Kaiser Wilhelm der Zweite

Auch wenn es die Geburtstagsfreude etwas trüben mag, so möchte ich den Geburtstag unseres letzten Kaiser doch dazu benutzen, um an dessen berühmte zweite Kriegsrede zu erinnern. Da diese uns Deutschen noch immer eine gute Richtschnur ist, gerade heute in diesen finsteren Zeiten:

„Ich danke euch für alle Liebe und Treue, die ihr Mir in diesen Tagen erwiesen habt. Sie waren ernst, wie keine vorher! Kommt es zum Kampf, so hören alle Parteien auf! Auch Mich hat die eine oder die andere Partei wohl angegriffen. Das war in Friedenszeiten. Ich verzeihe es heute von ganzem Herzen! Ich kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr; wir sind heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder. Will unser Nachbar es nicht anders, gönnt er uns den Frieden nicht, so hoffe Ich zu Gott, daß unser gutes deutsches Schwert siegreich aus diesem schweren Kampfe hervorgeht.“

Anno 1859 wurde unser Kaiser Wilhelm in Berlin geboren. Anno 1888 folgte er seinem Vater Friedrich IV. auf den deutschen Thron nach. Er herrschte bis 1918, als ihn der Dolchstoß der heimtückischen Novemberverbrecher traf. Seine Herrschaft war im Wesentlichen glanzvoll. Er hätte freilich mehr für die Kriegsrüstung und zur Bekämpfung der inneren Feinde tun können, dazu hätte unser Kaiser Wilhelm aber in die Zukunft blicken können müssen, um die Gräuel des Versailler Schandvertrages und die Pläne des Feindes zu entdecken. Man weiß nicht, wie sich so mancher großer deutscher Herrscher an seiner Stelle geschlagen hätte. Ob besser oder schlechter. Das Schicksal spielte ihm zudem so manchen Streich: Anno 1913 ging unser Graf Schlieffen heim und sein Nachfolger Moltke der Jüngere vermochte nicht seinen Schlachtplan gegen die Welschen umzusetzen… Anno 1881 ehelichte unser Kaiser Wilhelm Auguste Viktoria von Holstein, die ihm sieben Kinder schenkte (seine zweite Ehe mit Hermine von Reuß blieb kinderlos). Zur Feder griff er im Exil bei den Batavern. „Aus meinem Leben. 1859–1888“, „Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878–1918“, „Erinnerungen an Korfu“, „Vergleichende Geschichtstabellen von 1878 bis zum Kriegsausbruch 1914“ oder „Meine Vorfahren“ lauten die Namen seiner Bücher, deren Anschaffung mit Sicherheit nicht verkehrt ist. In „Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878–1918“ würdigt unser Kaiser Wilhelm nun seinen Admiral Tirpitz: https://archive.org/details/ereignisseundges00wilhuoft

„Unvergessen muß dem Admiral von Tirpitz die großartig gelungene Schöpfung der Handelskolonie Tsingtau bleiben. Hier bewährte sich sein glänzendes Talent für Administration und Organisation auf allen Gebieten. Sie haben aus dem Ort, der vorher fast unbekannt und ganz bedeutungslos war, einen Handelsplatz geschaffen, der in wenigen Jahren einen Handelsumsatz von 50 bis 60 Millionen bewältigte. Der aus seiner amtlichen Stellung sich ergebende Verkehr mit Parlamentariern, der Presse und den Kreisen der Großindustrie und des Welthandels erhöhte mit der Zeit das Interesse des Admirals an politischen Vorgängen, insbesondere an den auswärtigen Fragen. Bei solchen mußte ja immer mit der Verwendung von Schiffen gerechnet werden. Der klare Weitblick des das Ausland von seinen Reisen kennenden Seemanns befähigte Tirpitz zu raschen Entschlüssen, die sein feuriges Temperament gern schnell in die Tat umgesetzt sehen wollte. Der Widerstand und das langsame Arbeiten der Beamtengeister vermochten ihn stark zu reizen. Eine gewisse, durch mancherlei Erfahrungen vielleicht bestärkte, Neigung zum Mißtrauen verführte ihn öfters dazu, berechtigten oder unberechtigten Verdacht gegen einzelne Menschen zu hegen. Das gab Tirpitz etwas stark Zurückhaltendes in seinem Wesen und „hemmte des Herzens freudige Bewegung“ bei anderen. Auch konnte er, wenn er auf Grund neuer Überlegungen oder neuer Tatsachen seinen bisher vertretenen Standpunkt änderte, seine neue Ansicht recht entschlossen geltend machen. Daraus resultierte, daß das Zusammenarbeiten mit ihm sich nicht immer ganz amön und leicht gestaltete. Die gewaltigen Erfolge seiner Leistungen, auf die er mit Recht stolz war, verliehen ihm ein Gefühl der Macht seiner Persönlichkeit, das auch seine Freunde zuweilen spüren mußten. Während des Krieges gewann die politische Ader bei Tirpitz so sehr die Oberhand, daß es schließlich zu Differenzen kam, die letzten Endes zu seinem Ausscheiden führten. Denn der Reichskanzler von Bethmann verlangte die Entlassung des Großadmirals mit dem Hinweise, daß die Reichsstaatssekretäre seine Untergebenen seien, und daß die Politik von ihm allein geführt werden müsse. Schweren Herzens ließ ich diesen tatkräftigen, willensstarken Mann gehen, der meine Pläne in genialer Weise durchgeführt hat und mir ein unermüdlicher Mitarbeiter gewesen ist. Meines Kaiserlichen Dankes wird Tirpitz stets sicher sein. Es ist nur zu wünschen, daß diese Kraft dem in Not und Bedrängnis befindlichen armen deutschen Vaterland bald wieder helfend zur Seite stehen möge. Sie wird können und wagen, was viele andere nicht wagen. Jedenfalls gilt von Admiral von Tirpitz das Dichterwort: Höchstes Glück der Erdenkinder ist doch die Persönlichkeit! Die Kritik, die der Großadmiral in seinem lesenswerten Buche an mir üben zu müssen glaubt, kann mein Urteil über ihn nicht beeinträchtigen…“

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