Die Schlacht bei Herbsthausen

„Man ist gewohnt, sich um den Dreißigjährigen Krieg wenig anders zu bekümmern, als um eine allgemeine historische Kenntnis davon zu haben und etwa die berühmten Namen kennen zu lernen, die von dem reichhaltigen Strome seiner Begebenheiten emporgetragen wurden. Wenn man sieht, wie oft verächtliche Blicke auf die Begebenheiten des Dreißigjährigen Krieges geworfen werden, um damit anzudeuten, daß diesen Begebenheiten die Seele, die entfaltete Kunst, fehle, daß man also wohl tue, sich an das Studium der späteren Kriege zu halten, so ist dies ein Irrtum, der befremden muß. Es läßt sich begreifen, daß der Geist des Dreißigjährigen Krieges uns fremd geworden ist, weil wir mit der fortschreitenden Kultur manche unmenschliche und barbarische Kriegssitte aufgegeben, und von der andern Seite dafür auch manche notwendige Bedingung kriegerischer Größe verloren haben. Allein warum wir in dem Dreißigjährigen Kriege unsere eigene bessere Natur verleugnen wollten, ist nicht einzusehen.“ (Carl von Clausewitz)

Diesem Gebote unseres preußischen Kriegsphilosophen folgend haben wir Panzertiere uns natürlich auch mit dem 30jährigen Krieg befaßt. So recht gefallen will uns diese unsere wohl schlimmste deutsche Selbstzerfleischung aber nicht, wenn auch so mancher Lichtstrahl aus dieser dunklen Zeit zu uns dringt. Einer davon ist die Schlacht von Herbsthausen, die Anno 1645 geschlagen wurde. Unser Feldmarschall Franz von Mercy trat hier mit 12,000 Recken gegen den gallischen Monty Turenne an, der über 10,000 Kriegsknechte verfügte. Je nach Bericht verloren die Welschen in der Schlacht zwischen 5000 und 7600 Mann und mußten folglich rasch zum Rhein zurückweichen. Dies hätte die Entscheidung zugunsten der habsburgisch-katholischen Seite sein können, wenn unserem Feldmarschall von Mercy das Kriegsglück hold geblieben wäre… Seine Reiterei führte bei Herbsthausen unser General Johann von Werth, während das Fußvolk unser Feldzeugmeister Johann von Reuschenberg befehligte. Gekostet hat uns Deutsche die Schlacht mindestens 800 Gefallene. Den summarischen Bericht der Schlacht von Herbsthausen finden wir bei unserem Geschichtsschreiber Johann von Heilmann in seinem Buch „Die Feldzüge der Bayern in den Jahren 1643, 1644 und 1645 unter Marschall von Mercy“ und selbiger beginnt mit der Vorgeschichte und Eröffnung der berühmten Schlacht: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10374382_00005.html

„Summarische Relation, des zwischen der kurbayerischen Reichsarmada, und der königlich-französischen, dem General Visconte di Tourraine untergebenen Armada (in welcher zugleich das von Herzog Bernharden von Sachsen-Weimar herührende Korps begriffen) bei dem nächst Mergentheim gelegenen Dorf Herbsthausen, den 5. Mai dieses 1645 Jahrs fürgangenen Haupttreffens, darinnen ermeldte Tourrainische Armada geschlagen worden. Demnach der königliche-französische General Vicomte de Tourraine unlängst mit seiner untergebenen Armada, vermittelst, der bei Speyer geschlagenen Schiffbrücken über Rhein: Folgends auch bei Marbach über den Nekarstrom gesetzt, die Stadt Schwäbisch Hall, Crailsheim, Rotenburg an der Tauber, Mergentheim, und andere mehr Ort, so der kurbayerischen Reichsarmee zum Winterquartier und Unterhalt angewiesen worden, okkupiert, also ermeldeter kurbayrischen Reichsarmee, ihren angewiesenen Unterhalt guten Teils entzogen, ist der kurbayerische Feldmarschall Frantz Freiherr von Mercy, verursacht worden, ermeldete Reichs-Armee (wiewohl man damals mit Remontierung teils Reiterei im Werk begriffen, und noch nicht am Ende gewest, so viel sein könnte zusammen zu führen, und zu sehen, wie der General Vicomte de Tourraine (welcher fortan je länger je mehr Ort okkupiert, und an sich gezogen) an fernerm Progress behindert: Auch zugleich, die der Bayrischen Reichsarmada angewiewene Quartier, und notwendige Unterhaltsmittel defendiert und manutenieret werden könnten. Zu welchem Ende, und als der General Vicomte de Tourraine das Hauptquartier zu Mergentheim genommen, seine untergebene Armada aber in die umliegende Städte und Quartier logiert, und ausgeteilt, Vorhabens, die Völker und Pferd in etwas refreschieren zu lassen, und alsdann noch ferner in der Reichsarmada Quartieren einzudringen, auch, wo möglich, gar an die Donau zu rücken ist zu Kontramandierung dessen, ermeldeter Feldmarschall von Mercy samt denen von der Bayrischen Reichsarmada versammelten Völkern, auch mit gehabter Artillerie bis nach dem Brandenburg-Ansbachischen Städtlein Feichtwang gezogen, allda bis alles ajustiert, und zu fernerem Fortzug angestellt worden, etliche tage still gelegen. Wiewohl nun unterdessen die Tourainische in Crailsheim gelegene neu Rosische Dragoner, die nach der bayrischen Armada gangene Proviantführer bei Dinkelspiel angriffen, und davon ein Anzahl Fuhrpferde weggenommen, ist jedoch der bayrische Feldmarschall den 4. Mai Abends, allda in Feichtwang mit der Armada aufgebrochen, und in aller Still mit Zusammenhaltung der Völker damit der Gegenteil hiervon nicht Kundschaft bekomme, zwischen desselben Quartier hineingangen, selbige Nacht bei Pertfelden, ungefähr halben Weg zwischen Feichtwang und Mergentheim, allwo der französische General Vicomte de Tourraine angeregter maßen das Hauptquartier gehabt, kampieret, von dannen den 5. Mai mit anbrechendem Tag abermals in höchster Still bis auf eine kleine Meile von Mergentheim avanciert, da sie bei dem auf der Höhe gelegenen Dorf Herbsthausen, etliche Eskadronen von dem Gegenteil in Postur stehend, angetroffen. Als nun beide Teil einander wahrgenommen, haben sie als gleich die Battaglia formieret, und ist der kurbayerischen Reichsarmada, Sankta Maria gegeben: Folgends von ermeldeter kurbayerischen Armada, die Tourrainische in ihrem ingehabten großen Vorteil, mit heroischer Resolution angriffen: da dann gleich Anfangs des General Vicomte de Tourraine Infanterie, welche nächst an einem Wald, und teils gar darinnen gestanden, über dieses noch tiefe Weg und Gräben in ihrem Avantagio, vor sich gehabt, von der bayrischen Infanterie, so Generalzeugmeister Freiherr von Rutschenberg sehr wohl und tapfer angeführt, zurück, und aus ihrem Posto, geschlagen worden. Als aber darauf ermeldeter Reichsarmada rechter Flügel, gegen den Tourrainischen Linken, welcher ebenmäßig auf einer vorteilhaftigen Höhe gestanden, über ein Wiesental avanciert, hat solcher Tourrainische linke Flügel, als in deme sie damaln die meiste Forza ihrer Kavallerie befunden, ermeldeten kurbayerischen rechten Flügel gutenteils zurück getrieben, und weichen machen…“

König Ruprecht

Anno 1352 wurde im bayrischen Amberg unser König Ruprecht geboren. Seit Anno 1398 war er pfälzischer Kurfürst und Anno 1400 wurde er als Gegenkönig gewählt, weil Wenzel der Faule seinem Namen alle Ehre machte. So faul war der mißratene Sproß Kaiser Karls des Vierten, daß er noch nicht einmal mit unserem Wittelsbacher um die deutsche Krone kämpfen wollte. Er verblieb in den Ländern seiner böhmischen Hausmacht. Dennoch fand unser König Ruprecht viel Widerstand, da zahlreiche Fürsten und Städte ihn nicht anerkennen wollten. So unternahm er sogleich eine Heerfahrt nach Italien, die allerdings Anno 1402 fehlschlug. Statt mit der erhofften Kaiserkrone kehrte er ohne sein Heer zurück. Von Anno 1405 bis Anno 1407 hatte er zudem eine Fehde mit dem Marbacher Bund zu bestehen. Als er Anno 1410 heimging, hatte er weder seine Herrschaft hinreichend gefestigt noch eine starke Hausmacht begründet. Daher folgte ihm keiner seiner Söhne nach, sondern mit Sigismund kehrte das Haus Luxemburg noch einmal auf den deutschen Thron zurück. Zum Weib nahm unser König Ruprecht Anno 1374 Elisabeth von Nürnberg, mit der er neun Kinder hatte. Wir folgen dem Versuch unseres Wittelsbacher sein Königtum zur allgemeinen Anerkennung zu bringen nun bei unserem Geschichtsschreiber Konstantin von Höfler („Ruprecht von der Pfalz“) ein wenig: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016115_00001.html

