osterfeste. Zu Sankt Gallen starb auch der Abt Theobald und ihm folgte Norbert. Die heidnischen Slawen, welche Liutizen heißen, fallen in Sachsens Grenzen ein.

MXXXV. In Italien stifteten die niederen Ritter, welche gegen ihre Herren aufstanden und nach ihrem Gesetze leben und sie unterdrücken wollten, eine starke Verschwörung. Da nun zu deren Züchtigung die Vornehmen zusammentraten und sich in eine Schlacht einließen, so fielen auf beiden Seiten viele: unter welchen auch der Bischof von Asti verwundet wurde und umkam. Herzog Adalbero von Kärnten und Istrien fiel bei dem Kaiser in Ungnade und wurde seines Herzogtums entsetzt. Die Liutizen nehmen die Burg Werben durch heimlichen Verrat, und töten oder führen gefangen viele der Unsrigen weg. Der Kaiser erzwingt den Übergang über die Elbe, dringt in ihr Land und verwüstet es weit und breit. Eine große Synode wurde von dem Kaiser zu Trebur versammelt.

MXXXVI. Der Erzbischof Piligrin zu Köln ging mit Tode ab und ihm folgte Hermann, des Kaisers Otto II. Tochtersohn. Gebhard II. Bischof zu Regensburg starb am 15. Februar. An seiner Stelle wird Gebhard III. der Halbbruder des Kaisers Konrad von der Mutter Adelheid, als Bischof eingesetzt. König Heinrich, des Kaisers Sohn, hielt mit Gunhild, des Knut, Königs von Dänemark und England Tochter, ein königliches Beilager zu Nimwegen. Konrad, ein Vatersbrudersohn des Kaisers, erhielt das Herzogtum seines Vaters in Kärnten und Istrien, welches Adalbero gehabt hatte, vom Kaiser zurück. Auch Hermann Herzog von Alamannien, bekam Meginfrieds seines Schwiegervaters Markgrafentum in Italien. Die Liutizen Slawen wurden dem Kaiser zinsbar. Burkhard, Erzbischof oder vielmehr Tyrann von Lyon, gottvergessener Kirchenräuber, blutschänderischer Ehebrecher, wurde, als er Udalrich, Seligers Sohn, bekriegte, von ihm besiegt und gefangen dem Kaiser zugeführt, in Eisen gelegt und eingekerkert, und viele Jahre in Banden gehalten. Der Kaiser ging im Winter nach Italien. Die hochwürdige Irmengard, Witwe des Grafen Welf, versammelte zu Altorf Nonnen zum Dienste der Kirche.

MXXXVII. Der Kaiser feierte zu Verona das Geburtsfest des Herrn und kam über Brescia und Cremona nach Mailand. Dann besuchte er Pavia, und ließ den Mailänder Erzbischof Heribert, welcher der Untreue beschuldigt wurde, fassen und vertraute ihn dem Patriarchen Poppo zu Aquileia zur Bewachung an. Er entkam jedoch durch Flucht und versuchte mit allen Kräften sich gegen den Kaiser zu empören. Der Kaiser ging nach dem zu Ravenna abgehaltenen Osterfeste wieder in das Mailändische Gebiet, belagerte die Stadt, verwüstete die Burgen, die Landhäuser und ringsumher Alles, was den Aufständischen gehörte. Die Schar der Verschworenen aber bezähmte er leicht, und bestätigte ihnen das Gesetz, das sie auch in frühern Zeiten gehabt hatten, schriftlich. Der Papst Benedikt kam zum Kaiser nach Cremona. Den Bischöfen zu Piacenza, Cremona und Vercelli machte der Kaiser den Prozeß, nahm sie gefangen und verwies sie des Landes. In demselben Jahre, fiel zwischen Odo, dem Fürsten der französischen Champagne, und Gozelo, Herzog der Lothringer, eine Schlacht vor. Odo ward besiegt und mit den Seinigen in die Flucht geschlagen, und kam auf der Flucht durch das Schwert um.

MXXXVIII. Als der Kaiser das Geburtsfest des Herrn zu Parma beging, fielen viele bei einem zwischen den Bürgern und dem Heere entstandenen Auflaufe, und nachdem mehrere Bürger getötet worden waren, ging die Stadt in Feuer auf. Der Papst verhängt über den noch immer gegen den Kaiser rebellierenden Mailänder Erzbischof den Kirchenbann. – Als der Kaiser die Gegenden jenseits Rom durcheilt war, und von dort an den Küsten des Adriatischen Meeres zurückging, so überfiel im Juli eine ungeheure Seuche das Heer und raffte hier und dort sehr viele hinweg. Unter ihnen war die Königin Gunhild, des Königs Heinrich Gemahlin, welche am 16. Juli starb, und in die Burg Lindburg gebracht und dort begraben wurde. Hermann, Herzog von Alamannien, der auch am 28. Juli zur großen Trauer für die Seinigen starb, wurde zu Trient beerdigt. Der Kaiser hielt nach seiner Rückkehr aus Italien zu Solothurn eine Versammlung, und ließ sowohl sich als seinem Sohne durch die meisten vornehmen Burgunder den Untertaneneid leisten. – In demselben Jahre starb Stephanus König von Ungarn, nachdem er sich mit seinem ganzen Volke schon sehr viele Jahre vorher zum christlichen Glauben bekehrt, und viele Kirchen und Bistümer errichtet, und sehr mild gegen die Guten gesinnt viele Mühe auf eine Regierung verwendet hatte, und bestellte für sich einen aus Venedig gebürtigen Schwestersohn Petrus zum König…“

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