Roswitha von Gandersheim

Nur durch ihre Werke besitzen wir noch Kunde von unserer großen deutschen Dichterin Roswitha von Gandersheim und so verschaffte dieser ein freier Platz in unserem Panzerschlacht- und Geburtstagskalender ihren heutigen Gedenktag. Anno 935 bis Anno 973 dürfte sie wohl gelebt haben, könnte von adliger Geburt gewesen sein und war Nonne im Kloster Gandersheim. Deren Vorsteherin war die Liudolfingerin Gerberga, die Nicht Ottos des Großen. Diesem widmete unsere Roswitha von Gandersheim ihr einziges weltliches Werk. Ein episches Heldenlied, welches freilich nicht an die Länge des Nibelungenliedes heranreicht, obwohl das Leben Ottos des Großen dafür nun wirklich genügend Stoff bot. Sonst verschwendete unsere Roswitha von Gandersheim ihre Begabung auf acht christliche Legenden und sechs christliche Schauspiele. Zur Last legen kann man das unserer Bardin aber nicht. Doch ist es eine bittere Erkenntnis, daß sie als Heidin unsere alten Götter und Helden besungen haben würde. So wie dies die Spielleute der Griechen und Römer getan haben…. Lob und Dank verdient hier übrigens einmal mehr unser großer deutscher Gelehrter Conrad Celtes, der Anno 1500 die Werke unserer Dichterin wiederentdeckt und gedruckt hat. Um die angelsächsische Königstochter Edith läßt unsere Roswitha von Gandersheim nun Otto den Großen in ihrem Heldenlied werben: https://archive.org/details/heldenliederder00gundgoog

„Als erzogen nunmehr nach Königsweise die Knaben,

Faßte derselbigen Vater, der laut gepriesene König

Heinrich, solchen Beschluß, den richtig ins Leben er setzte,

Daß, so lang er in Kraft die warmen Lüfte des Lebens

Atmet, er selber erwählte dem Erstgeborenen und künftigen

König Otto bereits die seiner würdige Freundin,

Welche dem eigenen Sohn sich passend könnte verbinden,

Selbige mochte er jedoch nicht suchen im eigenen Reiche,

Sondern er schickt hin über das Meer fürstliche Gesandte

Zum so herrlichen Lande des englischen Volkes da drüben,

Sie anweisend sogleich, mit dargebrachten Geschenken

m Edith zu werben, die Tochter des Königs Edward,

Die am Hofe noch weilte, nachdem ihr Vater gestorben,

Während der Bruder das Szepter regierte im Reiche des Vaters,

Welchen dem König geboren die nicht ebenbürtige Genossin;

Aber von edelstem Blute war dieser erhabenen Herrin

Mutter, das andere Weib von ziemlich geringem Geschlechte.

Diese von mir in Versen besungene Tochter des Königs,

Wahrlich sie war bei allen bekannt durch preisende Reden,

Vornehm durch die Geburt , von höchsten Tugenden strahlend,

Von dem erhabenen Stamm der großen Könige geboren,

Deren so heitere Stirn umflossen vom Glanze der Reinheit

Lieh der Königsgestalt gar wunderbar schimmernden Liebreiz.

Und sie selber, erglänzend im Strahle vollendeter Güte,

Hatte daheim sich erworben den Preis von solcher Belobigung,

Daß in der Meinung des Volks einstimmig von ihr man erklärte

Sie von allen den Frauen, die lebten, sei jetzo die beste.

Leuchtete sie durch hohes Verdienst, nicht war es ein Wunder;

Da zu heiligen Ahnen hinauf sie führte den Ursprung.

Denn man sagte, sie sei entsprossen dem heiligen Stammbaum

Königs Oswald, welchen die Welt lobpreisend besingt,

Weil dem Tode er sich hat für Christi Namen geweihet.

Aber es kamen herbei die Boten von unserem König,

Dort zu der Fürstin Bruder, die damals weilte in der Hofburg,

Und eröffneten ihm den ganzen heimlichen Auftrag,

Welcher gar sehr ihn erfreute, nachdem er ihn sicher vernommen.

Und er berichtete drauf mit sanfter Stimme der Schwester,

Ihr zuredend sie möchte dem treuen König gehorchen,

Welcher gefaßt den Entschluß, sie dem eigenen Sohn zu vermählen.

Und nachdem er hatte gegossen mit freundlicher Mahnung

Süße Liebe ins Gemüt für Otto, den fürstlichen Jüngling,

Schafft er unendliche Schätze mit vielen Mühen zusammen.

Doch als deren ihm schien in genügender Fülle versammelt,

Sendete er über das Meer in schicklicher Freunde Begleitung

Höchstlich geehrt und sicher die obenerwähnte Gebieterin,

Schätze von köstlicher Art derselben als Gabe gewährend.

Mit ihr sandte er zugleich die Schwester Adiva hinüber,

Die an Alter sowohl als Wert vor jener zurückstand…“

Hinterlasse einen Kommentar