„Ruprecht hatte sich in die hohenzoller’sche Kadoltzburg begeben (1. Februar), von da die königliche Burg in Nürnberg besucht, wo er bis Ende März seine Residenz ausschlug. Jetzt verlieh er die Reichslehen an seinen Schwager, den Burggrafen Friedrich, an Friedrich Schenk von Limburg, an Engelhart zu Weinsberg, an die Bischöfe Friedrich von Eichstädt, Raban von Speyer und Albrecht von Bamberg Letzterer war ein geborener Graf von Wertheim und Nachfolger des berühmten Lambert von Brunn (gestorben 1399), der dem burggräflichen Hause der Hohenzollern manchen Stein in den Weg gelegt. König Ruprecht söhnte ihn dann auch mit Konrad Marschalk von Pappenheim aus. Die Belehnung des jugendlichen Herzogs Heinrich von Bayern fand am 17. Februar statt. Erst im März erfolgte die Belehnung Dietrichs von Elz, des Grafen Philipp von Nassau und Saarbrücken, des Bischofes Johann von Regensburg, dann des Abtes von Sankt Emmeran in derselben Stadt (15. April 1401). Noch zögernder ging es mit den Städten. Nachdem der König die Privilegien von Auerbach bestätigt und demselben befohlen, ihm als recht mäßigem Erbherrn zu huldigen, erfolgte in Nürnberg die Erklärung wider die Aachener als Rebellen; Schweinfurt huldigte im Februar, erlangte neben anderen großen Freiheiten die königliche Gnade, vor kein Hof- oder Landgericht gezogen werden zu können, und erhielt Arnold von Rotenburg den Älteren als Reichsvogt. Die elsäßischen Städte Hagenau, Colmar, Slezstadt, Wissenburg, Selse, Ehenheim, Roßheim, Münster, Durikeim, Kaisersberg, Mulhusen und die Untertanen des Reiches insgesamt, die in die Landvogtei Elsaß gehören , erhielten an Schwarz Reinhart, Ritter von Sickingen, einen königlichen Landvogt. Mehrere von ihnen ließen sich die Zusage ausstellen, sie nicht vom Reiche trennen, noch verpfänden zu wollen. Die Freiheiten der Stadt Wissenburg auf der Epsche wurden bestätigt und der Stadt zu lieb dem Deutschherrenorden verboten, aus dem Dorfe Ellingen eine Stadt zu bauen, da dieses Wissenburg zu großem Nachteile gereichen würde. Erfurt, das König Wenzel in die Acht erklärt, wurde davon losgesprochen; die Privilegien von Wimpfen, Türkheim, Mühlhausen, Colmar wurden im Laufe des Monats April bestätigt. Es ist jedoch irrig, anzunehmen, daß nur diejenigen Reichsstände huldigten, deren Urkunden hierüber vorhanden sind. Dadurch freilich mochte sich die Meinung bilden, als ob Norddeutschland den neuen König nicht anerkannt habe Schon die ersten Bitten, die er nach Passau, Münster, Cambrai, Freising, Konstanz, Lüttich, Utrecht richtete, beweisen, daß sein Einfluß bereits damals weiter gereicht haben muß, als die vorhandenen Belehnungsurkunden ausweisen. Auch macht es einen erfreulichen Eindruck, unter den Personen, die der König teils jetzt, teils etwas später bedenkt, den berühmten Heinrich von Hessen (den Jüngern), Rektor der Universität Heidelberg und Magister der freien Künste, den Doktor des kanonischen Rechtes Johann Noet, den Magister Ludwig von Busch, den Professor Wasmod von Hoenberg, den Magister der freien Künste und Professor der Theologie Heinrich Stubing von Homberg, zu finden. Der Arzt Heinrich Venatoris (Jäger) in Ulm ward Pfalzgraf, mit dem Rechte, Richter und Notare zu kreieren. Der kaiserliche Leibarzt und beständige Hausgenosse, Wilhelm Tenstalle von Deventer, erhielt ein Kanonikat zu Münster. Der Schneiderssohn von Kvppurg, Johann, ward königlicher Notar, Tischgenosse und Kanonikus in Zürich. Ruprecht bewies auch als König, daß er wahres Verdienst zu ehren wisse. Allein alles dieses war denn doch eigentlich nur Nebensache und verstand sich, wenn einmal die Macht erlangt war, von selbst. Das Erste und Notwendigste, was geschehen mußte, war, dem Zwiespalte im Königtume selbst so rasch als möglich ein Ende zu machen. Dazu boten sich Ruprecht zwei Mittel dar. Einmal dem alten Könige seine Anhänger abwendig zu machen und ihn dadurch zur Abdankung oder zu irgend einem Ruprecht günstigen Vergleiche zu nötigen; zweitens, durch Erlangung der Kaiserkrone dem Streite ein unerwartet rasches Ende zu machen; letzteres, unstreitig das sicherste Mittel, war auch bei der unberechenbaren Gemütsart Wenzels, der ebenso halsstarrig als zeitweise nachgiebig war, das Schwerste. Doch unternahmen ersteres zum Teil die Kurfürsten selbst, indem sie für König Ruprecht noch von Köln aus an die Markgrafen von Meißen und den Landgrafen von Hessen schrieben und sie aufforderten, ihre Lehen von dem neuen Könige zu empfangen. Gewiß wurde in ähnlicher Weise auch an andere Fürsten geschrieben, obwohl die Verwendung Kurfürst Johanns von Mainz, welcher der Mitschuld am Tode Herzog Friedrichs angeklagt war, dem Könige keine große Hilfe gewähren konnte. Schon in Köln scheint der König den Plan gefaßt zu haben, mit den österreichischen Herzogen Wilhelm, Albrecht und Leopold in nähere Berührung zu treten und wo möglich selbst Herzog Friedrich durch Vermählung mit seiner Tochter Elsa (Elisabeth) an sich und sein Haus zu knüpfen. Die Vollmacht, welche er deshalb am 12. Januar dem Grafen Emicho von Leiningen, seinem Hofmeister, dem Johann von Hirczhorn, Rudolf von Zeyskeim und Johann von Wvnbeim erteilte, ist aber durchstrichen und die Unterhandlungen fanden erst viel später statt…“

Roswitha von Gandersheim

Nur durch ihre Werke besitzen wir noch Kunde von unserer großen deutschen Dichterin Roswitha von Gandersheim und so verschaffte dieser ein freier Platz in unserem Panzerschlacht- und Geburtstagskalender ihren heutigen Gedenktag. Anno 935 bis Anno 973 dürfte sie wohl gelebt haben, könnte von adliger Geburt gewesen sein und war Nonne im Kloster Gandersheim. Deren Vorsteherin war die Liudolfingerin Gerberga, die Nicht Ottos des Großen. Diesem widmete unsere Roswitha von Gandersheim ihr einziges weltliches Werk. Ein episches Heldenlied, welches freilich nicht an die Länge des Nibelungenliedes heranreicht, obwohl das Leben Ottos des Großen dafür nun wirklich genügend Stoff bot. Sonst verschwendete unsere Roswitha von Gandersheim ihre Begabung auf acht christliche Legenden und sechs christliche Schauspiele. Zur Last legen kann man das unserer Bardin aber nicht. Doch ist es eine bittere Erkenntnis, daß sie als Heidin unsere alten Götter und Helden besungen haben würde. So wie dies die Spielleute der Griechen und Römer getan haben…. Lob und Dank verdient hier übrigens einmal mehr unser großer deutscher Gelehrter Conrad Celtes, der Anno 1500 die Werke unserer Dichterin wiederentdeckt und gedruckt hat. Um die angelsächsische Königstochter Edith läßt unsere Roswitha von Gandersheim nun Otto den Großen in ihrem Heldenlied werben: https://archive.org/details/heldenliederder00gundgoog

„Als erzogen nunmehr nach Königsweise die Knaben,

Faßte derselbigen Vater, der laut gepriesene König

Heinrich, solchen Beschluß, den richtig ins Leben er setzte,

Daß, so lang er in Kraft die warmen Lüfte des Lebens

Atmet, er selber erwählte dem Erstgeborenen und künftigen

König Otto bereits die seiner würdige Freundin,

Welche dem eigenen Sohn sich passend könnte verbinden,

Selbige mochte er jedoch nicht suchen im eigenen Reiche,

Sondern er schickt hin über das Meer fürstliche Gesandte

Zum so herrlichen Lande des englischen Volkes da drüben,

Sie anweisend sogleich, mit dargebrachten Geschenken

m Edith zu werben, die Tochter des Königs Edward,

Die am Hofe noch weilte, nachdem ihr Vater gestorben,

Während der Bruder das Szepter regierte im Reiche des Vaters,

Welchen dem König geboren die nicht ebenbürtige Genossin;

Aber von edelstem Blute war dieser erhabenen Herrin

Mutter, das andere Weib von ziemlich geringem Geschlechte.

