Die Schlacht bei Gorlice und Tarnow

Anno 1915 wurde die Schlacht von Gorlice-Tarnow geschlagen. Ein großer deutscher Sieg im Osten, den man eine kleine Entscheidungsschlacht nennen darf. Die russische 3. Armee mußte nämlich ganz schön Federn lassen und hat einen Verlust von 350,000 Mann erlitten (bei 40,000 Mann deutschen Verlusten). Die Folgen können sich auch sehen lassen: Die Russen wurden aus Polen vertrieben und den Österreichern hinreichend Luft verschafft, um den heimtückischen Angriff Italiens abwehren zu können. Errungen haben diesen Sieg unsere XI. Armee und die IV. österreichische Armee. Angeführt haben sie unser Feldmarschall August von Mackensen und unser Generalobers Hans von Seeckt. Beim General Ludendorff wird nun in den Kriegserinnerungen munter der errungene Erfolg ausgenutzt: https://archive.org/details/Ludendorff-Erich-Meine-Kriegserinnerungen

„Das frontale Zurückdrängen der Russen in Galizien, so empfindlich es für sie war, brachte keine Kriegsentscheidung. Sie wichen kämpfend so weit aus, als wir in Rücksicht auf unsere Verbindungen vordringen konnten. Sie schlugen sich noch nicht auf ihrem eigenen Grund und Boden und konnten bis dahin noch weite Strecken aufgeben. Es kam hinzu, daß bei diesem frontalen Kämpfen unsere Verluste nicht unerheblich waren. Es mußte geprüft werden, ob nicht andere Operationen bessere Aussichten böten. Wir konnten vielleicht 9 bis 10 Divisionen bei der Armeeabteilung Gallwitz, die mittlerweile zur XII. Armee ausgestaltet war, zum Stoß gegen den unteren Narew vereinigen, aber wir versprechen uns davon nicht viel. Es war mit Sicherheit anzunehmen, daß der Russe günstigstenfalls Widerstand leisten, dann aber ebenso ausweichen würde wie in Galizien. In der Theorie vorteilhafter erschien wieder die Operation, an die wir nach der Winterschlacht gedacht hatten: Vordringen über die Linie Ossowjetz – Grodno, vielleicht auch noch über Lomsha. Ein solcher Vormarsch hätte eine entscheidende Wirkung haben können. Er führte auf räumlich kürzestem Wege in den Rücken des aus Ostgalizien zwischen Weichsel und Bug zurückweichenden russischen Heeres. Wir erkundeten die Sumpfniederung zu beiden Seiten von Ossowjetz für einen Übergang, aber das Ergebnis war, wie vorauszusehen, ein ungünstiges. Die Bodenverhältnisse schlossen dort einen Übergang aus. Wir mußten mit ernstem Widerstand in der taktisch schon an und für sich sehr starken und vermutlich auch stark besetzten Linie Ossowjetz – Grodno rechnen. Daß wir hier diesen Widerstand und die sonstigen Schwierigkeiten überwinden würden, war nicht zu erwarten. Ich habe tief bedauert, daß ich einen solchen Angriff auch auf eine Anfrage der Obersten Heeresleitung hin nicht befürworten konnte. Jede Operation weiter nördlich entfernte sich räumlich von der entscheidenden Stelle südöstlich Grodno. Dieser Nachteil mußte dann durch Schnelligkeit ausgeglichen werden, zumal wenn der feindliche Rückmarsch rascher als bisher vor sich ging. Die feindliche Flanke mußte in diesem Fall immer mehr und mehr in Richtung Wilna – Minsk getroffen werden. Ein großer deutscher Vormarsch zwischen Grodo – Kowno allein war nicht wirkungsvoll genug, wir liefen in einen Sack. Günstiger erschien es, zunächst Kowno von der X. Armee von Westen her, bei gleichzeitiger Umfassung von Norden durch die Njemen-Armee, zu nehmen. War diese Festung, der Eckpfeiler der russischen Njemen-Verteidigung, gefallen, so war der Weg auf Wilna und in den Rücken der Hauptkräfte des russischen Heeres geöffnet. Es mußte daraufhin einen gewaltigen Sprung nach rückwärts ausführen. Konnten die Njemen- und X. Armee auch nur geringe Verstärkungen rechtzeitig erhalten und mit Kolonnen und Trains reichhaltig ausgestattet werden, so war zu hoffen, diesen Sprung derart von Norden über Wilna in der Flanke zu fassen, daß der Sommerfeldzug 1915 mit einer entschiedenen Einbuße des russischen Heeres endigen würde. Das war um so eher zu erreichen, je schärfer die Operationen aus Ostgalizien in den Raum östlich des Bug gelegt wurden. In Ausführung dieses Gedankens wurde die Njemen-Armee durch die XLI. Infanteriedivision, LXXVI. Reservedivision und IV. Kavalleriedivision der VIII. Armee verstärkt. Der Angriff auf Kowno war dadurch einfacher geworden, daß Mitte Mai nach einem gescheiterten Vorstoß der Russen aus den Waldungen westlich Kowno auf Schaki unsere Linien in diesen Wäldern auf Entfernungen vorgeschoben waren, die das Instellungbringen unserer schwersten Artillerie gestatteten. Dieser russische Vorstoß war überraschend gekommen und gewann zuerst gegen die Grenze erheblich Boden. Es war nicht zu übersehen, ob er einen größeren Angriff gegen den nur schwachen Nordflügel der X. Armee einleiten sollte. Das Oberkommando dieser Armee zog schnell Teile verschiedener Divisionen bei Wilkowischki unter dem General Beckmann zusammen, der den Feind sehr bald zurückschlug. Wir fühlten eine gewisse Erleichterung, als die Lage sich dort wieder entspannte. General Beckmann zog später über den Njemen, wo er der Armee gleichen Namens unterstellt wurde…“

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