Diese von mir in Versen besungene Tochter des Königs,

Wahrlich sie war bei allen bekannt durch preisende Reden,

Vornehm durch die Geburt , von höchsten Tugenden strahlend,

Von dem erhabenen Stamm der großen Könige geboren,

Deren so heitere Stirn umflossen vom Glanze der Reinheit

Lieh der Königsgestalt gar wunderbar schimmernden Liebreiz.

Und sie selber, erglänzend im Strahle vollendeter Güte,

Hatte daheim sich erworben den Preis von solcher Belobigung,

Daß in der Meinung des Volks einstimmig von ihr man erklärte

Sie von allen den Frauen, die lebten, sei jetzo die beste.

Leuchtete sie durch hohes Verdienst, nicht war es ein Wunder;

Da zu heiligen Ahnen hinauf sie führte den Ursprung.

Denn man sagte, sie sei entsprossen dem heiligen Stammbaum

Königs Oswald, welchen die Welt lobpreisend besingt,

Weil dem Tode er sich hat für Christi Namen geweihet.

Aber es kamen herbei die Boten von unserem König,

Dort zu der Fürstin Bruder, die damals weilte in der Hofburg,

Und eröffneten ihm den ganzen heimlichen Auftrag,

Welcher gar sehr ihn erfreute, nachdem er ihn sicher vernommen.

Und er berichtete drauf mit sanfter Stimme der Schwester,

Ihr zuredend sie möchte dem treuen König gehorchen,

Welcher gefaßt den Entschluß, sie dem eigenen Sohn zu vermählen.

Und nachdem er hatte gegossen mit freundlicher Mahnung

Süße Liebe ins Gemüt für Otto, den fürstlichen Jüngling,

Schafft er unendliche Schätze mit vielen Mühen zusammen.

Doch als deren ihm schien in genügender Fülle versammelt,

Sendete er über das Meer in schicklicher Freunde Begleitung

Höchstlich geehrt und sicher die obenerwähnte Gebieterin,

Schätze von köstlicher Art derselben als Gabe gewährend.

Mit ihr sandte er zugleich die Schwester Adiva hinüber,

Die an Alter sowohl als Wert vor jener zurückstand…“

Niccolo Machiavelli

Anno 1469 wurde der große italienische Staatslehrer Niccolo Machiavelli in Florenz geboren. Mit „Der Fürst“ und den „Discorsi“ hat er uns zwei Bücher über die Staatskunst gegeben, die man getrost in diesem Feld das nennen darf, was das Buch „Vom Kriege“ von unserem Carl von Clausewitz auf dem Feld der Kriegskunst ist. Lesen sei hier dringend angeraten. Einige unserer bedeutendsten deutschen Denker wie Friedrich Nietzsche, Carl Schmitt, Johann Gottlieb Fichte, Arthur Schopenhauer oder Georg Wilhelm Friedrich Hegel fanden so manche Anregungen in Machiavellis Schriften. Zur Feier des Tages gibt es eine der schönsten Stellen aus dem Fürsten, in welcher uns der Machiavelli mitteilt, daß man – als Fürst – bisweilen auch böse Dinge tun muß: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Machiavelli,+Niccol%C3%B2/Der+F%C3%BCrst

„Da aber meine Absicht darauf gerichtet ist, etwas für den, der es versteht, Nützliches zu schreiben, so scheint es mir schicklicher, die Wahrheit so darzustellen, wie sich dieselbe in der Wirklichkeit findet, als den Einbildungen jener zu folgen: (denn manche Schriftsteller haben Republiken und Fürstentümer erdacht, dergleichen niemals gesehen worden, oder in der Wahrheit gegründet gewesen sind) weil ein so großer Unterschied vorhanden ist unter dem, was da geschieht, und dem, was geschehen sollte; daß derjenige, der das Erste vernachlässigt und sich nur nach dem Letzten richtet, seinen Untergang eher als seine Erhaltung bereitet. Jemand, der es darauf anlegt, in allen Dingen moralisch gut zu handeln, muß unter einem Haufen, der sich daran nicht kehrt, zu Grunde gehen. Daher muß ein Fürst, der sich behaupten will, sich auch darauf verstehen, nach Gelegenheit schlecht zu handeln, und dies tun oder lassen, so wie es die Notwendigkeit erfordert. Mit Hintansetzung alles dessen, was über erdichtete Fürsten vorgebracht worden, und um bei der Wahrheit zu bleiben, sage ich, daß allen Menschen, von denen geredet wird, und vorzüglich den Fürsten, die so viel höher stehen als andre, gewisse Eigenschaften beigelegt werden, die mit Lob oder Tadel verbunden sind. Einer gilt für freigebig, der andere für filzig, einer liebt zu geben, der andre zu rauben; einer ist grausam, der andre mitleidig; einer treulos, der andre zuverlässig; einer weibisch und feig, der andre mutig und wild; einer menschenfreundlich, der andre übermütig; einer wollüstig, der andre keusch und züchtig; einer aufrichtig, der andre listig; einer hartherzig, der andre nachgiebig; einer ernsthaft, der andre leichtsinnig; einer religiös, der andre ungläubig und so weiter. Ich weiß wohl, daß Jedermann eingestehen wird, es sei wünschenswert, die Fürsten möchten von allen obengenannten Eigenschaften die lobenswerten besitzen: da aber die Beschaffenheit der menschlichen Natur nicht verstattet, dies zu erwarten, und alle jene Vorschriften zu befolgen, so ist es notwendig, klug genug zu sein, um den üblen Ruf solcher Laster zu vermeiden, über welche die Herrschaft verloren gehen könnte; vor den Fehlern aber, welche solche Folgen nicht haben, muß man sich zwar hüten, wenn es möglich ist; allenfalls aber kann man sich sogar ohne viele Vorsicht darin gehen lassen. Endlich muß man sich nicht so ängstlich vor dem bösen Rufe solcher Untugenden hüten, ohne welche man schwerlich die Herrschaft behauptet; denn wenn man die Sachen genau betrachtet, so gibt es anscheinende Tugenden, bei denen man zu Grunde geht; und anscheinende Fehler, auf denen die Sicherheit und Fortdauer des Wohlbefindens beruht.“

Manfred von Richthofen, unser roter Baron

Anno 1892 wurde unser Roter Baron Manfred von Richthofen in Breslau geboren. Mit (mindestens) 80 Abschüssen unser bester deutscher Jagdflieger im Vierjährigen Krieg. Unser Manfred von Richthofen ist gegen die Worte Nietzsches keinesfalls gefeit – „Dies ist mein Mitleid mit allem Vergangenen, daß ich sehe: es ist preisgegeben, – – der Gnade, dem Geiste, dem Wahnsinne jedes Geschlechtes preisgegeben, das kommt und alles, was war, zu seiner Brücke umdeutet!“ – und daher muß ich zu seinem Geburtstag ein paar ernstere Worte sprechen. Denn da unser übergewaltiger Fliegerheld aus dem Vierjährigen Krieg unvergessen ist, so haben die VS-amerikanischen Handpuppen einfach einen grottenschlechten Umerziehungsfilm über unseren alten Kriegshelden gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=Qw-SqOL93co Dieser wiederum hat mich einmal mehr an die Worte Oswald Spenglers erinnert:

„Denn wir leben in einer gewaltigen Zeit. Es ist die größte, welche die Kultur des Abendlandes je erlebt hat und erleben wird, dieselbe, welche die Antike von Cannä bis Aktium erlebt hat, dieselbe, aus der die Namen Hannibal, Scipio, Gracchus, Marius, Sulla, Cäsar herüberleuchten. Der Weltkrieg war für uns nur der erste Blitz und Donner aus der Gewitterwolke, die schicksalsschwer über dieses Jahrhundert dahinzieht. Die Form der Welt wird heute aus dem Grunde umgeschaffen wie damals durch das beginnende Imperium Romanum, ohne daß das Wollen und Wünschen „der meisten“ beachtet und ohne daß die Opfer gezählt werden, die jede solche Entscheidung fordert. Aber wer versteht das? Wer erträgt das? Wer empfindet es als Glück, dabei zu sein? Die Zeit ist gewaltig, aber um so kleiner sind die Menschen. Sie ertragen keine Tragödie mehr, weder auf der Bühne noch in Wirklichkeit. Sie wollen das happy end flacher Unterhaltungsromane, kümmerlich und müde wie sie sind. Aber das Schicksal, das sie in diese Jahrzehnte hineingeworfen hat, packt sie beim Kragen und tut mit ihnen, was getan werden muß, ob sie nun wollen oder nicht. Die feige Sicherheit vom Ausgang des vorigen Jahrhunderts ist zu Ende. Das Leben in Gefahr, das eigentliche Leben der Geschichte, tritt wieder in sein Recht. Alles ist ins Gleiten gekommen. Jetzt zählt nur der Mensch, der etwas wagt, der den Mut hat, die Dinge zu sehen und zu nehmen, wie sie sind. Die Zeit kommt – nein, sie ist schon da! –, die keinen Raum mehr hat für zarte Seelen und schwächliche Ideale. Das uralte Barbarentum, das jahrhundertelang unter der Formenstrenge einer hohen Kultur verborgen und gefesselt lag, wacht wieder auf, jetzt wo die Kultur vollendet ist und die Zivilisation begonnen hat, jene kriegerische gesunde Freude an der eigenen Kraft, welche das mit Literatur gesättigte Zeitalter des rationalistischen Denkens verachtet, jener ungebrochene Instinkt der Rasse, der anders leben will als unter dem Druck der gelesenen Büchermasse und Bücherideale. Im westeuropäischen Volkstum lebt noch genug davon, auch in den amerikanischen Prärien und darüber hinaus in der großen nordasiatischen Ebene, wo die Welteroberer wachsen.“

Kein Meister ist vom Himmel gefallen, auch unser Manfred von Richthofen nicht und so lesen wir nun von dessen Jagdfliegerausbildung in seinem Fliegerpanzerbuch – „Der Rote Kampfflieger“ genannt: https://archive.org/details/DerRoteKampfflieger

„Um meine Examina bestehen zu können, mußte ich aber nach Berlin. Ich benutzte die Gelegenheit, um als Beobachter ein Riesenflugzeug in Berlin auf den Schwung zu bringen, und ließ mich dazu nach Döberitz kommandieren (15. November 1915). Für das Riesenflugzeug hatte ich anfangs großes Interesse. Aber es ist komisch, gerade durch das Riesending wurde mir klar, daß nur das kleinste Flugzeug für meine Zwecke als Kampfflieger etwas taugen kann. So ein großer Äppelkahn ist zum Kämpfen zu unbeweglich, und das ist ja eben die Hauptsache für mein Geschäft. Der Unterschied zwischen einem Großkampfflugzeug und einem Riesenflugzeug ist der, daß das Riesenflugzeug noch erheblich größer ist und mehr dem Zwecke für Bomben dient und weniger zum Kampfe. Meine Prüfungen machte ich nun in Döberitz, zusammen mit einem lieben Menschen, Oberleutnant v. Lyncker. Wir beide vertrugen uns gut und hatten dieselben Passionen, auch dieselbe Auffassung über unsere spätere Tätigkeit. Unser Ziel war Fokkerfliegen, um zusammen zu einer Jagdstaffel nach dem Westen zu kommen. Ein Jahr später haben wir es erreicht, zusammenwirken zu können, wenn auch nur für kurze Zeit, denn meinen guten Freund ereilte bei seinem dritten Abschuß die tödliche Kugel. Oft haben wir in Döberitz lustige Stunden verlebt. So war z. B. eine Bedingung: „Außenlandungen.“ Ich verband bei dieser Gelegenheit das Notwendige mit dem Angenehmen. Zu meinem Außenlandeplatz suchte ich mir ein mir bekanntes Gut Buchow aus. Dort war ich auf Saujagd eingeladen, bloß vertrug sich die Sache schlecht mit meinem Dienst, denn an schönen Abenden wollte ich fliegen und trotzdem meiner Jagdpassion nachgehen. So legte ich mir meinen Außenlandeplatz so, daß ich von dort aus bequem meine Jagdgründe erreichen konnte. Ich nahm mir einen zweiten Piloten als Beobachter mit und schickte diesen abends zurück. Nachts setzte ich mich auf Sauen an und wurde am nächsten Morgen von diesem Piloten wieder abgeholt. Wenn ich nicht hätte abgeholt werden können, so wäre ich ziemlich auf dem Trockenen gewesen, da mir ein Fußmarsch von etwa zehn Kilometern geblüht hätte. So brauchte ich einen Mann, der mich bei jedem Wetter von meinem Hochsitz abholte. Es ist aber nicht jedermanns Sache, auf Wetter gar keine Rücksicht zu nehmen, doch es gelang mir, einen Gesinnungstüchtigen zu finden. Eines Morgens, nachdem ich die Nacht wieder draußen zugebracht hatte, begann ein ungeheures Schneegestöber. Man konnte nicht fünfzig Meter weit sehen. Acht Uhr war es gerade, die angegebene Zeit, zu der mich der Pilot abholen sollte. Im stillen hoffte ich, er würde es diesmal sein lassen. Aber mit einem Male hörte ich ein Summen – sehen konnte ich nichts – fünf Minuten später lag mein schöner Vogel etwas verbogen vor mir…“

Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis

Anno 1772 wurde auf Schloß Oberwiederstedt in Sachsen unser Dichter und Denker Novalis geboren. Ein weiterer Stern am Himmel der Weimarer Klassik, als deren bedeutendste Vertreter Goethe, Schiller und Herder genannt seien, in deren Kreis sich unser Novalis bewegte. Folgend dem Gebot unserer Karo feiern wir Panzertiere heute dessen Geburtstag und tun das wie immer mit den Werken des Dichters. Zu diesem Zweck suche ich mir den Roman „Heinrich von Ofterdingen“ – der vom Sängerkrieg auf der Wartburg handelt: http://www.zeno.org/Literatur/M/Novalis/Romane/Heinrich+von+Ofterdingen

„Die Eltern lagen schon und schliefen, die Wanduhr schlug ihren einförmigen Takt, vor den klappernden Fenstern sauste der Wind; abwechselnd wurde die Stube hell von dem Schimmer des Mondes. Der Jüngling lag unruhig auf seinem Lager, und gedachte des Fremden und seiner Erzählungen. Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt haben, sagte er zu sich selbst; fern ab liegt mir alle Habsucht: aber die blaue Blume sehn‘ ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn, und ich kann nichts anders dichten und denken. So ist mir noch nie zu Mute gewesen: es ist, als hätt‘ ich vorhin geträumt, oder ich wäre in eine andere Welt hinübergeschlummert; denn in der Welt, in der ich sonst lebte, wer hätte da sich um Blumen bekümmert, und gar von einer so seltsamen Leidenschaft für eine Blume hab‘ ich damals nie gehört. Wo eigentlich nur der Fremde herkam? Keiner von uns hat je einen ähnlichen Menschen gesehn; doch weiß ich nicht, warum nur ich von seinen Reden so ergriffen worden bin; die Andern haben ja das Nämliche gehört, und Keinem ist so etwas begegnet. Daß ich auch nicht einmal von meinem wunderlichen Zustande reden kann! Es ist mir oft so entzückend wohl, und nur dann, wenn ich die Blume nicht recht gegenwärtig habe, befällt mich so ein tiefes, inniges Treiben: das kann und wird Keiner verstehn. Ich glaubte, ich wäre wahnsinnig, wenn ich nicht so klar und hell sähe und dächte, mir ist seitdem alles viel bekannter. Ich hörte einst von alten Zeiten reden; wie da die Tiere und Bäume und Felsen mit den Menschen gesprochen hätten. Mir ist grade so, als wollten sie allaugenblicklich anfangen, und als könnte ich es ihnen ansehen, was sie mir sagen wollten. Es muß noch viel Worte geben, die ich nicht weiß: wüßte ich mehr, so könnte ich viel besser alles begreifen. Sonst tanzte ich gern; jetzt denke ich lieber nach der Musik. Der Jüngling verlor sich allmählich in süßen Fantasien und entschlummerte. Da träumte ihm erst von unabsehlichen Fernen, und wilden, unbekannten Gegenden. Er wanderte über Meere mit unbegreiflicher Leichtigkeit; wunderliche Tiere sah er; er lebte mit mannichfaltigen Menschen, bald im Kriege, in wildem Getümmel, in stillen Hütten. Er geriet in Gefangenschaft und die schmählichste Not. Alle Empfindungen stiegen bis zu einer niegekannten Höhe in ihm. Er durchlebte ein unendlich buntes Leben; starb und kam wieder, liebte bis zur höchsten Leidenschaft, und war dann wieder auf ewig von seiner Geliebten getrennt. Endlich gegen Morgen, wie draußen die Dämmerung anbrach, wurde es stiller in seiner Seele, klarer und bleibender wurden die Bilder. Es kam ihm vor, als ginge er in einem dunkeln Walde allein. Nur selten schimmerte der Tag durch das grüne Netz. Bald kam er vor eine Felsenschlucht, die bergan stieg. Er mußte über bemooste Steine klettern, die ein ehemaliger Strom herunter gerissen hatte. Je höher er kam, desto lichter wurde der Wald. Endlich gelangte er zu einer kleinen Wiese, die am Hange des Berges lag. Hinter der Wiese erhob sich eine hohe Klippe, an deren Fuß er eine Öffnung erblickte, die der Anfang eines in den Felsen gehauenen Ganges zu sein schien. Der Gang führte ihn gemächlich eine Zeitlang eben fort, bis zu einer großen Weitung, aus der ihm schon von fern ein helles Licht entgegen glänzte. Wie er hineintrat, ward er einen mächtigen Strahl gewahr, der wie aus einem Springquell bis an die Decke des Gewölbes stieg, und oben in unzählige Funken zerstäubte, die sich unten in einem großen Becken sammelten; der Strahl glänzte wie entzündetes Gold; nicht das mindeste Geräusch war zu hören, eine heilige Stille umgab das herrliche Schauspiel. Er näherte sich dem Becken, das mit unendlichen Farben wogte und zitterte. Die Wände der Höhle waren mit dieser Flüssigkeit überzogen, die nicht heiß, sondern kühl war, und an den Wänden nur ein mattes, bläuliches Licht von sich warf. Er tauchte seine Hand in das Becken und benetzte seine Lippen. Es war, als durchdränge ihn ein geistiger Hauch, und er fühlte sich innigst gestärkt und erfrischt. Ein unwiderstehliches Verlangen ergriff ihn sich zu baden, er entkleidete sich und stieg in das Becken. Es dünkte ihn, als umflösse ihn eine Wolke des Abendroths; eine himmlische Empfindung überströmte sein Inneres; mit inniger Wollust strebten unzählbare Gedanken in ihm sich zu vermischen; neue, niegesehene Bilder entstanden, die auch in einander flossen und zu sichtbaren Wesen um ihn wurden, und jede Welle des lieblichen Elements schmiegte sich wie ein zarter Busen an ihn. Die Flut schien eine Auflösung reizender Mädchen, die an dem Jünglinge sich augenblicklich verkörperten…“

Fregattenkapitän Otto Kretschmer

Anno 1912 wurde unser Ubootheld Otto Kretschmer in Heidau geboren. Im Sechsjährigen Krieg sollte er mit 47 Versenkung der beste Ubootfahrer werden. Anno 1930 ging er zur Flotte und war ab Anno 1935 mit unserem Unterseeboot XXXV unterwegs. Anno 1937 sattelte er auf die XXIII um und versenkte seine ersten Schiffe. Das Unterseeboot XCIX folgte Anno 1940 und mit diesem Pott versenkte unser Kretschmer den Großteil der feindlichen Schiffe. 272,000 Bruttoregistertonnen kostete das die Landfeinde. Einen seiner größten Streiche vollbrachte unser Ubootheld beim Angriff auf den englischen Geleitzug SC-7 und davon berichtet uns unser Panzergeschichtsschreiber Bodo Herzog („Otto Kretschmer. Der erfolgreichste U-Boot-Kommandant des Zweiten Weltkrieges“) nun ein wenig:

„Qu. 0123 Mitte oben – Südost-Wind-3, Seegang-3… Ich operiere zunächst in Ostnordöstlicher Richtung. 17.45 Uhr – U-CI, das nur zwei bis drei Seemeilen nördlicher steht macht das Morsesignal: „Feind in Sicht an Backbord“. – 17.49 Uhr – In rund 30 Grad kommt ein Kriegsfahrzeug mit Bug rechts in Sicht, bald darauf links davon Rauchwolken, endlich der Geleitzug. Beim Vorsetzen zum Angriff kommt im Südost ein Dampfer mit anscheinend westlichem Kurs in Sicht. 19.28 Uhr – Getaucht zum Unterwasserangriff. 19.50 Uhr – Aufgetaucht, da Dampfer mit sehr geringer Fahrt nach Osten abläuft. 20.00 Uhr – Qu. 2915 rechts Mitte …- Beim weiteren Vorsetzen wird ein auftauchendes deutsches U-Boot, anscheinend wieder U-CI auf wenige Hektometer passiert. 20.24 Uhr – ein anderes U-Boot hat den Dampfer torpediert torpedierte um 20.20 Uhr den britischen Dampfer „Shekatika“ mit 5458 Bruttoregistertonnen. Bald darauf Erkennungs-Signal-Austausch mit U-CXXIII. 21.10 Uhr – Geleitzug wieder in Sicht. Ich stehe vor dem Geleitzug und lasse mich hinein sacken, dabei den vom stehenden Zerstörer umgehend. Die Zerstörer schießen dauernd Leuchtgranaten. Ich greife darauf den rechten Flügel des vorderen Gliedes von außen an.“ Wie schildert Kretschmer – Biograph Terence Robertson diese Phase bis zum Beginn der „Nacht der langen Messer“?: „Nordwärts marschierend, steht Kretschmer fünf Meilen von U-CI ab, als dieses eine Sichtmeldung des Geleites bekanntgibt. Als die Dämmerung hereinbricht, sieht Kretschmer die ersten Mastspitzen. Er pirscht sich näher an das Geleit heran, um nach altem Rezept zunächst erst einmal die Stärke der gegnerischen Geleitbewachung zu erkunden. Er zählt drei Zerstörer und mehrere kleine Kriegsschiffe, Korvetten und Fregatten, die das Geleit abschirmen, eine ungewöhnlich starke Bewachung für die damalige Zeit. Zufrieden damit, endlich in Sichtweite des Geleitzuges zu stehen, will er das Dunkel der Nacht für seinen Angriff abwarten. Als das letzte Licht am westlichen Himmel verblutet, setzt U-XCIX zu einem Angriff auf das Flügelschiff der äußersten Kolonne an. Gerade auf Kurs liegend, erlebt es Kretschmer, wie bei diesem Frachter eine Wassersäule aus der See aufbricht und wie dieses Schiff, von einem anderen U-Boot torpediert, mitten auseinanderbricht. Der Angriff auf das Geleit SC-7 hat begonnen. In London beobachtet ein besorgter Creasy und in Lorient ein erregter Dönitz die Weiterentwicklung der eingeleiteten Operationen. Jetzt ist es Nacht. Vorstoßend beobachtet Kretschmer einen dunklen Schatten vor dem Bug von U-XCIX… Kretschmer aber bleibt über Wasser, dreht mit Hartruderlage ab und läuft im rechten Winkel von dem Angreifer davon. Der Zerstörer folgt ihm nicht, aber dieses Ausweichen kostet U-XCIX zwei volle kostbare Stunden, bis es sich wieder an das Geleit heran gestaffelt hat. Um 22.00 Uhr beginnt der klassische Angriff, der den Stempel des „Asses“ tragen sollte. Während sieben andere Boote, unter diesen Schepke mit U-C, ihre Torpedosalven außerhalb des Bewacherschirms abfeuern, hält U-XCIX jetzt auf die Steuerbordseite des Geleitzuges zu, die von drei Zerstörern gesichert wird: einer steht voraus, einer marschiert am Steuerbord-Bug des Geleites und ein anderer sichert die Seite. U-XCIX hält in hoher Überwasserfahrt auf die Mitte zwischen dem Bug- und dem Seitenzerstörer zu. Wird der Einbruch gelingen? Auf den beiden Kriegsschiffen wird jetzt, nachdem der Angriff begann, auch der letzte Mann auf Posten sein. Mehr als hundert Augenpaare suchen das Seegebiet ab, aufmerksamer als bei irgendeiner anderen Gelegenheit. Die Sekunden schleichen qualvoll dahin. Eine Minute vergeht, eine zweite. U-XCIX steht zwischen den beiden Zerstörern, deren Abstand kaum eine Meile beträgt. Kretschmer vermindert die Fahrt. Langsam kommt das Geleit hinter ihm auf. Der erste Frachter der äußeren Marschkolonne wächst höher und höher über die Kimm heraus. Entfernung, Kurs und Geschwindigkeit werden am Zielgeber eingestellt. Auf 700 Meter fällt der erste Schuß in dieser für die Briten so verhängnisvollen Nacht, die klar und wolkenlos ist, durch einen gelbgrünen Mond in ein mattes Silberlicht getaucht.“ Bei mittlerer Sicht, Mondschein, feuerte der U-99-Kommandant um genau 22.02 Uhr im MQ AM-2924-Mitte den G 7a-Torpedo Nummer 6507 auf das Führerschiff des SC-7-Convoys „Assyrian“ (Bugschuß mit T.R.W.), der allerdings sein Ziel verfehlte. Das von Kapitän Reginald Sanderson Kearon geführte Fahrzeug mit dem Geleitzug-Kommodore Captain Lachlan Donald Ian Mackinnon erhielt eine relativ kurze Atempause: Am 19. Oktober wurde es um 1.22 Uhr von U-CI (Frauenheim) im Marinequadrant-2958 auf 57 Grad 12 Strich Nord – 10 Grad 43 Strich West versenkt! …“

Feldmarschall Albrecht von Roon

„Roon aber war der einzige unter meinen spätern Kollegen, der bei meinem Eintritt in das Amt sich der Wirkung und des Zweckes desselben und des gemeinsamen Operationsplanes bewußt war und den letzteren mit mir besprach. Er war unerreicht in der Treue, Tapferkeit und Leistungsfähigkeit, womit er vor und nach meinem Eintritt die Krisis überwinden half, in welche der Staat durch das Experiment der neuen Ära geraten war. Er verstand sein Ressort und beherrschte es, war der beste Redner unter uns, ein Mann von Geist und unerschütterlich in der Gesinnung eines ehrliebenden preußischen Offiziers. Mit vollem Verständnis für politische Fragen wie Eulenburg, war er konsequenter, sicherer und besonnener als dieser. Sein Privatleben war einwandsfrei. Ich war mit ihm von meinen Kinderjahren her, als er, mit topographischen Aufnahmen beschäftigt, sich im Hause meiner Eltern aufhielt, persönlich befreundet und habe nur unter seinem Jähzorn zuweilen gelitten, der sich leicht bis zur Gefährdung seiner Gesundheit steigerte.“ (Otto von Bismarck)

Anno 1803 wurde unser Feldmarschall Albrecht von Roon in Pleushagen – einem Dorf im Herzogtum Pommern – geboren. Sein Vater war Offizier und besaß ein Landgut und so trat er in dessen Fußstapfen. In Kulm und Berlin besuchte unser Roon die Kadettenschule und erhielt Anno 1821 sein Offizierspatent. Es folgte der Besuch der allgemeinen Kriegsschule und die Berufung in den Großen Generalstab. Unser Roon unterrichtete zudem unseren Prinzen Friedrich Karl von Preußen, der mit zu unseren größten Feldherren der Einigungskriege gehört. Selbst ins Feld zog unser Feldmarschall Anno 1849 und zwar als Generalstabschef unseres ersten preußischen Heerhaufens. Dessen Aufgabe in der Niederschlagung der liberalen Aufstände am Rhein bestand. Anno 1856 wurde unser Roon zum Generalmajor befördert und erhielt Anno 1858 das Kommando über unsere XIV. preußische Division. Anno 1859 ernannte Wilhelm der Große unseren Roon zu seinem Kriegsminister. Gemeinsam mit unserem Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck führte er die preußische Heeresvermehrung durch und trug dafür Sorge, daß es dem Hohenzollernheer in unseren deutschen Einigungskriegen an Nichts fehlte. Geehrt wurde unser Roon mit dem Roten und dem Schwarzen Adlerorden, dem Eisernen Kreuz, dem Hohenzollernhausorden und dem Verdienstorden Friedrichs des Großen. Anno 1836 hatte unser Feldmarschall die Klerikertochter Bertha Rogge geheiratet. Die Nornen sollten dem Paar sieben Kinder vergönnen. Zu lesen gibt es von unserem Roon auch etwas und zwar „Grundzüge der Erd-, Völker- und Staatenkunde“, „Militärische Länderbeschreibung von Europa“ und „Die iberische Halbinsel“. Das preußische Herrenhaus stimmt nun für die Heeresvermehrung – wie uns Sohnemann Waldemar („Kriegsminister von Roon als Redner“) zu berichten weiß: https://archive.org/details/kriegsministerv02roongoog

„In Übereinstimmung mit dieser Auffassung erklärte der Berichterstatter der Kommission, Freiherr von Vincke, in seiner nachfolgenden Rede unter anderm ausdrücklich, die Regierung könne zum Beispiel auch Regimentskommandeure und Offiziere für die neuen Linienregimenter ernennen, sie könne auch neue Kavallerieregimenter errichten – nur müsse sie darauf gefaßt sein, daß jene Offiziere und diese Formationen eventuell auf den Aussterbeetat kämen, wenn der Landtag bei definitiver Beratung die Beibehaltung jener Stellen und Truppenteile budgetmäßig ablehnen sollte. Roon für seine Person beteiligte sich an der Debatte nicht; er hatte dazu auch in der Tat keine Veranlassung, denn durch das abgeschlossene Kompromiß waren seine Vorschläge – vorläufig wenigstens auf das Niveau einer Finanzfrage herabgedrückt und seine Einrede gegen das Provisorium wäre vergeblich geblieben. Mit finanziellen Fragen oder auch mit deren staatsrechtlicher Auslegung hatte er sich als Kriegsminister nicht zu befassen. So konnte er sich denn in jener Sitzung auf wenige Worte beschränken, bei denen es ihm nur darauf ankam, die Kritik Vinckes, welcher gewisse Maßregeln der Militärverwaltung für „ungeschickt“ erklärte, zurückzuweisen. In denselben Tagen waren nämlich die im Herbste 1859 aus dem mobilen Zustande übernommenen „Landwehrstammbataillone“ auf Allerhöchsten Befehl zu kombinierten Infanterieregimentern zusammengefaßt und damit ein weiterer Schritt zur Durchführung der Armeereform getan worden. Roon verwahrte die Regierung in ernsten Worten gegen eine derartige Beurteilung ihrer Maßregeln; und nach kurzer Diskussion, an welcher sich auch der Präsident beteiligte, wurde der Zwischenfall für erledigt erklärt. Mit der ungeheuren Majorität von 315 Stimmen, bei 322 anwesenden Abgeordneten, wurde schließlich der oben zitierte, für den Kompromißvorschlag entscheidende Paragraph des Kommissionsantrages angenommen; damit war diese Angelegenheit für dieses Jahr im Abgeordnetenhause erledigt. Im Herrenhause wurde dieselbe Kreditvorlage nebst den übrigen zur Deckung des außerordentlichen Geldbedarfs erforderlichen Finanzgesetzen am 22ten Mai einstimmig angenommen. In der vorangehenden Debatte war von mehreren Seiten lebhaft bedauert worden, einmal daß durch den Gang der Verhandlungen dem Herrenhause die Möglichkeit genommen worden sei, in nachdrücklicher Weise für die Prinzipien der von der Regierung ursprünglich gemachten Vorlagen einzutreten und zweitens, daß die Staatsregierung selbst, gewissermaßen den Rückzug antretend vor dem Kommissionsberichte des Abgeordnetenhauses, darein gewilligt habe, den Kampf um die Grundlagen der so heilsamen Militärgelege auf 14 Monate zu vertagen. Um die Unklarheit der Lage, wie sie durch das Provisorium geschaffen war, und dieses selbst noch schärfer zu verurteilen und dasselbe anderseits im Sinne des Herrenhauses zu deklarieren, wurde ferner ohne Widerspruch (in namentlicher Abstimmung votierten sämtliche 102 stimmende Mitglieder dafür) folgende Resolution angenommen: „Das Herrenhaus hat nur mit Befriedigung entnehmen können, daß die königliche Staatsregierung Entschließungen gefaßt hat, welche zur wesentlichen Kräftigung des Heeres zu führen geeignet sind, und hofft mit Zuversicht, daß sie auf diesem Wege beharren und alle zur Reorganisation des Heeres erforderlichen Maßregeln energisch in Ausführung bringen, zu diesem Behufe auch soweit, als dieselben nicht schon kraft der Prärogative des Kriegsherrn durchgeführt werden können, die erforderlichen gesetzlichen Bestimmungen seiner Zeit einbringen werde.“ Auch der anwesende Finanzminister von Patow widersprach mit keinem Worte dieser Resolution, also auch nicht der in derselben ausgedrückten Auslegung und Auffassung des „Provisoriums“, und auch sämtliche anwesende liberale Mitglieder des Herrenhauses (zum Beispiel Hasselbach und andre Bürgermeister) hatten ihr Votum für die obige Resolution abgegeben. Bemerkt sei noch, daß die Wortführer im Herrenhause trotz ihrer mehrfachen Bemängelung der Maßregeln der aktuellen Regierung während der Debatte doch jede Gelegenheit benutzten, um ihrer warmen Sympathie und ihrem vollen Vertrauen für die Person des Kriegsministers und für seine Amtsführung Ausdruck zu geben. In der Session 1860 hat sich Roon dann noch einmal an den Verhandlungen des Abgeordnetenhauses zu beteiligen gehabt. Dies geschah in der Sitzung vom 18. Mai bei Beratung des Militäretats, speziell als es sich darum handelte, eine von der Regierung beantragte Erweiterung des Kadettenkorps zu befürworten. Nachdem mehrere Redner für und wider zu dieser Sache gesprochen und meist die prinzipielle Bedeutung der Kadettenkorps für die Ergänzung des Offizierkorps erörtert hatten, wobei der als wissenschaftliche Autorität und erfahrener Soldat gleich hoch geachtete, greise Abgeordnete General von Brandt mit großer Wärme für die Kadettenerziehung und ihre guten Resultate eingetreten war, ergänzte Roon die Ausführungen des vom Kriegsministerium bestellten Kommissars, Oberstleutnant von Hartmann, in nachstehender Rede): „Meine Herren! Ich habe dem, was der Kommissarius der Königlichen Staatsregierung über diese Angelegenheit gesagt hat, nur einige wenige Worte hinzuzufügen. Ich habe mich nicht entbinden können, in dieser Sache meine Stimme zu erheben, wiewohl ich weder eine Gewähr dafür habe, daß ich die entgegenstehende Ansicht bewältigen werde, noch eine Gewähr dafür, daß diese Sache überhaupt eine der Regierung günstige Wendung nähme; es ist aber Mannespflicht, das Nötige zu tun, man mag Aussicht auf Erfolg haben oder nicht. Was der Regierungskommissarius über die Berufswahl der jungen Leute, die in das Kadettenkorps eintreten, gesagt hat, ist vollständig richtig; es fehlt durchaus jeder Zwang. Seitdem aber jeder Vater für seinen Sohn Erziehungsbeiträge zahlt, die normiert sind nach den verschiedenen Verhältnissen der Eltern von 30 Reichstalern bis zu 150 Reichstalern, seitdem hat auch der Zwang aufgehört; es kann jeder in jedem Jahre austreten und einen andern Lebensweg einschlagen. Es ist der Lektionsplan der Realgymnasien für die Kadettenkorps akzeptiert; es ist also der übertritt in andre Schulen in keiner Weise mit Nachteil verknüpft. Sodann ist noch gesprochen worden davon, daß das Kadettenkorps eine Einseitigkeit in die Bildung der jungen Leute bringe. Ja, meine Herren, ganz im allgemeinen will ich das durchaus nicht leugnen. Eine Einseitigkeit im besseren Sinne ist aber nach meiner Meinung ein Vorzug, und eine jede Berufsbildung ist eine einseitige, und daß hier eine Berufsbildung beabsichtigt wird, liegt auf der flachen Hand. Eine jede derartige Einseitigkeit aber hat den Vorzug, daß sie für den Zweck dieser Einseitigkeit eben schneidiger wird als jede Universalität, die sich eben nicht eines bestimmten Zieles bewußt ist…“

Generalleutnant Johann von Tilly

Schlimmer noch als die Einladung der Kriemhild zum Familienfest beim Hunnenkönig Etzel war der 30jährige Krieg, in welchem wir Deutschen uns zum größten Teil selbst zerfleischten, was zwar schon früher vorgekommen ist – siehe Marbod gegen Hermann den Cherusker – aber in diesem Fall ganz besonders ärgerlich war. Denn um Papismus und Luthertum muß man sich nun wirklich nicht streiten, weil beides für den Monty ist. Unser halbes Volk wurde ausgelöscht und unser deutsches Vaterland schwer verwüstet und staatlich zersplittert. Mancher Mann wurde in dieses unselige Treiben verstrickt, der sich zu anderen Zeiten großen Ruhm erworben hätte. So auch unser Generalleutnant Johann von Tilly, der Anno 1632 heimgegangen ist. Um Anno 1559 wurde er in Brabant geboren und stand anfangs in den Diensten der Habsburger. Am Vorabend des 30jährigen Krieges wurde er zum Feldherrn der katholischen Liga ernannt. Er zerschmetterte die Truppen den Winterkönigs in der Schlacht am Weißen Berg und führte die habsburgisch-ligistischen Truppen in den Schlachten von Wimpfen, Höchst, Stadtlohn und Lutter zum Sieg. Es sah so aus als würden die Habsburger unter Ferdinand II. das machtvolle Kaisertum der Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer erneuern können. Doch dann landeten die Schweden und bei Breitenfeld erlitt unser Tilly eine schwere Niederlage und wurde bald darauf in der Schlacht von Rain tödlich verwundet. In der Schlacht am Weißen Berg erfocht unser Tilly einen seiner größten Siege und so darf der Schlachtbericht unseres Geschichtsschreibers Onno Klopp („Tilly im dreißigjährigen Kriege“) nicht fehlen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10717043_00005.html

„Die Witterung ward rauer, die Herbeiführung der Lebensmittel schwieriger, die Krankheiten nahmen zu. An einem kalten Herbstmorgen sah man im bayerischen Lager die Geschützwache, zehn Mann, vor Frost erstarrt. Es mußte etwas Nachdrückliches gestehen. Da man bei Rakonicz nicht zum Schlagen kam, zogen Max und Tilly nach längerem Verweilen dort ihren alten Plan hervor aus Prag zu ziehen. Am 4. November brachen sie aus, am 7. erschauten sie die Türme von Prag. Die Böhmen, welche beobachtend erst das Heer der Feinde begleitet hatten, waren voran geeilt und standen vor der Stadt. Es war die Frage, ob man sie angreifen sollte; denn ihre Stellung war vortrefflich. Zur Rechten hatten sie den königlichen Park, den Thiergarten, zur Linken einen steilen Abhang als Deckung, im Rücken die Stadt. Nur von vorn, wo der Boden rau und hügelig, war ein Angriff möglich, und hier waren Verschanzungen errichtet. Dazu floß davor ein Bach mit einer einzigen Brücke. Das Heer des Kaisers und der Bundesgenossen war ermattet von dem langen Marsche, geschwächt durch Krankheiten und Entbehrungen. Dennoch entschieden sich Max und Tilly für den sofortigen Angriff. Bucquoi war dagegen. Dazu war er verwundet und fieberkrank. Er schlug vor die Feinde zu umgehen, dann Prag anzugreifen. Bei gleicher moralischer Kraft der Heere und namentlich der Feldherren hätte dieser Rat im regelmäßigen Verlaufe der Dinge der bessere sein mögen; allein hier kamen mehr Rücksichten in Frage. Max und Tilly brachten noch andere Kräfte und Mittel in Anschlag, als diejenigen der Zahl, des Ortes, der physischen Kraft. Während die Feldherren uneinig waren, trat der Pater Dominikus zu ihnen, ein Mann von ernstem strengem Wandel, der im Rufe der Heiligkeit stand. An seiner Brust sah man das Bild Mariens, aus seinem Stabe das des Gekreuzigten, „Söhne der Kirche“, rief er, „was zaudert ihr? Wie sollten wir nicht setzt sie angreifen, da der Herr sie in unsere Hände gibt? Wir werden sie überwinden, so gewiß wir leben.“ Er zog ein verstümmeltes Marienbild hervor, hielt es hoch und rief: „Seht da, was sie getan. Die Fürbitte dieser wird mit euch sein. Vertrauet auf Gott und geht kühn in die Schlacht. Er streitet für euch und gibt euch den Sieg.“ Bucquoi wich, er stimmte bei. Das Losungswort war: heilige Maria, Es war ein Sonntag, und das Evangelium desselben lautete: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. Es waren dieselben Worte, die in fast jeder lutherischen Flugschrift über Böhmen damals wiederkehren, dieselben Worte, deren Anwendung für Ferdinand gegen Friedrich die Kalvinisten den Lutheranern so sehr übel nahmen. Der Angriff mußte von der Niederung aus beginnen, und zu diesem Zwecke die Brücke über den Nach überschritten werden, die im Bereiche der feindlichen Geschütze lag. Tilly wagte es die Seinen zuerst hinüber zu führen. Wallenstein und andere urteilsfähige Richter haben dieses Wagestück später sehr getadelt. Friedrichs Feldherr Christian von Anhalt nannte später den ganzen Angriff eine unbedachtsame, aber brave Resolution. Daß derselbe taktisch ein Fehler war, dürfte danach nicht zweifelhaft sein. Aber Tilly war ein alter ergrauter Feldherr, der als Grundsatz seines Handelns später wohl einmal erklärte: er gehe nicht lieber ins Wasser, als wo er den Grund noch sehen könne. Es ist eine alte Erfahrung, daß ein scheinbarer Fehler strategisch eine wohl begründete Maßregel sein kann. Wir dürfen annehmen, daß ein Fehler, der jedem anderen Auge sich erschloß, demjenigen Tillys nicht verborgen gewesen sein kann. Demgemäß mußte er einen Grund haben, der ihn bewog aus höheren strategischen Rücksichten diesen Fehler zu begehen. Und zwar kann dieser Grund nur in der Überzeugung zu suchen sein, die wir bei ihm, wie bei denn Herzoge Max auf dem ganzen Zuge lebendig sehen: derjenige der Überzeugung von der völligen inneren Nichtigkeit des böhmischen Unwesens. Wie tief muhte der erfahrene alte Feldherr seine Gegner verachten, wenn er, der 61jührige Meister der Vorsicht, das vor ihren Augen wagte! Wenn, wie wir anzunehmen ein Recht zu haben glauben, dies die Berechnung Tillys war: so traf sie vollkommen ein. Sein Zug über die Brücke, sein Aufmarsch ward nicht gestört. Nur der kühne Jugendmut des jüngeren Anhalt, sein Beispiel, das Andere mit fortriß, machte für eine kurze Frist die Waage schwanten. Als Anhalts Ansturm gebrochen, war auch die Schlacht entschieden. Es war Mittag, als sie begann. Sie dauerte nicht eine Stunde. Der Verlust der kaiserlichen Waffen in dem entscheidenden Treffen betrug 300 bis 400 Mann. In wilder Flucht wälzten sich die böhmischen Streiter den Toren der Stadt zu…“

Meister Eckhart

Anno 1328 ging unser Meister Eckhart heim und da wird aus dessen Werken vorgelesen, ohne daß wir Panzertiere damit dem Christentum Vorschub leisten wollen. In selbiges hat sich das mystische Denken unseres Meisters Eckhart eben ergossen. Anno 1260 erblickte er bei Gotha das Licht der Welt. Obwohl er aus einem ritterlichen Geschlecht stammte, wurde er Mönch. Er studierte die Gotteslehre und wurde Anno 1302 zum Meister derselbigen ernannt. Anno 1325 wurde er der Ketzerei bezichtigt und mußte schließlich seine Lehren widerrufen (ohne daß seine Schriften vernichtet worden wären). Seine Abhandlung „Von der Abgeschiedenheit“ habe ich mir von unserem Meister Eckhart ausgesucht: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Meister+Eckhart/Predigten,+Traktate,+Spr%C3%BCche/Traktate/3.+Von+der+Abgeschiedenheit

„Ich habe viele Schriften gelesen, von heidnischen Meistern und von Propheten, und vom alten und neuen Bund, und habe mit Ernst und ganzem Fleiß gesucht, was die beste und höchste Tugend sei, mit der der Mensch sich auf dem nächsten Wege zu Gott verfügen könnte, und mit der der Mensch ganz gleich wäre dem Bilde, wie er in Gott war, indem zwischen ihm und Gott kein Unterschied war, bevor Gott die Kreaturen erschuf. Und wenn ich alle Schriften durchforsche, so gut meine Vernunft zu ergründen und erkennen vermag, so finde ich nichts anderes als reine Abgeschiedenheit, die aller Kreaturen entledigt ist. Darum sprach unser Herr zu Martha: „unum est necessarium“, das heißt so viel wie: wer ungetrübt und rein sein will, der muss eines haben, und das ist Abgeschiedenheit. Die Lehrer loben gar gewaltig die Liebe, wie zum Beispiel Sankt Paulus mit den Worten: „Was ich auch üben mag, habe ich nicht Liebe, so habe ich gar nichts.“ Ich aber lobe die Abgeschiedenheit mehr als alle Liebe. Zum ersten darum, weil das Gute an der Liebe ist, dass sie mich zwingt, Gott zu lieben. Nun ist es viel mehr wert, dass ich Gott zu mir zwinge als dass ich mich zu Gott zwinge. Und das kommt daher, dass meine ewige Seligkeit daran liegt, dass ich und Gott vereinigt werden; denn Gott kann sich passender mir anpassen und besser mit mir vereinigen, als ich mit ihm. Dass Abgeschiedenheit Gott zu mir zwingt, das bewähre ich damit: ein jedes Ding ist doch gerne an seiner natürlichen Eigenstätte. Nun ist Gottes natürliche Eigenstätte Einfachheit und Reinheit; die kommen von der Abgeschiedenheit. Darum muss Gott notwendig sich selbst einem abgeschiedenen Herzen hingeben. – Zum zweiten lobe ich die Abgeschiedenheit mehr als die Liebe, weil die Liebe mich dazu zwingt, alles um Gottes willen auf mich zu nehmen, während die Abgeschiedenheit mich dazu zwingt, dass ich für nichts empfänglich bin als für Gott. Nun steht es aber viel höher, für gar nichts als Gott empfänglich zu sein, als um Gottes willen alles zu tragen. Denn in dem Leiden hat der Mensch noch einen Hinblick auf die Kreatur, von der er zu leiden hat. Die Abgeschiedenheit dagegen ist aller Kreatur entledigt. Dass aber die Abgeschiedenheit für nichts als für Gott empfänglich ist, das beweise ich: denn was empfangen werden soll, dass muss irgendworin empfangen werden. Nun ist aber die Abgeschiedenheit dem Nichts so nahe, dass kein Ding so zierlich ist, dass es in der Abgeschiedenheit enthalten sein kann als Gott allein. Der ist so einfach und zierlich, dass er wohl in dem abgeschiedenen Herzen sich aufhalten kann. Die Meister loben auch die Demut vor vielen andern Tugenden. Ich lobe die Abgeschiedenheit vor aller Demut, und zwar darum. Die Demut kann ohne die Abgeschiedenheit bleiben; dagegen gibt es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne vollkommene Demut. Denn vollkommene Demut zielt auf ein Vernichten seiner selbst; nun berührt sich aber die Abgeschiedenheit so nahe mit dem Nichts, dass zwischen ihr und dem Nichts kein Ding mehr sein kann. Daher kann es keine vollkommene Abgeschiedenheit ohne Demut geben, und zwei Tugenden sind immer besser als eine. Der andere Grund, warum ich die Abgeschiedenheit der Demut vorziehe, ist das, dass die vollkommene Demut sich selbst unter alle Kreaturen beugt, und eben damit begibt sich der Mensch aus sich selbst zu den Kreaturen. Aber die Abgeschiedenheit bleibt in sich selbst. Nun aber kann kein Hinausgehen jemals so hoch stehen wie das Darinbleiben in sich selbst. Die vollkommene Abgeschiedenheit achtet auf nichts und neigt sich weder unter noch über eine Kreatur: sie will nicht unten noch oben sein; sie will so für sich selbst verharren, niemand zu Lieb und niemand zu Leid, und will weder Gleichheit noch Ungleichheit, noch dies noch das mit irgend einer Kreatur gemein haben, sie will nichts anderes als allein sein. Daher werden keinerlei Dinge von ihr belästigt. Ich ziehe auch die Abgeschiedenheit allem Mitleid vor, denn das Mitleid ist nichts anderes, als dass der Mensch aus sich selbst heraus zu den Gebresten seines Mitmenschen geht und davon sein Herz betrüben lässt. Dessen steht die Abgeschiedenheit ledig und bleibt in sich selbst und lässt sich durch nichts betrüben. Kurz gesagt: wenn ich alle Tugenden betrachte, so finde ich keine so ganz ohne Fehler und so zu Gott führend wie die Abgeschiedenheit…“